Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

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Schatten über Mandalore

Coruscant verwandelte sich nach und nach, wie jeden Abend, in ein glitzerndes Lichtermeer. In blutroter Schönheit ging die Sonne hinter dem Horizont der Industrie unter, aber dunkel wurde es nie auf dem Stadtplaneten, nie versank er im Schlaf.
Die junge Herzogin Satine Kryze von Kalevala fragte sich oft, was wohl passieren würde, wenn man dieser gigantischen, technisierten Stadt den Strom abdrehte. Ganz Coruscant würde im Chaos versinken.
An diesem Abend jedoch, konnten weder die Schönheit des Naturphänomens, beinahe das einzige, was dem Planeten an Natur geblieben war, noch mehr oder weniger amüsante Überlegungen ihre Aufmerksamkeit erregen. Beunruhigt hingen ihre Augen am Nachrichtensprecher der HoloNetz News. Nicht, dass sie ihm persönlich besondere Aufmerksamkeit schenkte, aber seinen Worten konnte und wollte die junge Herzogin nicht glauben.
Es ging um den Bürgerkrieg auf Mandalore. Der andauernde Konflikt zwischen wahren Mandalorianern mit ihrem Anführer Jaster Mereel und der Death Watch unter Tor Vizla war zwar im Prinzip Alltag für Satine, war sie doch in den Konflikt hineingeboren worden, doch das hieß noch lange nicht, dass die neusten Ereignisse für sie normal waren. Schon seit etwa zwanzig Jahren führten die beiden Gruppierungen Krieg, genauer gesagt, seit Jaster Mereel beschlossen hatte, seinen Supercommando-Kodex zu verteidigen.
Nach dem Ende der mandalorianischen Kriege hatten sich die einzelnen Clans zunehmen auseinandergelebt. Jeder ging seine eigenen Wege, viele Mandalorianer lebten als Söldner oder Kopfgeldjäger, weit abseits von ehrbaren Berufen. Sie kämpften in fremden Kriegen gegen Bezahlung, manche verlegten sich auf Piraterie und all das schien mit der Philosophie der Mandalorianer vereinbar zu sein, bis sich Widerstand gegen diese Lebensweise regte. Das Ansehen ihres Volkes in der Galaxis war rapide gesunken, wurde als unehrenhaftes Banditenvolk abgestempelt, was natürlich lange nicht auf jeden zutraf, aber genau die, auf die es nicht zutraf, hatten darunter zu leiden. Jaster Mereel war es, der sich schließlich diesem Problem annahm und mit seinem Supercommando-Kodex versuchte, das Mandalorianische Volk wieder auf anständige und ehrbare Wege zu führen. Er plädierte dafür, sich wieder auf alte Werte und mandalorianische Ehre zu besinnen und führte die einzelnen Clans erstmals wieder zusammen.
Allerdings kam es, wie es kommen musste. Einige waren nicht einverstanden mit seinen Reformen. Sie profitierten schließlich von ihrer Lebensweise und schlossen sich unter Tor Vizla zu Death Watch zusammen, die die Reformen ablehnte und ihr Leben in unehrenhafter Weise fortsetzte. Um die Gruppierung zu stoppen, formierten sich auf der anderen Seite die Supercommandos, die sich selbst die wahren Mandalorianer nannten und die den Auftrag hatten, die Death Watch zu stoppen. Seitdem tobte der Bürgerkrieg auf Mandalore und den benachbarten Planeten, der Satines gesamte Kindheit und Jugend allgegenwärtig gewesen war.

Dass Satine sich hier auf Coruscant aufhielt, war ebenfalls dem Krieg geschuldet. Bereits mit fünfzehn Jahren hatte ihr Vater sie und ihre zwei Jahre ältere Schwester Reila hierher geschickt. Einerseits sollten sich die beiden als spätere Oberhäupter des Kryze Clans mit Diplomatie und Staatsgeschehen auseinandersetzten und wo ließ sich das politische Geschehen besser verfolgen als vor den Türen des galaktischen Senats?
