Mandalores Schicksal von Oriane
Mandalores Schicksal by Oriane
Summary: 40VSY. Nach der Schlacht von Galidraan scheint der mandalorianische Bürgerkrieg nach dem Eingreifen der Jedi endlich ein Ende gefunden und die Death Watch diesen gewonnen zu haben. Aber der Schein trügt. Komplizierte politische Verhältnisse führen zu weiteren Anschlägen der Death Watch und Aman Kryze, der Anführer des Kryze-Clans findet sich zwischen diplomatischen Verstrickungen und Morddrohungen gegen seine Familie wieder. Zusätzlich hat seine Tochter Satine sich dazu entschieden, das sichere Coruscant zu verlassen und nach Mandalore zurückzukehren, in Begleitung von Qui-Gon Jinn und seinem jungen Padawan.
Categories: Filme > Star Wars > Episode I bis III Characters: Keine
Genre: Adventure, Romance
Pairing: Obi-Wan Kenobi / Satine Kryze
Challenges:
Series: Keine
Chapters: 20 Completed: Ja Word count: 48237 Read: 408180 Published: 23 May 2019 Updated: 08 Aug 2019
Story Notes:
Das hier war bzw. ist eigentlich noch immer meine erste und einzige große Star Wars FF. Ich muss dazu sagen, dass ich die Comics, auf denen die Umstände des mandalorianischen Bürgerkriegs und der Zeit danach basieren, nie gelesen habe und mein gesamtes Wissen darüber aus Jedipedia bzw. Wookiepedia stammt. Also falls euch Fehler auffallen, sagt mir gerne Bescheid :)

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1. Prolog by Oriane

2. Kapitel 1 Schatten über Mandalore by Oriane

3. Kapitel 2 Wortgefechte by Oriane

4. Kapitel 3 Willkommen zu Hause by Oriane

5. Kapitel 4 Der neue Mand'alor by Oriane

6. Kapitel 5 Der Schein trügt by Oriane

7. Kapitel 6 Der Anschlag by Oriane

8. Kapitel 7 Bo-Katan by Oriane

9. Kapitel 8 Zeit ist Leben by Oriane

10. Kapitel 9 Überzeugungen by Oriane

11. Kapitel 10 Zuflucht by Oriane

12. Kapitel 11 Die Clanführerin by Oriane

13. Kapitel 12 Hört mir zu! by Oriane

14. Kapitel 13 Bindungen by Oriane

15. Kapitel 14 Initiative ergreifen by Oriane

16. Kapitel 15 zerstörte Hoffnungen by Oriane

17. Kapitel 16 Vizslas Kriegerin by Oriane

18. Kapitel 17 Sieg und Kapitulation by Oriane

19. Kapitel 18 Veränderungen by Oriane

20. Epilog by Oriane

Prolog by Oriane
Der junge Jedi kämpfte. Graublau hoben sich die Rüstungen seiner Gegner gegen das Weiß des Schneeplaneten hinter ihnen ab. Der Jedi war erschöpft, er fror trotz der Anstrengung des Kampfes, der schon viel zu lang andauerte. Dann erschien ein anderer, leuchtender Blauton in der Szenerie und schlug dem Mandalorianer, der im Begriff war, ihn zu töten, den Kopf ab. Wie oft hatte er das nun beobachtet? Er wusste es nicht mehr. Er suchte Kraft und Halt in der Macht und richtete sich wieder auf, griff nach seinem verlorenen Lichtschwert und eilte seinem Retter und den anderen verbliebenen Jedi zur Hilfe.
Aber wer waren diese Leute, die von einem Tag auf den anderen zu seinen Feinden geworden waren? Die Wahren Mandalorianer, so nannten sie sich, aber wenn der junge Jedi genauer darüber nachdachte, war es ihm egal, welchen Namen sie trugen. Es zählte nur, wie sie kämpften.
Meister Dooku hatte sie im Auftrag des Jedirates in die Schlacht geführt und die Einsatzbesprechung für diese war viel kurz gewesen. Das einzige, was er von ihnen wusste, war, dass sie ohne nennenswerten Grund hier eingefallen waren und führende Politiker getötet, sowie ein Massaker unter Frauen und Kindern veranstaltet hatten. Galidraan hatte die Jedi zur Hilfe gerufen und als Friedenshüter der Galaxis hatten sie zugestimmt und sich auf den Weg gemacht.
Natürlich hatten sie es zuerst auf dem friedlichen Weg versucht, hatten das Lager umstellt und sie zur friedlichen Kapitulation aufgefordert, aber die Männer und Frauen in mandalorianischer Rüstung waren nicht darauf eingegangen. Einer von ihnen, vermutlich ihr Anführer, der junge Jedi wusste es nicht genau, befahl ihnen, zu kämpfen und genau das taten sie.
Nach anfänglicher Verwirrung kämpften sie nun mit allem, was sie hatten gegen die mittlerweile dezimierte Gruppe von Jedi. Immer wieder ging ein Beben durch die Macht, wenn wieder einer der Kämpfenden zu Boden ging und leblos liegen blieb. Es entwickelte sich zu einem Rausch, einer Art Trance, der der junge Jedi verfallen war. Erneut schwang er sein Lichtschwert und bohrte es durch die Rüstung eines Mandalorianers – wieder dieses Beben in der Macht, schwächer, als wenn ein Jedi sein Leben ließ, aber dennoch deutlich zu spüren. Ohne groß nachzudenken zog er die leuchtende Klinge wieder hervor und suchte mit all seinen Sinnen nach dem nächsten Gegner, der nicht lang auf sich warten ließ. Er kam von oben. Mit aktiviertem Jetpack stürzte er sich auf ihn und warf den Jedi zu Boden. Sein Lichtschwert wurde ihm aus der Hand geschleudert und landete unter einer der Kiefern, die die Ausläufer eines gigantischen Waldgebietes darstellten. Aber auch der Mandalorianer hatte seinen Blaster verloren und drosch nun mit Fäusten auf seinen Gegner ein. Ohne Rüstung und ohne seine Waffe hatte der Jedi ihm weniger entgegenzusetzen, als es ihm lieb war. So gut es ging wehrte er die Schläge ab, platzierte seinerseits Schläge auf dem Helm des Mannes über ihm. Der Mandalorianer stöhnte auf – ein weiterer Schlag auf den Helm, dann kam die Reaktion. Schneller als erwartet war der Mandalorianer wieder einsatzbereit und verpasste dem jungen Jedi seinerseits einen harten Schlag auf den Schädel. Ihm wurde schwarz vor Augen. Das letzte, was er hörte, war das Summen eines Lichtschwerts nahe an seinem Ohr.

Er erwachte einige Zeit später. Wie viel später, das wusste er nicht, aber er fror entsetzlich und ein dumpfes Pochen zog durch seinen Schädel. Mühsam versuchte er, sich aufzurichten, doch ein Gewicht hinderte ihn daran. Mit zitternden Fingern rollte er den toten Körper des Mandalorianers von sich herunter und stand auf. Ein Bild der Verwüstung bot sich ihm. Überall lagen Leichen, Mandalorianer und Jedi, der Schnee hätte sich wohl vom Blut rot gefärbt, aber weder Blaster, noch Lichtschwerter hinterließen blutende Wunden. So sahen die Toten eigentlich alle recht friedlich aus, wenn sie nicht gerade in irgendwelchen Veränkungen gestorben waren.
Aber in der Macht, da konnte der Jedi ihre Schreie widerhallen hören, ihre Verzweiflung und ihre Überraschung spüren, als sie gestorben waren, den Schmerz, den sie erlitten hatten. Erst jetzt, da der Kampf vorbei war, erreichten ihn diese Gefühle und er überlegte, warum sie eigentlich hatten sterben müssen.
Sie sollten grundlos und brutal getötet haben, aber hatten die Jedi das so genau gewusst, als sie begannen, sich einzumischen? Vielleicht hatten einige dieser Männer und Frauen grausame Dinge getan, hatten getötet, gemordet, oder hatten andere entführt und als Geiseln gehalten, aber je weiter der junge Jedi in seinen Gedanken kam, desto deutlicher wurde die Erkenntnis, dass keiner von ihnen einen grausamen Tod verdient hatte. Niemand hatte einen solchen Tod verdient, vielleicht auch deshalb, weil er manchmal weniger schlimm sein konnte, als eine andere Form der Bestrafung.
Er ließ seinen Blick wieder über das Schlachtfeld streifen. Er schätzte, dass fast niemand der Mandalorianer mehr am Leben war. Bei den Jedi sah es auch nicht besser aus, allerdings schienen hier immerhin einige mehr überlebt zu haben. Damit war klar, wie die Schlacht ausgegangen war.

Noch bevor er ihn hörte oder sah, spürte der Jedi die Präsenz eines anderen ganz in der Nähe. Es dauerte nicht lange, da erreichte ihn seine ehemalige Meisterin. Er spürte ihre Freude darüber, ihn gesund zu sehen, aber sie konnte auch die Welle des Entsetzens nicht verbergen, die durch die Macht zu ihm herüberschwappte.
Auf einmal brannte ihm nur eine Frage auf den Lippen: „Was haben wir erreicht, Meisterin? Was war das Ziel, wofür so viele sterben mussten?“
„Der Bürgerkrieg ist beendet. Wir haben letzte Nacht alle wahren Mandalorianer bis auf einen getötet. Komm jetzt mit, du musst dich aufwärmen.“
Wie betäubt folgte er seiner alten Meisterin. Ihre Worte hallten in seinem Kopf wieder. Der Bürgerkrieg ist beendet – wir haben alle bis auf einen getötet...
Und es begannen sich Zweifel in ihm zu regen. War es wirklich richtig sich einzumischen? Hätte man sie wirklich alle töten müssen? Immerhin nannten sich die Jedi Wächter des Friedens.
Ja, sie hatten mit ihrem Eingriff den Krieg beendet, aber auf welchen Wegen zu welchem Preis?
Kapitel 1 Schatten über Mandalore by Oriane
Schatten über Mandalore

