7.21 - Der große Tag von Nadia

7.21 - Der große Tag von Nadia

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Story Bemerkung:

Co-Autoren waren Anna-Lena und Mona
Schon seit ungefähr einer Stunde saß Joey vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und schaute bei ihrer Verwandlung zu. Bessie hatte sie schon um sieben Uhr morgens aus dem Bett geschmissen. Joey hatte duschen müssen und dann war die Schneiderin mit dem Kleid gekommen, damit sie es nochmals anprobieren konnte. Natürlich hatte sich die Brünette auf eine kleine Pause gefreut, doch der Pastor war noch mal gekommen, um einige Dinge zu klären.

Die Schneiderin auch wiedergekommen, Joey hatte ihn das Kleid schlüpfen müssen und nun saß jemand an ihrer Frisur und jemand an ihrem Make-up. Es war schon erstaunlich, was man alles mit ihren Haaren machen konnte. Eigentlich hätte ihr Magen schon vor einigen Stunden knurren müssen, doch vor lauter Aufregung, war ihr eher etwas übel. Aber daran war sie ja seit der Schwangerschaft gewöhnt.

Hinter ihr stand Bessie und beobachtete jeden Schritt, den die Friseurin machte. Zwar hatte sie so etwas selbst noch nie erlebt, aber sie wollte nicht, dass ihre Schwester an ihrem großen Tag nicht wie sie selbst aussah und dadurch alles ruiniert würde, wenn sie später die Fotos und eventuell einen Film sehen würde.

Plötzlich grummelte Joeys Bauch und erschrocken sah Bessie ihre kleine Schwester an, diese wurde sogar etwas rot im Gesicht.

„Möchtest du vielleicht etwas essen, Joey? Du hattest heute Morgen ja noch gar nichts“, fragte die ältere der Schwestern.

Doch Joey schaute sie im Spiegel etwas wankelmütig an: „Ich weiß nicht so recht. Irgendwie fühlt sich mein Magen gerade an, als ob er eine Fahrt in einer Achterbahn hinter sich hat. Im Kollos. Weißt du noch, diese große Achterbahn, als wir einmal mit Mom und Dad in diesem Freizeitpark waren und dann ...“

„Joey!“

„Ja?“, fragend schaute Joey ihre große Schwester an.

„Bist du nervös?“

Seufzend sah die Brünette ihre große Schwester an. „Merkt man es so sehr?“

Lachend sah Bessie sie an. „Du brabbelst wir ein kleines nervöses Kind, das zum ersten Mal das Einmaleins aufsagen soll. Es fehlt nur noch, dass du vor Nervosität brichst.“

Ein kleines Lächeln erschien auf Joeys Gesicht: „Ich glaube, ich bin wirklich nervös. Ist das normal?“

Mit einem etwas wehmütigen Lächeln sah Bessie ihre kleine Schwester an. Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihre Schulter. „Ich denke, es ist ganz normal etwas nervös zu sein. Zu mal man nie weiß, ob alles klappt und ob alles so verläuft wie man es sich wünscht. Ich bin zwar nicht der richtige Ansprechpartner für so etwas, denn ich habe diese Aufregung ja nie erlebt, aber …“ Sie und Bodie lebten seit jeher in wilder Ehe, wie es Jens Großmutter früher gerne genannt hatte.

Langsam schaute die Friseurin sich ihr Werk an und Bessie begleitete sie zur Haustür. Als sie Joeys ehemaliges Zimmer wieder betrat, saß diese noch immer vor dem Spiegel und betrachtete sich.

„Was denkst du?“, erkundigte sich Bessie vorsichtig.

Langsam drehte sich die Brünette vom Spiegel zu ihrer Schwester um und schaute sie durchdringend an. „Bessie, auch wenn du diese Aufregung nie erlebt hast und nie eine Hochzeit gehabt hast, waren und sind Bodie und du für mich das beste Beispiel für eine gute Beziehung. Mom und Dad hatten nie so eine Beziehung wie ihr sie habt und auch Dawsons Eltern waren nie so perfekt wie ihr beiden. Natürlich habt ihr euch auch gestritten, aber irgendwie habt ihr es immer geklärt. Ihr habt mir gezeigt, dass es möglich ist, mit einem Menschen zusammen zu leben und das seit rund fünfzehn Jahren.“

Gerührt sah Bessie ihre kleine Schwester an. „Danke, Joey“, presste sie bewegt hervor und umarmte sie vorsichtig. „Ich glaube, das habe ich gebraucht und dabei wollte ich dich aufmuntern, damit du nicht mehr so nervös bist.“

„Das hast du geschafft. Ich weiß jetzt, dass eine Beziehung oder eine Ehe halten kann und wunderschön sein kann, und dass auch ich es schaffen kann“, erklärte sie lächelnd.

