7.04 - Memento Mori von Anna-Lena, red-eyes

7.04 - Memento Mori von Anna-Lena, red-eyes

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Fröstelnd zog sie ihre Jacke enger um sich, denn auch in Capeside war es Herbst geworden. Der Wind wehte ihr das Haar ins Gesicht. Joey stand, wie auch die übrigen Fahrgäste des Fernbusses neben dem Fahrzeug und wartete mehr oder weniger geduldig darauf, dass der Fahrer und sein Begleiter das Gepäck ausluden.

Suchend flogen ihre Augen über die vielen Koffer, die Stück für Stück aus dem Gepäckraum gezogen wurden, denn sie wollte Pacey so schnell wie möglich wiedersehen. Endlich hatte sie ihren Koffer erspäht, schnappte sich diesen und ging damit Richtung des großen Parkplatzes.

Suchend blickte sie sich nach Pacey um, da er versprochen hatte sie hier abzuholen. Als die Menschen sich auseinanderschoben, gaben sie ihr schließlich den Blick auf Pacey frei. Ein Lächeln breitete sich auf Joeys Gesicht aus und sie winkte ihm zu, sodass er auf sie aufmerksam wurde.

Nun entdeckte Pacey Joey auch und lief auf sie zu. Sie fielen sich in die Arme und Pacey wirbelte sie einmal im Kreis: »Hallo, mein Schatz!«

Immer noch lächelnd gab Joey ihm einen Kuss und die beiden vergaßen für einen Sekundenbruchteil die Welt um sich herum.

»Pace, du weißt gar nicht wie ich mich freue dich zu sehen«, begrüßte nun auch Joey ihn und ihr Lächeln ließ auch ihn strahlen.

»Wenn du mich nur halb so viel vermisst hast, wie ich dich vermisst habe, dann reicht mir das schon«, meinte er lachend und nahm ihren Koffer in die Hand. Mit dem anderen Arm umfasste er ihre Schulter und Joey legte ihren Arm um seine Hüfte.

So schlenderten die beiden Richtung Wagen.

»Wie war deine Fahrt«, erkundigte sich Pacey nun.

»Ganz gut. Ich bin ein bisschen müde, aber es ist ja auch schon etwas später.« Einen kleinen Augenblick später wandte sie sich wieder an Pacey und fragte mit einer sorgevollen Miene: »Wie geht es denn Grams? Ich fühle mich schon so schlecht, dass ich Jack die ganze letzte Woche nicht angerufen habe.«

Pacey drückte sie an sich und meinte nur: »Jack wird dir das schon nicht übelnehmen. Schließlich haben wir uns alle um ihn gekümmert, besonders Doug natürlich. Grams geht es immer noch nicht wieder besser. Wahrscheinlich war der ganze Prozess einfach zu viel für sie. Sie liegt immer noch im Krankenhaus und die Ärzte stehen dem Fall eher kritisch gegenüber.«

Bestürzt sah Joey ihn an und fragte dann mit unsicherer Stimme: »Und wie geht Jack damit um?«

Seufzend sah Pacey zu ihr hinunter und erwiderte dann: »Es geht ihm nicht besonders. Er hatte ja noch nicht mal genug Zeit, um über Jens Tod hinwegzukommen. Da trifft ihn Grams Zustand natürlich doppelt hart. Mrs. Ryan ist wie eine Großmutter für ihn. Aber wir versuchen ihm so gut zu helfen wie es geht.«

Nickend schaute Joey ihn noch immer an. »Vielleicht sollten wir ihn morgen besuchen gehen. Ich möchte Jack auch wiedersehen und eventuell kann ich ihm auch irgendwie helfen.«

»Das ist eine gute Idee«, meinte Pacey und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Als sie am Auto angekommen waren, verwandelte sich der Nieselregen allmählich in richtigen Regen und sie beeilten sich damit einzusteigen.

Als sie auf der Straße waren, erzählte Pacey: »Heute Abend sind wir übrigens bei Doug zum Abendessen eingeladen.«

Überrascht schaute Joey zu ihm herüber und erkundigte sich: »Ist er denn gar nicht bei Jack?«

Pacey schüttelte leicht den Kopf. »Nein, er war in den letzten Tagen die ganze Zeit im Krankenhaus und Amy war bei Gale, doch die beiden haben beschlossen, dass Doug wieder zur Arbeit muss und um Amy muss sich auch wieder einen von ihnen kümmern. Also geht Doug immer nach der Arbeit ins Krankenhaus.«

»Ach so. Das klingt einleuchtend. Auf jeden Fall freue ich mich darauf, Doug mal wieder zu sehen.«

»Er wird sich auch freuen, Jo!«

Mit einem Lächeln guckte Pacey sie an und drückte ihre Hand: »Er wird sich auch freuen. Vielleicht lenkt ihn das ja etwas ab.«

***

Langsam setzte Jack sich wieder auf den Stuhl, der neben Grams' Bett stand. Gerade eben war Doug gegangen, um Amy bei Gale abzuholen. Es fiel ihm alles andere als leicht, Grams an all die Schläuche angeschlossen zu sehen, die ihre Vitalzeichen überwachten und ihren Körper mit Flüssigkeit und Medikamenten versorgten.

Als Grams ihm wieder das Gesicht zuwandte, zwang er ein Lächeln auf sein Gesicht und erklärte ihr leise: »Doug ist gerade gegangen. Joey und Pacey kommen heute Abend zum Abendessen. Außerdem will er sich um Amy kümmern.«

Ein kleines, fast unscheinbares Lächeln kam auf das Gesicht der alten Frau, als sie sich erkundigte: »Wie geht es der Kleinen? Ich habe sie ja schon eine Weile nicht mehr gesehen.«

»Sie entwickelt sich prächtig. Ihre Haare fangen jetzt an lockig zu werden.«

»Jen hatte als kleines Kind auch schon Locken«, erinnerte sich Grams und lächelte Jack etwas müde an. »Und sie hatte so helle Haare wie Amy.«

Vorsichtig tastete nach Jacks Hand, als sie ihm erzählte: »Als kleines Kind war sie auch schon immer so rebellisch gewesen. Hatte sich nie etwas gefallen lassen. In den Sommerferien war sie immer bei mir und an einen Sommer erinnere ich mich noch genau. Sie wollte unbedingt ein eigenes Boot haben, aber wir hatten so etwas nicht. Also hat sie sich ein kleines Floß gebaut. Natürlich ist es untergegangen.« Grams lachte ein bisschen, doch bald verwandelte sich das Lachen in Husten.

»Soll ich den Arzt rufen?«, fragte Jack besorgt.

Grams nahm erneut seine Hand und drückte sie. »Das ist einfach nur ein Zeichen dafür, dass ich älter werde, Jack. Es muss dir keine Angst machen.«

Mit gesenkten Augen sah er sie an. »Es macht mir aber Angst. Ich habe Angst, dass du mich auch bald verlässt.«

Sie sah ihm an, dass er Tränen zurückkämpfte und schenkte ihm ein warmes, fast schon mütterliches Lächeln. »Du musst keine Angst haben, Jack. Der Herr wird mich bald erlösen, das kann ich spüren. Und so ungern ich dich zurücklasse, weiß ich doch, dass es dir gut gehen wird. Du musst stark sein, schon allein um Amys Willen.«

Ein Gefühl der Enge breitete sich in Jack aus. Er vermochte es nicht länger die Tränen zu unterdrücken, die seinen Blick zunehmend verschleierten. »Grams, was soll ich ohne dich tun?«

Beruhigend tätschelte Grams ihm auf den Handrücken. »Du wirst das schaffen, Jack. Du darfst nur nicht vergessen, dass du nicht allein bist. So wie Jen für immer Teil deines Lebens sein wird, bleibt auch ein Teil von mir für immer bei dir. Und dann sind da noch Douglas, deine Freunde und selbstverständlich der Herr. Jedes Leben geht einmal zu Ende.«

Langsam liefen ihm die Tränen über die Wangen hinunter, doch Grams drückte seine Hand erneut und sagte mit tröstlicher und hoffnungsvoller Stimme: »Der Herr hat für jeden einen Plan, Jack. Er hat dir vielleicht Jen genommen, aber dir gleichzeitig etwas Kostbares gegeben. Du wirst Amy ein guter und liebevoller Vater sein und ich weiß, dass ich in diesem Wissen beruhigt loslassen und mich von dieser Welt verabschieden kann. Der Tod, Jack, ist nicht das Ende. Das Leben ist nur ein Teil unserer Reise. Vergiss das niemals.« Sie machte eine kleine Pause, sah ihn liebevoll an. »Und wenn du doch mal zweifelst, sieh dir Amy an und du wirst Jennifer in ihr sehen. Sie wird dir Kraft und Halt geben.«

Jack wischte sich die Tränen weg, doch sofort kamen frische nach.