Coruscant verwandelte sich nach und nach, wie jeden Abend, in ein glitzerndes Lichtermeer. In blutroter Schönheit ging die Sonne hinter dem Horizont der Industrie unter, aber dunkel wurde es nie auf dem Stadtplaneten, nie versank er im Schlaf.
Die junge Herzogin Satine Kryze von Kalevala fragte sich oft, was wohl passieren würde, wenn man dieser gigantischen, technisierten Stadt den Strom abdrehte. Ganz Coruscant würde im Chaos versinken.
An diesem Abend jedoch, konnten weder die Schönheit des Naturphänomens, beinahe das einzige, was dem Planeten an Natur geblieben war, noch mehr oder weniger amüsante Überlegungen ihre Aufmerksamkeit erregen. Beunruhigt hingen ihre Augen am Nachrichtensprecher der HoloNetz News. Nicht, dass sie ihm persönlich besondere Aufmerksamkeit schenkte, aber seinen Worten konnte und wollte die junge Herzogin nicht glauben.
Es ging um den Bürgerkrieg auf Mandalore. Der andauernde Konflikt zwischen wahren Mandalorianern mit ihrem Anführer Jaster Mereel und der Death Watch unter Tor Vizla war zwar im Prinzip Alltag für Satine, war sie doch in den Konflikt hineingeboren worden, doch das hieß noch lange nicht, dass die neusten Ereignisse für sie normal waren. Schon seit etwa zwanzig Jahren führten die beiden Gruppierungen Krieg, genauer gesagt, seit Jaster Mereel beschlossen hatte, seinen Supercommando-Kodex zu verteidigen.
Nach dem Ende der mandalorianischen Kriege hatten sich die einzelnen Clans zunehmen auseinandergelebt. Jeder ging seine eigenen Wege, viele Mandalorianer lebten als Söldner oder Kopfgeldjäger, weit abseits von ehrbaren Berufen. Sie kämpften in fremden Kriegen gegen Bezahlung, manche verlegten sich auf Piraterie und all das schien mit der Philosophie der Mandalorianer vereinbar zu sein, bis sich Widerstand gegen diese Lebensweise regte. Das Ansehen ihres Volkes in der Galaxis war rapide gesunken, wurde als unehrenhaftes Banditenvolk abgestempelt, was natürlich lange nicht auf jeden zutraf, aber genau die, auf die es nicht zutraf, hatten darunter zu leiden. Jaster Mereel war es, der sich schließlich diesem Problem annahm und mit seinem Supercommando-Kodex versuchte, das Mandalorianische Volk wieder auf anständige und ehrbare Wege zu führen. Er plädierte dafür, sich wieder auf alte Werte und mandalorianische Ehre zu besinnen und führte die einzelnen Clans erstmals wieder zusammen.
Allerdings kam es, wie es kommen musste. Einige waren nicht einverstanden mit seinen Reformen. Sie profitierten schließlich von ihrer Lebensweise und schlossen sich unter Tor Vizla zu Death Watch zusammen, die die Reformen ablehnte und ihr Leben in unehrenhafter Weise fortsetzte. Um die Gruppierung zu stoppen, formierten sich auf der anderen Seite die Supercommandos, die sich selbst die wahren Mandalorianer nannten und die den Auftrag hatten, die Death Watch zu stoppen. Seitdem tobte der Bürgerkrieg auf Mandalore und den benachbarten Planeten, der Satines gesamte Kindheit und Jugend allgegenwärtig gewesen war.

Dass Satine sich hier auf Coruscant aufhielt, war ebenfalls dem Krieg geschuldet. Bereits mit fünfzehn Jahren hatte ihr Vater sie und ihre zwei Jahre ältere Schwester Reila hierher geschickt. Einerseits sollten sich die beiden als spätere Oberhäupter des Kryze Clans mit Diplomatie und Staatsgeschehen auseinandersetzten und wo ließ sich das politische Geschehen besser verfolgen als vor den Türen des galaktischen Senats?
Andererseits waren die beiden so sicher vor eventuellen Anschlägen und Unruhen auf Mandalore. Wenn die jüngste, Bo-Katan, nicht erst zwölf Jahre alt gewesen wäre, hätte Aman Kryze auch seine dritte Tochter in Sicherheit gebracht, aber Coruscant war auch nicht gerade die einfachste Stadt der Welt für ein auf sich allein gestelltes junges Mädchen. Also war Bo zurückgeblieben und hielt Zuhause die Stellung, wie sie immer betonte.
Die beiden älteren hatten eine Weile gebraucht, sich auf Coruscant einzuleben, besonders Satine war nicht gerne gegangen. Sie empfand es als falsch, wegzulaufen und sich zu verstecken, während andere auf dem ein oder anderen Weg in ihrer Heimat für den Frieden und eine bessere Zukunft kämpften. Außerdem war sie nur schwer davon zu überzeugen gewesen, dass sie in Gefahr war. Doch mit ihren fünfzehn Jahren hatte sich ihr Sturkopf noch nicht vollständig entwickelt und konnte so überstimmt werden. Heute, drei Jahre später, war sie zwar immer noch der Meinung, dass sie Zuhause mehr hätte bewirken können, aber sie genoss nun doch eine Ausbildung, die ihr auf Mandalore nicht hätte zuteil werden können.
„Ich bin wieder da!“, tönte Reilas Stimme durch das kleine Appartement, dann schnappte die Tür ins Schloss und man hörte zwei dumpfe Plumsgeräusche. Das waren Reilas Schuhe, die sie achtlos fallen ließ. Kurz hielt sie inne, um der Antwort zu lauschen und als keine kam, sondern nur das stetige Geplapper der HoloNews aus dem Wohnzimmer klang, zog sie die Augenbrauen zusammen, schürzte die Lippen und machte sich auf den Weg nachzusehen, was Satine so fesselte.
Sie fand ihre Schwester völlig versunken in die Gestalt des Nachrichtensprechers, stützte sich mit beiden Händen auf die Sofalehne hinter Satine und beugte sich zu ihr hinunter.
„Na, was siehst du dir an?“
Falls sie erwartet hatte, die jüngere zu erschrecken, so wurde sie bitter enttäuscht, denn Satine stoppte die Aufzeichung und spulte an den Anfang zurück. „Sie dir das an!“
Irritiert ließ Reila sich auf den freien Platz neben ihr fallen. „Warum nimmst du denn die Nachrichten auf?“
Aber Satine reagierte nicht und spielte die Sendung zum wiederholten Male ab.

Nach einem dringenden Hilferuf der Regierung von Galidraan, hat der Rat der Jedi beschlossen, sich in den Konflikt auf Mandalore einzumischen. Die wahren Mandalorianer, eine Seite der im Bürgerkrieg kämpfenden Parteien soll Unschuldige auf Galidraan brutal ermordet haben. Der Gouverneur von Galidraan hat um Hilfe bei der Bekämpfung der Supercommandos gebeten und die Jedi haben zugestimmt, seiner Bitte nachzukommen. Unter der Führung von Meister Dooku ist vor einigen Tagen eine Gruppe Jedi nach Galidraan aufgebrochen. Das Eingreifen der Jedi könnte endlich eine Entscheidung im bereits seit zwanzig Jahren tobenden mandalorianischen Bürgerkrieg hervorbringen, andererseits birgt es erhebliche Risiken.

Erst ein wenig gelangweilt hörte Reila zu, dann richtete sie sich, hellhörig geworden, langsam auf und stützte die Ellenbogen auf ihre Knie. Als der Nachrichtensprecher zu anderen Tagesthemen überging, drehte sie den Kopf und blickte Satine an. „Die Jedi mischen sich ein? Dann muss es wirklich schlimm sein.“
Satine nickte ernst. „Ich verstehe das nicht. Es kommt ziemlich plötzlich, dieser Hilferuf von Galidraan. Und dass die wahren Mandalorianer auf einmal Unschuldige kaltblütig ermorden, das ist mir auch neu.“
„Dort herrscht Krieg, Satine. Was stellst du dir denn vor? Irgendwann musste es dazu kommen.“
„Ich weiß. Trotzdem bin ich mir sicher, dass daran irgendetwas faul ist. Sobald die Jedi sich einmischen ist meistens etwas faul.“
„Es sind Hüter des Friedens“, versuchte Reila sie zu beschwichtigen. „Ich bin sicher, sie werden dort für Frieden sorgen. Und ich bin sicher, dass es Zuhause allen gut geht.“
„Ich hoffe, dass du recht hast.“ Aber die Sorgenfalten auf Satines Stirn wollten nicht verschwinden und Reila sah sich gezwungen, ihre Schwester auf andere Gedanken zu bringen. Natürlich machte sie sich ebenfalls Sorgen, aber sie kannte ihre kleine Schwester und deren Eigenart, gleich überzureagieren und bevor Satine sich wieder etwas in den Kopf setzten konnte, was sie in Gefahr brachte, musste Reila etwas tun. Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht auf. „Willst du wissen, was Maro getan hat?“
Satine ließ ein gespielt genervtes Stöhnen hören und ließ sich zurück in die Sofakissen fallen. „Eigentlich will ich ganz und gar nicht wissen, was dein Freund mit dir gemacht hat, aber da du es, so wie ich dich kenne, sowieso ausplaudern wirst, kann ich es mir auch jetzt anhören. Immerhin besteht hier nicht die Chance, dass ich mir etwas antue, wenn ich vor Entsetzten nur noch Sternchen sehe.“
Ja, Reila wusste, wie sie Satine ablenken konnte. Maro Demani arbeitete an einer Supermarktkasse auf Ebene 17 Sektor 7 und niemand außer Reila konnte die haarsträubende Geschichte nachvollziehen, wie sie an diesen Kerl gelangt war. Aber Tatsache war, sie liebte ihn und er liebte sie mehr als alles andere auf der Welt. Das war eigentlich alles Wissenswerte über den jungen Mann aus den unteren Ebenen, der in atemberaubender Geschwindigkeit Reilas Herz erobert hatte. Satine mochte ihn zwar, aber er war ihr immer ein bisschen suspekt und vor allem kannte sie, Reila sei Dank, eindeutig zu viele Details über ihn.
Aber weil es ihre Schwester war und weil sie sie im Grunde ein wenig um ihre Beziehung beneidete, ließ die jüngere die ältere erzählen und verdrängte so tatsächlich für eine Weile die Geschehnisse auf Galidraan und ihre Sorge um den Rest ihrer Familie.