Beide Frauen sahen sich an und lächelten. Die Potter Schwestern schienen doch etwas Glück im Leben zu haben.

***

Als Dawson in Paceys Schlafzimmer kam, sah er seinen besten Freund wie erstarrt vor dem großen Spiegel stehen und hinein starren.

„Pacey?“, fragte Dawson leise.

Pacey zuckt heftig zusammen und wirbelte herum. „Oh, Dawson, du bist es. Entschuldige ich habe dich nicht hereinkommen hören!“ Er wandte sich wieder zu dem Spiegel um.

Dawson trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Was ist los mit dir, Pacey?“ So fahrig hatte er seinen Freund nur sehr selten erlebt.

„Ich weiß auch nicht. Irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor. Mein Gott wir waren Kinder und dann dreht man sich einmal um und schon ist man erwachsen. Vergeht die Zeit wirklich so schnell? Mir kommt es so vor als wäre es erst gestern gewesen, dass wir eingeschult wurden und ich mir einen Spaß daraus gemacht habe Joey zu ärgern wo es nur ging. Und nun stehe ich hier und werde die Frau meines Herzens heiraten. Ich! Der immer der Loser war. Der nie was auf die Reihe bekommen hat. Der ewige Störenfried. Mir soll wirklich dieses Glück zuteilwerden, die Frau zu bekommen, die ich immer schon geliebt habe? Die wir beide geliebt haben.“

Dawson musste bei den Worten seines Freundes wehmütig lächeln. Ja so ähnliche Gedanken waren ihm heute auch schon durch den Kopf gegangen. „Sag mal mein Freund, kann es sein, dass da jemand einer Panik nahe ist? Du willst doch wohl nicht kneifen, oder?“, zog er Pacey auf.

„Um Gottes Willen, nein! Aber es ist alles so unwirklich. Und ist es richtig, dass ich so glücklich bin? Kann ich für Joey sorgen und für unser Kind?“

Diese Zweifel von Pacey erstaunten Dawson nun doch. „Hey, natürlich schaffst du das! Wer sollte daran Zweifel haben? Pacey, Joey liebt dich. Und sie kennt dich so gut wie kaum ein anderer Mensch. Mal von mir abgesehen. Und sie hat Vertrauen in dich. Genau wie ich. Pass auf, du ziehst dich jetzt fertig an und gehst dann los, um die Frau zu heiraten, die du schon dein Leben lang liebst. Und wenn du das nicht tust, glaube mir, dann schnappe ich sie mir!“ Mit einem Grinsen zog Dawson eine kleine Rose aus seiner Jackentasche und heftete sie Pacey ans Revers.

„Ein kleiner Glücksbringer von mir. Wobei ich weiß, dass du seiner gar nicht bedarfst. Und nun los, deine Braut wird zwar ewig auf dich warten, aber die Gäste könnten ungeduldig werden.“

Lachend schob Dawson Pacey daraufhin zur Schlafzimmertür hinaus.

***

Als Jack mit Amy im Arm in die Küche kam hatte Doug den Tisch liebevoll gedeckt. Er kam auf die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben zu, gab Jack einen liebevoll zärtlichen Kuss und nahm ihm Amy ab.

„Schatz, das sieht wundervoll aus!“, lobte Jack seinen Verlobten.

„Na ja, ich dachte mir das letzte Frühstück als ledige Männer sollten wir ganz romantisch genießen.“

Doug begann für Amy das Frühstücksbrot zu schmieren und Jack schenkte ihnen Kaffee ein.

In diesem Moment hörten sie, wie jemand durch die Haustür gepoltert kam und wie zwei Menschen sehr hektisch auf die Küche zu stürmten. Verwundert schauten die beiden Männer sich an. Als die Küchentür aufging stürzten Mrs. Witter und Gretchen förmlich herein.

„Sagt mal ihr habt die Ruhe weg was? Wisst ihr eigentlich wie spät es schon ist?“

So wurden die jungen Männer begrüßt.