Andererseits waren die beiden so sicher vor eventuellen Anschlägen und Unruhen auf Mandalore. Wenn die jüngste, Bo-Katan, nicht erst zwölf Jahre alt gewesen wäre, hätte Aman Kryze auch seine dritte Tochter in Sicherheit gebracht, aber Coruscant war auch nicht gerade die einfachste Stadt der Welt für ein auf sich allein gestelltes junges Mädchen. Also war Bo zurückgeblieben und hielt Zuhause die Stellung, wie sie immer betonte.
Die beiden älteren hatten eine Weile gebraucht, sich auf Coruscant einzuleben, besonders Satine war nicht gerne gegangen. Sie empfand es als falsch, wegzulaufen und sich zu verstecken, während andere auf dem ein oder anderen Weg in ihrer Heimat für den Frieden und eine bessere Zukunft kämpften. Außerdem war sie nur schwer davon zu überzeugen gewesen, dass sie in Gefahr war. Doch mit ihren fünfzehn Jahren hatte sich ihr Sturkopf noch nicht vollständig entwickelt und konnte so überstimmt werden. Heute, drei Jahre später, war sie zwar immer noch der Meinung, dass sie Zuhause mehr hätte bewirken können, aber sie genoss nun doch eine Ausbildung, die ihr auf Mandalore nicht hätte zuteil werden können.
„Ich bin wieder da!“, tönte Reilas Stimme durch das kleine Appartement, dann schnappte die Tür ins Schloss und man hörte zwei dumpfe Plumsgeräusche. Das waren Reilas Schuhe, die sie achtlos fallen ließ. Kurz hielt sie inne, um der Antwort zu lauschen und als keine kam, sondern nur das stetige Geplapper der HoloNews aus dem Wohnzimmer klang, zog sie die Augenbrauen zusammen, schürzte die Lippen und machte sich auf den Weg nachzusehen, was Satine so fesselte.
Sie fand ihre Schwester völlig versunken in die Gestalt des Nachrichtensprechers, stützte sich mit beiden Händen auf die Sofalehne hinter Satine und beugte sich zu ihr hinunter.
„Na, was siehst du dir an?“
Falls sie erwartet hatte, die jüngere zu erschrecken, so wurde sie bitter enttäuscht, denn Satine stoppte die Aufzeichung und spulte an den Anfang zurück. „Sie dir das an!“
Irritiert ließ Reila sich auf den freien Platz neben ihr fallen. „Warum nimmst du denn die Nachrichten auf?“
Aber Satine reagierte nicht und spielte die Sendung zum wiederholten Male ab.

Nach einem dringenden Hilferuf der Regierung von Galidraan, hat der Rat der Jedi beschlossen, sich in den Konflikt auf Mandalore einzumischen. Die wahren Mandalorianer, eine Seite der im Bürgerkrieg kämpfenden Parteien soll Unschuldige auf Galidraan brutal ermordet haben. Der Gouverneur von Galidraan hat um Hilfe bei der Bekämpfung der Supercommandos gebeten und die Jedi haben zugestimmt, seiner Bitte nachzukommen. Unter der Führung von Meister Dooku ist vor einigen Tagen eine Gruppe Jedi nach Galidraan aufgebrochen. Das Eingreifen der Jedi könnte endlich eine Entscheidung im bereits seit zwanzig Jahren tobenden mandalorianischen Bürgerkrieg hervorbringen, andererseits birgt es erhebliche Risiken.

