Die Kinder Éomunds von Nadia

Die Kinder Éomunds von Nadia

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Als Éowyn am nächsten Morgen deutlich später erwachte als gewohnt, war ihre Laune so gut wie schon lange nicht mehr. Das war auch kein Wunder, schließlich war ihr sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen; Éomer war zu Besuch in Edoras.

Nachdem sie sich gewaschen und angekleidet hatte, öffnete sie die Tür zu seinem Gemach gerade weit genug, um ihn noch in tiefem Schlaf im Bett liegen zu sehen. Nach der langen Reise und der Feier am gestrigen Abend musste er zweifellos erschöpft sein. Und so beschloss sie, ihn ausschlafen zu lassen.

Sie gönnte sich ein schnelles Frühstück und war damit schon deutlich später dran als der König und seine engsten Vertrauten. Und so schnappte sie sich eine dicke Brotscheibe, die sie mit Butter und Marmelade bestrich, einige Äpfel und eilte geradewegs in die Stallungen. Sie konnte es kaum erwarten einen ersten Ausritt mit ihrer neuen Stute zu machen.

Windfohlen war bei Tageslicht noch schöner als Éowyn in der Nacht zuvor wahrgenommen hatte. „Hier“, sagte Éowyn, brach einen der Äpfel in Zwei und reichte dem Tier eine der Hälften auf flacher Hand. Windfohlen schnupperte zunächst zögerlich an der Leckerei, konnte dann jedoch nicht widerstehen und ließ sich den Apfel schmecken, was ihrer neuen Besitzerin ein strahlendes Lächeln abverlangte. Und nachdem Windfohlen auch die zweite Hälfte verspeist hatte, striegelte Éowyn sie hingebungsvoll und flocht ihr einige Zöpfe in die lange Mähne. „Du bist eine Schönheit“, sagte sie zu ihrer Stute, „und du wirst es gut bei mir haben, das verspreche ich dir.“ Dann umarmte sie Windfohlen am Hals und schmiegte sich in das warme, weiche Fell des Tieres.

„In der Tat“, hörte sie jemanden hinter sich sagen, den sie nicht hatte kommen hören.

Éowyn stellten sich die Nackenhaare auf, Gríma betrat die Stallungen und blieb vor Windfohlens Box stehen. Er schenkte ihr ein undurchschaubares Lächeln. „Wahrhaftig, wunderschön.“ Seine Augen hingen an Éowyn und schienen die Stute gar nicht wahrzunehmen.

„Sie ist ein Geschenk meines Bruders. Er hat sie eigens für mich gezähmt und ausgebildet“, erwiderte Éowyn, bemüht sich das Unbehagen nicht anmerken zu lassen. Sie beobachtete, wie Gríma das Pferd einen kurzen Moment ansah, ehe seine Blicke wieder zu ihr zurückkehrten.

„Natürlich hat er das“, stimmte Gríma zu. Er trat ein wenig näher. Während Éowyn sich gegen ihren Instinkt weigerte auszuweichen, scheute Windfohlen und machte einige Schritte rückwärts.

„Erschreckt sie nicht so. Sie muss sich erst an ihr neues Zuhause gewöhnen.“ Éowyn reckte ein wenig das Kinn und schob sich beschützend zwischen Gríma und ihre Stute. Damit kam sie dem Berater des Königs unweigerlich näher als beabsichtigt. Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren, als er seinen Blick auf sie herabsenkte.

„Verzeiht mir, Herrin“, hauchte er. Sein Atem roch nach Met und faulem Obst. Éowyn musste ihre gesamte Beherrschung aufbringen, um standhaft zu bleiben. Schließlich machte Gríma einige Schritte zurück und verbeugte sich vor ihr. Seine Augen ließen dabei jedoch zu keinem Zeitpunkt von ihr ab. „Dürfte ich Euch zu einem gemeinsamen Ausritt einladen?“

So gern Éowyn auch auf Windfohlens Rücken durch die Landschaft reiten wollte, schüttelte sie sie den Kopf. Sehnsüchtig blickte sie zu ihrer Stute hinüber, ehe sie wieder Gríma ansah. „Sie ist noch nicht so weit. Und ich würde es vorziehen, wenn mich mein Bruder auf dem ersten Ausritt begleitet. Er kennt Windfohlen besser als jeder andere. Seine Gegenwart wird sie entspannen.“