Lange hatte die Ablenkung allerdings nicht anhalten können. Die halbe Nacht hatte Satine wachgelegen und nachgedacht. Die Jedi waren vermutlich stärker als die wahren Mandalorianer, aber was bedeutete das für Mandalore? Hatte man beschlossen, sich nun endgültig in das politische Geschehen des Planeten einzumischen? Dies war kein Krieg der Jedi und Satine befürchtete, dass sie alles nur noch schlimmer machen würden, als es ohnehin schon war. Ja, die meisten setzten ihr Vertrauen gerne in den Orden, der seine Mitglieder selbst als Hüter des Friedens bezeichnete und trotzdem mischten sie sich immer wieder ein, bewaffnet mit schillernden, tödlichen Lichtschwertern. Wie paradox es klingen konnte.
Diese Gedanken beschäftigen Satine noch, als sie am Morgen das Hauptgebäude der Universität von Coruscant betrat. Es war kein schönes Gebäude, wie man vielleicht annehmen konnte, wenn man an die oberen Ebenen des Planeten dachte. Nein, es war dunkelgrau, hässlich und funktional, allerdings trotz allem hochmodern. Nicht wenige der integrierten Institute hatte man bereits überbaut, sodass sie nur noch die zweite oder dritte Ebene unterhalb des Tageslichts darstellten.
Man gewöhnte sich nach der ersten Enttäuschung an den Anblick und Satine ging nun seit drei Jahren fast jeden Tag während der Semester hier ein und aus. Das erste Jahr hatte sie sogar gemeinsam mit ihrer Schwester hier verbracht, aber für Reila war schnell klar, dass die vom Vater auferlegte Aufgabe nichts für sie war. Sie interessierte sich nicht für Politik. Natürlich verfolgte auch sie die Geschehnisse auf Mandalore, aber selbst politisch aktiv zu werden, das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie sagte immer, sie besäße nicht die Fähigkeit, den Leuten das zu versprechen, was sie sich wünschten und dann etwas ganz anderes zu tun. Und als sie Maro Demani kennen lernte, war es endgültig vorbei mit ihrem Studium. Mittlerweile ließ sie sich als Köchin ausbilden. Sie war zufrieden mit dem, was sie hatte, Satine konnte das nicht nachvollziehen. Aber sie akzeptierte die Entscheidung ihrer Schwester, sah sie doch, dass sie glücklich war.
„Miss Kryze! Satine!“ Als ihr Name fiel, schreckte sie aus ihren Gedanken hoch und sah sich um. Natürlich hatte sie die Stimme erkannt und lächelnd ging sie dem schnaufenden Twi'lek entgegen. Orn Manee, Professor für Diplomatie, mittlerweile recht betagt und von erheblicher Körpermasse, brauchte eine Weile, bis er wieder zu Atem gekommen war. Geduldig wartete die junge Herzogin, bis er sich ein bisschen von seinem Sprint erholt hatte. „Was gibt es, Professor?“
„Oh, dann habt Ihr es noch nicht gehört?“ Voller Mitleid und Sorge verzog sich sein grünes, faltiges Gesicht.
„Was soll ich gehört haben?“
„Kommt mit. Es ist vielleicht besser, ich zeige es euch.“ Fürsorglich legte er seine große Hand auf Satines Rücken und führte sie in sein Büro. Im Laufe der Jahre hatten die beiden eine Art Freundschaft aufgebaut, soweit das zwischen Lehrer und Schülerin im Umfeld der Universität möglich war. Satine zeichnete sich durch ihre überaus spitze und feinfühlige Zunge aus und Orn Manee liebte es, mit ihr zu diskutieren. Er war überzeugt davon, dass sie eine starke politische Persönlichkeit werden würde und unterstützte sie, wo er nur konnte.
„Ich dachte, man hätte auch Euch informiert, immerhin seid Ihr, nachdem Eure Schwester vermutlich dafür nicht mehr in Frage kommt, Herzogin von Mandalore und angehende Clanführerin Eures Clans.“
„Bitte, worum geht es, Professor?“ Ein ungutes Gefühl hatte sie beschlichen. Das sonst so fröhliche Gesicht des Twi'lek war von Sorgenfalten durchzogen, kein besonders gutes Zeichen, vor allem nicht bei Orn Manee, der es schaffte, einem immer die guten Seiten eines Sachverhaltes nahezubringen, auch wenn es scheinbar keine geben mochte.
„Die Meldung erreichte mich heute morgen von einem Freund, der Kontakte zum Büro des obersten Kanzlers hat. Die Jedi haben ihren Auftrag auf Galidraan durchgeführt.“
„Und weiter?“
„Sie haben wohl versucht, die Sache friedlich zu lösen, aber der Anführer der wahren Mandalorianer gab den Befehl zum Angriff. Um es kurz zu machen, es war eine sehr verlustreiche Schlacht. Über die Hälfte der Jedi wurden getötet, so wie jeder einzelne Mandalorianer.“
Entsetzten machte sich auf Satines Gesicht breit, aber der Professor war mit seinem Bericht noch nicht am Ende. „Überlebende Jedi berichten, dass die wahren Mandalorianer ziemlich verwirrt davon waren, dass sie plötzlich von Jedi angegriffen wurden. Sie begannen nur zu schießen, weil Jango Fett es mit allem Nachdruck befahl.“
„Jango Fett. Der Ziehsohn und Nachfolger von Jaster Mereel“, murmelte Satine.
„Richtig. Jedenfalls wurde jeder einzelne wahre Mandalorianer getötet, jeder außer Fett. Was die Jedi mit ihm gemacht haben, weiß ich nicht. Fest steht jedoch, dass der Bürgerkrieg nun beendet ist und die Death Watch siegreich daraus hervorgegangen ist, ohne selbst etwas dafür zu tun.“
Eigentlich sollte es eine gute Nachricht sein. Nach zwanzig Jahren Krieg war nun die eine Seite eliminiert, sodass wieder Frieden einkehren konnte. Allerdings stellte sich bei Satine nicht wirklich Freunde darüber ein. Zu unsicher war die Situation.
„Gibt es Reaktionen? Stellungnahmen der Death Watch? Was wird nun passieren, immerhin hat die Death Watch keine wirkliche Kontrolle über die Regierung, es ist eher eine Terrororganisation! Gibt es bereits einen neuen Mand'alor, nachdem Fett aus dem Blickfeld verschwunden ist?“
Der Twi'lek legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Langsam, meine Liebe. Ich werde versuchen, mehr herauszufinden, aber das ist alles, was ich momentan weiß.“
„Ich danke Euch, Professor, aber Ihr werdet sicher verstehen, dass ich heute nicht mehr zu Eurer Vorlesung erscheinen werde. Ich muss versuchen, meinen Vater zu kontaktieren, ich muss wissen, ob es ihnen gut geht.“
„Natürlich. Ich versuche, so gut wie möglich auf dem laufenden zu bleiben und werde Euch alles mitteilen, was ich kann.“
„Ich danke Euch!“, wiederholte Satine und verließ im Eiltempo sein Büro. Über ihren Komlink versuchte sie, ihre Schwester zu erreichen, aber wie so oft hatte Reila das Gerät vermutlich irgendwo liegen lassen und hörte es nicht. Sie überlegte erst, ob sie von Zuhause aus ihre Familie kontaktieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Eine der Holozellen der Universität tat es genauso gut.
Es dauerte viel zu lange, bis eine Verbindung nach Mandalore hergestellt war und noch einmal so lange, bis jemand den Anruf entgegennahm. In Holographischer Form erschien die Gestalt ihrer Mutter vor Satine und sie seufzte erleichtert. „Mutter! Ich habe gehört, was auf Galidraan geschehen ist. Geht es euch gut?“
Choyelle Kryze sah überhaupt nicht gut aus, das konnte nicht einmal ihr holographisches Abbild verstecken. Tiefe Ringe unter den Augen und Sorgenfalten verrieten, dass es gar nicht gut aussah auf Mandalore. „Liebes, uns geht es gut, schließlich fand die Schlacht auf Galidraan statt und nicht hier.“
„Aber jetzt wo die Death Watch die Überhand gewonnen hat, was habt ihr vor? Was hat vor allem Vater vor zu tun?“
Aman Kryze war in den letzten Jahren immer mehr zu einem Verfechter des Supercommando-Kodex' geworden, so schien es zumindest nach außen hin. Er wollte eine ehrbare Zukunft für sein Volk, wollte sein Ansehen in der Galaxis wieder steigern und die Death Watch bekämpfen. Ein politischer Supercommando, wie politische Gegner es auslegten, aber Aman war kein gewaltbereiter Mann. Er schätzte den Frieden mehr als alles andere und versuchte mit ausdrücklich friedlichen Mitteln der Death Watch den Boden unter den Füßen zu nehmen. Den gewalttätigen Weg der Supercommandos lehnte er ab, aber das konnte er in der angespannten politischen Lage nicht einfach so zugeben. Sein Einfluss lief über den Einfluss von Jango Fett und um etwas zu erreichen, konnte er nicht noch eine dritte politische Riege aufmachen.
„Satine!“, mischte sich eine dritte Stimme in die Unterhaltung ein und die Gestalt ihrer Mutter wurde von ihrem Vater verdrängt. Auch er sah nicht aus, als hätte er besonders viel geschlafen, aber in seinen Augen konnte sie Pläne lesen. Das war die Eigenschaft, die sie an ihrem Vater besonders bewunderte. Egal wie aussichtslos die Situation schien, er wusste immer eine Möglichkeit. Aufgeben kam bei Aman nicht in Frage.
„Vater, wie geht es euch?“
„Mach dir bitte keine Sorgen. Der Sieg der Death Watch heißt noch lange nicht, dass automatisch all ihre Gegner in Lebensgefahr schweben. Ich will nicht leugnen, dass die Lage mehr als angespannt ist und durch das Eingreifen der Jedi ist alles nochmal komplizierter geworden. Sie haben Jango Fett an den Gouverneur von Galidraan ausgeliefert, das bedeutet ein neuer Mand'alor muss her.“
„Vizla?“, vermutete Satine.
„Das glaube ich nicht, Tor Vizla ist kein Politiker, jedenfalls nicht wirklich. Ich vermute eher, dass er eine Marionette einsetzten wird. Davon gibt es leider genug unter den Clanführern. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er legitime Wahlen zulässt und seine Macht anders ausspielt. Der Mann hat jetzt freie Hand und das ist es, was mir Sorgen macht. Du weißt, ich war immer gegen den Einsatz der Supercommandos, aber nun muss ich doch einsehen, dass sie uns beschützt haben, indem sie die Death Watch beschäftigten. Ich kann dir nicht sagen, was als nächstes passieren wird, aber ich versichere dir, dass wir nicht in Gefahr sind.“
„Ich könnte zurückkehren!“, schlug Satine plötzlich vor. „Gerade jetzt braucht Mandalore Leute, die der Sache etwas Ruhe geben. Ich könnte helfen!“
„Nein, Satine!“ Bestimmt schüttelte Aman den Kopf. „Ich bitte dich, bleib auf Coruscant. Es ist nicht sicher, wie die Death Watch reagieren wird, wenn du zurückkehrst und dich einmischst. Vielleicht tun andere es dir gleich und kehren zurück in der Absicht zu helfen. Aber das letzte, was man jetzt tun sollte ist, die Death Watch zu provozieren!“
„Ich habe lange genug hier gesessen und die Hände in den Schoß gelegt, während andere Zuhause für den Frieden kämpften. Und gerade jetzt sollte ich zurückkehren.“
Aman seufzte tief. „Ich kann es dir nicht befehlen. Aber ich bitte dich inständig, tu nichts, was du dir nicht gut überlegt hast. Du bist aufgebracht, besorgt, aber genau deswegen solltest du mit einer Entscheidung ein wenig warten. Zumindest so lange, bis sich die Gefühle gelegt haben.“
Dagegen konnte seine Tochter nun nichts mehr einwenden. Natürlich hatte es ihren Beschluss nicht im mindesten ins Wanken gebracht, aber das musste sie ihrem Vater nicht auch noch aufbürden. Er hatte schon genug Sorgen.
„Wie geht es Bo?“, fragte sie stattdessen und plötzlich schien ihr Vater noch ein Stückchen zu schrumpfen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Satine kannte ihn zu gut.
„Es geht ihr gut“, antwortete er. „Sie versucht...zu helfen, genau wie du und genau wie du hört sie nicht auf mich.“
Ein wehmütiges Schmunzeln strich über sein Gesicht, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen.
„Bitte, tu nichts Unüberlegtes, Satine“, beschwört er seine Tochter noch einmal und sie nickte.
„Grüß Mutter und Bo von mir und Reila.“
Dann schloss sie die Verbindung und ihr Entschluss stand fest. Sie musste zurück. Egal, was ihr Vater sagte, egal, was Reila sagen würde, denn sie hatte in Amans Augen gesehen und wusste, dass etwas ganz und gar schief gelaufen war. Es war nicht nur die Wendung des Krieges, sondern auch die Sache mit Bo-Katan, die ihr faul vorkam. Es war zwar nichts neues, dass ihre kleine Schwester nicht auf ihren Vater hörte, aber sie spürte einfach, dass es diesmal sehr ernst geworden war. Sie musste zurück, allein schon, damit sie sich um Choyelle und Bo kümmern konnte, damit Aman Kryze jemanden hatte, auf den er sich verlassen konnte. Satine war stark, zumindest glaubte sie das von sich selbst und der Wunsch zu helfen war übermächtig.
Beinahe hätte sie das Piepsen ihres Komlinks überhört, so tief in Gedanken war sie versunken. Es war Reila, die ihren Komlink wohl wiedergefunden und ihren Anruf gesehen hatte.
„Was gibt es, Satine, ich habe nicht viel Zeit?“
„Reila, die wahren Mandalorianer wurden von den Jedi ausgelöscht und Jango Fett ist vermutlich in Gefangenschaft auf Galidraan. Die Death Watch hat den Krieg gewonnen und die Lage auf Mandalore ist extrem instabil. Außerdem ist Bo irgendwo hineingeraten und...“
„Mach mal langsam!“, unterbracht Reila ihre aufgebrachte Schwester. „Und dann erzähl mir alles in Ruhe, so viel Zeit muss sein.“
Und Satine erzählte. Während Reila geduldig zuhörte, flogen Satines Finger über einen Computerterminal in der Universitätsbibliothek, der ihr Flugverbindungen nach Mandalore anzeigte.
„Okay, Satine, alles klar. Hör mir jetzt zu. Du hörst sofort mit allem auf, was du tust, egal was es ist und hörst mir zu!“, kam es bestimmt vom anderen Ende der Leitung, sodass Satine wirklich ihre Hände ruhen ließ und sich aufrichtete.
„Ich kenne dich und kann mir vorstellen, was du vorhast. Aber das wird nichts bringen, Vater hat recht, bleib hier!“
„Woher weißt du, dass ich gehen will?“
„Das sagte ich gerade, ich kenne dich! Du neigst zu überstürzten Handlungen und dazu, dich nicht umstimmen zu lassen.“
„Reila, nach Jahren, die ich untätig hier verbracht habe, habe ich die Möglichkeit zu helfen. Ich bin sicher, dass ich auf Mandalore nützlicher bin als hier.“
„Aber was willst du denn tun?“
„Entschuldigt, wenn ich mich hier so einklinke, aber ich muss Eurer Schwester recht geben.“
Erschrocken fuhr Satine herum, beruhigte sich aber schnell wieder, als sie Professor Manee erkannte. „Ihr solltet wissen, dass es unhöflich ist, sich in private Gespräche anderer Leute einzumischen.“ Aber sie war dem Professor nicht wirklich böse. Sie vertraute ihm und er hatte sie stets ehrlich und gut beraten.
„Satine, wer ist das?“, tönte es aus dem Komlink.
„Professor Manee.“
„Professor, würden sie bitte stellvertretend für mich dafür sorgen, dass sie nichts Dummes anstellt? Ich bin hier gerade unabkömmlich.“
„Ich weiß Eure Absicht zu schätzen, doch ich fürchte, das ist mir noch nie gelungen“, antwortete der Professor.
„Reila, du kannst mich nicht davon abbringen.“
Stille am anderen Ende der Leitung. Satine glaubte schon, gewonnen zu haben, da fuhr ihre Schwester ein anderes Argument auf. „Aber du kannst nicht alleine gehen. Zu gefährlich.“
„Auch hier stimme ich Euch zu, Reila“, sagte Manee. Satine stöhnte auf. „Dann begleite mich. Wir waren lang nicht Zuhause, bestimmt werden sie sich freuen, dich wiederzusehen.“
„Kleine, du weißt, dass ich das nicht kann. Mein ganzes Leben ist hier, meine Ausbildung, Maro – und es wird sicher kein Kurztrip nach Mandalore.“
„Wenn ich etwas vorschlagen dürfte.“ Der Professor räusperte sich. „Ich habe Kontakte zum Rat der Jedi. Ich bin sicher, sie würden Eurer Schwester einen Begleiter zur Seite stellen.“
Ein wenig pikiert, dass sie einfach übergangen wurde, setzte Satine zum Protest an, aber eine Frage Reilas schnitt ihr das Wort ab. „Ist das der Mann mit den tausend Kontakten?“
„Ja, das ist er. Professor Manee scheint dir auf Coruscant alles organisieren zu können. Manchmal ist das geradezu unpraktisch!“, stöhnte die jüngere.
„Wunderbar! Professor, egal wie heftig Satine protestieren sollte, findet einen Jedi, der sie begleitet, ich bitte Euch!“
Orn Manee nickte gutmütig. „Das werde ich, ich verspreche es.“
„Reila!“, rief Satine verärgert, aber damit kam sie nicht durch.
„Wenn ich dich nicht davon abhalten kann, dann will ich wenigstens sicherstellen, dass es dir gut geht und dass du nicht vorzeitig in Schwierigkeiten kommst. Immerhin kenne ich dich. Wann willst du aufbrechen?“
„So bald wie möglich.“
„Dann werde ich sehen, was ich tun kann und lasse Euch nun in Eurem Privatgespräch wieder allein.“ Schmunzelnd dampfte der Twi'lek wieder ab, diesmal in Richtung der Holozellen.
Am anderen Ende der Leitung seufzte Reila resigniert. „Wird es jemals jemanden geben, der es schafft, dich aufzuhalten?“
„Ich hoffe nicht“, erwiderte Satine schmunzelnd. „Aber es wird zum Glück immer jemanden geben, der mich zumindest davor bewahren will, etwas Dummes zu tun und das ist auch gut so.“
„Oh ja, so lange ich lebe, werde ich dafür sorgen! Viel Glück, Satine.“
„Danke, Reila. Ich verspreche, mich zu melden.“
Kapitel 2 Wortgefechte by Oriane
Wortgefechte