Tröstend und mit einem Lächeln erinnerte ihn Grams: »Ich weiß, dass dir das Leben zurzeit hart und unfair vorkommen muss. Ich war anfangs auch wütend auf den Herrn, als er mir meinen Gatten nahm. Erst nach einiger Zeit erkannte ich, dass es auch sein Gutes hatte. Hätte mein Mann noch gelebt, hätte ich kein Zimmer für dich frei gehabt und ihr Kinder wärt in diesem Sommer nicht so enge Freunde geworden. In jenem Sommer schenkte mir der Herr dich. Du wurdest der Mann in unserem Haus.«

So hatte Jack das noch nie betrachtet. Aber er liebte Evelyn Ryan als wäre sie seine Großmutter. Behutsam nahm er ihre Hand in seine beiden und führte sie an seine Lippen, um einen Kuss auf ihren Handrücken zu drücken. »Danke für alles …«

»Ich danke dir, Jack«, erwiderte Grams mit einem weiteren Lächeln.

***

Mit einer Schürze um die Hüfte stand Doug vor dem Herd und kostete gerade von der Suppe, die er noch schnell gemacht hatte, als es auch schon klingelte. Bevor er zur Haustür ging, nahm er die Schürze rasch ab.

Er öffnete seinen Besuchern die Tür mit einem freundlichen Lächeln. »Hallo ihr beiden. Kommt rein!«

»Hallo, Doug!«, erwiderte Joey, während Pacey ihm nur zunickte.

»Ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus zurückgekommen und konnte daher nur eben schnell eine Suppe machen«, entschuldigte Doug und ging wieder in die Küche.

Da Pacey und Joey beide das Strandhaus gut kannten, hängten sie ihre Jacken auf und folgten ihm dann in die Küche.

»Wie geht es denn Jack?«, erkundigte sich Joey und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.

Doug rührte noch immer die Suppe um, schmeckte sie ab und erwiderte währenddessen: »Na ja, als ich gefahren bin, schien er sehr gefasst. Aber bei ihm weiß man nie.«

»Hat er noch immer diese Stimmungsschwankungen?«, wandte sich Pacey, der sich bereits an den Tisch gesetzte hatte, an Doug.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah Joey ihren Freund an und nachdem Doug ihm geantwortete hatte, dass es noch immer so sei, erklärte Pacey ihr: »In der letzten Zeit war es bei Jack immer so, dass er manchmal wirklich todtraurig und in den nächsten Minuten wieder glücklich schien.«

Nun kostete Doug nochmals von der Suppe und nachdem er nickend festgestellt hatte, dass sie endlich zufriedenstellend war, legte er den Löffel beiseite und wandte sich an Joey. »Kannst du mal die Teller auf den Tisch stellen?«

Während Joey dies tat, wollte sie die Gefühlslage von Jack näher erklärt haben. »Wie lange hat er das denn schon?«

»Na ja«, druckste Doug ein bisschen herum, »eigentlich erst wieder seitdem das mit Grams passiert ist. Nachdem Jen gestorben war hatte er diese Stimmungsschwankungen ja auch, aber jetzt werden sie wieder schlimmer.«

»Mhm«, nickte Joey und sah dann vorsichtig Pacey an. »Hatte Andie das nicht auch, als ihr Bruder gestorben war?«

Überrascht sahen Pacey und Doug sie an und schließlich erwiderte Pacey: »Meinst du, dass Jack genau dieselben Probleme bekommen könnte wie Andie sie hatte?«

»Ich weiß es nicht. Aber schließlich ist es auch für ihn schwer, da er gerade erst Jen verloren hat«, gab Joey zu bedenken und setzte sich wieder an den Tisch.

Einen Moment herrschte schweigen in der Küche und Doug servierte schließlich die Suppe. »Daran habe ich auch schon gedacht, aber immer wenn ich mit Jack darüber sprechen möchte, blockt er ab.« Doug füllte die drei Teller mit Suppe, ehe er fortfuhr. »Aber lasst uns von etwas anderem reden. Schließlich ist Joey ja nicht alle Tage hier.«

Lächelnd erwiderte Joey in einem Plauderton: »Das stimmt natürlich auch wieder.«

Alle drei probierten die Suppe und nachdem Pacey sich auf die Lippe gebissen hatte, meinte er: »Also die Suppe ist wirklich gut.« Leider zog er dabei so eine Schnute, dass Joey grinsen musste und mit einem mitleidigen Ausdruck seine Hand tätschelte.

»Tja, du bist halt Besseres gewohnt, kleiner Bruder«, warf Doug scherzhaft ein.

»Na ja, wahrscheinlich, weil er selbst kocht.«

»Wie geht’s euch beiden denn, wenn ihr mal nicht getrennt seid? Geht er dir mit seinem Sinn für Ordnung noch nicht auf den Geist?«, erkundigte sich Doug und blinzelte Joey dabei zu, da er ja selbst wusste wie unordentlich Pacey sein konnte.

Mit einem erwartungsvollen Ausdruck auf dem Gesicht wartete Pacey auf ihre Antwort. Doch Joey tat ihm nicht den Gefallen, sondern antwortete im spöttelnden Ton: »Ach, dem werde ich schon Manieren beibringen.«

Im nächsten Moment lächelte sie ihn aber schon wieder so lieb an, dass er ihre Hand drücken musste. »Außerdem wird er sich ja daran gewöhnen müssen, wenn wir mal zusammen wohnen wollen«, fügte sie dann hinzu. Nun war es Pacey, der überrascht war.

Interessiert fragte Doug nach: »Gefällt es dir nicht mehr in New York? Oder ist irgendwas mit der Arbeit?«

Erklärend erwiderte Joey, während sie mir ihrem Löffel gestikulierte: »Nein, in New York gefällt es mir, aber man muss ja auch mal an die Zukunft denken. Bis jetzt passiert ja noch gar nichts.«

»Genau«, stimmte Pacey ihr zu und fuhr dann mit einem denkwürdigen Blick fort: »Ansonsten würde ich natürlich auch alles andere wissen.«

Nachdem die Drei noch gemütlich zusammengesessen hatten, machten Pacey und Joey sich schließlich gegen 22:00 Uhr auf den Weg zu Paceys Wohnung.

Doug brachte die beiden noch zur Haustür und verabschiedete sie. »Tschüss, ihr beiden. Ich denke wir werden uns ja noch sehen.«

»Nacht, Doug. Bis bald.«

Schweigend gingen die beiden, Hand in Hand, den Bürgersteig entlang. Bis Pacey schließlich die Sachen ansprach, die ihn schon den ganzen Abend beschäftigt hatte. »Wie kommt es, dass du auf einmal nach Capeside zurückziehen willst?«

Einige Sekunden sah Joey ihn an, bevor sie zögernd antwortete: »Erst mal habe ich mit keinem Wort erwähnt, dass ich nach Capeside ziehen will und zweitens habe ich mir eben so meine Gedanken gemacht.«

Nun blieben sie stehen und Pacey drehte Joey so zu sich, dass er sie ansehen konnte. »Ich weiß auch nicht, wahrscheinlich habe ich es einfach falsch verstanden. Wahrscheinlich habe ich zu viel geträumt.«

Zärtlich sah sie ihn an und nahm seine Hand in ihre kleinere. »Überlass den Träumerpart wieder dem dazugehörigen Menschen. Du bist einfach ein Realist und das ist ein Grund, warum ich dich liebe. Außerdem hieß es gerade nicht, dass ich nicht mit dem Gedanken gespielt habe, nach Capeside zu ziehen.«

Nun war es an ihm, sie mit einem Lächeln anzusehen. »Ich liebe dich auch, auch wenn du nicht nach Capeside ziehst.«

Langsam lehnte er sich zu ihr und küsste sie sanft auf den Mund. Genießerisch schloss sie die Augen und als sich ihre Lippen wieder trennten, lächelten sie beide.