Unmut flammte sichtbar in Grímas Augen auf, dennoch bemühte er sich zu einem Lächeln, das seine Augen jedoch nicht erreichte. „Gewiss.“

„Und nun entschuldigt mich“, bat Éowyn und wandte sich von ihm ab. Wehmütig, doch auch entschlossen, schob sie das Tor zur Box ihrer Stute zu und ging hinüber zu Feuerfuß. Auch ihm hielt sie einen halben Apfel hin, den er sofort aus ihrer Hand fraß. Sie streichelte dem Tier über die Nase und spürte deutlich Grímas Blicke in ihrem Rücken, der sie beobachtete. Trotz des warmen Sommermorgens fröstelte sie seinetwegen. Und so verabschiedete sie sich kurzerhand und eilte zurück zur Goldenen Halle.

Im Thronsaal saß ihr Onkel und winkte sie zu sich, sobald er sie erblickte. „Hast du deinen Geburtstag genossen, liebes Kind?“

Kind. Wann würde er wohl aufhören sie als solches zu sehen? Sie schenkte ihm dennoch ihr schönstes Lächeln. „Ja, das habe ich“, erwiderte sie, ging vor seinem Thron auf die Knie und küsste seine Hand, ehe sie sich leicht an ihn schmiegte. Er streichelte ihr das Haar, wodurch sie sich wieder sicher und geborgen fühlte, so wie damals, als er sie bei sich aufgenommen hatte. Die unheimliche Begegnung mit Gríma war für den Moment vergessen. „Vielen Dank auch für Schwert und Schild. Ich werde mich als würdige Schildmaid Rohans beweisen.“

„Ich hoffe, dass du dies niemals tun musst. Aber wenn doch, beruhigt mich der Gedanke, dass du dich zu verteidigen weißt und dass deine Bewaffnung auf dich abgestimmt ist.“ Sie sahen einander an. Tränen schimmerten in ihrer beider Augen. Es war Tradition, dass auch ein Teil der Frauen lernte mit Schwert und Schild umzugehen. Das hatte sich schon in der Vergangenheit als nützlich erwiesen.

„Euer Vertrauen ehrt mich, Onkel.“ Erneut küsste sie seine Hand. „Ich verspreche, dass ich Euch und unser Volk beschützen werde.“

Er nickte und tätschelte ihr zärtlich die Wange. In seinem Blick lagen so viel Kummer und Sorgen, dass es Èowyn beinahe das Herz brach. Sie wünschte sich, sie könnte ihn davon erlösen. Aber er vertraute sich ihr in diesen Dingen nicht an.

„Wo steckt dein Bruder? Wir hatten gestern Abend nicht viel Zeit unter vier Augen zu reden. Er soll mir ausführlich berichten, was sich in den letzten Jahren ereignet hat“, wechselte er schließlich das Thema, ehe sie beide zu emotional werden konnten.

„Als ich vorhin nach ihm gesehen habe, schlief er noch tief und fest. Ich kann gerne nach ihm schauen. Bestimmt ist er inzwischen aus den Federn.“

Théoden nickte sein Einverständnis, beugte sich vor und küsste seine Nichte auf die Stirn. „Ja, geh und schicke deinen Bruder zu mir, damit er mir Bericht erstatten kann, während er sich für den Tag stärkt.“

~

Sie ließ die Tür zu seinem Schlafgemach leise hinter sich ins Schloss fallen. Anders als erwartet schlief Éomer immer noch, dabei war es schon bald Mittag. Natürlich war das nach einer ausgiebigen Feier nicht allzu ungewöhnlich, und sie gönnte ihm die Ruhe, aber der König verlangte nach ihm und sie wollte dem Wunsch ihres Onkels entsprechen. Selbstverständlich konnte sie selbst es ebenfalls kaum erwarten mehr Zeit mit ihrem Bruder zu verbringen, jetzt wo er endlich wieder bei ihr in Edoras war.

Vorsichtig setzte sie sich auf die Bettkante und zog die Decke über Éomers Schultern zurück, die er trotz der sommerlichen Temperaturen bis ins Gesicht hinauf gezogen hatte. Ihr Bruder lag vollkommen nass geschwitzt im Bett und bemerkte sie gar nicht. Dabei war er sonst immer schnell erwacht, sobald sie sein Zimmer betrat. Stets der wachsame Krieger, der er war. „Éomer“, sagte sie sanft.

