7.21 - Der große Tag von Nadia
7.21 - Der große Tag by Nadia
Summary: Im Finale der 7. Staffel wird es besonders romantisch. Aus den Teenagern von einst sind erwachsene Leute geworden. Endlich ist der große Tag gekommen, an dem sich nicht nur Joey und Pacey das ersehnte Jawort geben, sondern auch Jack und Doug, um endlich eine richtige Familie zu werden.
Categories: TV-Serien > Dawson's Creek Characters: Multi-Chars/Ensemble, Original Character
Genre: Family, Friendship, Romance, Slash, Virtual Episode
Pairing: Jack McPhee / Doug Witter, Joey Potter / Pacey Witter
Challenges:
Series: The Creek - Virtuelle Staffel 7
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 6344 Read: 10994 Published: 03 May 2019 Updated: 03 May 2019
Story Notes:
Co-Autoren waren Anna-Lena und Mona

1. Chapter 1 by Nadia

2. Chapter 2 by Nadia

Chapter 1 by Nadia
Schon seit ungefähr einer Stunde saß Joey vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und schaute bei ihrer Verwandlung zu. Bessie hatte sie schon um sieben Uhr morgens aus dem Bett geschmissen. Joey hatte duschen müssen und dann war die Schneiderin mit dem Kleid gekommen, damit sie es nochmals anprobieren konnte. Natürlich hatte sich die Brünette auf eine kleine Pause gefreut, doch der Pastor war noch mal gekommen, um einige Dinge zu klären.

Die Schneiderin auch wiedergekommen, Joey hatte ihn das Kleid schlüpfen müssen und nun saß jemand an ihrer Frisur und jemand an ihrem Make-up. Es war schon erstaunlich, was man alles mit ihren Haaren machen konnte. Eigentlich hätte ihr Magen schon vor einigen Stunden knurren müssen, doch vor lauter Aufregung, war ihr eher etwas übel. Aber daran war sie ja seit der Schwangerschaft gewöhnt.

Hinter ihr stand Bessie und beobachtete jeden Schritt, den die Friseurin machte. Zwar hatte sie so etwas selbst noch nie erlebt, aber sie wollte nicht, dass ihre Schwester an ihrem großen Tag nicht wie sie selbst aussah und dadurch alles ruiniert würde, wenn sie später die Fotos und eventuell einen Film sehen würde.

Plötzlich grummelte Joeys Bauch und erschrocken sah Bessie ihre kleine Schwester an, diese wurde sogar etwas rot im Gesicht.

„Möchtest du vielleicht etwas essen, Joey? Du hattest heute Morgen ja noch gar nichts“, fragte die ältere der Schwestern.

Doch Joey schaute sie im Spiegel etwas wankelmütig an: „Ich weiß nicht so recht. Irgendwie fühlt sich mein Magen gerade an, als ob er eine Fahrt in einer Achterbahn hinter sich hat. Im Kollos. Weißt du noch, diese große Achterbahn, als wir einmal mit Mom und Dad in diesem Freizeitpark waren und dann ...“

„Joey!“

„Ja?“, fragend schaute Joey ihre große Schwester an.

„Bist du nervös?“

Seufzend sah die Brünette ihre große Schwester an. „Merkt man es so sehr?“

Lachend sah Bessie sie an. „Du brabbelst wir ein kleines nervöses Kind, das zum ersten Mal das Einmaleins aufsagen soll. Es fehlt nur noch, dass du vor Nervosität brichst.“

Ein kleines Lächeln erschien auf Joeys Gesicht: „Ich glaube, ich bin wirklich nervös. Ist das normal?“

Mit einem etwas wehmütigen Lächeln sah Bessie ihre kleine Schwester an. Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihre Schulter. „Ich denke, es ist ganz normal etwas nervös zu sein. Zu mal man nie weiß, ob alles klappt und ob alles so verläuft wie man es sich wünscht. Ich bin zwar nicht der richtige Ansprechpartner für so etwas, denn ich habe diese Aufregung ja nie erlebt, aber …“ Sie und Bodie lebten seit jeher in wilder Ehe, wie es Jens Großmutter früher gerne genannt hatte.

Langsam schaute die Friseurin sich ihr Werk an und Bessie begleitete sie zur Haustür. Als sie Joeys ehemaliges Zimmer wieder betrat, saß diese noch immer vor dem Spiegel und betrachtete sich.

„Was denkst du?“, erkundigte sich Bessie vorsichtig.

Langsam drehte sich die Brünette vom Spiegel zu ihrer Schwester um und schaute sie durchdringend an. „Bessie, auch wenn du diese Aufregung nie erlebt hast und nie eine Hochzeit gehabt hast, waren und sind Bodie und du für mich das beste Beispiel für eine gute Beziehung. Mom und Dad hatten nie so eine Beziehung wie ihr sie habt und auch Dawsons Eltern waren nie so perfekt wie ihr beiden. Natürlich habt ihr euch auch gestritten, aber irgendwie habt ihr es immer geklärt. Ihr habt mir gezeigt, dass es möglich ist, mit einem Menschen zusammen zu leben und das seit rund fünfzehn Jahren.“

Gerührt sah Bessie ihre kleine Schwester an. „Danke, Joey“, presste sie bewegt hervor und umarmte sie vorsichtig. „Ich glaube, das habe ich gebraucht und dabei wollte ich dich aufmuntern, damit du nicht mehr so nervös bist.“

„Das hast du geschafft. Ich weiß jetzt, dass eine Beziehung oder eine Ehe halten kann und wunderschön sein kann, und dass auch ich es schaffen kann“, erklärte sie lächelnd.

Beide Frauen sahen sich an und lächelten. Die Potter Schwestern schienen doch etwas Glück im Leben zu haben.

***

Als Dawson in Paceys Schlafzimmer kam, sah er seinen besten Freund wie erstarrt vor dem großen Spiegel stehen und hinein starren.

„Pacey?“, fragte Dawson leise.

Pacey zuckt heftig zusammen und wirbelte herum. „Oh, Dawson, du bist es. Entschuldige ich habe dich nicht hereinkommen hören!“ Er wandte sich wieder zu dem Spiegel um.

Dawson trat zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter, ihre Blicke trafen sich im Spiegel. „Was ist los mit dir, Pacey?“ So fahrig hatte er seinen Freund nur sehr selten erlebt.

„Ich weiß auch nicht. Irgendwie kommt mir das alles so unwirklich vor. Mein Gott wir waren Kinder und dann dreht man sich einmal um und schon ist man erwachsen. Vergeht die Zeit wirklich so schnell? Mir kommt es so vor als wäre es erst gestern gewesen, dass wir eingeschult wurden und ich mir einen Spaß daraus gemacht habe Joey zu ärgern wo es nur ging. Und nun stehe ich hier und werde die Frau meines Herzens heiraten. Ich! Der immer der Loser war. Der nie was auf die Reihe bekommen hat. Der ewige Störenfried. Mir soll wirklich dieses Glück zuteilwerden, die Frau zu bekommen, die ich immer schon geliebt habe? Die wir beide geliebt haben.“

Dawson musste bei den Worten seines Freundes wehmütig lächeln. Ja so ähnliche Gedanken waren ihm heute auch schon durch den Kopf gegangen. „Sag mal mein Freund, kann es sein, dass da jemand einer Panik nahe ist? Du willst doch wohl nicht kneifen, oder?“, zog er Pacey auf.

„Um Gottes Willen, nein! Aber es ist alles so unwirklich. Und ist es richtig, dass ich so glücklich bin? Kann ich für Joey sorgen und für unser Kind?“

Diese Zweifel von Pacey erstaunten Dawson nun doch. „Hey, natürlich schaffst du das! Wer sollte daran Zweifel haben? Pacey, Joey liebt dich. Und sie kennt dich so gut wie kaum ein anderer Mensch. Mal von mir abgesehen. Und sie hat Vertrauen in dich. Genau wie ich. Pass auf, du ziehst dich jetzt fertig an und gehst dann los, um die Frau zu heiraten, die du schon dein Leben lang liebst. Und wenn du das nicht tust, glaube mir, dann schnappe ich sie mir!“ Mit einem Grinsen zog Dawson eine kleine Rose aus seiner Jackentasche und heftete sie Pacey ans Revers.

„Ein kleiner Glücksbringer von mir. Wobei ich weiß, dass du seiner gar nicht bedarfst. Und nun los, deine Braut wird zwar ewig auf dich warten, aber die Gäste könnten ungeduldig werden.“

Lachend schob Dawson Pacey daraufhin zur Schlafzimmertür hinaus.

***

Als Jack mit Amy im Arm in die Küche kam hatte Doug den Tisch liebevoll gedeckt. Er kam auf die beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben zu, gab Jack einen liebevoll zärtlichen Kuss und nahm ihm Amy ab.

„Schatz, das sieht wundervoll aus!“, lobte Jack seinen Verlobten.

„Na ja, ich dachte mir das letzte Frühstück als ledige Männer sollten wir ganz romantisch genießen.“

Doug begann für Amy das Frühstücksbrot zu schmieren und Jack schenkte ihnen Kaffee ein.

In diesem Moment hörten sie, wie jemand durch die Haustür gepoltert kam und wie zwei Menschen sehr hektisch auf die Küche zu stürmten. Verwundert schauten die beiden Männer sich an. Als die Küchentür aufging stürzten Mrs. Witter und Gretchen förmlich herein.