Erst ein wenig gelangweilt hörte Reila zu, dann richtete sie sich, hellhörig geworden, langsam auf und stützte die Ellenbogen auf ihre Knie. Als der Nachrichtensprecher zu anderen Tagesthemen überging, drehte sie den Kopf und blickte Satine an. „Die Jedi mischen sich ein? Dann muss es wirklich schlimm sein.“
Satine nickte ernst. „Ich verstehe das nicht. Es kommt ziemlich plötzlich, dieser Hilferuf von Galidraan. Und dass die wahren Mandalorianer auf einmal Unschuldige kaltblütig ermorden, das ist mir auch neu.“
„Dort herrscht Krieg, Satine. Was stellst du dir denn vor? Irgendwann musste es dazu kommen.“
„Ich weiß. Trotzdem bin ich mir sicher, dass daran irgendetwas faul ist. Sobald die Jedi sich einmischen ist meistens etwas faul.“
„Es sind Hüter des Friedens“, versuchte Reila sie zu beschwichtigen. „Ich bin sicher, sie werden dort für Frieden sorgen. Und ich bin sicher, dass es Zuhause allen gut geht.“
„Ich hoffe, dass du recht hast.“ Aber die Sorgenfalten auf Satines Stirn wollten nicht verschwinden und Reila sah sich gezwungen, ihre Schwester auf andere Gedanken zu bringen. Natürlich machte sie sich ebenfalls Sorgen, aber sie kannte ihre kleine Schwester und deren Eigenart, gleich überzureagieren und bevor Satine sich wieder etwas in den Kopf setzten konnte, was sie in Gefahr brachte, musste Reila etwas tun. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht auf. „Willst du wissen, was Maro getan hat?“
Satine ließ ein gespielt genervtes Stöhnen hören und ließ sich zurück in die Sofakissen fallen. „Eigentlich will ich ganz und gar nicht wissen, was dein Freund mit dir gemacht hat, aber da du es, so wie ich dich kenne, sowieso ausplaudern wirst, kann ich es mir auch jetzt anhören. Immerhin besteht hier nicht die Chance, dass ich mir etwas antue, wenn ich vor Entsetzten nur noch Sternchen sehe.“
Ja, Reila wusste, wie sie Satine ablenken konnte. Maro Demani arbeitete an einer Supermarktkasse auf Ebene 17 Sektor 7 und niemand außer Reila konnte die haarsträubende Geschichte nachvollziehen, wie sie an diesen Kerl gelangt war. Aber Tatsache war, sie liebte ihn und er liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Das war eigentlich alles Wissenswerte über den jungen Mann aus den unteren Ebenen, der in atemberaubender Geschwindigkeit Reilas Herz erobert hatte. Satine mochte ihn zwar, aber er war ihr immer ein bisschen suspekt und vor allem kannte sie, Reila sei Dank, eindeutig zu viele Details über ihn.
Aber weil es ihre Schwester war und weil sie sie im Grunde ein wenig um ihre Beziehung beneidete, ließ die jüngere die ältere erzählen und verdrängte so tatsächlich für eine Weile die Geschehnisse auf Galidraan und ihre Sorge um den Rest ihrer Familie.


Lange hatte die Ablenkung allerdings nicht anhalten können. Die halbe Nacht hatte Satine wachgelegen und nachgedacht. Die Jedi waren vermutlich stärker als die wahren Mandalorianer, aber was bedeutete das für Mandalore? Hatte man beschlossen, sich nun endgültig in das politische Geschehen des Planeten einzumischen? Dies war kein Krieg der Jedi und Satine befürchtete, dass sie alles nur noch schlimmer machen würden, als es ohnehin schon war. Ja, die meisten setzten ihr Vertrauen gerne in den Orden, der seine Mitglieder selbst als Hüter des Friedens bezeichnete und trotzdem mischten sie sich immer wieder ein, bewaffnet mit schillernden, tödlichen Lichtschwertern. Wie paradox es klingen konnte.
Diese Gedanken beschäftigen Satine noch, als sie am Morgen das Hauptgebäude der Universität von Coruscant betrat. Es war kein schönes Gebäude, wie man vielleicht annehmen konnte, wenn man an die oberen Ebenen des Planeten dachte. Nein, es war dunkelgrau, hässlich und funktional, allerdings trotz allem hochmodern. Nicht wenige der integrierten Institute hatte man bereits überbaut, sodass sie nur noch die zweite oder dritte Ebene unterhalb des Tageslichts darstellten.
Man gewöhnte sich nach der ersten Enttäuschung an den Anblick und Satine ging nun seit drei Jahren fast jeden Tag während der Semester hier ein und aus. Das erste Jahr hatte sie sogar gemeinsam mit ihrer Schwester hier verbracht, aber für Reila war schnell klar, dass die vom Vater auferlegte Aufgabe nichts für sie war. Sie interessierte sich nicht für Politik. Natürlich verfolgte auch sie die Geschehnisse auf Mandalore, aber selbst politisch aktiv zu werden, das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie sagte immer, sie besäße nicht die Fähigkeit, den Leuten das zu versprechen, was sie sich wünschten und dann etwas ganz anderes zu tun. Und als sie Maro Demani kennen lernte, war es endgültig vorbei mit ihrem Studium. Mittlerweile ließ sie sich als Köchin ausbilden. Sie war zufrieden mit dem, was sie hatte, Satine konnte das nicht nachvollziehen. Aber sie akzeptierte die Entscheidung ihrer Schwester, sah sie doch, dass sie glücklich war.