Er gab nur einen unmutigen Laut von sich, der wie ein Grunzen klang. Sie lächelte. „Éomer, der König wünscht dich zu sehen.“ Ihr Bruder rührte sich nicht. „Komm schon, es ist beinahe Mittag. Willst du den ganzen Tag verschlafen?“

Ihr Bruder versuchte daraufhin die Augen zu öffnen, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Und als er versuchte sich aufzusetzen, durchfuhr ein stechender Schmerz seinen linken Oberarm und erinnerte ihn an die Verwundung. Er blickte Èowyn angestrengt an, doch sein Blickfeld war ganz verschwommen und alles um ihn herum schien sich zu drehen. Erschöpft ließ er sich wieder zurück ins Kissen sinken.

„Èomer, du bist krank.“ Sofort legte sie ihm eine Hand auf die Stirn. Ihr Bruder war nicht nur wegen der viel zu warmen Decke verschwitzt, sondern auch weil er offensichtlich Fieber hatte. Sie stand auf und goss frisches Wasser in die Waschschüssel, auf einer nahen Kommode. Rasch tauchte sie ein Leinen darin ein und wrang es leicht aus, ehe sie ihm das feuchte, kühle Tuch auf die glühende Stirn legte. „Was fehlt dir?“

Éomer brauchte einige gedehnte Sekunden, um ihre Frage zu verarbeiten. „Wundfieber“, raunte er und deutete mit einem kaum sichtbaren Nicken zu seinem linken Oberarm. Sofort zog Éowyn sein Oberteil so weit zur Seite, dass sie den notdürftigen Verband erblickte. Dieser blutete sichtbar durch. Sie erschrak angesichts der Tatsache, dass er sich am Abend zuvor nichts hatte anmerken lassen. „… nur eine Fleischwunde“, fügte er unter Anstrengung hinzu und verzog das Gesicht zu einem schmerzerfüllten Grinsen.

„Nur eine Fleischwunde? Du bist in einen Kampf verwickelt gewesen? Wie konntest du nur so leichtsinnig sein?“, schimpfte sie mit ihrem Bruder. „Ich hole dir sofort einen Heilkundigen, der sich das ansieht. Bleib im Bett liegen, hörst du?“

Selbst wenn Éomer gewollt hätte, er fühlte sich viel zu schwach, um sich auch nur auf die andere Seite zu drehen, geschweige denn das Bett zu verlassen. Er sah seiner Schwester nach, die sein Schlafgemach verließ, ehe er wieder das Bewusstsein verlor.

~

Gríma war gerade in die Goldene Halle getreten, als Éowyn wie ein Wirbelwind aus Gold und weißem Leinen an ihm vorbei hinaus ins grelle Sonnenlicht stürmte. Er sah ihr verwundert hinterher, da bemerkte er schon im Augenwinkel, wie König Théoden sich mühsam aus seinem Thron erhob. „Mein Gebieter, was ist geschehen?“ So gleich war er an der Seite des Königs und stützte ihn, damit dieser sich auf den Beinen halten konnte.

„Allem Anschein nach war Éomer auf dem Weg nach Edoras in ein Scharmützel verwickelt und ist verwundet worden. Éowyn hat ihn mit starkem Wundfieber vorgefunden und holt ihm den Heilkundigen.“

„Ein Scharmützel …“, wiederholte Gríma, den König stützend. Sein Blick wanderte wieder zur Flügeltür der Goldenen Halle, durch die kräftige Sonnenstrahlen hereinfielen und Licht spendeten. Er wünschte sich, es wäre mehr als nur ein Scharmützel gewesen, dann hätte sich eines seiner großen Probleme bereits erledigt. Doch vielleicht war ihm das Glück auch so hold und Éomer würde am Wundfieber sterben. Es wurde langsam Zeit, dass Saruman seinen Teil der Abmachung einhielt und dafür sorgte, dass er Éowyn zur Frau bekam. Je älter und schöner sie wurde, desto schwerer fiel es ihm sich in ihrer Gegenwart neutral zu verhalten. Er wollte sie endlich berühren und zähmen und sie zur Mutter seiner Kinder machen.

