Verbotene Gefühle von Nadia

Verbotene Gefühle von Nadia

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Obi-Wan verließ den engen Lüftungsschacht und ging hinter einigen Transportkisten in Deckung. Niemand hatte bemerkt, wie er sich an Bord des Kampfkreuzers geschlichen hatte, doch er wusste, dass er längst nicht außer Gefahr war. Er ahnte nicht, dass sein ehemaliger Padawan längst seine Gegenwart spürte, dass er nur darauf wartete ‚gefunden’ zu werden. Anakin hatte ihm praktisch eine Spur aus Brotkrumen hinterlassen; er wollte gefunden werden.

Der junge Jedi-Meister stahl sich hinaus auf den Korridor, um sich auf den Weg zum Kontrollraum zu begeben, als ihm zwei Droidika entgegen kamen und sofort den Angriff starteten. Geschickt zog er sein Lichtschwert und aktiviert es, wehrte die Schüsse der elektronischen Garde ab, näherte sich ihnen – das Schwert elegant vor sich hin und her schwingend, welches einen rauschenden Ton von sich gab – und griff schließlich frontal an. Die Droidika waren auf Distanzen gefährliche Gegner, im Nahkampf jedoch unterlegen. Er duckte sich, wich ihren beinahe plumpen Versuchen direkt anzugreifen aus und zerlegte den einen binnen Sekundenbruchteilen in seine Bestandteile. Piepend griff ihn der zweite Droidika weiterhin an, seiner Programmierung folgend und fand sich nur wenige Augenblicke später als Schrotthaufen neben dem bereits zerstörten Droidika wieder.

Obi-Wan Kenobi war durch diesen kleinen Zwischenfall kaum ins Schwitzen geraten. Seine Gedanken kreisten einzig und allein, um Anakin. Und dann, ganz plötzlich konnte er ihn fühlen, lange noch bevor er den Kontrollraum erreichte und sich ihm gegenüberstehend wieder fand.

Er hatte lange überlegt, wie er beginnen sollte und was er zu ihm sagen würde. Das Szenario war der Jedi-Meister in Gedanken hunderte Male durchgegangen. Und dann stand er Anakin gegenüber und brachte nur ein einziges Wort in Form einer Frage über die Lippen: „Warum?“

Anakin stand mit dem Rücken zu ihm und wandte sich nur langsam um. Eine lange, schwarze Kutte verhüllte seine Gestalt, doch Obi-Wan musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er es war. Sein Herz begann vor Anspannung wild in seiner Brust zu hämmern, so sehr fürchtete er die Antwort zu hören.

„Meister“, sagte Anakin abfällig und wischte sich die Kutte vom Kopf, sodass sein Gesicht nun gut sichtbar wurde. Der Ausdruck in seinem Blick war kalt und düster. Obi-Wan erschauderte bei seinem Anblick.

„Ich bin nicht mehr dein Meister.“

In Anakins Augen funkelte es. „Wie immer habt Ihr Recht.“

„Warum“, wiederholte Obi-Wan seine noch unbeantwortete Frage, obgleich er die Antwort nicht wirklich hören wollte.

„Macht.“

„Macht?“

Anakin nickte und wirkte dabei hochmütiger denn je. „Ihr und die übrigen Jedi seid schwach. Hüter des Friedens, welch lächerliche Bezeichnung.“

„Wenn wir so schwach sind, weshalb dann dieses Massaker? Würdest weder du noch Sidious die Jedi fürchten, gäbe es keinen Grund sie auszulöschen.“ Behutsam tat er einige Schritte auf seinen ehemaligen Padawan zu, dieser blieb jedoch ungerührt stehen. „Weshalb die Angriffe, wenn wir doch so schwach sind, wie du sagst?“

„Rache! Die Jedi und die Sith unterscheiden sich nicht so sehr voneinander, wie Ihr meint. Wir ziehen es jedoch vor unser gesamtes Potential zu nutzen, ziehen es vor die Schwachen zu regieren, sie auf diese Weise vor sich und ihrer eigenen Torheit zu schützen. Sie sind wie Kinder ohne Eltern, hilflos und schwach. Ihr und alle anderen Jedi wollen das nicht einsehen. Und die Sith wollen nicht länger im Verborgenen bleiben und sich verstecken. Die Jedi haben zu lange die Fäden in der Hand gehalten, es wird Zeit für eine neue Macht, die einzig wahre Macht.“