»Lass uns nach Hause gehen, ja?«, schlug Joey flüsternd vor und Pacey grinste sie nun unwiderstehlich an. »Nun komm«, lachte sie und die beiden machten sich auf den Weg zu Paceys Wohnung.

***

Am nächsten Morgen, ziemlich früh, machte sich Joey auf um Bodie und Bessie zu besuchen. Schon seit einer Weile hatte sie ihre 'Familie' nicht mehr gesehen. Als sie den Garten betrat, kam auch schon ein Familienmitglied auf sie zugelaufen.

»Tante Joey! Tante Joey!«, rief Alexander ihr entgegen, der schon ziemlich groß geworden war.

»Hey, Alex«, erwiderte Joey und nahm ihn in den Arm. »Schön dich zu sehen. Du bist aber gewachsen!«

Genauso wie Joey es immer machte, verdrehte der Junge seine Augen und meinte: »Das sagst du jedes Mal, wenn du mich siehst.«

Lachend meinte Joey: »Weil es stimmt. Sag mal, hast du deine Mutter gesehen?«

»Ja«, erwiderte der Junge eifrig, »sie ist im Haus. Ich muss jetzt auch rüber zu Lilly!«

Damit rannte der Kleine zum Bootssteg und Joey winkte ihm mit einem Lächeln und einem Kopfschütteln hinterher. Schließlich betrat sie das etwas ältere Haus mit der großen Veranda. Alles stand noch genau so, wie sie es in Erinnerung hatte. Auch wenn die Potters nun schon etwas mehr verdienten.

»Bessie? Bodie?«, rief Joey schließlich, denn allmählich wünschte sie sich die beiden wieder zu sehen. Im nächsten Moment erschien Bodies Gesicht in der Türöffnung.

»Joey!«, begrüßte er sie etwas verdutzt und als Joey auf ihn zukam, breitete er seine Arme aus und umarmte sie. »Hallo, meine Kleine! Wie geht es dir?« Doch im nächsten Moment hatte er sich schon zu Bessie umgedreht, sodass Joey ihm gar nicht antworten konnte. »Bessie, schau mal wer uns besucht!«

Bessie, die in der Küche gewesen war, drehte sich um und als sie Joey erblickte, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sofort ging sie zu den beiden rüber und meinte: »Na. Wie geht’s dir denn? Hast dich ja schon lange nicht mehr sehen lassen.«

»Mir geht’s gut. Wie man bestimmt auch sieht. Aber euch scheint's auch nicht schlecht zu gehen.«

Mit einem bescheidenen Lächeln wandte sich Bodie wieder dem Herd zu und Bessie erwiderte: »Man hilft sich halt. Aber erzähl, wie ist es in New York? Wir haben ja schon lange nichts mehr von dir gehört.«

»Genau, in der einen Woche muss sehr viel passiert sein«, meinte Bodie spitz und brachte Joey damit zum Grinsen.

Seine Frau sah ihn nur mit einem Blick an und sagte dann: »Jetzt aber raus aus der Küche. Schließlich müssen wir irgendwo unsere Frauengespräche führen.«

Brummelnd verabschiedete sich Bodie. »Ist ja schon gut. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Komm doch noch mal vorbei.«

»Bye«, antwortete Joey ihm mit einem Lächeln.

Nachdem Bodie gegangen war, setzten sich die beiden Schwestern an den großen Küchentisch und Bessie goss ihnen eine Tasse Kaffee ein. »Kannst du bestimmt auch noch gebrauchen, nicht?«

»Dankeschön«, bedankte sich Joey bei ihr und nahm erstmals einen großen Schluck von dem schwarzen Getränk. Mit einem Lächeln meinte sie dann: »Aber ihr beiden versteht euch ja besser als je zuvor. Jedenfalls scheint er jetzt hier öfter zu sein, oder?«

Bessie umfasste die Tasse mit beiden Händen und antwortete: »Ja, uns beiden geht es im Moment wirklich gut. Er hat wieder mehr Zeit und kann sich auch wieder mehr um Alexander kümmern, was dem Kleinen natürlich auch gut tut.«

»Arbeitet er denn gar nicht mehr beim Fresh Fish der Leerys?«, fragte Joey verwundert.

»Doch, doch. Aber er hat nicht mehr so viele Schichten und hilft dafür hier viel mehr mit, sodass alles schneller geht und ich auch mehr Zeit für die Gäste habe.«

»Siehst du, aus dem B&B wird noch ein richtiges Hotel«, prophezeite Joey ihr mit einem Lachen.

»Was bringt dich denn nach Capeside?«, erkundigte sich Bessie nun. »Schließlich kommst du ja nicht einfach so mal vorbei.«

Einen kurzen Moment überlegte Joey, doch dann meinte sie: »Dieses Wochenende wollte ich mal Pacey hier in Capeside besuchen, damit er nicht immer nach New York kommen muss.«

»Wie klappt es denn mit euch beiden? Wie sieht's denn eigentlich mit einer eigenen Wohnung aus? Schließlich könnt ihr nicht immer so weit auseinander wohnen. Das bringt einfach nichts.«

Wieder druckste Joey ein bisschen herum, bis sie schließlich zugab: »Wir hatten schon ein paar mal Streit deswegen. Keiner von uns beiden wollte von seiner Arbeit los.« Dabei hatte sie auf den Tisch geguckt und hob erst jetzt wieder ihre Augen.

Genau wie sie es sich gedacht hatte, redete Bessie nun auf sie ein: »Meinst du nicht, dass ihr schon genug Zeit verplempert habt? Schließlich ist Jens Beerdigung auch schon länger her und ich denke schon, dass es euch beiden ernst ist, oder?«

»Ja,«, gab Joey zu.

Und so meinte Bessie weiter: »Siehst du. Habt ihr denn nicht schon genug Jahre damit verbracht, euch immer wieder zu streiten und doch hinter dem anderen her zu trauern? Jetzt bietet sich euch die Chance.«

Wie Joey zugeben musste, hatte sie einfach schon Recht. »Ich habe auch schon darüber nachgedacht, aber ich weiß einfach nicht, wie ich es machen soll. Natürlich möchte ich mit ihm zusammenziehen.«

Mit einem warmen Lächeln sah Bessie sie an. »Na das ist doch schon mal gut, dass du die Erkenntnis hast. Dann sollten euch die anderen Formalitäten auch nicht aufhalten.«

Mit einem halben Lächeln stimmte ihr Joey zu, doch so ganz überzeugt war sie immer noch nicht.


***

Ein Sonnenstrahl kitzelte Jack an der Nase, wodurch er aufwachte. Zuerst wusste er gar nicht, wo er war, doch langsam erinnerte er sich. Gestern Abend war er im Krankenhaus geblieben und wohl im Stuhl eingeschlafen. Langsam gähnte er und rieb sich den Schlaf aus den Augen.

Nachdem er wieder ganz da war, schaute er zuerst nach Grams, die wohl noch immer schlief. Jedenfalls lag sie ganz ruhig da und ihre Augen waren geschlossen.