„Sagt mal ihr habt die Ruhe weg was? Wisst ihr eigentlich wie spät es schon ist?“

So wurden die jungen Männer begrüßt.

„Ma, ja wir wissen wie spät es ist. Was soll diese Hektik eigentlich?“

Dougs Mutter rang nach Luft und Gretchen redete für sie weiter.

„Großer Bruder, was das soll? Meinst du die ganzen Vorbereitungen treffen sich alle von selbst? Hey, ihr heiratet heute, habt ihr das vergessen? Weißt du eigentlich was noch alles gemacht werden muss? Ihr habt ja schließlich auch Gäste, die untergebracht werden müssen. Eure Anzüge müssen noch aus der Reinigung geholt werden. Das Kleid von Amy hängt auch noch bei der Schneiderin. Schuhe müssen noch geputzt werden. Und, und, und.“

Jack hatte das Gefühl, das Gretchen einer Panik nahe war. Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Doug bugsierte seine Mutter erst mal auf einen Stuhl, holte eine Tasse und goss ihr eine Kaffee ein.

„Gretchen, bevor ihr beiden uns hier noch einen Herzanfall bekommt, kann ich dich beruhigen. Die Anzüge habe ich schon heute Morgen nach dem Joggen von der Reinigung geholt. Sie hängen oben. Schuhe sind schon seit gestern geputzt und das Kleid für Amy ist auch schon längst fertig geworden.“

„Und was unsere Gäste betrifft. Wer wäre das denn? Andie wohnt bei den Harpers und Jacks Dad kann nicht kommen. Also ist da nichts vorzubereiten, nicht wahr? Allerdings könntet ihr uns nachher Amy abnehmen!“

Gretchen und Mrs. Witter gaben sich geschlagen. Also nahm Gretchen sich auch einen Kaffee und setzte sich mit an den Tisch.

Nach einiger Zeit meinte Doug: „Ich glaube so langsam wird es doch Zeit, dass wir uns fertig machen. Jack kann ich zuerst duschen gehen?“

„Klar, mach das. Ich kann in der zwischen Zeit Amy anziehen.“

Doug beeilte sich und überließ das Bad dann Jack.


***

Fröhlich vor sich her summend kontrollierte Jack seine Reverse und wischte noch die letzten Flusen vom Jackett. Dann beäugte er seine Haare kritisch im Spiegel und ging noch einmal mit dem Kamm durch.

Er hatte ein nervöses Kribbeln in seinem Magen und dieses Gefühl beschwingte ihn. Gerade als er sich anschicken wollte zu gehen, hörte er eine Stimme, die er in seinem Leben wirklich liebgewonnen hatte.

„Warte!“

Jack fuhr herum und sah sich hektisch um. Sein Blick fiel zur Badewanne.

„Hey ...!“, begrüßte Jack sie. Er wusste zwar nicht genau, ob er sich darüber freuen sollte, dass Jen ihn noch einmal besuchte, nachdem ihr „Geist“ soviel Chaos in seinem Leben angerichtet hatte, aber als sie ihn anstrahlte, musste er einfach glücklich lächeln.

„Du siehst gut aus ... So festlich“, lobte Jen ihn. Sie saß auf dem Badewannenrand in einem weiten, hellblauen Pulli und dunkler Jeans. Ihre anmutigen braunen Augen musterten Jack und Jen begann zu grinsen.

„Was? Ist es übertrieben?“, fragte Jack, der eigentlich ganz zufrieden mit seinem Anzug war.

„Nein. Mir gefällt nur, dass du jetzt so glücklich bist. Das macht einen schönen Teint“, meinte Jen zärtlich.

Jack sah sie nur schweigend an und genoss ihre erneute Anwesenheit. Dann erwiderte er mit fester Stimme: „Weißt du noch, das Leben war mal die Hölle. Aber es ist weniger schlimm geworden.“

„Seit wann?“, fragte Jen ihren besten Freund und erhob sich.

Dieser präsentierte seine rechte Hand, damit Jen seinen Ring begutachten konnte. „Seit der Verlobung.“

„Ich freue mich wirklich für dich. Und niemand anders könnte so gut auf Amy aufpassen wie du und Doug“, gab Jen zu und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.


Jack nickte: „Das stimmt.“

Er sah seine beste Freundin nachdenklich an. Was Joey für Dawson war, war Jen für ihn gewesen, aber Jen war tot. Und er musste endlich loslassen. So sehr er sie auch geliebt hatte und nun vermisste, er musste es einfach tun – sie ruhen lassen. Es war soweit.

Jen hob den Kopf: „Noch eine letzte Umarmung?“

„Das einzige, was mir noch fehlt.“

Die beiden umarmten sich. Es war, als spüre Jack Jen gar nicht, aber er wusste, dass sie da war. Und dass sie das letzte Mal bei ihm sein würde.

„Ich werde dich immer vermissen, das weißt du“, fügte Jack hinzu, als sich die beiden losließen und einander noch einmal in die Augen sahen.

„Ich weiß. Und es heißt auch nicht, dass du mich nicht mehr brauchst, denn du wirst immer an mich denken, stimmt’s?“, erriet Jen seinen Gedanken.

Jack nickte mit glasigen Augen. „Genau.“

„Pass auf Amy auf.“

„Immer. Sie ist mein Sonnenschein, so wie du mein Sonnenschein warst.“

„Das will ich auch hoffen, denn sonst suche ich dich wieder heim!“, drohte Jen, gespielt ernst.

„Es war toll dich gekannt zu haben“, meinte Jack aufrichtig.

Jen grinste breit. „Viel Glück mit Doug.“

„Oh, ich bin mir sicher, dass das klappt, nach all dem Chaos ...!“

Jen kicherte, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Jack einen Kuss auf die Stirn. „Bye.“

„Bye.“

Und dann war Jen weg, für immer. Aber Jack war sich sicher, dass es richtig war, sie gehen zu lassen. Ein Teil von ihr würde dennoch für immer bei ihm bleiben.

Glücklich lächelnd verließ er das Badezimmer.

***

„Sam!“, rief Ashley Harper ungeduldig, während sie eine der großen Wärmeplatten trug. „Sam!“

Die blonde Kellnerin kam schnell angelaufen, sie selbst trug eine Salatschüssel. „Was ist denn?“

„Ich breche gleich zusammen. Könntest du mal eben schnell die Tür des Wagens aufmachen?“, fragte Ashley sichtlich erschöpft, doch auch erheitert, denn Sam war selbst so beladen, dass sie unmöglich eine Tür aufmachen konnte. Lachend sah sie die Kellnerin an. „Vielleicht sollten wir jemand anders rufen!“

„Tim!“, riefen beide lachend.

Der braunhaarige Junge kam aus dem Restaurant gestolpert. „Was ist los?“, rief er aufgeregt und fiel dabei fast über seine eigenen Füße.

Ashley und Sam lachten und stellten schließlich ihre Sachen vor sich auf den Boden.

Verwirrt sah der junge Kellner sie an. „Was ist los?“, fragte er erneut.

Langsam beruhigten sich die Blondinen wieder.

„Ist schon gut. Holst du eben noch die letzten Sachen aus der Küche? Wir müssen dann auch los“, sagte Ashley und schaffte es irgendwie doch die Wagentür zu öffnen. Extra für diesen Tag hatten sie sich vom Großhändler eines der größeren Autos mit einem großen Kofferraum, oder besser gesagt einer großen Ladefläche ausgeliehen.

Sam und Ashley packten die letzten Sachen ein, schlugen dann die Tür zu.

„Wo ist denn eigentlich die Hochzeit?“, erkundigte sich Sam, als sie wieder zurück ins Restaurant gingen.

Lächelnd sah Ashley sie an: „Am Strand. Als ich das gehört habe war ich auch ziemlich überrascht.“ Auch Sam sah erstaunt aus.

„Ich glaube so schön möchte ich auch mal heiraten. Bestimmt sieht es traumhaft aus“, meinte sie dann.

Nickend bestätigte Ashley dies. Sie kamen in die Küche, wo der Koch gerade alles aufräumte. „Ich bringe eben noch die Getränke in das Auto und dann fahre ich mit Sam und Tim los, okay?“, fragte sie den älteren Herren.

Dieser nickte und sah dann auf. „Sam! Kannst du mir mal eben helfen?“, fragte er dann.

Das blonde Mädchen nickte und ging zum Koch, während Ashley in den Kühlraum ging und Tim noch ein paar Sachen ins Auto brachte.

„Wobei soll ich helfen?“, fragte sie und folgte dem älteren Mann in den zweiten Kühlraum, wo Gebäck und Kuchen aufbewahrt wurden.

Er schob einen Wagen aus dem Raum und deckte ihn dann ab. „Hierbei.“

Vor Erstaunen und auch Entzücken wurden Sams Augen immer größer: „Oh mein Gott!“

Vor ihr stand eine riesengroße Sahnetorte mit dem Icehouse als Verzierung. Das Mädchen fand immer wieder neue Details. Tim stolperte gerade aus der Tür, den Koch sah man, wenn man durch eines der Fenster blickte, Ashley schüttelte ein paar Gästen die Hände und sie selbst hatte ein Tablett mit Gläsern in der Hand. „Oh mein Gott“, wiederholte sie und das brachte Ashley und Tim dazu, in die Küche zu kommen und zu sehen, was denn so „Oh mein Gott“ war.