Mit voller Wucht, begleitet von dem typischen Zischen prallten die beiden Übungsschwerter aufeinander. Das Geräusch hallte an den Wänden der Trainingshalle wieder. Es begann ein Kräftemessen und der junge Padawan Obi-Wan Kenobi merkte schnell, dass er dabei seinem Gegner unterliegen würde. Er löste die Verbindung der Lichtschwerter und wich dem unweigerlich folgenden Schlag aus, so schnell er konnte. Ein klein wenig gehetzt sah er sich um, als sein Gegner aus seinem Blickfeld verschwunden war, wirbelte herum, und parierte wieder im letzten Augenblick den Hieb des anderen. Es lief schon eine ganze Weile schlecht für ihn.
Quinlan Vos grinste ihn frech an und wich geschickt einem Gegenangriff von Obi-Wan aus.
„Komm schon, Kenobi! Du bist doch nicht schon müde?“
„Um mich müde zu kriegen, musst du schon schwerere Geschütze auffahren“, konterte er und brachte wieder einen sicheren Abstand zwischen sich und Vos. Der grinste nur noch breiter und seine Augen blitzen auf. „Das kannst du haben.“
Unterstützt von der Macht setzte Quinlan zu einem Sprung an, landete auf der anderen Seite und begann einen erneuten Angriff gegen Obi-Wan, schneller diesmal, geschickter Obi-Wans Schwächen ausspielend. Der parierte zwar, so gut er konnte, doch er kam mit seinen eigenen Offensiven zu selten durch. Vos spielte ihn aus, legte es immer wieder auf ein Kräftemessen an, was leider überhaupt nicht Obi-Wans Stärke war.
Nachdem er seinem Gegner wieder einmal ausweichen musste, rettete er sich mit einem gewagten Sprung in sichere Entfernung. Frustration machte sich in ihm breit, als er plötzlich der Präsenz seines Meisters gewahr wurde, der am Rand der Halle stand und zusah. Nun gesellte sich zu seinem Frust Ehrgeiz hinzu. Er wollte nicht vor Qui-Gons Augen einen schlechten Kampf abliefern, aber Quinlan ließ ihm keine Zeit, sich über diese Gefühle klar zu werden und griff wieder an. Der überrumpelte Obi-Wan wich wieder nur aus, stolperte und kassierte dieses Mal einen Hieb von Vos Übungsschwert. Die Verletzung war nicht der Rede wert, aber sie brannte und entfachte Wut auf sich selbst in ihm. Der Versuch, sich auf den nächsten Angriff zu konzentrieren scheiterte kläglich. Den ersten Schlag seines Gegners konnte er noch abwehren, dann wurde er ein zweites Mal getroffen, diesmal an seiner Schwerthand.
„Jetzt ist dein Arm ab, Kenobi.“ Triumphierend deaktivierte Quinlan sein Übungsschwert und half Obi-Wan, der versucht hatte, sich zu ducken und dabei auf seinem Hinterteil gelandet war, wieder auf. „Sehr elegant übrigens“, kommentierte Vos seinen Ausweichversuch. Missmutig legte er sein Übungsschwert zur Seite und befestigte das echte wieder an seinem Gürtel.
„Das ist heute einfach nicht mein Tag“, knurrte er, während er Vos das Grinsen am liebsten aus dem Gesicht gewischt hätte. Eigentlich waren die beiden gute Freunde, aber manchmal hatte Obi-Wan einfach nur das Bedürfnis, den frechen Kiffar in die Schranken zu weisen. Heute war es ihm nicht gelungen.
„Du hattest schon mal bessere Ausreden. Gib es zu, ich war einfach besser.“
Als Obi-Wan nicht antwortete machte Vos ein beleidigtes Gesicht. „Komm schon, du kriegst auch eine Revanche!“
„Vielleicht ein andermal.“ Er deutete mit einem Nicken auf seinen Meister und Quinlan gab sich geschlagen.
„Also gut. Man sieht sich, Kenobi.“ Grinsend verließ der Kiffar die Trainingshalle. Schon bevor Obi-Wan bei seinem Meister ankam, spürte er durch ihre Verbindung etwas, das ihn noch mehr frustrierte. Eine Welle herzlicher Belustigung schwappte durch die Macht zu ihm herüber und der junge Padawan fixierte seinen Meister enttäuscht. Auf Qui-Gons Gesicht bildete sich ein Schmunzeln.
„Ich weiß, dass ich schon besser gekämpft habe“, knurrte Obi-Wan.
„Das ist wahr, mein junger Padawan.“
„Und was ist daran so lustig, Meister?“
„Quinlan hat dich ausgespielt mit der gleichen Masche, die er immer verwendet und du hast dich darauf eingelassen.“
Überrascht sah Obi-Wan auf. Und wieder hätte er sich selbst in den Hintern beißen können. Warum war ihm das nicht aufgefallen? Quinlan demonstrierte gerne Stärke, genauso, wie er gerne mit gewagten und ausgefallenen Sprüngen angab. Allerdings war er dabei nicht so sicher, wie es den Anschein hatte.
„Was war mein Fehler, Meister?“
„Du hast seine Erschöpfung nicht bemerkt und dir deine anmerken lassen. Nutze die Macht, Obi-Wan und lass dich niemals von dem Bild deines Gegners täuschen. Sei aufmerksam und sieh immer zweimal hin, bevor du urteilst.“
„Ja, Meister. Dann muss ich Quinlan wohl doch um eine Revanche bitten.“ Er ließ den Rest seiner Frustration in die Macht ab, während sich auf seinem Gesicht wieder ein Lächeln zeigte.
„Ich fürchte, das muss warten. Der Rat hat eine Mission für uns.“
Während des Gesprächs hatte Qui-Gon seinen Schüler nach draußen geführt, wo sie von einem der Coruscant-Taxis erwartet wurden.