Langsam näherte sich Jack ihrem Bett und streichelte sie sanft am Arm. »Grams, Grams!« Doch sie rührte sich nicht. Obwohl Jack schon eine leise Vorahnung hatte, versuchte er es erneut: »Grams? Grams?«

Doch wieder wachte sie nicht auf und als er mit zitterigen Händen ihren Puls fühlen wollte, bestätigte sich seine Befürchtung. Er schloss die Augen und sank vor dem Bett auf die Knie, wo er seinem Kummer freien Lauf ließ und zu weinen begann.

Grams war einfach im Schlaf gestorben. Ein Schluchzen drang aus seinem Mund und er schlug die Hände vor sein Gesicht. Sie war gestorben, wissend nicht allein gewesen zu sein. Jack wusste, dass dieser Gedanke eigentlich hätte tröstlich sein sollen, dennoch schmerzte ihn, erneut einen geliebten Menschen verloren zu haben.

Mit zitternden Händen und verweintem Gesicht nahm er ihre Hand in seine und drückte sie. »Grams«, schluchzte er, »Ich hoffe, du hast deinen Frieden gefunden und musst nicht länger unter Schmerzen leiden.« Die Worte kamen stockend und zögernd aus seinen Mund.

Vor seinem geistigen Auge sah er wieder seine beste Freundin. Durch den Tod von Grams kamen wieder all die Erinnerungen an Jen in ihm hoch. Wie sie als erstes nur von Dawson und Andie verkuppelt werden sollten, Jen ihn noch verarscht hatte und wie sie dann zu besten Freunden geworden waren. Ihre blonden Haare, wie sie in ihre Stirn gefallen waren, der kleine und zierliche Körper, die so schönen brauen Augen.

Wieder entkam ihm ein Schluchzen und mittlerweile waren seine Augen schon ganz rot vom Weinen. »Genau wie du es gestern noch gesagt hast, Grams. Du hast gesagt, der Herr käme dich bald holen. Dass es so bald sein würde … habe ich nicht erwartet.«

Ein weiteres Schluchzen unterbrach ihn, doch mit schmerzverzerrtem Gesicht und einer fast wütenden Stimme sagte Jack: »Wieso musste er dich jetzt schon holen? Er hat mir doch erst Jen genommen! Hat ihm das nicht gereicht? Muss er mir all die Menschen nehmen, die ich so sehr liebe?«

Dann brach er weinend zusammen und konnte sich nur noch an Grams Hand klammern. Ihm war, als ob seine ganze Welt aus den Fugen geriet und sein Herz entzweigerissen würde. Wie konnte Gott, wenn es ihn denn gab, ihm nur die Menschen nehmen, die er so sehr liebte?

Sein Herz schmerzte und er wusste nicht, ob die Risse, die es schon hatte, jemals wieder heilen würden. Ein großes Stück seines Herzens hatte Jen schon mitgenommen und Grams würde einen weiteren Teil seines Herzens mit sich nehmen. Wie sollte er nur je darüber hinwegkommen?

Was, wenn er sie vergessen würde? Doch zwischen all den quälenden Gedanken und dem Schmerz, wurde ihm klar, dass er Jen und Grams immer in seinem Herzen tragen würde. Genau wie Grams es ihm gesagt hatte. Langsam hob er seinen Kopf und flüsterte: »Danke Grams. Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast. Vielen Dank, dass du mich damals aufgenommen hast und dich um mich gekümmert hast.« Ein trauriges Lächeln löschte den letzten Zorn in seinem Innern auf. »Nun bist du endlich bei deinem geliebten Herrn. Du wirst mir fehlen. Grüße bitte Jen von mir und pass auf sie auf.«

Jack straffte die Schultern, atmete tief durch und gab Grams einen Kuss auf die kühle Stirn. Er wusste, dass er jemandem bescheid sagen musste, doch im Moment hatte er noch nicht die Kraft dazu. Er wollte noch eine Weile allein bei Grams bleiben, ehe er bereit war sich mit den nachfolgenden Verpflichtungen hinsichtlich der Bestattung abzugeben.

***

Noch immer saß Jack mit roten, verweinten Augen an Grams Totenbett und hielt Wache über sie. Mittlerweile waren auch die Ärzte gekommen und hatten den Tod festgestellt. So richtig losreißen hatte er sich noch nicht können, doch so langsam machte sich ein Gefühl von Kälte ihn ihm breit. Zunächst hatte er nur noch an Grams denken können. Und natürlich an Jen.

Doch jetzt fehlte ihm jemand, der ihn in dem Arm nehmen und einfach festhalten würde. Kurzentschlossen ging Jack langsam die Treppen hinunter zu den Aufenthaltsräumen und zum Telefon. Nachdem er nochmals tief durchgeatmet hatte, wählte er die Nummer von Doug.

»Hallo? Doug Witter«, meldete sich dieser einige Sekunden später.

Jack merkte, wie der Kloß in seinem Hals wieder größer wurde, dennoch zwang er sich, mit Doug zu sprechen. »Äh … Doug? Hier ist Jack!«

Alarmiert von Jacks Stimme und seinem Zögern, fragte dieser sofort in heller Aufregung nach, auch wenn er schon eine Vorahnung hatte, was geschehen war. »Was ist passiert, Jack? Was hast du?«

»Grams …. ist gestorben«, presste Jack mit Mühe hervor und fühlte, wie eine Träne seine Wange hinunterlief.

Am anderen Ende der Leitung war für einen Moment totale Stille.

Doug riss sich am anderen Ende der Leitung wieder zusammen. »Ich komme sofort, Schatz! Ich ziehe noch eben Amy an.«

»Okay. Kannst du noch Pacey und den Anderen Bescheid sagen?«

»Na, klar. Mache ich. Ich beeil mich.«

Auch Doug schien noch total geschockt zu sein. Jack wusste auch nicht mehr, was er sagen sollte und so legte er nach einem kurzen »Danke« auf. Schweigend schlich er wieder die Treppen hinauf. Er hoffte nur, dass die Anderen sich beeilen würden. Er wollte jetzt nicht allein sein.

***

Doug rief nach dem Telefonat mit Jack im Department an und gab Bescheid, dass er einen freien Tag brauchte. Er erklärte dem Deputy die Situation, der seine Schichten selbstverständlich sofort tauschte.

Danach packte er den Kinderwagen in sein Auto. Amy schnallte er auf den Kindersitz fest und fuhr los. Es war nur wenig Betrieb auf den Straßen und so stellte er etwa zehn Minuten später seinen Wagen auf den kleinen Nebenparkplatz beim Krankenhaus ab. Nur vier Plätze weiter stand auch Jacks roter Sportwagen.

Doug stieg aus und ging zum Kofferraum. Er öffnete ihn und holte den Kinderwagen raus. Dann ging er zur Beifahrerseite. Dort öffnete er die hintere Tür und merkte, dass Amy unterwegs eingeschlafen war. Er nahm sie aus dem Sitz und legte sie behutsam in den Kinderwagen. Dabei wachte sie auf. Doug gab ihr einen Kuss auf die Wange und grinste sie an. Sie sah einfach zu süß aus. Doug und Jack waren vor ein paar Wochen mit ihr bei Gale gewesen und hatten von ihr ausrangierte Kleidung und Spielzeug von Lilly bekommen. Jetzt hatte Amy etwas davon an.

Er schob den Kinderwagen langsam die Auffahrt zum Eingang hinauf. Das Krankenhaus war ein älteres, weißes Backsteingebäude und hatte drei Etagen. Vor dem Gebäude waren nur sehr wenig Menschen. Einige saßen in dem Park nebenan.

Doug hörte, wie jemanden seinen Namen rief. Er blieb stehen und blickte sich um. Er sah Pacey und Joey ankommen. Sie kamen zu Fuß. Hand in Hand gingen sie den Weg zum Parkplatz hoch. Er schaute sie an. Sie gaben einfach ein gutes Paar ab. Doug hoffte, dass sie ihre Probleme bald in den Griff bekämen. Pacey hatte ihm vom letzten Wochenende in New York erzählt.