Alle drei sahen staunend die Torte an und der Stolz des Koches wuchs mit jeder Minute. „Das ist wirklich wunderschön geworden“, sagte Ashley dann schließlich und lächelte den Koch an.

„Ich dachte einfach, dass wir dem Chef auch etwas schenken sollten. Es müssen nur noch die Namen darauf“, meinte er und holte eine Sahnespritze.

Plötzlich schaute Ashley auf die Uhr und rief: „Leute, wir müssen uns beeilen, in zwei Stunden fängt die Zeremonie an.“

Es kam Bewegung in die Truppe. Ashley und Sam brachten die Getränke ins Auto, der Koch trug die Torte selbst und Tim machte überall das Licht aus.

Schließlich standen die Vier vor dem Restaurant und Ashley schloss die Tür und drehte den Schlüssel im Schloss. Schlussendlich hängte sie noch ein ‚Geschlossen, wegen Feierlichkeiten – Schild’ auf. Glücklich und auch ein bisschen stolz sah sie noch einmal auf das Haus zurück.

„Okay, Leute. Lasst und fahren“, sagte sie und ging zur Fahrertür. Nacheinander stiegen der Koch, Sam und Tim ein. Dann hörte man nur noch das Zuschlagen der Türen und das Auto fuhr los, in Richtung Meer.


***

„Nervös?“, Sasha sah Andie herausfordernd an. Seine Freundin, die sich bei ihm untergehakt hatte und nachdenklich einen Fuß vor den anderen setzte, hob den Kopf und lächelte halb: „Na ja, es kommt mir vor, als würde ich gleich einen Literatur Test schreiben: Ich liebe Literatur aber ich habe echt Angst vor Tests.“

Sasha nickte verständnisvoll.

„Aber ich will das“, versicherte Andie ihm.

Die beiden gingen eine Weile schweigend weiter, bis Andie schließlich sagte: „Das ist Wahnsinn.“

„Was?“, Sasha lachte.

Andie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht: „Na ja, Afrika! Ich habe zwar immer von Südafrika geträumt, aber das habe ich auch von Disneyland. Und jetzt wird es wahr.“

„Wenn du willst, dass alle deine Träume wahr werden, können wir vor dem Umzug gerne noch auf ein Bierchen bei Mickey und Minnie reinschauen“, meinte Sasha.

Andie lächelte glücklich. Sie hatte die Entscheidung nach Afrika zu gehen nicht lange herumgewälzt. Sie tat es einfach.

Die beiden kamen am Strandhaus an, wo sie Jack und Doug von ihrer Entscheidung erzählen wollten. Danach hatte Andie vor zu Joey zu gehen, aber erst einmal sollte ihr Bruder von ihrem Vorhaben erfahren.

Im Haus herrschte hektisches Treiben. Gretchen war gerade dabei, das Geschirr vom Frühstück in die Spülmaschine zu räumen und öffnete den beiden erst nach dem zweiten Klingeln.

„Hi ihr! Kommt rein“, sagte Gretchen und rauschte schon wieder in die Küche ab.

Andie wandte sich Sasha zu: „Hilf ihr lieber, ich sag’s Jack und Doug schon alleine.“

„Sicher?“, vergewisserte Sasha sich.

Andie nickte: „Bei einem Literaturtest wärst du ja auch nicht dabei.“

„Gut.“ Sasha gab Andie einen Kuss auf die Wange und folgte dann Gretchen in die Küche.

Andie tippelte derweil schon hoch in den ersten Stock.

Wie erwartet fand Andie Jack im Schlafzimmer. Er eilte wie aufgescheucht im Zimmer umher und sein Blick streifte seine Schwester nur flüchtig.

„Hi!“, begrüßte er sie.

„Jack, kann ich dir was sagen? Also, nur wenn du einen Moment Zeit hast natürlich.“, stotterte Andie.

Jack machte sich auf die Suche nach schwarzen Socken und meinte nur: „Klar, was gibt’s?“

„Sasha und ich werden nach Südafrika auswandern“, erklärte Andie kurz und knackig.

Jack sah sie erstaunt an: „Südafrika?“

„Ja! Sasha will dort malen und außerdem ist er Mitglied bei einer Südafrikahilfe. Er war sich nicht sicher, ob er nach Afrika gehen soll, um dort zu helfen, aber als ich ihm gesagt habe, dass es mich inspirieren würde und ich meine Geschäfte ja per Computer und Handy abwickeln kann, war es irgendwie fest“, erzählte Andie ihre Geschichte.

„Afrika ... Wow ... Das ist wirklich, na ja, wow ...“, meinte Jack fassungslos. „Bist du dir sicher?“

Andie strahlte: „Natürlich!“

„Afrika ... Das erfüllt dich?“

Andie konnte sich nur wiederholen: „Natürlich!“

Anstatt nachzuhaken, ob sie nicht ihr Zuhause vermissen würde oder ob sie genug Geld zurückgelegt habe, umarmte Jack Andie einfach nur.

„Ich finde es großartig.“

„Ich auch.“

***

Justin klopfte zögerlich an die Tür und erwartete eigentlich, dass ihm der Bräutigam öffnete. Doch anstatt Pacey, tauchte ausgerechnet Dawson hinter der Tür auf und bat ihn mittels einer kleinen Handbewegung herein.

Sein Schädel dröhnte noch und ihm war auch immer noch schlecht. Nicht nur wegen des Alkohols, von dem er definitiv zu viel getrunken hatte, sondern auch wegen dem was er um ein Haar mit der Stripperin getan hatte, deren Namen er noch nicht einmal kannte.

Und wofür? Warum? Weil er verdammt noch mal nicht Manns genug war, um seiner Frau den Erfolg ‚wirklich’ zu gönnen. Er war ein Versager. Und er war es nicht wert den Ring zu tragen, den Ashley ihm vor einigen Jahren mit leuchtenden Augen an den Finger gesteckt hatte.

Er hatte es an diesem Morgen kaum fertig gebracht sein eigenes Spiegelbild zu ertragen. Und Ashley in die Augen zu sehen hatte er schon gar nicht über sich gebracht. Er war ihr den ganzen Morgen aus dem Weg gegangen, ehe sie ‚mal wieder’ zum Restaurant aufgebrochen war, um die letzten Vorbereitungen für die große Doppelhochzeit der Witters zu treffen.

„Hey Dawson“, grüßte er den blonden Mann schüchtern und steckte die Hände in die Hosentaschen.

„Komm doch rein, Justin.“ Dawson wiederholte seine Geste, nachdem Justin beim ersten Mal nicht reagiert hatte. „Du bist ja noch gar nicht umgezogen“, stellte er fest und sah an Justin herunter. Er selbst trug bereits seinen Anzug. Alles was noch fehlte, waren die Krawatte und die Schuhe.

„Ich …“, begann Justin, während er das Haus betrat. Er blieb in der Diele stehen und sah ständig an Dawson vorbei. „Ich bin nicht sicher, ob ich kommen sollte. Nicht nachdem was gestern passiert ist.“

„Unsinn, Mann. Du bist zusammen mit Ashley eingeladen worden und du solltest mit deiner Frau kommen.“ Dawson lächelte, doch sein Lächeln verschwand, als er Justins ernste Miene bemerkte. „Oh Gott, du hast noch nicht mit ihr darüber gesprochen?“

Justin schüttelte den Kopf. „Ich wusste nicht wie. Und ich wollte ihr auch nicht die Laune für diesen Tag verderben. Und wie könnte ich zu dieser Doppelhochzeit gehen, während gerade meine eigene Ehe in die Brüche geht?“ Justin blickte Hilfe suchend in das Gesicht seines Freundes.

Dawson rieb sich die Stirn. „Deine Ehe ist zurzeit schwierig, Justin, aber ich bezweifle, dass sie in die Brüche geht. Natürlich wird Ash dir erstmal böse sein, aber ich bin mir sicher, dass sie dir deinen Ausrutscher verzeihen wird.“

Justin sah Dawson nur an, konnte nichts darauf erwidern. Er war sich nicht sicher, ob sein Freund seine Frau dahingehend richtig einschätzte. Ja, Ashley war eine Frau, die verzeihen konnte. Aber ob sie bereit war ‚das’ zu verzeihen? Ihre Ehe wurde zum ersten Mal schwierig und was machte er, er warf sich der erst besten an den Hals, die sich ihm angeboten hatte.

In guten wie in schlechten Zeiten, hatte er einst versprochen. In seinen guten Zeiten war es kein Problem gewesen und in Ashleys schlechten Zeiten auch nicht. Doch jetzt, wo sie die richtig gute Zeit hatte und er praktisch auf dem Grund seiner Karriere angelangt war, war dies die denkbar schlechteste Zeit in seinem Leben. Und er kam nicht klar mit ihrem Erfolg. Es zu leugnen war unmöglich. Nur was sollte er tun? Was konnte er noch tun?

„Du denkst wirklich, ich sollte mit ihr darüber reden?“, fragte Justin nach einiger Zeit unsicher und musterte Dawson, während er auf seine Antwort wartete.