Die oberen Ebenen Coruscants zogen an ihnen vorbei, Verkehrsströme schlängelten sich durch die Luft und ihr Taxi geriet in einen für die Uhrzeit typischen Stau. Grummelnd lehnte der Fahrer sich zurück und manövrierte das Gefährt langsam vorwärts, während die Sonne sich in goldenem Licht langsam anschickte, unterzugehen.
Der frühe Abend war die schönste Tageszeit auf Coruscant, fand Obi-Wan, denn das Licht, das auf die modernen Bauten fiel und von vielen Fenstern reflektiert wurde, war einfach wunderschön.
„Was ist es für eine Mission?“, fragte er schließlich, ohne den Blick vom Horizont zu lösen.
„Es geht um eine die junge Herzogin von Mandalore, Satine Kryze. Nachdem der Bürgerkrieg beendet wurde, will sie in ihre Heimat zurückkehren. Der Rat hat uns den Auftrag erteilt, sie zu begleiten und zu beschützen.“
„Mandalore.“ Nachdenklich sah Obi-Wan seinen Meister an. „Meister Dooku ist vor ein paar Tagen dorthin aufgebrochen, richtig? Ich habe den Konflikt dort nicht wirklich verfolgt.“
Qui-Gon nickte langsam. „Ja, der Rat hat einen Hilferuf von Galidraan erhalten, woraufhin Meister Dooku sich mit einigen anderen Jedi dorthin begeben hat.“
Der Padawan konnte spüren, dass das ganze nicht so ausgegangen war, wie beabsichtigt und ohne, dass er die Frage laut stellen musste, antwortete sein Meister ihm. „Sie haben versucht, die Situation friedlich zu lösen, doch die Mandalorianer gelten gemeinhin als weniger friedlich, was sie eindrucksvoll zu Schau gestellt haben. Über die Hälfte der Jedi sind getötet worden. Dafür ist jeder einzelne von ihnen gestorben, bis auf ihren Anführer, Jango Fett.“
Obi-Wan ging lieber nicht darauf ein. Qui-Gon brauchte ihm nicht zu erklären, dass das normalerweise nicht der Weg der Jedi war, aber nicht immer hatten sie eine Wahl.
„Und was führt unsere Herzogin jetzt nach Mandalore?“, wechselte er das Thema.
„Gute Frage“, antwortete sein Meister. „Wenn du mich fragst, sollte sie lieber hier bleiben. Gerade jetzt ist die Lage extrem instabil und die Dame ist wohl die Tochter eines einflussreichen Clanführers, der sie eigentlich hier in Sicherheit gebracht hat. Es ist ungewiss, wie man darauf reagieren wird, wenn sie zurückkehrt.“
„Es könnte der Bevölkerung signalisieren, dass der Bürgerkrieg jetzt wirklich vorbei ist und dass es wieder sicher ist“, wandte Obi-Wan ein und Qui-Gon musste unwillkürlich lächeln. Sein Padawan hatte das Talent, immer das Gute zu sehen und trotzdem nicht die Augen vor dem Bösen zu verschließen.
„Es könnte auch von der Death Watch falsch verstanden werden und unbewusst ihren Sieg anzweifeln. Wie dem auch sei, ich hoffe sie wird sich unserem Urteil unterordnen, was ihre Sicherheit betrifft.“
Obi-Wan nickte zuversichtlich. „Ich denke, das wird sie. Schließlich hat sie doch um unseren Begleitschutz gebeten.“

Aber der Padawan sollte sich irren. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis der Fahrer sie am Raumhafen aussteigen lassen konnte, da sich die Staus durch halb Coruscant zogen und den Luftverkehr lahmlegten. Die beiden Jedi beeilten sich, zum Sammelplatz der Shuttles zu gelangen, von wo aus sie eines der Gefährte zu ihrem Schiff bringen sollte. Der Platz war überfüllt mit wartenden und ankommenden Fahrgästen, Geschäftsleuten, die im gewohnten Eilschritt auf das Hauptgebäude des Raumhafens zugingen, oder Touristen, die erst einmal stehen blieben, um die Wolkenkratzer Coruscants zu bestaunen.
Qui-Gon steuerte zielsicher auf den Rand des Platzes zu, wo sie von einer schlanken jungen Frau mit kurzem blondem Haar und einem beleibten, grünhäutigen Twi'lek erwartet wurden. Der Mann beobachtete besorgt, wie die Herzogin unruhig auf und abging und sich immer wieder in der Menge umsah, sagte aber nichts dazu.
Es dauerte nicht lange, bis die Jedi entdeckt wurden und Satine mit ihrer Wanderung aufhörte, stattdessen nun die beiden fixierte und ohne zu ihm herüberzusehen, ihren Begleiter etwas fragte. Belustigt bemerkte Obi-Wan, wie der Twi'lek die Augen verdrehte und ihr einer Antwort schuldig blieb.
„Herzogin Satine Kryze?“, fragte Qui-Gon unnötigerweise, als er sie erreicht hatte. „Ich bin Qui-Gon Jinn, das hier ist mein Padawan Obi-Wan Kenobi.“
Satine nickte ihm zu und musterte dann beide von Kopf bis Fuß. „Wir sollten uns beeilen, sonst verpassen wir den Flug.“
„Mit Verlaub, ich habe es mir erlaubt, unsere Route ein klein wenig zu ändern“, antwortete Qui-Gon. Wir werden einen Schiff nehmen, das die überlebenden Jedi von Galidraan abholt und uns im gleichen Schwung auf Mandalore absetzt. Es fliegt von Termial 7 ab.“
Satine kniff ein wenig die Augen zusammen und überlegte. Obi-Wan schaffte es gerade noch, seine Überraschung zu verbergen, als sie sich zu ihrem Begleiter umdrehte und hörbar fragte: „Ist das wirklich notwendig? Ich habe nicht darum gebeten!“
„Meine Liebe, es ist nur zu Eurer Sicherheit. Bitte, wenn Ihr schon geht, dann in Begleitung dieser beiden Jedi. Tut es für mich und vor allem für Eure Schwester.“
Satine seufzte, dann gab sie sich geschlagen. „Macht es gut, Professor. Und vielen Dank, für alles.“
„Oh, keine Ursache. Viel Glück und auf ein baldiges Wiedersehen.“
Sein herzliches Lächeln verwandelte sich in ein besorgtes, sobald die Herzogin ihm den Rücken zugekehrt hatte. Eindringlich sah er Qui-Gon an, als Satine bereits einige Meter entfernt war und sich nicht sonderlich darum scherte, dass ihre beiden Beschützer nicht hinterherkamen.
„Bitte, Meister Jedi, lasst Euch nicht davon beeindrucken. Sie ist dickköpfig und manchmal etwas schwierig, aber sie ist die beste Seele, die mir je untergekommen ist und ihr einziger Wunsch ist es, zu helfen. Passt nur auf, dass sie sich dabei nicht selbst in Gefahr bringt.“
Qui-Gon nickte verständnisvoll. „Macht Euch keine Sorgen, Professor, sie ist bei uns gut aufgehoben.“
Mit einem tiefen Seufzen wandte der Twi'lek sich ab und die beiden Jedi nahmen schleunigst die Verfolgung ihrer Schutzbefohlenen auf.
„Na, das kann ja heiter werden“, feixte Obi-Wan, sein Meister enthielt sich lieber einer Antwort und beeilte sich, zu Satine aufzuschließen.

Drei Tage später erreichte das Schiff den Planeten Galidraan. Aus dem Orbit wirkte er wie eine schmutzige Kugel aus Eis, war er doch gänzlich von Schnee bedeckt und nur teilweise mit Kiefernwäldern bewachsen. Ein ungewöhnlich einheitliches Klima herrschte dort, obwohl es auch an den Polen deutlich kälter war, als am Äquator. Schnee war Schnee und Eis war Eis, fand Obi-Wan, kalt, nass und unangenehm. Zum Glück musste er das Schiff nicht verlassen, als es zur Landung ansetzte. Anders als Qui-Gon, der sich selbst ein Bild auf Galidraan machen wollte, hatte der Padawan den undankbaren Auftrag, die junge Herzogin zu beschäftigen. Es war alles andere als einfach, einen Draht zu ihr zu finden, wirkte sie doch kalt und unnahbar, wie die Eislandschaft, auf den jungen Jedi. Eine Weile hatte er versucht, mehr über ihre Absicht, nach Hause zurückzukehren, herauszufinden, war jedoch kläglich gescheitert.
Nun saßen die beiden im Aufenthaltsraum des Schiffes und schwiegen sich an. Satine saß aufrecht, mit vor der Brust verschränkten Armen auf einem Stuhl uns starrte aus dem Panoramafenster in die Schneelandschaft hinaus. Obi-Wan hatte es sich in der Ecke einer Sitzbank ihr gegenüber bequem gemacht, die Füße hochgelegt und ließ gedankenverloren eine der Spielfiguren eines Brettspiels mithilfe der Macht durch die Luft schweben. Irgendwann wandten sich Satines Augen vom Ausblick ab und folgten, mäßig interessiert, der fliegenden Figur. Als Obi-Wan es bemerkte, lächelte er etwas peinlich berührt und fing die Figur mit der Hand wieder auf, nachdem er sie mit der Macht losgelassen hatte.
„Nur eine Spielerei“, sagte er, einfach um die unangenehme Stille zu unterbrechen.
„Wie alt bist du?“, fragte Satine unvermittelt.
„Siebzehn“, antwortete der Padawan etwas verunsichert und spielte nervös mit der Figur in seinen Händen, als sie ihn eindringlich musterte.
„Du siehst jünger aus“, bemerkte sie.
Ein unsicheres Lächeln erschien auf Obi-Wans Gesicht, wurde aber nicht erwidert. „Nun, das Problem hatte ich schon immer.“
„Deswegen die Bezeichnung „junger Padawan“?“
Überraschung zeichnete sich nun auf seinem Gesicht ab. Sie war aufmerksam, hatte ihn und seinen Meister beobachtet und bereits ihre Schlüsse gezogen, wohingegen Obi-Wan es selbst mithilfe der Macht schwer fiel, sie zu lesen.
„Oh, ich glaube, das bekommt jeder Padawan ab und zu von seinem Meister zu hören, wenn er etwas Dummes angestellt hat.“
„Qui-Gon Jinn nennt dich oft so.“ Ein Hauch Belustigung schwang in ihrer hellen, klaren Stimme mit.
Klasse, Kenobi!, schalt er sich in Gedanken. Was für eine Vorlage! Das wirst du nie wieder los!
„Es ist auch...eine Bezeichnung, die anderweitig verwendet werden kann“, versuchte er sich herauszureden, aber Satine setzte ein kaum sichtbares triumphales Lächeln auf und richtete den Blich wieder aus dem Fenster. Der Padawan drehte weiter die Spielfigur in seinen Händen.
„Du hast nicht zufällig auch in anderen Bereichen das Talent, dich selbst in etwas reinzureiten, aus dem du nicht mehr herauskommst?“, fragte sie dann unvermittelt.
Seine Gedanken wanderten kurz zu dem Übungsduell mit Quinlan Vos, bevor er antwortete: „Also mit dem Lichtschwert kann ich umgehen.“
Er wusste nicht, welche Reaktion er erwartet hatte, aber es schlich sich so etwas wie Abscheu auf das schlanke Gesicht der Herzogin. „Natürlich, das könnt ihr Jedi besonders gut.“
„Wie meint Ihr das?“
„Geh doch raus und sieh dich um! Ich schätze, sie haben die steif gefrorenen Leichen schon entsorgt, aber ich bin sicher, die Spuren der Schlacht sind noch zu sehen.“
Ein wenig verletzt war er schon, als er spürte, dass sich diese Worte klar gegen die Jedi richtete und er fühlte sich verpflichtet, sie zu verteidigen. „Es sind auch viele Jedi gestorben in dieser Schlacht. Habt Ihr hier jemanden verloren, der Euch nahe stand?“
Er wusste, dass diese Frage vielleicht zu weit ging und ihre Wut und Empörung noch mehr steigern könnte, aber sie war gestellt, bevor er es hätte verhindern können. Nun sah sie ihm das erste Mal richtig in die Augen und was er dort las, machte ihm Angst. „Jemand, der sich Friedenswächter nennt, sollte nicht mit einer absolut tödlichen Waffe herumlaufen“, erwiderte sie kalt und stand auf. Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum und Obi-Wan wollte noch fragen, wohin sie ging, da schloss sich auch schon die Tür mit einem wütenden Zischen hinter ihr.
Frustriert ließ er den Kopf zurückfallen, schloss die Augen und verfluchte wieder einmal sein loses Mundwerk.
Draußen begann es zu schneien und unbemerkt von den überlebenden Jedi, die nun das kleine Schiff betraten, legte sich eine feine weiße Schicht auf die Kampfspuren. Die Schneedecke würde sie verdecken, aber sie würde sie auch einschließen und konservieren, damit sie niemals in Vergessenheit gerieten.
Kapitel 3 Willkommen zu Hause by Oriane
Willkommen zu Hause