Er wartete auf die Beiden. Selten hatte er seinen Bruder so ernst gesehen. Dabei würde er sich normalerweise bestimmt wahnsinnig freuen, dass Joey hier war. Die Beiden sahen sich ja nicht so oft.

Er begrüßte und umarmte sie. »Ich hatte gehofft, dass wir uns unter anderen Umständen wiedersehen«, sagt er zu Joey.

»Das geht mir genauso«, erwiderte diese und drückte Doug einen Moment.

»Hast du mit ihm gesprochen?«, fragte Joey Doug. »Wie verkraftet er es? Erst Jen und jetzt Grams.«

»Am Telefon machte er einen ziemlich gefassten Eindruck, aber ich glaube er ist sehr fertig.«

Doug schaute zuerst seinen Bruder und dann Joey länger an. »Könnt ihr euch gleich ein bisschen um Amy kümmern? Ich will versuchen Jack ein wenig aufzumuntern. Erst Jens Tod, dann das Sorgerechtverfahren und jetzt ist Grams gestorben. Hinzu kommt noch, dass er jedes Mal, wenn er Amy ansieht, an Jen erinnert wird. Die Kleine sieht ja genau so aus wie ihre Mami.«

Natürlich versprachen sie ihm, sich ein Weilchen gemeinsam um Jens Tochter zu kümmern.

Joey beugte sich zu dem kleinen Mädchen hinunter. »Wie geht es denn Amy?«, fragte sie.

»Ihr geht’s ganz gut. Sie schläft viel und ist sonst meistens ziemlich ruhig. Sie bekommt von alledem nichts mit. Sie ist zum Glück noch zu viel jung dafür«, antwortete ihr Doug.

»Nur kurz was Anderes«, wechselte Pacey das Thema. »Vermisst du eigentlich dein Apartment? Du hast ja mehrere Jahre drin gewohnt«, fragte er seinen Bruder.

Doug sah seinen Bruder erstaunt an. Wie kam er denn jetzt darauf? »Ein wenig. Aber ich wohne jetzt mit Jack zusammen und das möchte ich auf keinen Fall missen. Es ist einfach wunderbar, wenn man morgens aufwacht, sich umdreht und in das Gesicht des Menschen blickt, den man liebt. Mit Jack und Amy zusammenzuleben ist das Beste was mir passieren konnte.« Während Doug erzählte, fing er an zu lächeln.

Pacey und Joey freuten sich für Doug und Jack. Sie wussten ja, wie wunderbar es war nebeneinander aufzuwachen, sich zu berühren und anzuschauen. Oder den anderen einfach nur beim Schlafen zu beobachten.

»Außerdem sparen wir dadurch Einiges«, fügte Doug noch hinzu.

»Das war ja klar, dass mein großer Bruder und Sheriff von Capeside praktisch denkt«, erwiderte Pacey.

Sie gingen alle gemeinsam in die Klinik. Doug schritt voran, hinter ihm folgten Joey und Pacey, welcher den Kinderwagen schob. Als sie das Krankenhaus betraten umkam sie gleich ein deprimierendes Gefühl. Alles war so weiß, so steril, so ruhig. Und der Geruch nach Desinfektionsmittel tat sein Übriges. Es war halt der typische Krankenhausgeruch. Wenn sie vor dem Krankenhaus noch ein bisschen locker gewesen waren, verging ihnen das hier sofort wieder.

Sie schritten den Gang entlang bis sie den Aufzug erreichten. Nach wenigen Sekunden öffneten sich die Türen. Ein älterer Herr verließ die Kabine und sie konnten eintreten. Doug drückte auf den Knopf für den zweiten Stock und sie bewegten sich nach oben. Als sich die Türen erneut öffneten, betraten sie den Flur. Auch hier roch es nach Krankenhaus. Ab und zu waren einige Bilder aufgehängt, aber trotzdem war es ungemütlich.

***

Das Flugzeug der Lufthansa war mit Andrea McPhee vor fast dreißig Minuten in Boston gelandet. Der Flug hatte über acht Stunden gedauert und sie hatte genau in der Mitte zwischen einem etwas beleibteren, älteren Herrn und einer jungen Frau gesessen.

Der Mann war beinahe die ganze Zeit damit beschäftigt gewesen zu essen. Ständig rief er nach der Flugbegleiterin und wollte irgend etwas haben. Und als der Film – Notting Hill – lief, hatte er ständig irgendwelche überflüssigen Kommentare abgegeben. Er hatte einfach nur genervt. Und dazu kam noch, dass er unangenehm roch.

Die Frau war auch nicht viel besser gewesen. Sie hatte zwar nur nach einer Decke verlangt und war ziemlich schnell eingeschlafen. Aber sie hatte geschnarcht und das nicht gerade leise. So hatte sich Andie während des Fluges kaum erholen können.

Andie hatte ausgecheckt und ihr Gepäck abgeholt. Sie war sehr gründlich kontrolliert worden. Seit den Anschlägen, übten alle Sicherheitskräfte ihren Job äußerst gründlich, manche sogar übereifrig, aus.

Als sie das Flughafengebäude verlassen hatte, zog sie ihren Mantel aus. In Deutschland war es kalt und stark am Regnen gewesen, aber hier war es warm und es schien die Sonne. Dadurch besserte sich Andies Laune gleich erheblich.

Sie war zum Bahnhof gefahren und musste rund fünfzig Minuten auf ihren Zug warten. Also war sie zum Kiosk gegangen und hatte sich die New York Times und die Cosmopolitan gekauft. Sie hatte die Wartezeit mit Lesen verbracht.

Jetzt war sie auf dem Weg nach Capeside. Da die Waggons nicht voll waren, konnte sie sich einen Fensterplatz ergattern und weil die Fahrt noch dauern würde, lehnte sie sich zurück und erholte sich von dem Überseeflug.

Sie blickte aus dem Fenster und sah die grüne Landschaft vorbeiziehen. Das erinnerte sie an die Lüneburger Heide. Sie war ein paar mal mit Sasha dort gewesen, aber das war schon länger her.

Während der Zugfahrt dachte sie über sich und ihren Freund nach. So ging das mit ihnen beiden nicht weiter. Sie arbeitete auch viel, aber für ihr gemeinsames Privatleben musste einfach noch Zeit bleiben. Andere Paare schafften das ja auch. Wenn sie wieder zurück in Deutschland war, wollte sie noch einmal versuchen sich mit ihm auszusprechen. Und wenn es gar nicht mehr ging, sollten sie vielleicht eine Beziehungspause in Betracht ziehen.

Aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie war auf den Weg nach Capeside, um ihre Freunde zu sehen. Sie wollte auch Grams besuchen. Jack hatte ihr am Telefon mitgeteilt, dass sie im Krankenhaus lag.

Eigentlich war das Ganze ja eine Geschäftsreise. Sie war in die Staaten gereist, um in zwei Tagen in New York an einer Modemesse teilzunehmen. Und sie war früher losgeflogen, um noch einen Abstecher nach Capeside machen zu können.

Sie freute sich schon auf ihre Freunde. Und da sie sie überraschen wollte, hatte sie niemanden mitgeteilt, dass sie kommen würde. Sie konnte sich schon das erstaunte Gesicht von Jack vorstellen, wenn sie plötzlich vor dem Strandhaus stand. Als sie daran dachte, musste sie lächeln.

Andie schloss ihre Augen und nach wenigen Augenblicken war sie erschöpft eingeschlafen.

***

Als Doug, Joey und Pacey mit Amy die Station betraten, mussten sie Jack nicht lange suchen. Sie sahen ihn im Korridor auf einer Bank sitzen. Er hatte seinen Kopf nach vorne gebeugt und sein Gesicht in seine Hände gelegt.

Er hörte nicht wie sich die anderen näherten. Erst als Doug neben ihm stand und seine Hand auf Jacks Schulter legte, blickte er abwesend auf und schaute seinen Liebsten an. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er geweint hatte.