„Unbedingt, ja. Ehrlichkeit und Vertrauen sind die Basis für eine Ehe. Nur sag’ es ihr nicht gerade auf der Hochzeitsfeier. Rede danach mit ihr, bringt die Sache ins Reine und fangt dann am besten nochmals von vorne an. Als ihr hierhergezogen seid, wart ihr so glücklich. Das könnt ihr sicherlich wiederhaben.“ Justin nickte. Was Dawson da sagte, ergab wie immer Sinn. „Und geh dich schnell duschen und umziehen, Mann. Wenn du dich beeilst kannst du es noch rechtzeitig schaffen. Ich hoffe doch, dass du die ganzen Erinnerungsfotos machst.“ Er lächelte. Und irgendwie schaffte er es sogar Justin ein Lächeln abzuringen.

Dieser nickte nur noch und verschwand dann wieder, um Dawsons Vorschlag nachzukommen.


***


Andies Nervosität war zurückgekehrt als sie im Bed & Breakfast ankam. Sie wollte Joey unbedingt selbst mitteilen, dass es endlich auch für sie ein Happy End gab und außerdem wollte sie Joeys Brautkleid bewundern.

Die Blondine folgte der Spur von Klamotten, kaputten Haarspangen und Geschirr. Anscheinend hatte Joey es eilig gehabt, aber das Chaos half Andie das Zimmer zu finden, in dem Joey fertig gemacht wurde.

„Hey ihr zwei!“, begrüßte Andie die Braut und lächelte fröhlich.

„Hi.“ Joey winkte, ohne vom Spiegel wegzusehen.

Andie schmunzelte: „Du siehst fantastisch aus! Ich mag dein Haar.“

„Danke. Bessie ist ein bisschen an meiner Frisur gerochen und hat jetzt eine Haarsprayvergiftung“, meinte Joey sarkastisch. Sie hatte jetzt endlich was gegessen und setzte ihre ganze Energie dafür ein, dass sie ihr verspätetes Frühstück auch im Magen behielt.

„Ich wollte dir was erzählen“, meinte Andie schließlich. Sie stellte den Schuhkarton auf den Boden und nahm dann anstatt Joeys Schuhen dort Platz.

„Was denn?“ Joey riss sich endlich los von ihrem Spiegelbild und wandte sich ihrer Freundin zu.

„Tja, ich werde nach Südafrika gehen“, verkündete Andie stolz.

Joey lächelte gezwungen: „Südafrika? Ist das nicht ein bisschen weit weg?“

„Ja, schon, aber ich bin mir sicher, dass es mir dort gefällt. Und wenn nicht, kann ich immer noch zurück nach Amerika oder Europa. Es ist ja mein eigenes Leben, ich kann damit machen was ich will“, erklärte Andie.

Joey nickte bekräftigend: „Ich wünsche dir auf jeden Fall viel, viel Glück dort unten. Wann geht’s los?“

„In einem Monat, es ist ziemlich schwer so was zu planen“, meinte Andie.

„Mit Sasha?“, fragte Joey nach, die sich für ihre Freundin freute.

Andie nickte heftig: „Natürlich!“

Die beiden Frauen lächelten sich an.

„Tut mir leid, aber dich zu umarmen würde dich auch in einen Haarsprayschock stürzen“, entschuldigte Joey sich.

„Macht nichts.“ Andie grinste glücklich.

Die beiden schwiegen, doch die Stille war nicht unangenehm.

„Wow. Schickst du mir dann Fotos?“, hakte Joey neugierig nach.

„Tausende!“

Wieder Schweigen.

Joey suchte Andies Blick: „Bist du jetzt glücklich?“

Andie strahlte: „Ja. Endlich.“
Chapter 2 by Nadia
***

„Doug, soll ich dir nicht lieber helfen?“, rief Mrs. Witter nun schon zum dritten Mal und klopfte dabei an die Badezimmertür.

„Nein, ich komme schon zurecht“, erklang Dougs Antwort gedämpft durch die Tür. Im Inneren stand er vor dem Spiegel und band sich seine Fliege. Es war erst eine Viertelstunde vergangen, aber trotzdem schien seine Mom mit jeder Minute ungeduldiger zu werden.

Auch Gretchen lief im Wohnzimmer auf und ab. Während ihre Mutter vor der Badezimmertür stand und Doug nervte, machte sie derweil Jack auch etwas hibbelig, der sich im Schlafzimmer fertig machte.

Auch wenn es bei ihrer Hochzeit keine Braut gab hatten sie ausgemacht, dass sie sich vor der Trauung nicht sehen sollten.

„Doug“, wie lange brauchst du denn noch? In einer halben Stunde kommt die Limousine“, rief Mrs. Witter erneut ihre Bedenken heraus.

In dem Moment öffnete sich die Tür des Bads und Doug kam heraus. Der schwarze Anzug passte wie angegossen und sah zu seinen dunklen Haaren hervorragend aus. Auch seine Mutter schien für einen Moment ihre Nervosität zu vergessen und lächelte ihren ältesten Sohn an.

„Doug, du siehst wirklich gut aus“, brachte sie fertig zu sagen.

Auch der Sheriff lächelte sie an: „Danke, Mom.“

Für einen kleinen Augenblick sahen sie sich an und es schien fast so, als würde die spürbare Anwesenheit der Hochzeit die Familie wieder etwas näherbringen, oder jedenfalls für einen Moment die vielen Unstimmigkeiten vergessen lassen.

Schließlich riss sich Doug von dem Moment los und ging in die Küche, woraufhin seine Mutter ihm natürlich sofort folgte.

„Übrigens, Doug, ich habe mir die Gästeliste noch mal angesehen. Meinst du denn wirklich, dass es eine gute Idee war, die beiden einzuladen?“, hinterfragte die ältere Frau nochmals die gewissen Einladungen und Dougs Absichten.

Kopfschüttelnd sah Doug seine Mutter an und der vorherige Moment schien wie weggeblasen zu sein. „Mom, wie oft habe ich es dir jetzt schon gesagt? Sie verdienen es hierher zu kommen. Schließlich gehören sie irgendwie zur Familie.“

Dieser Satz schien Mutter Witter sehr zu treffen. Ihr Mund verzog sich mürrisch und sie sah ihren Sohn an: „Doug, vielleicht gehören sie irgendwie zu seiner Familie, jedoch nicht zu meiner. Daran solltest du auch denken.“

„Mutter!“, rief der Sheriff von Capeside ein bisschen entrüstet, aber auch zweifelnd aus. Er verstand seine Mutter ja, aber sie musste auch ihn verstehen, oder es jedenfalls versuchen.

„Ich habe die Gästeliste nun mal so gemacht wie ich es richtig fand. Niemand weiß wer sie sind, wenn sie überhaupt kommen. Ich verstehe ja, dass du nervös bist, aber das wäre jeder“, sagte er und seine Mutter blieb bei seinen Worten in der Tür stehen.

Langsam drehte sie sich um und sah ihn lange an. „Ich bin nicht nervös, sondern fürchte mich.“

Doug musste zweimal blinzeln bevor er verstand was seine Mutter sagte.

Plötzlich kam Gretchen in den Raum, mit einem großen Lächeln auf dem Gesicht und natürlich freute sie sich.

„Doug! Du musst unbedingt kommen! Du rätst nicht, was Amy gerade gesagt hat“, platzte es aus ihr heraus und sie zog ihren großen Bruder mit in Richtung des Kinderschlafzimmers.

Bevor er noch reagieren konnte oder etwas sagen konnte, war er schon von seiner Schwester aus dem Raum gezerrt worden.

Seufzend ging Mrs. Witter ins Schlafzimmer zu Jack. Dieser saß auf der Bettkante und trommelte mit seinen Fingern auf dem Nachtkästchen herum.

„Na, etwas nervös?“, erkundigte sich seine zukünftige Schwiegermutter.

Jack sah sie mit einem halben Lächeln an, wischte sich seine Hände in der schwarzen Hose ab und meinte dann: „Ein bisschen. Aber irgendwie mehr aufgeregt.“

„Ja, aufgeregt bin ich auch“, murmelte Mrs. Witter in ihren nicht vorhandenen Bart und schaute nach draußen auf den Strand hinaus.

***

„Bist du soweit?“ Doug sah auf die Uhr an seinem Handgelenk und blickte dann die Treppen hinauf.

Jack kam langsam herunter und der ältere der beiden Männer hielt einen Augenblick den Atem an. Er sah umwerfend aus. Doug reichte ihm bei den letzten Stufen die Hand und gab Jack einen Kuss als er neben ihm stand.

„Du bist der attraktivste Mann, der mir in meinem ganzen Leben begegnet ist“, sagte Doug zärtlich und küsste Jack abermals. „Und ich kann es nicht erwarten dich zu meinem Mann zu machen.“

Jack lächelte glücklich. „Ich kann es auch nicht erwarten dich zu heiraten, Doug. Du bist meine Konstante, mein Ein und Alles.“ Es stimmte. So wie Jen es ihm vor vielen Jahren auf dem Ski-Ausflug versprochen hatte, hatte er seine große Liebe gefunden. Den einen Menschen unter Milliarden, den er so sehr liebte wie seine Seelenverwandte.