Nach ihrer kleinen Auseinandersetzung mit dem jungen Padawan hatte Satine nur noch das nötigste mit ihm gesprochen. Er war eingebildet und ungeschickt und sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wie der Junge sie beschützen sollte, wenn es ernst wurde. Sie bezeichnete ihn als Jungen, dabei war er nur ein Jahr jünger als sie selbst, aber zwischen ihm und ihr schienen Welten zu liegen, die sich nicht so einfach überbrücken ließen.
Doch jetzt, wo sich sich im Anflug auf Mandalore befanden, war es selbst für sie, die sonst ihre Gefühle sehr gut verbergen konnte, schwer, ihre Freude darüber zu verstecken. Voller Vorfreude stand sie am Panoramafenster und beobachtete die schnell näher kommende Hauptstadt des Planeten, Keldabe, ihr Zuhause. Von hier oben gesehen hatte sich nicht viel verändert. Sie konnte nicht genau beurteilen, ob die Stadt gewachsen war, lag sie doch noch genauso inmitten der grünen Ebenen da, wie sie es in Erinnerung hatte. Weiter in der Mitte der Stadt türmten sich moderne Hochhäuser auf, dazwischen und darunter konnte Satine die Altstadt mit ihren alten steinernen Bauten erkennen. Die Sonne des mandalorianischen Systems war von Wolkenschleiern verdeckt und schickte sich an, unterzugehen und so leuchtete es aus den großflächigen Fenstern der Hochhäuser im charakteristischen Gelbton.
„Herzogin?“ Qui-Gon war hereingekommen und riss sie aus ihren Gedanken. Mit ihm hatte sie weit weniger Probleme als mit dem jungen Obi-Wan. Er erschien ihr als Ruhepol, vernünftig und verständnisvoll, wobei er trotzdem genau wusste, was er wollte und was wichtig war. Ja, mit dem Meister kam sie klar.
„Was gibt es, Meister Jedi?“
„Ich wollte Euch nur Bescheid sagen, dass wir gleich landen. Bitte holt Eure Sachen, ich möchte nicht, dass wir uns zu lange am Raumhafen aufhalten.“
Satine nickte. „In Ordnung. Allerdings werden wir hoffentlich erwartet. Ich bat den Captain, meinen Eltern Bescheid zu geben.“
Die junge Herzogin konnte sehen, wie Qui-Gon sich versteifte. „Bei allem Respekt, aber das hättet Ihr mit mir absprechen müssen. Ich bin für Eure Sicherheit zuständig.“
„Ich weiß Euren Eifer zu schätzen“, erwiderte sie ruhig. „Aber mir ist nicht bekannt, dass ich in irgendeiner Weise verfolgt oder bedroht werde. Wir sind nicht auf der Flucht. Was spricht also dagegen, dass meine Mutter uns abholt?“
Qui-Gon nickte. „Ihr habt recht, wir sind nicht auf der Flucht. Und in diesem Fall spricht wirklich nichts dagegen. Trotzdem bitte ich Euch, das nächste Mal erst zu mir zu kommen.“
Satine sah ein, dass er recht hatte. Außerdem war sie wegen des bevorstehenden Wiedersehens mit ihrer Familie in einer versöhnlichen Stimmung.
„Ich werde es beherzigen.“
„Gut.“ Damit ging der Jedimeister wieder und Satine suchte ihr Gepäck zusammen.

Als die drei aus dem Schiff stiegen, begannen Satines Augen sofort durch die Menge der Leute zu wandern, aber ihre Mutter war um einiges schneller gewesen. Ehe sie es sich versah, lag sie in den Armen von Choyelle Kryze und bekam keine Luft mehr. Sie erwiderte die Umarmung, allerdings nicht ganz so heftig als sie die dürre Gestalt ihrer Mutter fühlte. Sie war schon immer sehr schlank gewesen, hatte auf ihre Figur geachtet, aber wenn man sie jetzt sah, konnte man sie fast schon als mager bezeichnen. Auch sonst sah sie nicht gut aus, bemerkte Satine, als sie sich vorsichtig aus der Umarmung löste. Die Wangen waren blass und eingefallen, tiefe Ringe lagen unter den Augen, die sich ohne Erfolg hatte unter Schminke verbergen wollen und auch sonst schien die hochgewachsene Frau um Jahre gealtert. Das alles hinderte sie aber nicht daran, ihre Tochter mit strahlendem Lächeln zu begrüßen.
„Satine, es ist wunderbar dich wiederzusehen.“
„Es ist auch schön, dich wiederzusehen“, antwortete ihre Tochter mit dem gleichen Lächeln. „Bist du allein gekommen?“
Choyelle nickte. „Ja, Aman ist noch bei der Arbeit. Ich habe ihn in den letzten Tagen kaum gesehen, verständlicherweise.“
Bevor Satine nach ihrer kleinen Schwester Bo-Katan fragen konnte, hatte sich ihre Mutter bereits die beiden Jedi bemerkt. „Wer sind deine Begleiter?“
„Das sind Jedi-Meister Qui-Gon Jinn und sein Padawan Obi-Wan Kenobi. Reila und Professor Manee – ich habe von ihm erzählt, du erinnerst dich bestimmt – haben darauf bestanden, dass ich nicht allein nach Mandalore zurückkehre. Und da sich die Jedi nunmal sowieso eingemischt haben, bat der Professor um Schutz für mich.“
Bei der Erwähnung des Professors nickte Choyelle wissend, dann sprach sie die beiden Jedi an. Gleichzeitig führte sie die kleine Gruppe in Richtung eines Speeders. „Ich bin froh, dass Ihr hier seid. Wisst Ihr, nahezu jeder, mit dem Satine gesprochen hat, wollte sie davon abhalten, hier herzukommen, aber sie war schon immer ein Sturkopf. Im Augenblick ist es hier in Keldabe recht friedlich, aber wir wissen aus der Vergangenheit wie schnell sich das ändern kann. Gerade jetzt, wo die Death Watch die Überhand gewonnen hat, weiß ich nicht, was passieren wird.“
„Ich versichere Euch, wir werden tun, was wir können um Eure Tochter und auch Euch und Eure Familie zu beschützen“, antwortete Qui-Gon. Choyelle nickte dankbar, während sie den dreien bedeutete, einzusteigen.
Die Fahrt durch Keldabe verlief sehr ruhig. Satine bemerkte schnell, dass ihre Mutter extra einen Umweg fuhr, vielleicht, damit sie sich ansehen konnte, wie die Stadt sich entwickelt hatte. Sie lehnte sich zurück und genoss es, wieder Zuhause zu sein. Es sah in der ganzen Stadt nicht aus, als hätte ein Krieg stattgefunden. Zwar waren die Straßen weit weniger bevölkert, als sie es in Erinnerung hatte und manchmal fuhren sie an einem zerstörten Haus vorbei, doch insgesamt sah es aus, als hätte es Keldabe in den letzten drei Jahren nicht so hart getroffen, wie gedacht. Oder ihre Mutter war auch hier am Werk und umfuhr verwüstete öffentliche Plätze, um ihre Tochter zu beruhigen und zu beschützen. Auch sprach sie nicht viel während der Fahrt und die beiden Jedi wechselten nur ab und an ein Wort miteinander.

Satines Familie lebte schon seit sie denken konnte im obersten Stock eines relativ kleinen Hochhauses. Es war eine große, schöne Wohnung mit weitläufigem Balkon an der einen Seite und großflächigen Fensterfronten, aber keinem Parkplatz für ihren Speeder. Also hatte Choyelle das Gefährt in einer Seitenstraße abgestellt.
Sie führte ihre Gäste ins Wohnzimmer, wo Satine gleich auf den Balkon hinaustrat und die vertraute Ansicht genoss. „Möchtet Ihr etwas trinken?“, hörte sie ihre Mutter die Jedi fragen. „Setzt Euch bitte, ich bin gleich zurück.“
Es war wundervoll wieder Zuhause zu sein, ungeachtet der Umstände, die sie hergeführt hatte und vergaß man für einen Moment die augenscheinlich schlechte Verfassung ihrer Mutter und dass Bo-Katan noch nicht mit einem Wort erwähnt worden war, konnte man fast meinen, der Krieg sei ohne einen Schatten zu hinterlassen an Keldabe vorbeigezogen.
Sie betrat wieder das Wohnzimmer, wo es sich die beiden Jedi bereits auf dem Sofa bequem gemacht hatten und Choyellle ihnen ein Glas in die Hand gedrückt hatte.
„Komm her, Satine, ich will alles wissen. Wie geht es euch auf Coruscant? Wie macht sich Reila?“
„Es ist bei weitem nicht so schön wie hier, Mutter“, antwortete Satine lächelnd und nahm sich auch ein Glas. „Uns geht es gut. Reila ist mit ihrer Ausbildung und ihrem Mann endlich glücklich geworden.“
Das Gesicht ihrer Mutter wurde zärtlich. „Schön, dass sie glücklich ist. Es ist nicht gerade das, was euer Vater und ich uns vorgestellt haben, aber wir unterstützen sie, wo wir nur können, ich hoffe, das weiß sie.“
„Natürlich weiß sie das. Ich erinnere mich, wie viel Angst sie davor hatte, euch zu enttäuschen, als sie das Studium abbrach, aber ich denke auf jeden Fall, dass es das richtige war. Das war einfach nichts für sie.“
„Nun, immerhin ist sie in Sicherheit. Was ist mit dir Satine? Reila hat sich ein Leben auf Coruscant aufgebaut. Gibt es dort niemanden, der dich zum Bleiben hätte überreden können?“
Ein wenig verlegen sah Satine auf das Glas in ihren Händen, wusste sie doch genau, worauf ihre Mutter anspielte, dann hob sie den Kopf wieder. „Ich war auf Coruscant nie wirklich zu Hause. Mir war immer klar, dass ich nach Mandalore zurückkehren würde. Es hätte sich nicht gelohnt, sich dort etwas aufzubauen, was ich sowieso früher oder später hätte verlassen müssen.“
Choyelle seufzte, schüttelte den Kopf und richtete ihren Blick nun auf die beiden Jedi, die sich bis jetzt aus dem Gespräch herausgehalten hatten. „Das ist meine Tochter. In manchen Dingen einfach unverbesserlich.“
Qui-Gon schaffte es, ein angemessen amüsiertes Lächeln herüberzubringen, Obi-Wan hingegen kam nicht umhin, ihr in Gedanken heftigste Zustimmung auszusprechen, was das Wörtchen unverbesserlich betraf, was sein Meister natürlich bemerkte. Er rügte ihn gleich über ihre Verbindung in Gedanken, was bei dem Padawan ein ungewollt schmollendes Gesicht auslöste und so letzten Endes doch seine Gedanken preisgab. Satine bemerkte es und schüttelte unmerklich empört den Kopf. Großartig, Kenobi! Schoss es ihm durch den Kopf, als er nachträglich ein höchst unechtes Lächeln in Richtung Choyelle zustande brachte.