„Miss Kryze! Satine!“ Als ihr Name fiel, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch und sah sich um. Natürlich hatte sie die Stimme erkannt und lächelnd ging sie dem schnaufenden Twi'lek entgegen. Orn Manee, Professor für Diplomatie, mittlerweile recht betagt und von erheblicher Körpermasse, brauchte eine Weile, bis er wieder zu Atem gekommen war. Geduldig wartete die junge Herzogin, bis er sich ein bisschen von seinem Sprint erholt hatte. „Was gibt es, Professor?“
„Oh, dann habt Ihr es noch nicht gehört?“ Voller Mitleid und Sorge verzog sich sein grünes, faltiges Gesicht.
„Was soll ich gehört haben?“
„Kommt mit. Es ist vielleicht besser, ich zeige es euch.“ Fürsorglich legte er seine große Hand auf Satines Rücken und führte sie in sein Büro. Im Laufe der Jahre hatten die beiden eine Art Freundschaft aufgebaut, soweit das zwischen Lehrer und Schülerin im Umfeld der Universität möglich war. Satine zeichnete sich durch ihre überaus spitze und feinfühlige Zunge aus und Orn Manee liebte es, mit ihr zu diskutieren. Er war überzeugt davon, dass sie eine starke politische Persönlichkeit werden würde und unterstützte sie, wo er nur konnte.
„Ich dachte, man hätte auch Euch informiert, immerhin seid Ihr, nachdem Eure Schwester vermutlich dafür nicht mehr in Frage kommt, Herzogin von Mandalore und angehende Clanführerin Eures Clans.“
„Bitte, worum geht es, Professor?“ Ein ungutes Gefühl hatte sie beschlichen. Das sonst so fröhliche Gesicht des Twi'lek war von Sorgenfalten durchzogen, kein besonders gutes Zeichen, vor allem nicht bei Orn Manee, der es schaffte, einem immer die guten Seiten eines Sachverhaltes nahezubringen, auch wenn es scheinbar keine geben mochte.
„Die Meldung erreichte mich heute morgen von einem Freund, der Kontakte zum Büro des obersten Kanzlers hat. Die Jedi haben ihren Auftrag auf Galidraan durchgeführt.“
„Und weiter?“
„Sie haben wohl versucht, die Sache friedlich zu lösen, aber der Anführer der wahren Mandalorianer gab den Befehl zum Angriff. Um es kurz zu machen, es war eine sehr verlustreiche Schlacht. Über die Hälfte der Jedi wurden getötet, so wie jeder einzelne Mandalorianer.“
Entsetzten machte sich auf Satines Gesicht breit, aber der Professor war mit seinem Bericht noch nicht am Ende. „Überlebende Jedi berichten, dass die wahren Mandalorianer ziemlich verwirrt davon waren, dass sie plötzlich von Jedi angegriffen wurden. Sie begannen nur zu schießen, weil Jango Fett es mit allem Nachdruck befahl.“
„Jango Fett. Der Ziehsohn und Nachfolger von Jaster Mereel“, murmelte Satine.
„Richtig. Jedenfalls wurde jeder einzelne wahre Mandalorianer getötet, jeder außer Fett. Was die Jedi mit ihm gemacht haben, weiß ich nicht. Fest steht jedoch, dass der Bürgerkrieg nun beendet ist und die Death Watch siegreich daraus hervorgegangen ist, ohne selbst etwas dafür zu tun.“
Eigentlich sollte es eine gute Nachricht sein. Nach zwanzig Jahren Krieg war nun die eine Seite eliminiert, sodass wieder Frieden einkehren konnte. Allerdings stellte sich bei Satine nicht wirklich Freunde darüber ein. Zu unsicher war die Situation.