„Ma, ja wir wissen wie spät es ist. Was soll diese Hektik eigentlich?“

Dougs Mutter rang nach Luft und Gretchen redete für sie weiter.

„Großer Bruder, was das soll? Meinst du die ganzen Vorbereitungen treffen sich alle von selbst? Hey, ihr heiratet heute, habt ihr das vergessen? Weißt du eigentlich was noch alles gemacht werden muss? Ihr habt ja schließlich auch Gäste, die untergebracht werden müssen. Eure Anzüge müssen noch aus der Reinigung geholt werden. Das Kleid von Amy hängt auch noch bei der Schneiderin. Schuhe müssen noch geputzt werden. Und, und, und.“

Jack hatte das Gefühl, das Gretchen einer Panik nahe war. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Doug bugsierte seine Mutter erst mal auf einen Stuhl, holte eine Tasse und goss ihr eine Kaffee ein.

„Gretchen, bevor ihr beiden uns hier noch einen Herzanfall bekommt, kann ich dich beruhigen. Die Anzüge habe ich schon heute Morgen nach dem Joggen von der Reinigung geholt. Sie hängen oben. Schuhe sind schon seit gestern geputzt und das Kleid für Amy ist auch schon längst fertig geworden.“

„Und was unsere Gäste betrifft. Wer wäre das denn? Andie wohnt bei den Harpers und Jacks Dad kann nicht kommen. Also ist da nichts vorzubereiten, nicht wahr? Allerdings könntet ihr uns nachher Amy abnehmen!“

Gretchen und Mrs. Witter gaben sich geschlagen. Also nahm Gretchen sich auch einen Kaffee und setzte sich mit an den Tisch.

Nach einiger Zeit meinte Doug: „Ich glaube so langsam wird es doch Zeit, dass wir uns fertig machen. Jack kann ich zuerst duschen gehen?“

„Klar, mach das. Ich kann in der zwischen Zeit Amy anziehen.“

Doug beeilte sich und überließ das Bad dann Jack.


***

Fröhlich vor sich her summend kontrollierte Jack seine Reverse und wischte noch die letzten Flusen vom Jackett. Dann beäugte er seine Haare kritisch im Spiegel und ging noch einmal mit dem Kamm durch.

Er hatte ein nervöses Kribbeln in seinem Magen und dieses Gefühl beschwingte ihn. Gerade als er sich anschicken wollte zu gehen, hörte er eine Stimme, die er in seinem Leben wirklich liebgewonnen hatte.

„Warte!“

Jack fuhr herum und sah sich hektisch um. Sein Blick fiel zur Badewanne.

„Hey ...!“, begrüßte Jack sie. Er wusste zwar nicht genau, ob er sich darüber freuen sollte, dass Jen ihn noch einmal besuchte, nachdem ihr „Geist“ soviel Chaos in seinem Leben angerichtet hatte, aber als sie ihn anstrahlte, musste er einfach glücklich lächeln.

„Du siehst gut aus ... So festlich“, lobte Jen ihn. Sie saß auf dem Badewannenrand in einem weiten, hellblauen Pulli und dunkler Jeans. Ihre anmutigen braunen Augen musterten Jack und Jen begann zu grinsen.

„Was? Ist es übertrieben?“, fragte Jack, der eigentlich ganz zufrieden mit seinem Anzug war.

„Nein. Mir gefällt nur, dass du jetzt so glücklich bist. Das macht einen schönen Teint“, meinte Jen zärtlich.

Jack sah sie nur schweigend an und genoss ihre erneute Anwesenheit. Dann erwiderte er mit fester Stimme: „Weißt du noch, das Leben war mal die Hölle. Aber es ist weniger schlimm geworden.“

„Seit wann?“, fragte Jen ihren besten Freund und erhob sich.

Dieser präsentierte seine rechte Hand, damit Jen seinen Ring begutachten konnte. „Seit der Verlobung.“

„Ich freue mich wirklich für dich. Und niemand anders könnte so gut auf Amy aufpassen wie du und Doug“, gab Jen zu und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.


Jack nickte: „Das stimmt.“

Er sah seine beste Freundin nachdenklich an. Was Joey für Dawson war, war Jen für ihn gewesen, aber Jen war tot. Und er musste endlich loslassen. So sehr er sie auch geliebt hatte und nun vermisste, er musste es einfach tun – sie ruhen lassen. Es war soweit.