Jack überlegte, ob er Doug von seiner Begegnung mit Jen erzählen sollte oder nicht. Er entschied sich dafür, denn er wusste in seinem tiefsten Innern, dass es ein Abschied gewesen war. Und das war gut. Er befand sich auf dem Weg der Besserung.

„Ich habe sie vorhin im Bad gesehen.“

„Jen?“, fragte Doug nervös und griff nach Jacks Hand.

Jack nickte und streichelte beruhigend mit seinem Daumen über Dougs Handrücken. „Wir haben uns verabschiedet. Ich weiß jetzt, dass es in Ordnung ist, wenn ich mein Leben ohne sie weiterlebe. Mit dir und Amy an meiner Seite. Ich weiß es, weil ich sicher bin, dass ich sie im nächsten Leben wiedersehen werde. Wir werden uns immer wieder sehen, wir sind schließlich seelenverwandt. Und auch wenn sie tot ist, wird sie immer ein Teil meines Lebens sein. Sie ist meine Vergangenheit …“ Er sah Doug tief in die Augen und drückte kurz seine Hand. „Du, Doug, bist meine Zukunft.“

„Sie wird in gewisser Weise immer bei dir sein, Jack. So wie jeder den wir lieben und der stirbt irgendwie bei uns ist. Nicht nur im Herzen. Ich weiß, dass wir nie darüber gesprochen haben, aber ich glaube daran, dass uns Geister beschützen. Und ich denke, dass sie immer über dich und Amy wachen wird. So wie mein Vater immer über mich wachen wird.“

Jack nickte und atmete tief durch. „Genau.“

Vor dem Haus hörten sie das Hupen eines Autos und sie sahen sich voller Vorfreude an.

„Es ist so weit“, meinte Jack und lächelte übers ganze Gesicht. „Lass uns heiraten gehen.“

„Nichts lieber als das, Jack“, erwiderte Doug.

Dann gingen die beiden Hand in Hand aus dem Haus.

Vor dem Haus standen zwei Stretch Limousinen und jeder stieg in eine davon ein. Es war abgemacht, dass sie getrennt fuhren, damit Doug noch ein paar Minuten allein mit seinem Bruder zum reden hatte. Und Jack hatte es nichts ausgemacht, denn er würde ja den Rest seines Lebens an Dougs Seite verbringen.

***

Doug klopfte an der Tür und wollte Pacey abholen. Als er seinen Bruder in seinem Anzug erblickte pfiff er anerkennend durch die Zähne.

„Wow, kleiner Bruder, du siehst gut aus!“, meinte er anerkennend.

„Na du aber auch, Dougie. Ob Jack dich so ganz ohne Uniform erkennen wird?“, neckte er seinen großen Bruder.

Zusammen stiegen sie in die Limousine, die sie zu ihrer Hochzeit bringen sollte. Pacey rutschte nervös herum während Doug sich entspannt zurücklehnte und den jungen Mann beobachtete.

„Pace, was ist los? So nervös kenne ich dich gar nicht!“

„Bist du denn gar nicht nervös?“, erstaunt blickten Doug zwei braune Augen an.

„Nein, warum sollte ich? Ich werde gleich den besten Mann dieser Welt heiraten. Ich liebe ihn über alles und ab heute werden wir offiziell zusammengehören. Nein, ich bin wirklich nicht nervös nur unsagbar glücklich. Aber du bist hibbelig. Warum? Du hast doch keine Zweifel bekommen, oder?“

„Nein, nein überhaupt nicht. Joey ist das Beste, was mir je passieren konnte. Sie hat das Beste aus mir herausgeholt. Wer weiß wo ich jetzt ohne sie wäre. Doch irgendwie habe ich Angst, dass ich doch wieder alles vermassle.“

„Ihr liebt euch. Pacey, Joey weiß auf was sie sich bei dir einlässt. Sie erträgt dich ja nicht erst seit gestern.“ Doug war froh diese Minuten mit Pacey alleine zu sein. Er wollte seinem Bruder eine Frage stellen, die nur sie beide was anging.

„Sag mal, Pacey, meinst du Dad wäre stolz auf uns?“

„Hm, keine Ahnung, aber überlegen wir doch mal. Ich, der Loser vor dem Herrn in Dads Augen, mache erst ein Kind und heirate dann ein Mädchen, von dem er noch nie viel gehalten hat. Und du? Der Sohn, der ihn nie enttäuscht hat, outet sich als schwul und heiratet einen Mann. Hm, nein ich glaube nicht, dass er auf uns sonderlich stolz wäre!“, kam es in Paceys unverblümter Art und Weise.

„Na super. Danke auch, Bruderherz, bau mich doch auf.“

Pacey legte die Hand auf Dougs Schulter und meinte: „Dougie, es ist total egal was unser alter Herr von uns gedacht hätte. Ich bin wahnsinnig stolz auf dich. Dass du es endlich geschafft hast diese Hürde zu nehmen. Und in Jack hast du die Liebe deines Lebens gefunden. Halte ihn fest und lass dir das von niemandem wegnehmen.“

„Tja das gleiche kann ich auch dir sagen, Pacey. Genießt euer Glück und freut euch auf das Baby. Und weißt du, was ich noch super finde?“

„Nein, was denn?“

„Dass wir zwei uns inzwischen so nahestehen. Wer hätte das wohl jemals gedacht.“

Lachend nahmen sich die Witter-Brüder in die Arme und drückten sich aufs Herzlichste. Dann waren sie am Strand angelangt. Als sie ausstiegen kam gerade der Wagen mit Joey und Jack an.

***

„Gott, ich bin so aufgeregt!“, meinte Joey, die unruhig auf der breiten Rückbank der Limousine saß und von Nervosität gepackt war.

„Und ich erst“, seufzte Jack. „Aber es wir schon alles klappen.“

Joey bewunderte Jacks Optimismus: „Um ehrlich zu sein ist meine größte Angst, dass der Pfarrer mich fragt, ob ich Pacey heiraten will und ich habe vergessen, wie man ‚Ja‘ sagt.“

„Das ist noch gar nichts“, schnaubte Jack. „Ich hoffe eigentlich nur, dass der Pavillon nicht einstürzt oder so.“

„Wir schieben hier voll Panik“, kicherte Joey nervös.

„Nein, du schiebst Panik, ich mach mich bloß über dich lustig“, widersprach Jack und grinste. Joey sah ihn böse an, also schlug Jack vor: „Lass uns über was weniger Beängstigendes wie unsere Doppelhochzeit reden.“

„Gute Idee. Hat Andie dir schon von ihren Südafrikaplänen erzählt?“, wollte Joey wissen, die erleichtert darüber war, für einen kurzen Moment über ein Thema zu sprechen, das nichts mit der Hochzeit zu tun hatte.

„Ich freu mich für sie“, meinte Jack nickend.

„Ich auch. Nachdem sie so lange nicht gewusst hat, wo es sie hinzieht, hat sie was gefunden, dass ihr gefällt. In Afrika ist sie gut aufgehoben“, bestätigte Joey.

„Ja. Schade, dass ich sie später nicht besuchen kann, wegen Amy“, erklärte Jack.

Joey nickte und sah nach draußen.

„Wir sind bald da“, murmelte sie.

Jack räusperte sich: „Wie schön ...“

„Gott, hoffentlich geht alles glatt.“ Joey verwandelte sich sofort wieder in ein Nervenbündel.

„Mit Sicherheit.“

„Weißt du, das beruhigt mich nicht im Geringsten. Es geht doch immer was schief. Wir sind ja hier nicht bei ‚Die Traumhochzeit‘ oder so“, meinte Joey.

„Ja, aber was soll denn schief gehen? Allen geht es gut, wir sind alle glücklich …“, widersprach Jack ihr.

„Du hast Recht.“ Joey sah ihren Freund an. „Es wird wunderbar, richtig?“

„Klar. Und wenn wir in ein paar Jahren zurückblicken, werden wir uns darüber ärgern, dass wir die Fahrt in der Limo damit verbracht haben, nervös zu sein, anstatt uns für uns zu freuen“, erwiderte Jack.

„Du bist so weise“, grinste Joey.

Jack musste lachen: „Ich weiß.“

„Also, ich freue mich schon für uns. Mein Herz ist erfüllt mit Freude - wenn da nicht die Angst wäre ... Fürchtest du dich denn nicht auch davor, was werden wird? Ich meine, in einer Stunde werden wir nicht mehr nur verlobt, sondern verheiratet sein!“, sagte Joey.

„Natürlich! Aber diese Erwartungen und Aufregungen sind doch das Spannende daran“, antwortete Jack.

„Meinst du? Ich finde diese Spannung ätzend. Ich bin so nervös. Ich würde ja gern an meinen Nägeln kauen, aber es geht nicht wegen des Nagellacks. Und rauchen geht nicht, weil das nicht gut fürs Baby ist, ich stinken und meine Lungen wohl sofort ihren Dienst versagen würden“, erklärte Joey.