„Gibt es Reaktionen? Stellungnahmen der Death Watch? Was wird nun passieren, immerhin hat die Death Watch keine wirkliche Kontrolle über die Regierung, es ist eher eine Terrororganisation! Gibt es bereits einen neuen Mand'alor, nachdem Fett aus dem Blickfeld verschwunden ist?“
Der Twi'lek legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Langsam, meine Liebe. Ich werde versuchen, mehr herauszufinden, aber das ist alles, was ich momentan weiß.“
„Ich danke Euch, Professor, aber Ihr werdet sicher verstehen, dass ich heute nicht mehr zu Eurer Vorlesung erscheinen werde. Ich muss versuchen, meinen Vater zu kontaktieren, ich muss wissen, ob es ihnen gut geht.“
„Natürlich. Ich versuche, so gut wie möglich auf dem laufenden zu bleiben und werde Euch alles mitteilen, was ich kann.“
„Ich danke Euch!“, wiederholte Satine und verließ im Eiltempo sein Büro. Über ihren Komlink versuchte sie, ihre Schwester zu erreichen, aber wie so oft hatte Reila das Gerät vermutlich irgendwo liegen lassen und hörte es nicht. Sie überlegte erst, ob sie von Zuhause aus ihre Familie kontaktieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Eine der Holozellen der Universität tat es genauso gut.
Es dauerte viel zu lange, bis eine Verbindung nach Mandalore hergestellt war und noch einmal so lange, bis jemand den Anruf entgegennahm. In Holographischer Form erschien die Gestalt ihrer Mutter vor Satine und sie seufzte erleichtert. „Mutter! Ich habe gehört, was auf Galidraan geschehen ist. Geht es euch gut?“
Choyelle Kryze sah überhaupt nicht gut aus, das konnte nicht einmal ihr holographisches Abbild verstecken. Tiefe Ringe unter den Augen und Sorgenfalten verrieten, dass es gar nicht gut aussah auf Mandalore. „Liebes, uns geht es gut, schließlich fand die Schlacht auf Galidraan statt und nicht hier.“
„Aber jetzt wo die Death Watch die Überhand gewonnen hat, was habt ihr vor? Was hat vor allem Vater vor zu tun?“
Aman Kryze war in den letzten Jahren immer mehr zu einem Verfechter des Supercommando-Kodex' geworden, so schien es zumindest nach außen hin. Er wollte eine ehrbare Zukunft für sein Volk, wollte sein Ansehen in der Galaxis wieder steigern und die Death Watch bekämpfen. Ein politischer Supercommando, wie politische Gegner es auslegten, aber Aman war kein gewaltbereiter Mann. Er schätzte den Frieden mehr als alles andere und versuchte mit ausdrücklich friedlichen Mitteln der Death Watch den Boden unter den Füßen zu nehmen. Den gewalttätigen Weg der Supercommandos lehnte er ab, aber das konnte er in der angespannten politischen Lage nicht einfach so zugeben. Sein Einfluss lief über den Einfluss von Jango Fett und um etwas zu erreichen, konnte er nicht noch eine dritte politische Riege aufmachen.
„Satine!“, mischte sich eine dritte Stimme in die Unterhaltung ein und die Gestalt ihrer Mutter wurde von ihrem Vater verdrängt. Auch er sah nicht aus, als hätte er besonders viel geschlafen, aber in seinen Augen konnte sie Pläne lesen. Das war die Eigenschaft, die sie an ihrem Vater besonders bewunderte. Egal wie aussichtslos die Situation schien, er wusste immer eine Möglichkeit. Aufgeben kam bei Aman nicht in Frage.
„Vater, wie geht es euch?“
„Mach dir bitte keine Sorgen. Der Sieg der Death Watch heißt noch lange nicht, dass automatisch all ihre Gegner in Lebensgefahr schweben. Ich will nicht leugnen, dass die Lage mehr als angespannt ist und durch das Eingreifen der Jedi ist alles nochmal komplizierter geworden. Sie haben Jango Fett an den Gouverneur von Galidraan ausgeliefert, das bedeutet ein neuer Mand'alor muss her.“
„Vizla?“, vermutete Satine.