Jen hob den Kopf: „Noch eine letzte Umarmung?“

„Das einzige, was mir noch fehlt.“

Die beiden umarmten sich. Es war, als spüre Jack Jen gar nicht, aber er wusste, dass sie da war. Und dass sie das letzte Mal bei ihm sein würde.

„Ich werde dich immer vermissen, das weißt du“, fügte Jack hinzu, als sich die beiden losließen und einander noch einmal in die Augen sahen.

„Ich weiß. Und es heißt auch nicht, dass du mich nicht mehr brauchst, denn du wirst immer an mich denken, stimmt’s?“, erriet Jen seinen Gedanken.

Jack nickte mit glasigen Augen. „Genau.“

„Pass auf Amy auf.“

„Immer. Sie ist mein Sonnenschein, so wie du mein Sonnenschein warst.“

„Das will ich auch hoffen, denn sonst suche ich dich wieder heim!“, drohte Jen, gespielt ernst.

„Es war toll dich gekannt zu haben“, meinte Jack aufrichtig.

Jen grinste breit. „Viel Glück mit Doug.“

„Oh, ich bin mir sicher, dass das klappt, nach all dem Chaos ...!“

Jen kicherte, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jack einen Kuss auf die Stirn. „Bye.“

„Bye.“

Und dann war Jen weg, für immer. Aber Jack war sich sicher, dass es richtig war, sie gehen zu lassen. Ein Teil von ihr würde dennoch für immer bei ihm bleiben.

Glücklich lächelnd verließ er das Badezimmer.

***

„Sam!“, rief Ashley Harper ungeduldig, während sie eine der großen Wärmeplatten trug. „Sam!“

Die blonde Kellnerin kam schnell angelaufen, sie selbst trug eine Salatschüssel. „Was ist denn?“

„Ich breche gleich zusammen. Könntest du mal eben schnell die Tür des Wagens aufmachen?“, fragte Ashley sichtlich erschöpft, doch auch erheitert, denn Sam war selbst so beladen, dass sie unmöglich eine Tür aufmachen konnte. Lachend sah sie die Kellnerin an. „Vielleicht sollten wir jemand anders rufen!“

„Tim!“, riefen beide lachend.

Der braunhaarige Junge kam aus dem Restaurant gestolpert. „Was ist los?“, rief er aufgeregt und fiel dabei fast über seine eigenen Füße.

Ashley und Sam lachten und stellten schließlich ihre Sachen vor sich auf den Boden.

Verwirrt sah der junge Kellner sie an. „Was ist los?“, fragte er erneut.

Langsam beruhigten sich die Blondinen wieder.

„Ist schon gut. Holst du eben noch die letzten Sachen aus der Küche? Wir müssen dann auch los“, sagte Ashley und schaffte es irgendwie doch die Wagentür zu öffnen. Extra für diesen Tag hatten sie sich vom Großhändler eines der größeren Autos mit einem großen Kofferraum, oder besser gesagt einer großen Ladefläche ausgeliehen.

Sam und Ashley packten die letzten Sachen ein, schlugen dann die Tür zu.

„Wo ist denn eigentlich die Hochzeit?“, erkundigte sich Sam, als sie wieder zurück ins Restaurant gingen.

Lächelnd sah Ashley sie an: „Am Strand. Als ich das gehört habe war ich auch ziemlich überrascht.“ Auch Sam sah erstaunt aus.

„Ich glaube so schön möchte ich auch mal heiraten. Bestimmt sieht es traumhaft aus“, meinte sie dann.

Nickend bestätigte Ashley dies. Sie kamen in die Küche, wo der Koch gerade alles aufräumte. „Ich bringe eben noch die Getränke in das Auto und dann fahre ich mit Sam und Tim los, okay?“, fragte sie den älteren Herren.

Dieser nickte und sah dann auf. „Sam! Kannst du mir mal eben helfen?“, fragte er dann.

Das blonde Mädchen nickte und ging zum Koch, während Ashley in den Kühlraum ging und Tim noch ein paar Sachen ins Auto brachte.

„Wobei soll ich helfen?“, fragte sie und folgte dem älteren Mann in den zweiten Kühlraum, wo Gebäck und Kuchen aufbewahrt wurden.