„Hilf mir hinüber zu Tisch“, riss ihn Théodens Stimme aus seinen Gedanken.

Gríma tat wie verlangt, goss dem König Met ein und gesellte sich zu ihm an den Tisch. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das Mittagsmahl serviert wurde. Danach legte sich der König meist für einen Mittagschlaf hin. Das könnte ihm eine gute Gelegenheit bieten, sich zu vergewissern, dass sich Éomer möglichst nicht mehr von seiner Verwundung erholte. Das Schicksal schien es gut mit ihm zu meinen.

Der König saß in sich zusammengesunken da, wirkte beinahe teilnahmslos. Gríma betrachtete ihn einige Momente. „Es war sehr egoistisch und unüberlegt von Eurem Neffen Aldburg allein zu verlassen und sich zu Éowyns Geburtstag auf den Weg hierher zu machen. Er hätte sich ankündigen müssen.“ Théoden nickte schwach. „Er hätte unterwegs fallen können und Ihr hättet es womöglich niemals erfahren. Stellt Euch nur vor, wie sich das auf die Ostfold hätte auswirken können? All die schutzlosen Dörfer, die vielen Leben …“ Der König seufzte und Gríma konnte ihm ansehen, wie er sich die Überfälle der Dörfer und den Niedergang Aldburgs vorstellte. Vor seinem inneren Auge sah er die Ostfold brennen, hörte die verzweifelten Schreie der Frauen und Kinder.

Éowyn kehrte in diesem Augenblick mit Dernulf, dem Heilkundigen zurück in die Goldene Halle. Der Mann machte dem König seine Aufwartung und wurde von diesem direkt zu Éomers Gemach weitergeschickt. „Kümmert Euch gut um ihn“, sagte der König, doch dann wandte er sich wieder Gríma zu. „Ihr habt wie so oft recht.“

Dernulf und Éowyn hatten sich bereits abgewandt und hatten die Haupthalle verlassen. Sie führte den Heilkundigen direkt zum Schlafgemach ihres Bruders. „Öffnet das Fenster und lasst frische Luft herein“, bat der Mann und Éowyn folgte der Anweisung.

Die Luft, die von draußen hereinströmte, war bereits warm von der Sonne, vertrieb aber dennoch die Schwüle und den Gestank nach Schweiß. „Geht mir zur Hand“, verlangte Dernulf weiter, während er Éomer bereits aufdeckte. „Ich muss ihn gründlich untersuchen, um sicherzustellen, dass er nur die eine Wunde hat.“

Und so half Éowyn dem Heilkundigen dabei ihren Bruder zu entkleiden. Der war halb besinnungslos und wehrte sich nicht. Er murmelte währenddessen vor sich hin, doch keiner der beiden verstand, was Éomer zu sagen versuchte.

Neben der tiefen Fleischwunde am linken Arm war sein Körper auch mit einigen dunkelblauen Flecken und Schwellungen übersäht. Der rechte Rippenbogen verursachte ihm Schmerzen, stellte Dernulf fest, als er den großen Bluterguss dort abtastete und Éomer schmerzerfüllt aufkeuchte. Die übrigen Prellungen waren weniger schwerwiegend. „Ich muss die Wunde reinigen und ihm einen Kräuterverband anlegen, der die Entzündung hemmt. Scheinbar hat er die Verletzung nicht gesäubert.“

„Kann ich Euch dabei behilflich sein?“ Éowyns besorgter Blick ließ nicht von Éomers verschwitztem, bebendem Körper ab.

„Sicher tut es ihm auch gut, wenn Ihr ihn wascht, Herrin. Kühlt seinen Körper ab, während ich mich um seine Verletzungen kümmere. Anschließend sollte jemand sein Bett frisch machen und Sommerwäsche auftragen. Dies hier“, er deutete auf das Bettzeug, „ist viel zu warm für die Jahreszeit und seinen Zustand. Wir müssen zusehen, dass wir seine Temperatur herunterbekommen. Wenn Ihr könnt, besorgt Eis, damit wir ihm kühlende Wadenwickel machen können.“

Und dann begannen die beiden mit ihrer Arbeit. Dernulf reinigte die Verletzung an Éomers Arm, zog mit einer feinen Federzange kleinste Metallsplitter aus der Wunde, spülte sie gründlich aus und legte einen dicken Kräuterverband an, während Éowyn ihren Bruder von Kopf bis Fuß wusch.