„Und die verkörperst du?“, fragte Obi-Wan sarkastisch. Er konnte nicht glauben, was Anakin ihm da erzählte. „Du willst ein Diktator werden und die Schwachen unterdrücken, anstatt ihnen zu helfen?“ Er schüttelte traurig den Kopf. „Du wirst niemals an der Spitze stehen, Anakin. Er wird dich unterdrücken, dich benutzen. Er weiß zu was du fähig bist.“

„Niemand kennt mein wahres Potential. Ihr habt es ebenso wenig erkannt, wie der dunkle Lord“, erwiderte Anakin mit düsterer Miene. „Ich bin nicht derjenige, der ausgenutzt wird, das versichere ich Euch. Eines Tages werde ich die alleinige Macht haben und über die Galaxie herrschen. Ich werde der sein, der alle anderen regiert. Ich werde der mächtigste aller Sith werden und niemand, weder Sidious, noch Ihr selbst, werdet mich aufhalten können.“

Ungläubig starrte Obi-Wan in Anakins Gesicht. Von dem jungen, unschuldigen Mann war nichts mehr übrig geblieben. Seine Gier nach Macht hatte alles Gute in ihm ausgelöscht. „Was ist mit Padmé, Anakin?“

„Anakin ist tot. Sie hat ihn geschwächt, Ihr habt ihn geschwächt. Er ist gestorben, an dem Tag, als Lord Sidious seinen neuen Schüler auserwählte; mich, Darth Vader.“

Blinzelnd trat Obi-Wan einen Schritt zurück. Es kam ihm beinahe so vor, als leide Anakin an einer Art gespaltener Persönlichkeit. Er hatte seine alte Identität aufgegeben, um in einer neuen wiedergeboren zu werden. Er hatte beschlossen sein altes Leben als Jedi-Schüler und Ehemann aufgegeben, um dem dunklen Lord zu dienen. Um dessen Wissen zu assimilieren, bis er mächtig genug war Sidious zu stürzen und selbst die Macht an sich zu reißen. Das konnte unmöglich der Weg sein, der Anakin Skywalker vorbestimmt war. Das konnte nicht das sein, was Qui-Gon in dem Jungen von Tatooine gesehen hatte.

Für einen kurzen Augenblick dachte Obi-Wan an die Zwillinge, doch dann wischte er die Gedanken schnell fort. Anakin wusste nichts von seinen Kindern und das sollte auch so bleiben. Wenn seine Liebe zu Padmé nicht stark genug war, ihn auf der Seite der Jedi zu halten, würde es das Wissen um seine Kinder wohl auch nicht schaffen.

Er überlegte, ob er Padmés Wunsch nicht doch nachkommen und einfach wieder gehen sollte. Warum sollte es ihm obliegen Anakin aufzuhalten, oder Darth Vader, wie er sich nun nannte? Warum sollte ausgerechnet er diese schwere Bürde tragen?

Der Gedanke war noch nicht in seinem Geist erloschen, als er eine kaum sichtbare Bewegung Anakins bemerkte. Dieser zog im Bruchteil von nur einer Sekunde sein neues Lichtschwert, das rot glomm und schenkte Obi-Wan ein hämisches Lächeln.

„Lasst es uns zu Ende bringen. Ich habe es satt mit Euch zu reden.“

„Ich möchte nicht gegen dich kämpfen, du bist wie ein Sohn für mich gewesen“, sagte Obi-Wan matt, zog jedoch seinerseits das Lichtschwert. Er wollte nicht gegen Anakin kämpfen, exekutieren lassen wollte er sich jedoch auch nicht.

„Es kann nur einer von uns diesen Tag überdauern, das wisst Ihr ebenso gut wie ich“, rief Anakin und holte zum Erstschlag aus.

Obi-Wan wehrte den Hieb ab, drehte sich einmal um die Achse und holte seinerseits zum Schlag aus. „Ich habe nicht gewollt, dass es so endet!“

„Ich schon!“, schrie Anakin und hieb in wilder Raserei auf seinen ehemaligen Meister ein. Es gelang Obi-Wan ein ums andere Mal abzuwehren und auszuweichen. Mit seinen eigenen Schlägen, die Anakin jedoch verfehlten, traf er ein ums andere Mal diverse Kontrollkonsolen. Die Geräte sprühten Funken, brachen nacheinander in Flammen aus. Dunkle Rauchschwaden hingen in der Luft und brannten in seinen Augen.