Er schob einen Wagen aus dem Raum und deckte ihn dann ab. „Hierbei.“

Vor Erstaunen und auch Entzücken wurden Sams Augen immer größer: „Oh mein Gott!“

Vor ihr stand eine riesengroße Sahnetorte mit dem Icehouse als Verzierung. Das Mädchen fand immer wieder neue Details. Tim stolperte gerade aus der Tür, den Koch sah man, wenn man durch eines der Fenster blickte, Ashley schüttelte ein paar Gästen die Hände und sie selbst hatte ein Tablett mit Gläsern in der Hand. „Oh mein Gott“, wiederholte sie und das brachte Ashley und Tim dazu, in die Küche zu kommen und zu sehen, was denn so „Oh mein Gott“ war.

Alle drei sahen staunend die Torte an und der Stolz des Koches wuchs mit jeder Minute. „Das ist wirklich wunderschön geworden“, sagte Ashley dann schließlich und lächelte den Koch an.

„Ich dachte einfach, dass wir dem Chef auch etwas schenken sollten. Es müssen nur noch die Namen darauf“, meinte er und holte eine Sahnespritze.

Plötzlich schaute Ashley auf die Uhr und rief: „Leute, wir müssen uns beeilen, in zwei Stunden fängt die Zeremonie an.“

Es kam Bewegung in die Truppe. Ashley und Sam brachten die Getränke ins Auto, der Koch trug die Torte selbst und Tim machte überall das Licht aus.

Schließlich standen die Vier vor dem Restaurant und Ashley schloss die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Schlussendlich hängte sie noch ein ‚Geschlossen, wegen Feierlichkeiten – Schild’ auf. Glücklich und auch ein bisschen stolz sah sie noch einmal auf das Haus zurück.

„Okay, Leute. Lasst und fahren“, sagte sie und ging zur Fahrertür. Nacheinander stiegen der Koch, Sam und Tim ein. Dann hörte man nur noch das Zuschlagen der Türen und das Auto fuhr los, in Richtung Meer.


***

„Nervös?“, Sasha sah Andie herausfordernd an. Seine Freundin, die sich bei ihm untergehakt hatte und nachdenklich einen Fuß vor den anderen setzte, hob den Kopf und lächelte halb: „Na ja, es kommt mir vor, als würde ich gleich einen Literatur Test schreiben: Ich liebe Literatur aber ich habe echt Angst vor Tests.“

Sasha nickte verständnisvoll.

„Aber ich will das“, versicherte Andie ihm.

Die beiden gingen eine Weile schweigend weiter, bis Andie schließlich sagte: „Das ist Wahnsinn.“

„Was?“, Sasha lachte.

Andie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht: „Na ja, Afrika! Ich habe zwar immer von Südafrika geträumt, aber das habe ich auch von Disneyland. Und jetzt wird es wahr.“

„Wenn du willst, dass alle deine Träume wahr werden, können wir vor dem Umzug gerne noch auf ein Bierchen bei Mickey und Minnie reinschauen“, meinte Sasha.

Andie lächelte glücklich. Sie hatte die Entscheidung nach Afrika zu gehen nicht lange herumgewälzt. Sie tat es einfach.

Die beiden kamen am Strandhaus an, wo sie Jack und Doug von ihrer Entscheidung erzählen wollten. Danach hatte Andie vor zu Joey zu gehen, aber erst einmal sollte ihr Bruder von ihrem Vorhaben erfahren.

Im Haus herrschte hektisches Treiben. Gretchen war gerade dabei, das Geschirr vom Frühstück in die Spülmaschine zu räumen und öffnete den beiden erst nach dem zweiten Klingeln.

„Hi ihr! Kommt rein“, sagte Gretchen und rauschte schon wieder in die Küche ab.

Andie wandte sich Sasha zu: „Hilf ihr lieber, ich sag’s Jack und Doug schon alleine.“

„Sicher?“, vergewisserte Sasha sich.

Andie nickte: „Bei einem Literaturtest wärst du ja auch nicht dabei.“

„Gut.“ Sasha gab Andie einen Kuss auf die Wange und folgte dann Gretchen in die Küche.

Andie tippelte derweil schon hoch in den ersten Stock.

Wie erwartet fand Andie Jack im Schlafzimmer. Er eilte wie aufgescheucht im Zimmer umher und sein Blick streifte seine Schwester nur flüchtig.

„Hi!“, begrüßte er sie.

„Jack, kann ich dir was sagen? Also, nur wenn du einen Moment Zeit hast natürlich.“, stotterte Andie.

Jack machte sich auf die Suche nach schwarzen Socken und meinte nur: „Klar, was gibt’s?“

„Sasha und ich werden nach Südafrika auswandern“, erklärte Andie kurz und knackig.