Jack stand auf und suchte Trost in Dougs Armen. Doug versuchte ein paar tröstende Worte zu finden, doch ihm fiel nichts Passendes ein, das nicht abgedroschen klingen würde. Also hielt er Jack einfach nur fest an dich gedrückt.

Pacey und Joey warteten, bis Jack von Doug abließ, um ihren gemeinsamen Freund ebenfalls zu umarmen.

»Jack, wie geht es dir?« Pacey hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, da schimpfte er sich innerlich schon einen Dummkopf. Wie konnte er ihm nur so eine blöde Frage stellen? »Ich meine, von uns allen warst du Grams am nächsten.«

»Sie ist jetzt bei Jen«, meinte Jack nur leise. »Sie sagte noch, dass der Herr sie bald holen käme …« Jack fing an zu schluchzen. »Als ich gestern an ihrem Bett saß, sagte sie mir noch, dass sie sich auf Jen freuen würde. Sie hat gespürt, dass es nicht mehr lange dauern würde. Wenigstens hat sie jetzt keine Schmerzen mehr.«

Den anderen fiel auf, dass er Jen oft erwähnte. Aber sie sagten nichts.

Jack atmete tief ein und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Er nahm Amy auf den Arm, hielt sie behutsam fest und flüsterte ihr einige Worte leise ins Ohr. »Erst ist deine Mutter gestorben und jetzt auch noch deine Urgroßmutter. Aber ich werde für dich sorgen. Ich werde immer für dich da sein. Ich werde dich nicht verlassen, das verspreche ich dir.«

Er hoffte, dass er das Versprechen auch halten konnte. Dass er keinen Unfall hatte oder ernstlich krank wurde, so wie Jen und Grams.

Als eine Frau in einer rosa Schwesterntracht vorbeikam, hielt Pacey sie an.
»Entschuldigen Sie bitte, könnten wir Mrs. Ryan noch einmal sehen? Wir wollen uns von ihr verabschieden.«

»Sind Sie mit ihr verwandt?«, fragte die Schwester sie.

»Ähm ... nein, wir sind Bekannte, gute Bekannte ... Freunde von ihr«, antwortete Joey ihr.

Die Schwester nickte ihnen zu.

Sie öffneten die Tür und betraten das Zimmer. Es war ein Einzelzimmer und auch hier war alles weiß. Der Raum hatte ein Doppelfenster, welches auf Kippe stand. Neben dem Bett stand ein kleiner Schrank. Es gab noch einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Oben in der Ecke hing ein kleiner Fernseher.

Grams lag friedlich im Bett als würde sie nur schlafen. Bestimmt würde sie bald aus dem Zimmer gebracht werden.

Die Freunde stellten sich um das Bett und sahen sie traurig an. Keiner sagte ein Wort. Sie verabschiedeten sich im Stillen von ihr.

Nach einer Weile verließen sie den Raum wieder. Während Doug als letztes die Tür hinter sich schloss, liefen drei Schwestern und ein Arzt eilig an ihnen vorbei. Vier Türen weiter stürmten sie in ein Krankenzimmer. Offensichtlich gab es dort einen Notfall.

Doug merkte, dass sein Freund ziemlich fertig war. Grams' Tod ging ihm sichtbar an die Nieren. Er ging auf Jack zu, nahm ihm vorsichtig Amy ab und gab sie seinem Bruder. Er nickte Pacey zu und sah wie sich sein Bruder mit der Kleinen zu Joey umdrehte. Doug ging mit Jack einige Meter weiter und setzte sich mit ihm auf eine dunkelgrüne Bank. Er versuchte ihn zu trösten.

Er legte Jacks Hand in die seine. »Liebling ... ich weiß, dass dich das alles sehr mitnimmt ...«, begann er.

Doch Jack schien ganz abwesend zu sein und murmelte nur leise etwas vor sich hin. »Grams ist tot. Sie war für mich wie meine eigene Großmutter. Ich hab bei ihr gelebt. Einige Wochen in Capeside und viele Monate in Boston und später in New York.«

Er legte eine kurze Pause des Schweigens ein.

»Innerhalb von wenigen Wochen sind sie und Jen gestorben. Sie fehlt mir so.«

Als er Jens Namen erwähnte, kamen ihm wieder die Tränen. Er hatte Jens frühen Tod noch lange nicht verarbeitet, geschweige denn überwunden. Sie war seine beste Freundin gewesen - seine Seelenverwandte. Sie war seine ... Joey gewesen. Mit ihr hatte er über alles reden können ... mit ihr rumalbern können ... mit ihr von Jungs schwärmen können. Er vermisste sie so sehr.

Joey kam mit zwei Bechern Kaffee herüber, stellte sie wortlos auf einen kleinen Tisch, welcher in der Nähe stand und ging wieder. Jack hatte davon überhaupt nichts mitbekommen. Er blickte durch alles und jeden hindurch.

Doug drückte ihm einen Becher in die Hand und Jack trank automatisch.

»Ich weiß, dass alles jetzt nur ein schwacher Trost sein kann, aber ...« Doug sah Jack an und hörte auf zu sprechen. Er merkte, dass Worte jetzt fehl am Platz waren. Es war für ihn unheimlich schwer an Jack heranzukommen. Er drückte ihn an sich und gab ihm einen ganz sanften Kuss auf die Stirn.

Jack lehnt sich an Dougs Schulter und fing an zu schluchzen. Das war alles zu viel für ihn.

***

Nachdem Joey die beiden Becher auf den Tisch gestellt hatte, ging sie wieder. Sie wollte jetzt die Beiden nicht stören. Jack war ziemlich verstört. Sie hoffte, dass Doug zu ihm durchdringen würde. Wenn nicht würden Pacey und sie es versuchen. Irgendwie würden sie ihm hoffentlich helfen können.

Joey konnte sich ungefähr vorstellen, wie Jack sie fühlen musste. Das hatte sie alles beim Tod ihrer Mutter mitgemacht. Nur, dass sie damals viel jünger gewesen war. Aber zum Glück hatte sie Freunde gehabt, die ihr geholfen hatten, das alles zur verkraften. Dawson und Pacey waren damals für sie dagewesen. Beide. Auch wenn sie Pacey damals weniger stark wahrgenommen hatte, als Dawson.

Sie ging zurück zu Pacey. Er saß einige Meter weiter auf einer anderen Bank und hielt Amy in seinen Armen. Er wippte mit ihr ein wenig hin und her und lächelte sie dabei an. Er hatte eine kleine Flasche in der Hand und gab ihr davon zu trinken. Sie war bei ihm in sehr guten Händen.

Pacey hatte sich schon immer gut mit Kindern verstanden. Mit Alexander genauso gut wie mit Buzz. Das lag vielleicht auch daran, dass er sich selbst noch wie ein großes Kind verhielt. Er würde später bestimmt einmal einen guten, fürsorglichen Vater abgeben.

Als Joey ihn da so mit der Kleinen sitzen sah, wurde sie nachdenklich. Sie merkte überdeutlich wie sehr sie ihn liebte ... und vermisste. Eine Wochenendbeziehung war einfach zu wenig. Nachdem sie endlich wieder zusammen waren, musste es doch irgendein Weg geben ihr Problem zu lösen. Das waren sie einander einfach schuldig. Denn es konnte so schnell irgend etwas passieren. Wenn sie da nur an Jen dachte.

Sie ging zur Bank und setzte sich neben die Beiden. Pacey drehte seinen Kopf und blickte zu ihr herüber. Er merkte, dass sie etwas beschäftigte. Das sah er ihr an.

Joey holte noch einmal tief Luft und fing dann an zu reden. »Jens und Grams' Tod hat mir eines besonders deutlich gemacht. Das Leben ist zu kurz, als dass man es mit Unstimmigkeiten und Streit verbringen sollte.«

Pacey wollte etwas sagen, doch sie legte ihren Finger auf seinen Mund. Als sie ihn berührte, hätte sie ihn am liebsten sofort leidenschaftlich geküsst. Da wusste Joey, dass sie auf jeden Fall die richtige Entscheidung getroffen hatte.