Jack lachte: „Du bist ja wirklich voll durch den Wind!“

„Was hast du denn gedacht?“

***

Langsam näherten sich die beiden Limousinen dem Strand von Capeside. Oben am Straßenrand war eine Spur und der Parkplatz des großen Supermarktes gesperrt worden. Dieser Platz war schon festlich geschmückt, doch das war noch gar nichts im Gegensatz zum eigentlichen Ort der Zeremonie. Die wenigen Steinstufen zum Strand waren weiß eingekleidet worden und dann führte ein schmaler Holzsteg zum Platz der Trauung. Dieser selbst bestand aus einer großen Holzplatte auf dem Sand. Zum Sonnenschutz stand dort das Gestell von einem Zelt, jedoch ohne Plane, sondern geschmückt mit Blumen, Efeu und weißen Bändern. Selbst die Stühle waren in weiß gehalten. Durch das Sonnenlicht wurde die Szene in warmes Licht getaucht und jeder, der nicht wusste wessen Hochzeit es war, hätte wahrscheinlich auf die eines Stars getippt.

Eigentlich hatten die Freunde sich ja geeinigt eine Doppelhochzeit zu feiern, da sie beide im Moment nicht so viel Geld hatten, andererseits natürlich auch aus Freundschaftsgründen. Doch die Zeremonie hatte Dawson organisiert und dieser hatte es sich nicht nehmen lassen eine richtig schöne und auch ausgefallene Hochzeit zu gestalten oder zu gestalten lassen.

Dawson selbst stand noch oben an der Straße, während die Gäste schon auf den eleganten weißen Stühlen im Schutze des Pavillons Platz genommen hatten. Der Geistliche stand auch schon an seinem Platz und eigentlich warteten sie nur noch auf die Hochzeitspaare.

Bodie stand am Ende der Steintreppe, um Joey zum Altar zu führen. Sie hatte den Freund ihrer Schwester gefragt, denn ihr eigener Vater saß wieder im Gefängnis und der Kontakt war seit einiger Zeit endgültig abgebrochen.

Schließlich erschienen die beiden Autos am Horizont und ein „Ah“, ging durch die Menge, die natürlich gespannt gewartet hatte und insgeheim wohl auch schon ein bisschen ungeduldig war.

Aus der ersten Limousine stiegen Doug und Pacey aus. Als sie das Szenario sahen verschlug es ihnen erst mal die Sprache, doch dann blickte Pacey Dawson an und schickte ihm ein dankbares Lächeln.

Eigentlich hatte er die Zeremonie planen sollen, doch sein Freund hatte ihm diese Aufgabe liebend gerne abgenommen. Schließlich war er immer schon der größere Künstler und Direktor gewesen. Die beiden Brüder und Dawson stiegen die Treppenstufen hinunter und begaben sich zum Altar, als das Auto mit Jack und Joey auf dem Parkplatz hielt.

Auch diese beiden stiegen aus und mussten erst mal schlucken als sie den Strand sahen. Tränen der Rührung bildeten sich hinter Joeys Augenlidern und auch Jack musste schlucken.

„Ist es nicht wunderschön?“, fragte Joey ihn leise, als sie gemeinsam die Treppenstufen hinunter traten. Jack nickte ihr zu, ein Lächeln auf dem Gesicht.

Im nächsten Moment war auch schon Bodie an ihrer Seite und reichte ihr seinen Arm. „Du siehst wundervoll aus, Joey“, flüsterte er als die Musik erklang.

Alle Hochzeitsgäste erhoben sich von ihren Sitzen und blickten der Braut entgegen. Joey trug ein schlichtes weißes Kleid und nur einen kleinen Schleier. Alles andere war in ihren Augen zu pompös gewesen und hätte auch nicht ihrem Stil entsprochen.

Ein Lächeln lag auf ihren Lippen als sie Pacey erblickte, der ihr vom Altar aus mit einem gerührten Blick entgegensah. Irgendwie konnte er es immer noch nicht fassen, dass seine große Jungendliebe bald tatsächlich seine Frau werden würde.

Einige Minuten später kamen sie am Altar an und Bodie verschwand von Joeys Seite, an die sich nun Pacey gesellte.

„Es ist wirklich wunderschön hier, Pace. Ich wusste, dass du einen perfekten Platz finden würdest“, flüsterte Joey ihrem baldigen Ehemann zu, als nun auch Jack den Mittelgang entlang ging.

Pacey schenkte seiner Braut nur ein Lächeln, genau wie Dawson. Natürlich würde er ihr nachher erzählen, dass Dawson dies alles organisiert hatte. Aber nun sollte die Zeremonie erst mal richtig beginnen.

***

Bessie stand zwischen den beiden Paaren und blickte zu den Hochzeitsgästen hinab. Sie räusperte sich und besann sich der Worte, die sie zu diesem Anlass zu einer kleinen Rede geformt hatte.

„Liebe Gäste und vor allem liebe Hochzeitspaare.“ Sie machte eine kleine Pause und sah zu erst ihre kleine Schwester Joey und Pacey, dann Jack und Doug an. „Schon als Joey noch sehr klein war, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich ihr wohl mal am Tag ihrer Hochzeit sagen würde.“

Joey konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen, denn sie wusste, dass Bessie schon immer so verrückt gewesen war. Vor allem nach dem sie beide ihre Mutter verloren hatten und Bessie in deren Rolle geschlüpft war.

„Ich wollte ihr immer sagen“, fuhr Bessie schließlich fort, „dass sie eine wunderschöne Braut ist und dass unsere Mutter an diesem besonderen Tag anwesend ist, auch wenn wir sie nicht sehen können. Und das triff nicht nur auf sie zu, sondern auch auf Evelyn Ryan, Jen Lindley und John Witter, die sehr früh von uns gegangen sind und deshalb heute leider nicht hier sein können. Und das, obwohl es gerade an Tagen wie diesen von so großer Bedeutung wäre …“

Alle Anwesenden lauschten aufmerksam, als Bessie ihre kleine, gefühlvolle Rede hielt. Sie sprach von Verlusten, davon wie sie die Paare geformt hatten und die Basis für ihre Beziehungen waren. Vor allem hatte der Verlust der gemeinsamen Freundin in dieser Hinsicht viel bewirkt. Und wäre John Witter nicht vor ein paar Jahren gestorben, so wäre Doug nicht Sheriff geworden und Pacey nicht zurück nach Capeside gezogen. Dann sprach sie noch von der Liebe, die beide Paare fest zusammenhalten und jene schweren Zeiten überstehen ließ und vielleicht noch kommende. Als sie fertig war sah Bessie ihre kleine Schwester lange an, die ihren Blick mit Tränen erfüllten Augen erwiderte, ehe sie sich in den Arm nahmen und einige Momente drückten.

Langsam stieg Bessie schließlich die wenigen Stufen von der Kanzel herab und ging zurück zu Bodie und ihrem Sohn Alexander, die in der ersten Reihe saßen, neben Mrs. Witter, Gretchen und den Leerys.


***

Nach Bessies liebevoller Gelegenheitsrede kehrte eine besondere Stimmung ein. Der Pfarrer wandte sich zuerst Joey und Pacey zu, die mit dem Strahlen gar nicht mehr aufhören konnten.

„Wollen Sie, Pacey Witter, die hier anwesende Josephine Potter zu Ihrer Frau nehmen, sie lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“, fragte er.

Pacey lächelte: „Ja, ich will.“

Mit einem innigen Blick steckte Pacey Joey den Ehering an.

„Und wollen Sie, Josephine Potter, den hier anwesenden Pacey Witter zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“, wiederholte der Pfarrer seine Frage.

Auch Joey lächelte: „Ja, ich will.“

Nun steckte Joey Pacey den Ring an und lächelte gerührt.

„Dann erkläre ich Sie nun Kraft meines Amtes, das mir von Gott und dem Staat Massachusetts gegeben ist, zu Mann und Frau.“ Der Pfarrer sah Pacey an. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen.“

Die ganze Gesellschaft jubelte, als Joey ihren Schleier lüftete. Pacey küsste Joey leidenschaftlich und während die Gäste noch Joey und Pacey zu jubelten, sahen Jack und Doug sich schon erwartungsvoll an.

Der Pfarrer wandte sich nun den beiden Männern zu und begann unsicher: „Wollen Sie, Doug Witter, den hier anwesenden Jack McPhee zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet?“

Doug nickte: „Ja, das will ich.“

Mit einem Lächeln auf den Lippen steckte Doug Jack den Ehering an.

„Und wollen Sie, Jack McPhee, den hier anwesenden Doug Witter zum Mann nehmen, ihn lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, bis dass der Tod euch scheidet“, fragte der Pfarrer, dem anzumerken war, wie komisch die Situation für ihn war, zwei Männer zu trauen.

Jack antwortete lächelnd: „Ja, ich will.“

Auch Jack steckte Doug den Ring an. Die beiden lächelten sich an.

Der Pfarrer räusperte sich: „Dann erkläre ich Sie nun Kraft meines Amtes, das mir von Gott und dem Staat Massachusetts gegeben ist, zu Mann und ... äh ... Mann.“

Er räusperte sich erneut: „Und auch Sie dürfen sich nun küssen.“

Was die beiden auch sofort taten. Erneut brach Jubel los.


„Love, love, love, love, love...“, stimmte der Chor an. Die beiden frisch vermählten Paare standen an der Kanzel und lächelten glücklich.