Er konzentrierte sich ganz auf seine Jedi-Sinne, als er wieder und wieder Anakins Angriffen auswich. Meist hörte er das Lichtschwert, ehe er es durch die Rauschschwaden schneiden sah, fühlen konnte er nichts als Anakins maßlosen Zorn.

Heiße Flammen züngelten in seine Richtung, als er vergebens versuchte Deckung hinter einer explodierten Konsole zu finden. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer und Schwindel ließ ihn immer weiter zurücktaumeln. Ein kleiner Teil in ihm hatte den Kampf bereits aufgeben, als Anakin ihn mit seinem Schwert am rechten Bein erwischte.

Jäher Schmerz ließ ihn aufschreien. Seine eigene Stimme wurde sofort von den dicken Rauchwolken verschluckt, noch ehe sie von den kalten Wänden des Kontrollraums widerhallen konnten. Er konzentrierte sich mit letzter Kraft darauf den Schmerz auszublenden und startete einen Gegenangriff.

Humpelnd sprang Obi-Wan aus seiner Deckung und hieb zu, von rechts, von links, von oben und dann wieder von unten. Anakin hielt jeden der Schläge auf, als wäre es ein lustiges Spiel. Sie hatten oft zusammen trainiert und Obi-Wan hatte schon früh festgestellt, dass es für seinen Padawan ein Leichtes war, sich gegen ihn zu behaupten.

Keiner der beiden bemerkte, dass der gesamte Raum in Flammen stand, bis eine Explosion nach der anderen die Luft erschütterte und Elemente der Schalttafeln, Displays der Konsolen und diverse Verkleidungen durch den Raum wirbelten. Das gesamte Schiff geriet außer Kontrolle, die Autonavigation versagte, durch die enorme Hitze des Raums begannen die Fensterscheiben bedenklich zu knacken.

Obi-Wan fürchtete, dass das Glas bald bersten würde. Wenn nicht von selbst, dann durch die herumfliegenden Schiffsteile. Noch einmal setzte er alles auf eine Karte, kämpfte nicht nur gegen Anakin an, sondern auch gegen die Benommenheit, die aufgrund des akuten Sauerstoffmangels zunehmend von ihm Besitz ergriff. Er schaffte es Anakin abzudrängen, holte aus, wieder und wieder und immer wieder. Schweiß rann ihm über die Stirn, das Lichtschwert hielt er in beiden Händen, um es nicht versehendlich zu verlieren – was sein Todesurteil gewesen wäre. Und dann, Anakin duckte ich, um einer Schalttafel auszuweichen, die ihn enthauptet hätte, erwischte Obi-Wan ihn endlich. Er trennte Anakins künstliche Hand vom Arm ab und schlug gleich noch einmal zu. Diesmal gelang es ihm die Beine seines ehemaligen Padawans zu treffen. Sein Lichtschwert glitt widerstandslos durch Fleisch und Knochen und trennte beide Beine ab.

Ungläubig starrte Anakin seinen ehemaligen Meister an, den Schmerz ignorierend, den er zweifelsfrei empfand. Obi-Wan blickte mitleidig zu ihm hinab, blieb jedoch auf der Hut.
Ganz allmählich trat er von Anakin zurück, in Richtung Ausgang. Noch war er nicht in Sicherheit, dessen war er sich bewusst. Doch Anakin war geschlagen. Er hatte sich in sein Schicksal gefügt und seinen Fehler ausgeräumt. Anakin, oder Darth Vader wie er sich nun nannte, würde für niemanden mehr eine Gefahr darstellen.

In dem Wissen, dass der Raum ganz und gar in Flammen stand, wandte Obi-Wan sich der Tür zu und trat den Rückzug an.

„Ich hasse Euch, Obi-Wan!“, hörte er seinen ehemaligen Padawan hinter ihm herrufen, ehe sich die Tür schloss und er sich in einem Rauch freien Korridor wiederfand. *Und ich habe dich immer geliebt*, dachte er traurig.

Hustend japste der Jedi-Meister nach Luft, dann joggte er los, um zu seinem Transporter zurückzukehren. Die Droidika auf dem Weg waren ein geringes Hindernis, dem sich der Jedi wie in Trance stellte.

Im Nachhinein wusste er nicht mehr genau zu sagen, welchen Weg er letztlich hinaus genommen hatte. Er dachte nur noch an Yoda und Padmé, hoffte, dass noch nicht alle Jedi ausgelöscht waren. Sidious war vielleicht noch am Leben und musste ebenso aufgehalten werden wie dessen Schüler. Noch war der Frieden in der Galaxie nicht sichergestellt.


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