Jack sah sie erstaunt an: „Südafrika?“

„Ja! Sasha will dort malen und außerdem ist er Mitglied bei einer Südafrikahilfe. Er war sich nicht sicher, ob er nach Afrika gehen soll, um dort zu helfen, aber als ich ihm gesagt habe, dass es mich inspirieren würde und ich meine Geschäfte ja per Computer und Handy abwickeln kann, war es irgendwie fest“, erzählte Andie ihre Geschichte.

„Afrika ... Wow ... Das ist wirklich, na ja, wow ...“, meinte Jack fassungslos. „Bist du dir sicher?“

Andie strahlte: „Natürlich!“

„Afrika ... Das erfüllt dich?“

Andie konnte sich nur wiederholen: „Natürlich!“

Anstatt nachzuhaken, ob sie nicht ihr Zuhause vermissen würde oder ob sie genug Geld zurückgelegt habe, umarmte Jack Andie einfach nur.

„Ich finde es großartig.“

„Ich auch.“

***

Justin klopfte zögerlich an die Tür und erwartete eigentlich, dass ihm der Bräutigam öffnete. Doch anstatt Pacey, tauchte ausgerechnet Dawson hinter der Tür auf und bat ihn mittels einer kleinen Handbewegung herein.

Sein Schädel dröhnte noch und ihm war auch immer noch schlecht. Nicht nur wegen des Alkohols, von dem er definitiv zu viel getrunken hatte, sondern auch wegen dem was er um ein Haar mit der Stripperin getan hatte, deren Namen er noch nicht einmal kannte.

Und wofür? Warum? Weil er verdammt noch mal nicht Manns genug war, um seiner Frau den Erfolg ‚wirklich’ zu gönnen. Er war ein Versager. Und er war es nicht wert den Ring zu tragen, den Ashley ihm vor einigen Jahren mit leuchtenden Augen an den Finger gesteckt hatte.

Er hatte es an diesem Morgen kaum fertig gebracht sein eigenes Spiegelbild zu ertragen. Und Ashley in die Augen zu sehen hatte er schon gar nicht über sich gebracht. Er war ihr den ganzen Morgen aus dem Weg gegangen, ehe sie ‚mal wieder’ zum Restaurant aufgebrochen war, um die letzten Vorbereitungen für die große Doppelhochzeit der Witters zu treffen.

„Hey Dawson“, grüßte er den blonden Mann schüchtern und steckte die Hände in die Hosentaschen.

„Komm doch rein, Justin.“ Dawson wiederholte seine Geste, nachdem Justin beim ersten Mal nicht reagiert hatte. „Du bist ja noch gar nicht umgezogen“, stellte er fest und sah an Justin herunter. Er selbst trug bereits seinen Anzug. Alles was noch fehlte, waren die Krawatte und die Schuhe.

„Ich …“, begann Justin, während er das Haus betrat. Er blieb in der Diele stehen und sah ständig an Dawson vorbei. „Ich bin nicht sicher, ob ich kommen sollte. Nicht nachdem was gestern passiert ist.“

„Unsinn, Mann. Du bist zusammen mit Ashley eingeladen worden und du solltest mit deiner Frau kommen.“ Dawson lächelte, doch sein Lächeln verschwand, als er Justins ernste Miene bemerkte. „Oh Gott, du hast noch nicht mit ihr darüber gesprochen?“

Justin schüttelte den Kopf. „Ich wusste nicht wie. Und ich wollte ihr auch nicht die Laune für diesen Tag verderben. Und wie könnte ich zu dieser Doppelhochzeit gehen, während gerade meine eigene Ehe in die Brüche geht?“ Justin blickte Hilfe suchend in das Gesicht seines Freundes.

Dawson rieb sich die Stirn. „Deine Ehe ist zurzeit schwierig, Justin, aber ich bezweifle, dass sie in die Brüche geht. Natürlich wird Ash dir erstmal böse sein, aber ich bin mir sicher, dass sie dir deinen Ausrutscher verzeihen wird.“

Justin sah Dawson nur an, konnte nichts darauf erwidern. Er war sich nicht sicher, ob sein Freund seine Frau dahingehend richtig einschätzte. Ja, Ashley war eine Frau, die verzeihen konnte. Aber ob sie bereit war ‚das’ zu verzeihen? Ihre Ehe wurde zum ersten Mal schwierig und was machte er, er warf sich der erst besten an den Hals, die sich ihm angeboten hatte.