Der Chor sang mit klassischen, wunderschönen Stimmen den Beatles-Song „All You Need Is Love“: „There’s nothing you can do that can’t be done. Nothing you can sing that can’t be sung. Nothing you can say but you can learn how to play the game - it’s easy. There’s nothing you can make that can’t be made. No one you can save that can’t be saved. Nothing you can do but you can learn how to be in time - it’s easy.“

Als der Chor zum Refrain kam, küsste Andie ihren Sasha plötzlich. Nach dem Kuss sah Sasha Andie fragend an, doch die meinte nur: „Afrika.“

„There’s nothing you can know that isn’t known. Nothing you can see that isn’t shown. Nowhere you can be that isn’t where you’re meant to be - it’s easy.“

Dawson sah lächelnd zu Joey und Pacey hinauf. Für sie hatte es ein Happy End gegeben. Und dasselbe dachten sich die beiden auch gerade, genau wie Jack und Doug ...

„All you need is love, love, love is all you need.“


***

Justin stieg aus seinem Wagen und schlenderte den Weg zum Strand hinab. Die Feier fand unter einem großen Sonnendach am Strand statt. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung, es wurde laut gelacht und deshalb beeilte Justin sich, hinunter zu kommen.

Die frisch vermählten Paare waren umringt von Leuten und die restlichen Gäste scharrten sich um das Buffet. Justin musste zugeben, dass Ashley und ihr Team ganze Arbeit geleistet hatten.

Wo war eigentlich seine Ashley?

Justin ließ den Blick schweifen, doch konnte sie nirgends entdecken. Also ging er zuerst zu den beiden Paaren und beglückwünschte Joey, Pacey, Jack und Doug, die kaum Zeit hatten, ihm zu antworten, weil alle auf sie zustürmten.

Grinsend bewegte Justin sich wieder weg von ihnen und machte sich auf die Suche nach seiner Frau.

„Hey Justin!“, hörte er plötzlich von hinter sich.

Justin fuhr herum und erblickte Andie.

„Andie, hi. Hast du Ashley gesehen?“, fragte er geistesabwesend und sah sich weiterhin um.


Andie überlegte kurz und meinte dann: „Gerade noch war sie beim Buffet und unterhielt sich mit einem der Kellner. Vielleicht ist sie noch dort.“

„Danke, ich werde nachsehen. Aber wenn du sie siehst, sag ihr bitte, dass ich sie suche“, bat Justin sie.

„Klar!“, hörte er noch, dann war er schon auf den Weg zu den Tischen mit dem Essen.

Und tatsächlich fand er Ashley dort, doch sie unterhielt sich nicht mit einem der Kellner, nein ganz und gar nicht. Ihr Gesprächspartner war vielmehr ein dunkelhaariger Mann, der ein Polohemd trug und sich gerade reichlich Essen auf den Teller lud. Er sagte irgendetwas und Ashley lachte. Der Typ fiel ebenfalls in das Lachen über seinen eigenen Scherz ein. Das herzliche Lachen der beiden versetzte Justin einen Stich.

Justin fühlte, wie sein Magen sich zusammenzog. Einige Momente blieb er bewegungslos stehen und beobachtete seine Frau mit diesem gut angezogenen Kerl. Ashley sah diesen Mann die ganze Zeit an, sprach mit ihm und lachte über seine Witze, die wahrscheinlich total idiotisch waren. Kurz überlegte er einzuschreiten und mit Ashley zu sprechen, aber dann entschied er sich zum Rückzug. Er wollte die beiden nicht stören, anscheinend hatte Ashley ihren Spaß. Seufzend machte er kehrt. Natürlich war Justin enttäuscht und er hoffte, dass es ein Kunde oder so jemand war und nichts weiter. Seine anfänglich gute Laune war wie weggeblasen.

Andie stand noch immer dort, wo er sie das letzte Mal gesehen hatte, doch diesmal war Sasha an ihrer Seite. Die beiden unterhielten sich genauso angeregt, wie Ashley und der komische Typ.

Als Justin versuche unbemerkt an Andie vorbeizuschleichen, um in Selbstmitleid zerfließen zu können, bemerkte diese ihn jedoch und sprach ihn unmittelbar an: „Hast du sie gefunden?“

„Nein“, schwindelte er in einem Anflug von Frustration, schüttelt den Kopf und ging einfach weiter.

***

Mit Argusaugen beobachtete Ashley, wie die Bediensteten das Essen auf den langen Tisch platzierten. Heute musste einfach alles perfekt aussehen. Bis jetzt war noch alles gut gegangen und hoffentlich würde es auch so weitergehen. Vorsichtig rückte sie eine Platte zurecht und überprüfte die Dekoration. Hauptsächlich gab es leichte Kost. Salat, frisches Gemüse, Nudeln, ein bisschen Fleisch.

Am stolzesten war sie jedoch auf die Torte. Der Koch hatte sie wirklich hervorragend hinbekommen. Schließlich war ein Koch kein Konditor. Und für diese Maßstäbe war die Torte wirklich sagenhaft gelungen.

Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihr und Ashley drehte sich um, ein Lächeln auf ihren Lippen. Doch wen sie da erblickte, überraschte sie. Insgeheim hatte sie mit Justin gerechnet, doch jemand ihr Unbekanntes stand vor ihr.

„Entschuldigung, für die Störung. Bruce Tate“, stellte der elegant gekleidete Mann sich schließlich vor.

Da klingelten die Glocken bei Ashley. Der Bürgermeister stand vor ihr. Das Lächeln wurde noch herzlicher. „Aber das macht doch nichts. Ashley Harper.“

Ein kleines Lachen entrann der Kehle des Bürgermeisters. „Ich weiß. Ich habe versucht heraus zu bekommen, wer das Catering für die Hochzeit übernommen hat und so bin ich an Ihren Namen gekommen“, erklärte er dann.

„Oh“, war der einzige Kommentar, der Ashleys Lippen entkam.

Doch der braunhaarige Mann ließ erst gar keine peinliche Pause aufkommen, schließlich kannte er sich mit Gesprächen aus. „Keine Angst, ich verfolge Sie jetzt nicht“, meinte er mit einem Grinsen, „ich wollte Ihnen nur sagen, wie beeindruckt ich bin.“

„Dankeschön“, freute sich Ashley über das Kompliment, wurde aber sogleich bescheiden. „Aber es war ja nicht mein alleiniges Werk. Ich habe nur alles organisiert. Den größten Teil hat der Koch geleistet und ohne so ein ausgezeichnetes und professionelles Personal bekommt man so etwas Großes auch nicht fertig.“

Bruce lächelte. Die Frau gefiel ihm. Das Lächeln auf seinem Gesicht wuchs in die Breite als er sagte: „Seien Sie doch nicht so bescheiden. Natürlich kommt es auch auf das Personal an, aber wenn es nicht jemanden gibt, der alles delegiert und koordiniert, dann hilft das beste Personal nichts.“

„Da haben Sie vielleicht Recht. Sie kennen das sicher auch von Ihrem Beruf“, meinte die Blondine schließlich.

„Stimmt. Wo wir gerade von meinem Beruf reden; hätten Sie vielleicht Lust das Catering für die nächste Gemeinderatssitzung zu organisieren?“, fragte er dann gerade heraus.

Völlig überrumpelt stand Ashley da, ihre Augen wurden groß, doch schnell fing sie sich wieder.

„Ich weiß, es ist nicht so groß wie diese Hochzeit, aber es würde sicher viel bedeuten und wenn es all den wichtigen Herren schmeckt, werden Sie sicher noch ein paar Jobs bekommen, die so groß sind wie dieses hier“, gab Bruce Tate dann zu bedenken.

„Aber sicher würde ich es gerne machen. Es wäre mir eine Freude“, erwiderte Ashley schließlich schnell, denn sie wollte diese einmalige Chance beim Schopf packen.

Ein Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Bürgermeisters aus. „Das freu mich zu hören. Ich werde Sie dann anrufen, um Ihnen alle Details mitzuteilen, in Ordnung?“
„Selbstverständlich. Hier ist meine Karte“, sagte Ashley und überreichte ihm eine Visitenkarte von sich.

„Okay. Vielleicht sehen wir uns nachher ja noch mal!“, meinte Bruce Tate dann und verabschiedete sich mit einem Handschütteln und einem Lächeln.

„Ja. Dankeschön“, meinte auch Ashley und blickte ihm dann nach, wie er in der Menge der Hochzeitsgäste verschwand.

***

In deutlichem Abstand von den übrigen Hochzeitsgästen standen zwei Personen und beobachteten die Szenerie. Unten am Strand herrschte eine ungezwungene Stimmung, doch die beiden Personen standen still auf dem erhöhten Berg und betrachteten einfach die Menschenmenge. Sie waren etwa in selbem Alter wie die Clique, sahen einander sehr ähnlich, trotz unterschiedlicher Geschlechter.

Nachdenklich sah besonders die Frau aus. Auf ihrer Stirn erschienen dünne Falten und die Augen waren zu engen Schlitzen geformt. „Siehst du wie glücklich sie aussehen?“, fragte sie schließlich den Mann an ihrer Seite leise, ohne ihre Augen von den Gästen abzuwenden.

„Audra, es wird nicht unbedingt schlimm enden, nur weil wir hingehen“, meinte Zach, ihr Bruder. Mit einem vorsichtigen Lächeln sah er sie an.

„Vielleicht wird es nicht schlimm werden, aber es wird schwer werden. Es wird nicht nur Doug da sein, nein, auch Mrs. Witter wird da sein“, sagte sie beklommen und sah ihren großen Bruder eindringlich an.