Zum Glück wurde er damit verschont auch noch etwas sagen zu müssen, da in diesem Augenblick das Zischen einer Tür aus dem Flur zu hören war und sich schwere Schritte dem Wohnzimmer näherten. Aman Kryze betrat den Raum, ein Mann mit rostbraunem Haar und typisch mandalorianisch kantigem Gesicht. Satine war aufgestanden und fiel ihm um den Hals, bevor er etwas sagen konnte. Fest drückte er seine Tochter an sich und ein breites Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Hörst du eigentlich nie darauf, was ich dir sage? Was machst du hier, Satine?“
„Wir können die Diskussion wiederholen, oder du findest dich einfach damit ab, dass ich hier bin“, antwortete sie frech und Aman schüttelte den Kopf. „Es ist hoffnungslos mit dir.“
Erst jetzt fiel sein Blick auf die beiden Jedi und seine Miene verfinsterte sich ein wenig. Als Satine jedoch erklärte, warum sie hier waren und Qui-Gon versicherte, dass sie nur hier waren, um sie zu beschützen, hellte sie sich wieder auf und ließ seine Sorge durchklingen.
„Aman“, begrüßte ihn seine Frau. „Wie ist es gelaufen? Gibt es etwas neues?“
Der großgewachsene Mann ließ sich in einen Sessel sinken. Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet.
„Nun, ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ohne Fett ziemliches Chaos herrscht. Auch wenn ich seine Mittel und Wege nicht gutheiße, er brachte zumindest Ordnung in diesen Haufen von Clanführern. Jetzt sieht es so aus, als würden wir uns wieder in alle Richtungen verstreuen und unsere eigenen Wege gehen. Diejenigen, die eher der Death Watch zugewandt sind spielen sich jetzt natürlich gewaltig auf. Allen voran der junge Pre Viszla, die Politikermarionette von Tor Vizla, aber wirklich etwas zu sagen hat keiner von ihnen. Die anderen haben Angst, sind verunsichert, ob sie ihre Anti-Death-Watch Haltung noch halten können, oder lieber einen neutraleren Weg einschlagen sollen.“
„Gab es neue Befürworter der Death Watch?“, fragte Qui-Gon.
„Zum Glück nicht. Einigen hätte ich das durchaus zugetraut. Jettel, oder Baran zum Beispiel“, fügte er an seine Frau gewandt hinzu. „Die Führerin des Syhke-Clans dagegen schwört beinahe schon auf Rache, allerdings nicht gegen die Death Watch, sondern gegen die Jedi.“ Er deutete auf den Meister und seinen Schüler. „Ein neuer Mand'alor muss her und zwar schleunigst, aber das könnte sich als eine äußerst schwierige Angelegenheit erweisen. Wir sind heute durch die ganzen Diskussionen nicht einmal dazu gekommen, einen Termin für die Wahl anzusetzen.“
„Jemand muss jetzt unbedingt dafür sorgen, dass die Clanführer nicht auseinander driften“, überlegte Satine und Aman nickte zustimmend.
„Das ist es, was ich und einige andere nun versuchen zu verhindern, aber du kannst dir vorstellen, dass wir damit momentan nicht sehr gut bestellt sind. Das Problem ist, dass die Death Watch die Ausschaltung der Supercommandos als Sieg ansieht, jedoch sind sie keine Politiker. Ihr einziges politisches Ziel war es, den Supercommando-Kodex aufzuhalten und das ist ihnen bereits mit Jaster Mereels Tod gelungen. Seitdem ist es ein Kampf, der weitgehend politisch unbegründet ist und im Rat herrscht eigentlich immer noch eine Mehrheit derjenigen, die den Kodex damals befürworteten, also wahre Mandalorianer.“
„Und jetzt wo Ihr Eure Supercommandos verloren habt, gleitet Euch die Death Watch durch die Finger“, vervollständigte Qui-Gon. Aman nickte wieder.
„Es war nicht die beste Entscheidung der Jedi, sich einzumischen. Offiziell mag es heißen, der Krieg sei beendet, aber sieht man hinter die Kulissen ist noch lang kein Frieden entstanden, nur Chaos.“
„Es tut mir Leid, dass das Eingreifen der Jedi einen solchen Effekt hatte“, antwortete Qui-Gon vorsichtig. „Aber ich versichere Euch, das war nicht unsere Absicht. Wir haben einen Hilferuf erhalten, dem wir gefolgt sind. Wie hätten wir ihn verweigern können?“
„Das soll keine Anschuldigung gegen Euch persönlich sein, aber der Rat der Jedi hätte die Situation besser selbst untersucht, bevor er ein Killerkommando schickte.“
„Es war kein Killerkommando!“ Obi-Wan konnte spüren, wie sein Meister sich beherrschte. „Die Jedi sind angegriffen worden und haben sich verteidigt!“
„Ja. Und dann haben sie jeden einzelnen getötet. Ich frage mich, ob das wirklich notwendig war.“
„Das kann ich nicht beurteilen, ich bin nicht dabei gewesen“, versuchte Qui-Gon nun die Situation zu entschärfen und Aman sprang darauf an. „Ich wiederhole, ich stelle keine Anschuldigungen gegen Euch oder Euren Schüler persönlich auf. Das ist nunmal meine Sicht der Dinge.“
„Das ist mir bewusst. Und es ist mir auch bewusst, dass die Schlacht auf Galidraan keineswegs eine Sternstunde der Jedi darstellt.“
„Ich sehe, wir sprechen die selbe Sprache, Meister Jedi.“
„Was mich und Obi-Wan angeht, halten wir uns möglichst aus der Politik hier heraus. Das ist Eure Arena, nicht unsere. Wir sind einzig und allein hier, um Eure Familie zu beschützen.“
Aman seufzte tief. „Und dafür bin ich Euch dankbar. Denn ich vermag es scheinbar nicht, sie ausreichend zu schützen.“
Satine hatte sich in die Diskussion zwischen ihrem Vater und dem Jedi-Meister lieber nicht eingemischt, doch jetzt, wo ihre Mutter bei seinen Worten zu Boden sah, spürte sie, dass die beiden ihr bis jetzt etwas verschwiegen hatten.
„Was ist es? Bitte sagt es mir, ich bin hier um zu helfen.“
Aman sah sie ernst an. „Es geht um Bo-Katan.“
„Ja, du hast bereits Andeutungen gemacht. Was ist mit ihr?“ Die Angst kroch in Satine hoch. War sie tot? Schwer verletzt? Ein Anschlag?
„Deine Schwester ist zur Death Watch übergelaufen“, sagte Aman, leise und eindringlich.
Satine war sprachlos und das war sie wirklich nicht oft. Ihr Verstand weigerte sich zu akzeptieren, was sie gerade gehört hatte. Ihre kleine Schwester? Bei der Death Watch?
„Sie hatte schon immer etwas radikale Ansichten und schwankte von einer Seite zur andern. Vor allem hat sie den gleichen Sturkopf, wie du ihn besitzt. Wir haben uns keine wirklichen Sorgen deswegen gemacht, es war zwar oft schwierig mit ihr, aber immerhin ist sie erst fünfzehn Jahre alt.“
Neben Satine löste sich eine Stumme Träne aus dem Auge ihrer Mutter, aus Angst und Sorge um ihre jüngste Tochter, doch sie versteckte sie nicht.
„Aber...wie ist sie denn überhaupt an Kontakte der Death Watch gelangt?“, fragte Satine, immer noch fassungslos.
„Das wissen wir nicht. Es muss durch ihren Freundeskreis gekommen sein. Bo ist nicht jemand, der sich auf der Straße leichtfertig etwas einreden lässt.“
Jetzt wusste die junge Herzogin wieder nicht, was sie sagen sollte und Qui-Gon nutzte die Chance, das Wort zu ergreifen. „Habt Ihr seitdem mit Ihr gesprochen?“
„Ja, einmal. Sie teilte uns mit, was sie getan hatte und sagte, es ginge ihr gut. Wir sollten uns keine Sorgen machen, aber sie hätte sich entschieden.“
„Habt ihr nicht versucht, sie zurückzuholen?“, fragte Satine entrüstet.
„Natürlich haben wir das!“, schaltete sich Choyelle ohne das geringste Zittern in der Stimme ein. „Aber du hast nicht gehört, wie überzeugt sie klang, von sich und der Death Watch.“
„Und jetzt? Tut ihr überhaupt nichts mehr? Jemand muss sie suchen gehen, sie davon abhalten, noch mehr Dummheiten anzustellen. Wer weiß, wozu sie dort gezwungen wird. Bo ist doch kein gewalttätiger Mensch!“ Sie war aufgestanden und gestikulierte wild.
„Liebes, was sollen wir denn tun? Sie zurückschleifen und einsperren?“
Hilflos ließ Satine die Hände wieder sinken. „Nein“, flüsterte sie. „Aber man kann dafür sorgen, dass endlich wieder miteinander geredet wird!“ Neuer Eifer packte sie. „Es muss Gespräche geben, zwischen Regierung und Death Watch und dann kann man sich einigen. Die Kämpfe müssen aufhören!“
„Die Kämpfe haben aufgehört“, erinnerte Aman seine Tochter. „Aber du hast recht. Mit allem was du sagst.“
„Siehst du, es war richtig, dass ich zurückgekehrt bin!“
Aman seufzte nur.
Kapitel 4 Der neue Mand'alor by Oriane
Der neue Mand'alor