In guten wie in schlechten Zeiten, hatte er einst versprochen. In seinen guten Zeiten war es kein Problem gewesen und in Ashleys schlechten Zeiten auch nicht. Doch jetzt, wo sie die richtig gute Zeit hatte und er praktisch auf dem Grund seiner Karriere angelangt war, war dies die denkbar schlechteste Zeit in seinem Leben. Und er kam nicht klar mit ihrem Erfolg. Es zu leugnen war unmöglich. Nur was sollte er tun? Was konnte er noch tun?

„Du denkst wirklich, ich sollte mit ihr darüber reden?“, fragte Justin nach einiger Zeit unsicher und musterte Dawson, während er auf seine Antwort wartete.

„Unbedingt, ja. Ehrlichkeit und Vertrauen sind die Basis für eine Ehe. Nur sag’ es ihr nicht gerade auf der Hochzeitsfeier. Rede danach mit ihr, bringt die Sache ins Reine und fangt dann am besten nochmals von vorne an. Als ihr hierhergezogen seid, wart ihr so glücklich. Das könnt ihr sicherlich wiederhaben.“ Justin nickte. Was Dawson da sagte, ergab wie immer Sinn. „Und geh dich schnell duschen und umziehen, Mann. Wenn du dich beeilst kannst du es noch rechtzeitig schaffen. Ich hoffe doch, dass du die ganzen Erinnerungsfotos machst.“ Er lächelte. Und irgendwie schaffte er es sogar Justin ein Lächeln abzuringen.

Dieser nickte nur noch und verschwand dann wieder, um Dawsons Vorschlag nachzukommen.


***


Andies Nervosität war zurückgekehrt als sie im Bed & Breakfast ankam. Sie wollte Joey unbedingt selbst mitteilen, dass es endlich auch für sie ein Happy End gab und außerdem wollte sie Joeys Brautkleid bewundern.

Die Blondine folgte der Spur von Klamotten, kaputten Haarspangen und Geschirr. Anscheinend hatte Joey es eilig gehabt, aber das Chaos half Andie das Zimmer zu finden, in dem Joey fertig gemacht wurde.

„Hey ihr zwei!“, begrüßte Andie die Braut und lächelte fröhlich.

„Hi.“ Joey winkte, ohne vom Spiegel wegzusehen.

Andie schmunzelte: „Du siehst fantastisch aus! Ich mag dein Haar.“

„Danke. Bessie ist ein bisschen an meiner Frisur gerochen und hat jetzt eine Haarsprayvergiftung“, meinte Joey sarkastisch. Sie hatte jetzt endlich was gegessen und setzte ihre ganze Energie dafür ein, dass sie ihr verspätetes Frühstück auch im Magen behielt.

„Ich wollte dir was erzählen“, meinte Andie schließlich. Sie stellte den Schuhkarton auf den Boden und nahm dann anstatt Joeys Schuhen dort Platz.

„Was denn?“ Joey riss sich endlich los von ihrem Spiegelbild und wandte sich ihrer Freundin zu.

„Tja, ich werde nach Südafrika gehen“, verkündete Andie stolz.

Joey lächelte gezwungen: „Südafrika? Ist das nicht ein bisschen weit weg?“

„Ja, schon, aber ich bin mir sicher, dass es mir dort gefällt. Und wenn nicht, kann ich immer noch zurück nach Amerika oder Europa. Es ist ja mein eigenes Leben, ich kann damit machen was ich will“, erklärte Andie.

Joey nickte bekräftigend: „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel, viel Glück dort unten. Wann geht’s los?“

„In einem Monat, es ist ziemlich schwer so was zu planen“, meinte Andie.

„Mit Sasha?“, fragte Joey nach, die sich für ihre Freundin freute.

Andie nickte heftig: „Natürlich!“

Die beiden Frauen lächelten sich an.

„Tut mir leid, aber dich zu umarmen würde dich auch in einen Haarsprayschock stürzen“, entschuldigte Joey sich.

„Macht nichts.“ Andie grinste glücklich.

Die beiden schwiegen, doch die Stille war nicht unangenehm.

„Wow. Schickst du mir dann Fotos?“, hakte Joey neugierig nach.

„Tausende!“

Wieder Schweigen.

Joey suchte Andies Blick: „Bist du jetzt glücklich?“

Andie strahlte: „Ja. Endlich.“


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