»Pace, bitte lass mich ausreden. Ich möchte mehr von dir ... nein von uns haben. Ich möchte mein Leben mit dir zusammen verbringen. Und das nicht nur an den Wochenenden.«

Pacey sah sie überrascht an und lächelte schließlich.

***

Andie erwachte, als es um sie herum laut wurde. Sie blickte auf und sah Menschen hin und her gehen. Sie schaute aus dem Fenster und sah, dass der Zug angehalten hatte. Sie blickte sich um und erkannte den Bahnhof von Capeside. Hastig warf sie sich ihren Mantel über, schnappte nach ihrem Gepäck und verließ eilig den Zug.

Als sie vor dem Bahnhof stand, stellte sie ihre Taschen ab und blickte sich um.

Hier war es immer noch so ruhig wie früher. Aber was sollte sich so schnell auch geändert haben? Sie war ja erst vor kurzem noch hier in Capeside gewesen.

Andie fuhr zuerst zu Jacks Strandhaus. Bevor sie zum Haus ging, drehte sie sich noch einmal um und beobachtete das Wasser. Es war einfach ein schöner Anblick. Die Lage des Hauses war traumhaft schön. Sie konnte ihren Bruder nur zu gut verstehen, dass er hierhergezogen war.

Sie ging die wenigen Meter zur Tür und klopfte an, doch niemand öffnet ihr. Sie klopfte noch einmal und rief nach Jack – es blieb alles ruhig. Jack war wahrscheinlich mit Amy unterwegs. Vielleicht gingen sie ja spazieren. Oder er war im Krankenhaus und besuchte Grams.

Andie überlegte ein wenig und brach dann zu Paceys Restaurant auf. Da es nicht allzu weit entfernt war, ging sie zu Fuß.

Nach knapp fünfzehn Minuten war sie am Ziel. Sie ging hinein und sah sich um. Andie konnte Pacey jedoch nirgendwo erblicken. Sie sah eine hübsche Bedienung, musste grinsen und dachte noch, dass sich Pacey wohl nie ändern würde. Sie fragte die Frau nach Pacey, doch er war nicht da. Er hatte sich heute spontan frei genommen.

Andie dachte nach, wen sie jetzt aufsuchen könnte und kam auf Gale. Sie könnte sie und Lilly mal besuchen. Also machte sie sich erneut auf den Weg.

Sie ging durch die ,Innenstadt‘ von Capeside. Hier hatte sich auch nicht viel verändert. Zwei, drei Geschäfte waren neu, aber sonst war alles wie immer.

Als sie beim Haus der Leerys angekommen war, sah sie sich ein wenig um. Hier kam ihr alles so vertraut vor. In ihr kamen einige schöne Erinnerungen hoch. Aber sie dachte auch an den Abend, als sie mit Will von der Bootsfahrt zurückgekommen war und erfahren musste, dass Pacey und Joey sich miteinander gingen. Das hatte sie damals ganz schön geschockt. Damals hatte sie ihm gesagt, dass da nie etwas draus werden würde, dass er am Ende ganz allein dastehen würde, weil sie geglaubt hatte, Joey würde für immer und ewig Dawson lieben. Sie hatte sich geirrt.

Andie ging gerade auf das Haus zu und klopfte an die Tür.

Da rief ihr jemand etwas zu. »Die Leerys sind nicht Zuhause.«

Sie drehte sich um und sah einen dunkelhaarigen, jungen Mann aus dem Haus von Grams kommen. Er hatte eine volle Plastiktüte in der Hand. Er verstaute sie in der Mülltonne und kam auf Andie zu. Das war sicherlich der neue Eigentümer des Hauses.

»Ich habe vorhin gesehen, dass Mrs. Leery mit Lilly weggegangen ist«, fügte er hinzu.

»Hallo, Sie sind bestimmt der neue Besitzer des Hauses von Mrs. Ryan. Ich bin Andrea McPhee, eine alte Schulfreundin von Dawson Leery«, stellte sie sich vor.

»Hi, ich bin Justin. Ja, stimmt wir wohnen jetzt seit kurzem in dem Haus. Dawson hat es uns vermittelt.«

Da stutzte er. »Sagten Sie McPhee? Sind Sie mit Jack McPhee verwandt?«

»Sie kennen Jack? Er ist mein Bruder«, erklärte Andie ihm.

»Nur flüchtig. Dawson hat uns vorgestellt.«

Jetzt kam eine gutaussehende, blonde Frau aus dem Haus. Sie war sehr modisch gekleidet. Das erkannte Andie sofort. Schließlich hatte sie da Erfahrung. Sie Frau schritt auf Justin und Andie zu.

Er hörte jemanden hinter sich und drehte sich zu ihr um. »Ash, das ist Andrea McPhee, die Schwester von Jack McPhee. Er hat doch früher mal hier gewohnt.«

Er drehte sich wieder zu Andie hin. »Das ist Ashley, meine Frau.«

Ashley sah Andie an. »Hi, wohnen Sie auch hier in Capeside? Hier ist es ja so ruhig und idyllisch. Sie müssen wissen, wir sind erst vor kurzem aus New York hierhergezogen. Das ist kein Vergleich. Hier ist es viel besser.«

»Nein, ich lebe in Deutschland. In Hamburg genau gesagt. Ich habe aber einige Jahre hier gelebt und weiß wie schön es hier ist.«

»Das ist ganz schön weit weg. Da sehen Sie Ihren Bruder bestimmt nicht so oft.«

Ashley blickte ihren Mann an und hakte sich bei ihm ein. »Wir müssen Dawson noch auf jeden Fall danken, dass er uns von dem Haus erzählt hat. Wir wollten unbedingt aus der Großstadt raus.«

Andie fügte noch hinzu: »Es ist aber schon ein Zufall. In zwei Tagen habe ich in New York beruflich zu tun. Das ist auch der Hauptgrund für meine Reise gewesen. Ich bin nur ein paar Tage früher losgeflogen, um Jack und meine Freunde hier zu besuchen.«

»Was machen Sie denn so beruflich, wenn ich fragen darf«, fragte Justin sie.

Ashley gab ihrem Mann mit ihrem Ellenbogen einen leichten Stups in die Seite. »Sei doch nicht immer so neugierig. Das geht uns doch gar nichts an.« Zu Andie gewandt fuhr sie fort: »Sie müssen Justin entschuldigen. Wir wollen Sie auf keinen Fall belästigen.«

Andie schüttelte ihren Kopf. Sie unterhielt sich immer gerne mit Menschen. Sie war halt eine kleine Plaudertasche. Und dieses Ehepaar schien ja sehr nett zu sein. Außerdem kannten sie anscheinend Dawson.

»Das ist doch kein Problem. Ich arbeite in der Modebranche.«

Als Ashley das hörte, verfinsterte sich ihr Miene. Sie hatte mit ihrer früheren Karriere als Modell völlig abgeschlossen und wollte nichts mehr damit zu tun haben. Die Modefreaks waren ihr seinerzeit ziemlich auf die Nerven gegangen.

Doch Andie war gerade sehr redselig und bemerkte Ashleys Veränderung gar nicht. »Ich arbeite als Modedesignerin. Darum will ich auch zur New Fashion nach New York. Das ist eine große Modemesse«, erklärte sie.

Jetzt bemerkte Andie erst, dass Justin einen Arm um seine Frau gelegt hatte und ihr etwas zuflüsterte.

Andie erkundigte sich, ob alles in Ordnung war. Da erklärte Justin ihr, dass seine Frau früher als Modell gearbeitet hatte, sie aber aufgehört hätte und jetzt nichts mehr mit der Branche zu tun haben wollte. Das ganze Modelln hatte sie psychisch sehr mitgenommen.

Andie merkte, dass sie wohl alte Erinnerung geweckt hatte und wollte sich verabschieden. »Ich will jetzt auch wieder los. Ich war nur auf der Suche nach meinem Bruder.«

»Ihr Bruder ist bestimmt mit den anderen im Krankenhaus ...«, fing Justin an, wurde aber von Ashley unterbrochen.