„Aber meinst du denn, dass sie irgendwas daran ändern wird? Sie kann uns doch nicht rausschmeißen. Es ist nicht ihre Feier.“

Vorsichtig nahm Audra die Hand ihres Bruders. „Sie wird uns nicht rausschmeißen, aber es werden Fragen der Gäste auftauchen, es wird unangenehm werden“, erwiderte die junge Frau.

Seufzend sah Zach sie an. In seinem Blick lag Führsorge und Liebe. Langsam strich er ihr die Haare aus dem Gesicht: „Aber haben wir nicht auch mal das Recht glücklich zu sein, selbst wenn es angenehm wird?“

„Natürlich haben wir das Recht glücklich zu sein, aber sollen wir ihnen deshalb den ganzen Tag versauen?“, sagte Audra nun wiederum und zwar ziemlich heftig.

„Ich weiß, dass es für dich besonders schwierig ist, aber meinst du dieser eine Tag wird dich umbringen?“

Abermals seufzte Zach und schaute dann wieder auf den Strand hinunter. Würde dieser eine Tag ihn umbringen? Ein Tag im Gegensatz zu fast dreißig Jahren? Wohl eher nicht.
„Vielleicht hast du wirklich recht. Wie immer, liebste Schwester“, lächelte er dann. Ein ähnliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Klar hab ich recht, Bruderherz.“

Beide lächelten sich an und die alte Zusammengehörigkeit machte sich wieder bemerkbar. Obwohl sie an einem fremden Ort waren, fühlten sich die beiden nicht allein. Ihre Mutter hatte immer damit gescherzt, dass sie sich in allem wie Eineigezwillinge ähnelten, obwohl sie es nicht waren.

Im nächsten Moment wurden ihre Gesichter wieder ernster. Die beiden Hochzeitspaare begaben sich zu der großen Torte und schnitten sie gemeinsam an.

Die Zwillinge schauten wieder nach unten und ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern als sie sahen, wie die vier frisch verheirateten jungen Menschen lächelten und sich freuten.

„Wahrscheinlich ist es doch besser, wenn wir hier oben bleiben“, meinte Zach schließlich und sah seine Schwester an, die seinen Blick erwiderte.

„Bestimmt. Unsere Zeit wird noch kommen und dann werden wir sehen, wohin uns all dies führt. Aber heute sollen die Vier einen schönen Tag haben.“

Nickend lächelte Zach ihr zu und die beiden Geschwister verschlangen die Finger ineinander und schauten weiter dem Hochzeitsgeschehen zu. Auch wenn sie heute nicht dabei waren, sie würden irgendwann ihre Chance bekommen und Teil dieser Familie werden, wie es ihr Geburtsrecht war.

***

Die Freunde hatten sich zu einem abschließenden gemeinsamen Abend im Strandhaus von Jack und Doug eingefunden. Alle waren sie da, Joey und Pacey, natürlich Jack und Doug, Dawson und Andie zusammen mit Sasha. Nur Ashley und Justin hatten sich früh von der Feier verabschiedet, um zu reden. An diesem Abend war ihre vergleichsweise schlechte Stimmung fehl am Platz. Sicherlich würden sie zu einer Übereinkunft kommen. Das hofften zumindest Andie und Dawson, die im Grunde am besten mit den beiden befreundet waren und als einzige wussten, was zurzeit mit dem Paar vor sich ging.

„Worauf wollen wir noch anstoßen?“, fragte Joey und hielt ihr Champagnerglas hoch. Sie hatte sich zu einem Glas überreden lassen, nachdem Bessie und Gale ihr versichert hatten, dass ein Glas dem Baby nicht schaden würde.

„Auf abwesende Freunde“, sagte Jack und dachte dabei vor allem an Jen, aber auch an Grams und Mitch Leery, die viel zu früh gestorben waren.

„Auf abwesende Freunde“, wiederholte Dawson und alle anderen folgten seinem Beispiel. Dawson fragte sich, ob er selbst jemals heiraten würde. Für ihn hatte es eigentlich immer nur Joey gegeben und die war nun mit Pacey verheiratet. Er freute sich wirklich für die beiden, denn in seinem Leben gab es im Grunde keinen Platz für eine Ehe, eine Familie, ein normales Leben. Und genau das war es, was Pacey ihr geben konnte. Sie passten viel besser zueinander. Und er war einfach nur glücklich, dass er trotz aller Streitigkeiten in den vergangenen Jahren, trotz aller Höhen und Tiefen, immer ein Teil ihres Lebens sein würde.

Doug dachte an seinen Vater und daran, wie er Pacey früher behandelt hatte, nur um seinem Vater zu imponieren. Der sollte ja niemals sehen, dass er homosexuell war. Er hatte immer um die Aufmerksamkeit seines Vaters gekämpft. Sogar so sehr, dass er seinen eigenen Bruder dafür wie den letzten Dreck behandelt hatte. Doug war in gewisser Weise froh, dass sein Vater gestorben und er danach der Sheriff von Capeside geworden war. Das Schicksal hatte ihm auf diese Weise Jack ins Leben geschickt und ihm auch Pacey nähergebracht, der trotz allem zu seinem älteren Bruder aufsah und ihn liebte. Er hatte die Liebe seines Bruders nicht verdient, aber er war froh, dass er sie bekam und noch glücklicher war er darüber, dass er sie ihm seit einiger Zeit erwidern konnte. Ihm gefiel sein Leben, so wie es sich nach seinem Coming-Out entwickelt hatte. Er war rundum glücklich.

Jack stellte sich vor, wie Jen ihm vom Himmel aus zusah und ihn anlächelte. Dann fiel sein Blick auf Joey. Sie war eine umwerfend schöne Braut gewesen, trotz der anderen Umstände. Und er erinnerte sich an das Jahr, in dem er all diese Leute kennen gelernt hatte. Er sah Dawson an, mit dem er nicht gerade einen guten Start gehabt hatte, Pacey, der zu dieser Zeit mit Andie gegangen war und letztlich wieder Joey. Er musste lächeln, als er sich an den Abend erinnerte, als er ihr Model gestanden hatte. Dann fiel ihm wieder der Abend ein, an dem Andie das Ecstasy geschluckt hatte und beinahe gestorben wäre. Er hatte Jen die Schuld dafür gegeben. An die Zeit erinnerte er sich nur ungern zurück. Viel lieber erinnerte er sich an den Indian Summer Abend, den er mit Jen auf der Wiese unter den Sternen verbracht hatte.

Joey saß zwischen Dawson und Pacey, Jack ihr gegenüber. Die drei wichtigen Männer in ihrem Leben. Jeder von ihnen hatte sie auf eine gewisse Weise geprägt, sie stärker gemacht und sie ein Stück weit im Leben begleitet. Und sie wusste, dass, obwohl sie nun Paceys Ehefrau war, vor allem Dawson, jedoch auch Jack, ebenfalls für alle Zeit einen Platz in ihrem Herzen haben würde. Als sie Andie ansah, musste sie auch automatisch an Jen denken. Diese beiden Frauen waren die einzigen richtigen Freundinnen in ihrem Leben gewesen. Eine von ihnen war nun tot und die andere würde bald nach Afrika auswandern.

Pacey gab Joey einen Kuss und bemerkte kurz darauf, dass Andie ihn warm anlächelte. Er war froh, dass sie zu diesem Ereignis hatte kommen können. Sie war seine erste große Liebe gewesen. Sie hatten so viel zusammen durchgestanden. Dawson rempelte ihn versehentlich an, als er sich anders hinsetzen wollte. Und Pacey dachte an die Jahre zurück, in denen sie kaum mehr als das Nötige miteinander gesprochen hatten. Und er war mehr als froh, dass diese Jahre nun hinter ihnen lagen. Diese Hochzeit hätte er sich ohne seinen ältesten Freund Dawson als seinen Trauzeugen überhaupt nicht vorstellen können. Er war und würde es immer sein, der beste Freund in seinem Leben.

Andie saß auf Sashas Schoß und hob ein weiteres Mal das Glas an: „Auf Freunde fürs Leben!“

Alle stießen sie daraufhin an und wiederholten den Trinkspruch. Sie alle wussten, dass egal wohin die Wege des Schicksals sie führten, sie ein Leben lang die besten Freunde bleiben würden. Es spielte keine Rolle, ob sie verstreut in Amerika, in Europa oder sogar in Afrika lebten. Kein Ozean war zu groß, kein Berg zu hoch, keine Strecke zu weit. Sie würden für immer miteinander verbunden sein.

Sie waren eben wirklich Freunde fürs Leben.


Fade to black …
End Notes:
Im Namen des gesamten Teams bedanken wir uns für euer Interesse an dieser virtuellen Staffel, für das Feedback, das uns immer wieder Auftrieb gab, wenn wir dachten es nicht zu Ende bringen zu können, und vor allem für eure Geduld!

Wir hoffen, dass ihr ab dem kommenden Februar (2008) wieder mit dabei seid, wenn The Creek in sein zweites und somit Dawson’s Creek in sein – wenn auch nur virtuelles – achtes Jahr geht.

Alles Liebe bis dahin,
Nadia, Anna, Mona und das gesamte Autorenteam
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