Stunden später saß sie an seinem Bett und hielt seine Hand. Immer wieder machte sie ihm kühle Wadenumschläge, frischte das feuchte Tuch auf seiner Stirn auf und sprach mit ihm. Hin und wieder erwachte er aus seinem Fieberschlaf, dann ließ sie ihn Wasser trinken oder versuchte ihm Hühnerbrühe einzuflößen, auch wenn diese längst kalt geworden war. Dernulf hatte ihr deutlich gemacht, wie wichtig es war ihn mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen. Auch sein Bett war inzwischen frisch gemacht worden, sodass er nur ein dünnes Leinentuch als Bettdecke hatte.

Éowyn selbst hatte über die Sorge um ihren Bruder selbst gar keinen Appetit und ignorierte das eigene Magenknurren. „Du musst wieder gesund werden“, flüsterte sie und legte sich am Abend neben ihren Bruder in das Bett. Sie schmiegte sich dabei behutsam in die Beuge seines gesunden Arms, darauf achtend nicht seine verletzten Rippen zu berühren. „Ich brauche dich, Éomer. Bitte werde wieder gesund.“

Sie nahm nicht wahr, wie ihr die Tränen kamen, als sie so über ihren Bruder wachte und dabei auch an das kleine Mädchen zurückdachte, das sein Fieber nicht überlebt hatte. Jahre waren seit diesem Vorfall vergangen, doch er hatte Éowyn nie ganz losgelassen. „Ich kann dich nicht auch noch verlieren“, weinte sie schließlich in seine Halsbeuge. Plötzlich spürte sie seine Hand in ihrem Rücken. Er streichelte sie schwach.

„Nicht weinen“, raunte er heißer. Seine Stimme, ganz gleich wie schwach, entlockte ihr sofort ein Lächeln zwischen zwei Schluchzern. Sie stützte sich leicht auf und sah ihm ins Gesicht. Und er erwiderte ihr Lächeln, wenn ihm die Erschöpfung auch noch anzusehen war.

„Wie fühlst du dich?“, fragte sie sofort.

„Müde. Hungrig. Aber langsam etwas besser.“

Es war inzwischen mitten in der Nacht. Gríma hatte über den Tag zweimal nach ihm gesehen. Hatte versucht Éowyn aus dem Raum zu locken. Aber sie war ihrem Bruder nicht von der Seite gewichen. „Soll ich mich in die Küche schleichen und dir etwas zu Essen holen?“ Sie hatte sich eigentlich vorgenommen, ihn ob seiner Gedankenlosigkeit zu schimpfen, sobald er genesen war. Aber jetzt war sie einfach nur erleichtert, dass es ihm besser ging.

Sein Magen knurrte beim bloßen Gedanken an Essen. „Das wäre großartig.“

Sie küsste ihn auf die Stirn, lächelte und stahl sich auf nackten Füßen aus seinem Gemach. Ganz Meduseld schien zu schlafen. Nur hier und da waren die Gänge mit Kerzen beleuchtet. In der Küche angekommen, schnappte Éowyn ein Tablett und lud so viel zu Essen und einen Krug frischen Wassers auf, wie sie tragen konnte. Und dann eilte sie genauso lautlos zurück zu ihrem Bruder, wie sie gekommen war.

Dass Gríma sie wieder einmal aus den Schatten heraus beobachtete und zornig die innige Bindung zwischen ihrem Bruder und ihr verfluchte, bemerkte sie nicht.

Als Dernulf am nächsten Morgen kam, um nach seinem Patienten zu sehen, ging es Éomer schon sehr viel besser. Später am Tag machte sich sogar der König selbst die Mühe, Éomer am Krankenbett zu besuchen und saß einige Stunden an seiner Seite. Während dieser Zeit erzählte Éomer seinem Onkel, was sich in der Folde zugetragen hatte und konnte guten Gewissens berichten, dass es um Aldburg herum relativ ruhig und friedlich war.

Und so erholte sich Éomer jeden Tag ein bisschen mehr, bis er nach ein paar Tagen endlich sein Bett und auch seine Räume verlassen und mit Éowyn Spaziergänge durch Edoras machen durfte. Stets jedoch unter den grimmigen Augen der Schlange.


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