„Das glaube ich nicht, Tor Vizla ist kein Politiker, jedenfalls nicht wirklich. Ich vermute eher, dass er eine Marionette einsetzten wird. Davon gibt es leider genug unter den Clanführern. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er legitime Wahlen zulässt und seine Macht anders ausspielt. Der Mann hat jetzt freie Hand und das ist es, was mir Sorgen macht. Du weißt, ich war immer gegen den Einsatz der Supercommandos, aber nun muss ich doch einsehen, dass sie uns beschützt haben, indem sie die Death Watch beschäftigten. Ich kann dir nicht sagen, was als nächstes passieren wird, aber ich versichere dir, dass wir nicht in Gefahr sind.“
„Ich könnte zurückkehren!“, schlug Satine plötzlich vor. „Gerade jetzt braucht Mandalore Leute, die der Sache etwas Ruhe geben. Ich könnte helfen!“
„Nein, Satine!“ Bestimmt schüttelte Aman den Kopf. „Ich bitte dich, bleib auf Coruscant. Es ist nicht sicher, wie die Death Watch reagieren wird, wenn du zurückkehrst und dich einmischst. Vielleicht tun andere es dir gleich und kehren zurück in der Absicht zu helfen. Aber das letzte, was man jetzt tun sollte ist, die Death Watch zu provozieren!“
„Ich habe lange genug hier gesessen und die Hände in den Schoß gelegt, während andere Zuhause für den Frieden kämpften. Und gerade jetzt sollte ich zurückkehren.“
Aman seufzte tief. „Ich kann es dir nicht befehlen. Aber ich bitte dich inständig, tu nichts, was du dir nicht gut überlegt hast. Du bist aufgebracht, besorgt, aber genau deswegen solltest du mit einer Entscheidung ein wenig warten. Zumindest so lange, bis sich die Gefühle gelegt haben.“
Dagegen konnte seine Tochter nun nichts mehr einwenden. Natürlich hatte es ihren Beschluss nicht im mindesten ins Wanken gebracht, aber das musste sie ihrem Vater nicht auch noch aufbürden. Er hatte schon genug Sorgen.
„Wie geht es Bo?“, fragte sie stattdessen und plötzlich schien ihr Vater noch ein Stückchen zu schrumpfen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Satine kannte ihn zu gut.
„Es geht ihr gut“, antwortete er. „Sie versucht...zu helfen, genau wie du und genau wie du hört sie nicht auf mich.“
Ein wehmütiges Schmunzeln strich über sein Gesicht, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen.
„Bitte, tu nichts Unüberlegtes, Satine“, beschwört er seine Tochter noch einmal und sie nickte.
„Grüß Mutter und Bo von mir und Reila.“
Dann schloss sie die Verbindung und ihr Entschluss stand fest. Sie musste zurück. Egal, was ihr Vater sagte, egal, was Reila sagen würde, denn sie hatte in Amans Augen gesehen und wusste, dass etwas ganz und gar schief gelaufen war. Es war nicht nur die Wendung des Krieges, sondern auch die Sache mit Bo-Katan, die ihr faul vorkam. Es war zwar nichts neues, dass ihre kleine Schwester nicht auf ihren Vater hörte, aber sie spürte einfach, dass es diesmal sehr ernst geworden war. Sie musste zurück, allein schon, damit sie sich um Choyelle und Bo kümmern konnte, damit Aman Kryze jemanden hatte, auf den er sich verlassen konnte. Satine war stark, zumindest glaubte sie das von sich selbst und der Wunsch zu helfen war übermächtig.
Beinahe hätte sie das Piepsen ihres Komlinks überhört, so tief in Gedanken war sie versunken. Es war Reila, die ihren Komlink wohl wiedergefunden und ihren Anruf gesehen hatte.
„Was gibt es, Satine, ich habe nicht viel Zeit?“
„Reila, die wahren Mandalorianer wurden von den Jedi ausgelöscht und Jango Fett ist vermutlich in Gefangenschaft auf Galidraan. Die Death Watch hat den Krieg gewonnen und die Lage auf Mandalore ist extrem instabil. Außerdem ist Bo irgendwo hineingeraten und...“
„Mach mal langsam!“, unterbracht Reila ihre aufgebrachte Schwester. „Und dann erzähl mir alles in Ruhe, so viel Zeit muss sein.“
Und Satine erzählte. Während Reila geduldig zuhörte, flogen Satines Finger über einen Computerterminal in der Universitätsbibliothek, der ihr Flugverbindungen nach Mandalore anzeigte.