»Das ist ja alles so furchtbar. Ich habe jetzt ein richtig komisches Gefühl in dem Haus zu wohnen«, meinte diese.

Andie war über den Gefühlsausbruch ziemlich überrascht und fragte die Beiden, was denn passiert sei. Justin erzählte ihr daraufhin, dass Mrs. Ryan im Krankenhaus gestorben sei. Mrs. Leery hatte ihnen Bescheid gesagt.

Sofort wollte Andie sich verabschieden und auf den Weg zum Krankenhaus machen.

Justin bot ihr an, sie dorthin zu fahren, da es schneller gehen würde und günstiger als ein Taxi sei. Sie bedankte sich für das Angebot und so fuhren Justin und Ashley sie zum Krankenhaus.

Mit dem Auto dauerte die Fahrt dennoch über eine halbe Stunde. Justin hielt mit dem Auto direkt vor dem Gebäude an. Andie stieg aus und bedankte sich nochmals. Sie ging zum Eingang des Krankenhauses, während sie in ihrem Rücken hörte, wie Justin den Heimweg antrat.

***

Pacey blickte seine Freundin an. Auch er wäre nur zu gerne mehr als nur an den Wochenenden mit Joey zusammen. Aber sie hatten das ja schon alles mehrfach besprochen. Joey wollte nicht ihren Job und ihr Leben in New York City aufgeben, was er auch verstand. Und er wollte nicht das Restaurant aufgeben. Er konnte es ja schlecht vom Big Apple aus leiten. Außerdem hatte er jetzt langsam seine Stammkundschaft. Das Restaurant wurde gut angenommen.

Davon abgesehen lebten schließlich noch fast alle ihre Freunde hier. Nun ja, fast alle. Andie war ja nach Hamburg gezogen. Er sah sie nur noch äußerst selten. Und Dawson ... ja Dawson lebte in Los Angeles. Er hatte ja dort seinen Traum verwirklicht und eine eigene TV-Serie. In Capeside waren ,nur‘ noch sein Bruder Doug und Jack.

Aber gerade jetzt würden sie bestimmt jede Hilfe gebrauchen können. Man musste schon blind sein, um nicht zu merken, dass es Jack nicht gut ging.

Und dann waren da ja auch noch Bessie und Bodie mit Alexander. Aber die sah er meist auch nur am Wochenende, wenn Joey hier war. Auch Gale, ihren Mann und Lilly sah er nicht so oft. Er nahm sich vor, sie demnächst zu besuchen.

Aber jetzt ging es um Joey und ihn. Pacey fiel absolut keine einfache, passende Lösung für ihr Problem ein.

Pacey legte Amy vorsichtig zurück in de Kinderwagen. Er griff mit beiden Händen nach ihrer Hand und drückte sie sanft. »Jo, Süße, das haben wir doch schon alles diskutiert. Und nicht nur einmal.« Er blickte sie ernst an, strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sagte dann: »Ich liebe dich und du liebst mich. Aber du hast dein Leben und deine Arbeit in New York und ich das Restaurant hier.«

Jetzt nahm sie seine Hand, streichelte sie und nahm ihren Mut zusammen. »Ich werden meine Chefin fragen, ob ich in Capeside arbeiten kann. Ich könnte ihr dann alles per Kurier, Fax und E-Mail schicken.«

»Bist du dir da auch ganz sicher?«

»Ich war mir selten so sicher wie jetzt«, nickte sie.

Pacey sah Joey an und begann zu lächeln. Sie sahen sich in die Augen und dann nahm er zärtlich ihren Kopf zwischen seine Hände und presste seine Lippen auf die ihren. Die Küsse wurden leidenschaftlicher, die Beiden hätte es nicht mehr gemerkt, wenn neben ihnen alles in Schutt und Asche zerfallen wären.

***

Andie hatte am Eingang nachgefragt und war dann mit dem Lift in die zweite Etage gefahren. Als sie die Station betrat, sah sie Pacey und Joey auf einer Bank sitzen. Pacey hatte seine Hände auf den Griff eines Kinderwagens gelegt und bewegte ihn ein wenig hin und her.

Sie ging auf die Drei zu. Joey sah Andie zuerst und stand auf.

Sie drehte sich zu Pacey um. »Pace, sieh doch mal wer hier ist.«

Pacey sah sie und stand jetzt auch auf. Andie umarmte Joey. Als sie Pacey umarmte dachte sie kurz an die Zeit zurück, als sie mit ihm zusammen gewesen war. Damals war sie so glücklich gewesen. Er war so ganz anders als Sasha. Sie schüttelte diesen Gedanken jedoch schnell von sich ab. Offensichtlich empfand sie immer noch etwas für ihren Ex-Freund und das verwirrte sie.

»Ich hab’s gerade erst erfahren und bin sofort hierher gekommen. Ich muss beruflich nach New York und bin zwei Tage vorher geflogen, um euch zu besuchen. Die neuen Besitzer von Mrs. Ryans Haus haben es mir erzählt«, meinte Andie bedrückt.

»Wir sind auch noch nicht so lange hier«, begann Pacey. »Aber wir wollten Jack und Doug in Ruhe lassen.«

Er nickte in Richtung der Bank wo Jack und Doug etwas abseits saßen. »Jack hat das alles sehr mitgenommen. Zurzeit hat er es ziemlich schwer. Doug versucht ihn ein wenig zu trösten.«

Joey schaute zu den beiden rüber und blickte dann Andie an. »Lasst uns doch jetzt rübergehen. Jack wird sich bestimmt freuen dich zu sehen, Andie.«

So gingen Joey und Andie zu den beiden Männern hinüber. Pacey schob den Kinderwagen in einigem Abstand hinterher.

Doug sah sie kommen und er war erleichtert, dass Andie hier war. Das würde Jack bestimmt aufmuntern. »Jack, dreh' dich mal um. Da ist jemand, der dich begrüßen möchte.«

Während sich Jack umdrehte, überlegte er, wer denn noch gekommen sein könnte. Amy, Doug, Pacey und Joey waren doch schon hier. Andie war in Deutschland und Dawson in Los Angeles. Als er sich ganz umgedrehte, erblickte er seine Schwester. Sie kam auf ihn zu. Er konnte kaum fassen, dass sie hier war. Aber wie hatte sie so schnell kommen können? Sie konnte doch unmöglich schon von Grams' Tod erfahren haben.

Er stand auf und umarmte Andie. Nach einem Moment setzten sie sich in eine Ecke.

Andie erzählte nochmals, dass sie eigentlich beruflich hier war, ihre Freunde besuchen wollte und von Justin und Ashley eher zufällig erfahren hatte, dass Grams gestorben war. Sie teilte den anderen auch mit, dass die beiden sehr freundlich und zuvorkommend gewesen waren und sie zum Krankenhaus gebracht hatten.

Dann wollte sie wissen, was denn jetzt mit Grams geschehen würde. Ob sie in Capeside beerdigt werden würde. Jack erzählte, dass Grams‘ Tochter, Jens Mom, bereits auf dem Weg nach Capeside wäre, um alles zu regeln.

Jack hoffte, dass Grams hier neben Jen beerdigt würde. Er war jedenfalls entschlossen sich dafür stark zu machen, da er ziemlich sicher war, dass Grams es so gewollt hätte.

Jetzt waren sie fast alle wieder versammelt. Als sich Jack in der Runde umsah, musste er wieder an Jen denken, die eindeutig fehlte. Er vermisste sie so furchtbar!

Pacey stand auf, ging zum Getränkeautomaten und zog fünf Becher mit Kaffee. Dann ging er vorsichtig mit den Bechern zurück zu den anderen. Und so saßen die Freunde noch länger zusammen und tauschten Erinnerungen aus. Es ging dabei fast immer um Grams oder Jen.


Fade to black ...


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