„Okay, Satine, alles klar. Hör mir jetzt zu. Du hörst sofort mit allem auf, was du tust, egal was es ist und hörst mir zu!“, kam es bestimmt vom anderen Ende der Leitung, sodass Satine wirklich ihre Hände ruhen ließ und sich aufrichtete.
„Ich kenne dich und kann mir vorstellen, was du vorhast. Aber das wird nichts bringen, Vater hat recht, bleib hier!“
„Woher weißt du, dass ich gehen will?“
„Das sagte ich gerade, ich kenne dich! Du neigst zu überstürzten Handlungen und dazu, dich nicht umstimmen zu lassen.“
„Reila, nach Jahren, die ich untätig hier verbracht habe, habe ich die Möglichkeit zu helfen. Ich bin sicher, dass ich auf Mandalore nützlicher bin als hier.“
„Aber was willst du denn tun?“
„Entschuldigt, wenn ich mich hier so einklinke, aber ich muss Eurer Schwester recht geben.“
Erschrocken fuhr Satine herum, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie Professor Manee erkannte. „Ihr solltet wissen, dass es unhöflich ist, sich in private Gespräche anderer Leute einzumischen.“ Aber sie war dem Professor nicht wirklich böse. Sie vertraute ihm und er hatte sie stets ehrlich und gut beraten.
„Satine, wer ist das?“, tönte es aus dem Komlink.
„Professor Manee.“
„Professor, würden sie bitte stellvertretend für mich dafür sorgen, dass sie nichts Dummes anstellt? Ich bin hier gerade unabkömmlich.“
„Ich weiß Eure Absicht zu schätzen, doch ich fürchte, das ist mir noch nie gelungen“, antwortete der Professor.
„Reila, du kannst mich nicht davon abbringen.“
Stille am anderen Ende der Leitung. Satine glaubte schon, gewonnen zu haben, da fuhr ihre Schwester ein anderes Argument auf. „Aber du kannst nicht alleine gehen. Zu gefährlich.“
„Auch hier stimme ich Euch zu, Reila“, sagte Manee. Satine stöhnte auf. „Dann begleite mich. Wir waren lang nicht Zuhause, bestimmt werden sie sich freuen, dich wiederzusehen.“
„Kleine, du weißt, dass ich das nicht kann. Mein ganzes Leben ist hier, meine Ausbildung, Maro – und es wird sicher kein Kurztrip nach Mandalore.“
„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.“ Der Professor räusperte sich. „Ich habe Kontakte zum Rat der Jedi. Ich bin sicher, sie würden Eurer Schwester einen Begleiter zur Seite stellen.“
Ein wenig pikiert, dass sie einfach übergangen wurde, setzte Satine zum Protest an, aber eine Frage Reilas schnitt ihr das Wort ab. „Ist das der Mann mit den tausend Kontakten?“
„Ja, das ist er. Professor Manee scheint dir auf Coruscant alles organisieren zu können. Manchmal ist das geradezu unpraktisch!“, stöhnte die jüngere.
„Wunderbar! Professor, egal wie heftig Satine protestieren sollte, findet einen Jedi, der sie begleitet, ich bitte Euch!“
Orn Manee nickte gutmütig. „Das werde ich, ich verspreche es.“
„Reila!“, rief Satine verärgert, aber damit kam sie nicht durch.
„Wenn ich dich nicht davon abhalten kann, dann will ich wenigstens sicherstellen, dass es dir gut geht und dass du nicht vorzeitig in Schwierigkeiten kommst. Immerhin kenne ich dich. Wann willst du aufbrechen?“
„So bald wie möglich.“
„Dann werde ich sehen, was ich tun kann und lasse Euch nun in Eurem Privatgespräch wieder allein.“ Schmunzelnd dampfte der Twi'lek wieder ab, diesmal in Richtung der Holozellen.
Am anderen Ende der Leitung seufzte Reila resigniert. „Wird es jemals jemanden geben, der es schafft, dich aufzuhalten?“
„Ich hoffe nicht“, erwiderte Satine schmunzelnd. „Aber es wird zum Glück immer jemanden geben, der mich zumindest davor bewahren will, etwas Dummes zu tun und das ist auch gut so.“
„Oh ja, so lange ich lebe, werde ich dafür sorgen! Viel Glück, Satine.“
„Danke, Reila. Ich verspreche, mich zu melden.“


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