Das Regierungsgebäude Keldabes war ein durchaus imposantes Gebilde. Nicht nur der steinerne Saal, in welchem die Clanführer schon seit jeher miteinander diskutiert, gestritten, sich beraten und geeinigt hatten, sondern auch die Gebäude, die nach und nach rund herum um diesen Saal gewachsen waren. Den alten, ganz aus Stein erbauten Mauern, in deren Mitte sich der Saal befand, waren im Laufe der Zeit einige Stockwerke und Nebengebäude hinzugefügt worden, doch man hatte stets darauf geachtet, mit keinem der Ausbauten der alten Fassade ihre Würde zu nehmen. Es war den Architekten durchaus gelungen. Besuchern des Regierungssitzes tat sich als erstes eine große Säulenhalle als Eingangshalle auf, und auch die offiziellen Wege zum steinernen Saal waren in ihrem rohen, machtvollen Stil belassen worden. Bog man allerdings einmal falsch ab, wurde man Stück für Stück aus der alt-ehrwürdigen Welt zurück in die Moderne geführt. Die oberen Stockwerke des Gebäudes wurden wieder von den typisch mandalorianischen Fensterfronten beherrscht.
Das Büro von Aman Kryze befand sich allerdings in einem der niedrigen Nebengebäude. Die Idee, die Clanführer dauerhaft in der Hauptstadt unterzubringen, war noch relativ jung und dementsprechend waren die Anbauten erst jetzt notwendig geworden. Man hatte in den Nebengebäuden den traditionellen Stil komplett ignoriert und setzte auf moderne Eleganz.
Um die Diskussionen und eventuellen Feindseligkeiten auf die steinerne Versammlungshalle zu beschränken, hatte man die Büros fein säuberlich voneinander getrennt und entfernt angelegt. Zusätzlich wurden die Ratsmitglieder nach politischer Gesinnung und Position sortiert. An der einen Außenseite die wahren Mandalorianer, an der anderen die Death Watch. Aman befand sich, sowohl räumlich als auch politisch, relativ am Rand der wahren Mandalorianer. Im ersten Stock des Gebäudes, in dem sein Büro lag, waren noch Mara Syhke und Bali Sinna untergebracht, allerdings musste man sich eingestehen, dass zwischen der radikalen Führerin des Syhke-Clans und Aman ein breiter Graben verlief, wohingegen er mit Sinna ziemlich auf einer Wellenlänge lag.
Und genau diesen kleinen, eher rundlichen Mann mit einem nicht mehr ganz so kantigem Gesicht und sorgfältig zurechtgestutztem, weißen Bart traf Aman mit sorgenvollen Gesicht auf dem Flur an. Er wanderte von einer Tür zur nächsten und wieder zurück und schien über irgendetwas nachzudenken. Es war nicht schwierig, zu erraten, was es war.
Es war bereits einige Wochen her, seit Amans Tochter zurückgekehrt war, doch die politische Situation hatte sich nicht maßgeblich geändert. Die Clanführer spalteten sich immer mehr in Diskussionen und kamen zu keiner Einigung. Die Stimmung war alles andere als friedlich. Immerhin hatten sie eingesehen, dass die Chancen ohne einen Mand'alor noch viel schlechter standen und man hatte sich auf einen Wahltermin einigen können. Jeder der zwölf Clanführer war wählbar, doch diese Entscheidung würde das Volk treffen, nicht der Rat. Das Ergebnis der Wahl würde in etwa einer Stunde bekanntgegeben werden, aber Aman hatte nicht vor, dazusitzen und Däumchen zu drehen. Nein, er würde auch heute trotz der ungewissen Situation nicht damit aufhören, an einen Plan zu arbeiten, der ihn bereits viele Wochen gekostet hatte.

Jetzt allerdings hielt er kurz inne und sah Bali Sinna eine Weile bei seiner Wanderung zu. Sie waren fast so etwas wie Freunde, wären sie nicht beide in der Politik und Führer verschiedener Clans. Man konnte sich nicht erlauben, Freundschaften auf Vertrauensbasis zu schließen, das hatte Aman schnell lernen müssen. Immer bestand die Gefahr, verraten zu werden. Also bezeichneten sie sich als Kollegen und kamen gut miteinander aus.
Sinna hatte Aman durchaus bemerkt, aber erst nach seinem dritten Auf und Ab sprach er ihn an.
„Kryze, Ihr stört mich beim Denken!“
„Ich wüsste nur gern, was Euch beschäftigt“, antwortete Aman unbeeindruckt. Er wusste, dass Bali Sinna nur zu gern seine Gedanken mitteilen wollte. Er kannte den älteren Mann.
„Das könnt Ihr Euch nicht denken? Es beschäftigt vermutlich jeden in diesem Gebäude auf die ein oder andere Weise. Und ich muss zugeben, dass ich langsam der Sache überdrüssig werde. Ein neuer Mand'alor muss her, vorher sind wir machtlos. Da helfen keine Spekulationen und gegenseitige Anschuldigungen, niemand hört zu.«
„Nun“, begann Aman vorsichtig, „zufällig habe ich mich in den letzten Wochen mit genau diesem Thema befasst – Spekulationen. Und mit den Reformen des alten Jaster Mereel.“
„Ach hört bloß auf!“, wetterte Sinna und hielt zum ersten Mal in seiner Wanderung inne. „Damit hat der ganze Fluch doch begonnen!“
„Und doch standet Ihr damals an seiner Seite.“
Sinna grummelte irgendetwas Unverständliches und nickte dann. Seine Finger begannen, unablässig seinen Bart zu durchforsten, während er weitersprach. „Ich stand auf seiner Seite. Und ich würde mich immer wieder dort einfinden. Aber die Pläne Mereels waren nicht subtil genug. Ihm fehlte das nötige Feingefühl. Heute mögen wir das besser wissen, aber heute schrillen leider auch bei jedem schon Alarmglocken, wenn man nur das Wörtchen Ehre verwendet.“
„Habt Ihr Euch einmal in den Straßen umgehört? Seit meine Tochter wieder Zuhause ist, habe ich durch sie guten Kontakt zu den Bürgern, auch, wenn es mir nicht gefällt, dass sie sich überall und nirgends herumtreibt. Ehre ist genau das, wonach die Leute suchen. Mandalors Ansehen hat sich durch den Krieg nicht maßgeblich gebessert, im Gegenteil. Für ein anerkanntes Mandalor benötigen wir Reformen, die genau dieses Wörtchen beinhalten – Ehre.“
Sinna nickte schwer. „Ich stimme Euch zu, Kryze, aber dafür ist es noch viel zu früh. Wenn Ihr jetzt mit einem solchen Vorschlag kommt, werdet Ihr in die radikale Ecke von Mara Syhke gedrängt und spätestens dann wird Euch niemand mehr zuhören. Noch würde ich das nicht riskieren.“
„Nein, sicher ist es dafür noch zu früh. Ich wollte nur sehen, was Ihr von der Sache haltet. Immerhin zählt Eure Stimme einiges. Ihr seid sogar einer der Favoriten für den Mand'alor.“
Sinna seufzte. „Ich wünschte, ich wäre es nicht. Ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen wäre.“
„Ich glaube schon, dass Ihr es wärt. Und bis das Ergebnis feststeht, würdet Ihr euch einige Entwürfe ansehen?“
„Hm“, machte Sinna, „Wenn Ihr darauf besteht.“
Das reichte Aman als Bestätigung. Er wusste, er hatte ihn neugierig gemacht und führte ihn nun in sein Büro, wo er die Entwürfe zu seinen Reformüberlegungen auf einen Bildschirm legte. Es dauerte eine Weile, bis Sinna sich alles in Ruhe durchgelesen und sich seine Gedanken dazu gemacht hatte.
Aman saß stumm in einem Sessel am anderen Ende des Raumes und sah aus dem Fenster, um den Mann nicht zu stören. Seine Gedanken glitten über die Dächer der Stadt, die Straßen entlang, nach Hause zu seiner Familie und auch zu den beiden Jedi, die nun sein einigen Wochen ebenfalls seine Wohnung bewohnten.
Noch immer wusste er nicht genau, was er an den beiden eigentlich hatte. Qui-Gon, der Meister machte auf ihn einen ruhigen, wachsamen Eindruck, allerdings war er sehr eigen, fast schon verschlagen und Aman war sich nicht sicher, ob er wirklich ausschließlich zum Schutz seiner Tochter in Keldabe war, oder ob er zusätzlich den Rat der Jedi über alles informierte. Die Jedi hatten sich einmal eingemischt, vielleicht würden sie es wieder tun.
Was den jugen Obi-Wan betraf, so hatte Aman weniger Bedenken. Er wirkte bodenständig, ein bisschen ungeschickt vielleicht, aber er besaß ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber den Handlungen seines Meisters. Und trotzdem schien er seinem Dasein als Jedi treu ergeben. Aman hatte des öfteren beobachtet, wie er mit Satine diskutierte und sie sich dann in die Haare bekamen, aber der Junge würde sie beschützen, komme was wolle. Die Frage war nur, ob er dafür auch stark genug war. Aman konnte es nur hoffen.

Beide Männer im Büro hatten überhaupt nicht bemerkt, wie die Zeit verstrichen war, während sie über Amans Entwürfe diskutierten. Erst, als es an der Bürotür klopfte und Amans Sekretär, ein kleiner, untersetzter Mann mit schütterem Haar, jemandem die Tür aufhielt, merkten sie, wie spät es schon war. Herein stürmte einer von Sinnas Mitarbeitern. Mit einem breiten Lächeln, das sein Gesicht ausfüllte, ging er auf ihn zu und schüttelte ihm herzlich die Hand.
„Meinen Glückwünsch, Sir!“
Etwas irritiert starrte Sinna den jungen Mann an, dann dämmerte es ihm. „Ruft die Ergebnisse auf“, befahl er Aman, aber dieser war ihm bereits zuvorgekommen.
„Eindeutige Mehrheit für Euch, Sinna“, bestätigte er freudig. „46% um genau zu sein. 23,4% gingen an Sitain. Der Rest ist relativ unbedeutend, allerdings hat der junge Vizsla einige Stimmen ergattert.“
„Viel viele?“
„14,2%“
„Besorgniserregend. Aber das war zu erwarten.“
„Jedenfalls – meinen Glückwunsch, Sinna.“ Auch Aman reichte ihm jetzt die Hand. „Ich denke, Ihr werdet Eure Sache gut machen.“
Mit sorgenvollem, aber auch stolzem und entschlossenem Gesicht erwiderte Sinna Amans Händedruck. „Danke.“
„Es wird eine Ansprache erwartet, Sir“, meldete sich wieder der junge Mann zu Wort.
„Dann lasst uns gehen. Und macht einen optimistischen Eindruck.“ Er zwinkerte Aman zu und legte dem jüngeren eine Hand auf die Schulter. Dann führte er die Gruppe zum steinernen Saal.


„Ich glaube immer noch nicht, dass das eine gute Idee ist“, widersprach Obi-Wan zum wiederholten Mal. Und Satine verdrehte zum wiederholten Mal die Augen und hörte nicht auf ihn.
Sie stand in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und bändigte ihr Haar in eine annehmbare Form. Obi-Wan saß, in den Händen seinen Umhang, im Schneidersitz auf ihrem Bett und sah ihr dabei zu.
„Melis Taneya ist eine gute Freundin von mir und gerade erst von ihren Verwandten auf dem Land zurückgekehrt. Ich werde Sie besuchen, ob du nun mitkommst, oder nicht. Außerdem ist in den letzten Wochen nichts passiert, was dein Eingreifen nötig gemacht hätte.“
„Vielleicht habe ich eingegriffen und Ihr habt es nicht bemerkt“, erwiderte der Padawan verschmitzt.
„Und arrogant bist du auch noch!“ So wenig Satine Obi-Wan auch anfangs leiden konnte, es hatte sich gebessert. Noch immer erwies sich der Junge als etwas ungeschickt und nicht wenige seiner Äußerungen trieben sie manchmal zur Weißglut, aber da es umgekehrt nicht anders war, und sie genau wusste, wie sie ihn mächtig auf die Palme bringen konnte, hatte sie sich daran gewöhnt. Mittlerweile genoss sie diese kleinen Geplänkel zwischen ihnen sogar, denn auf den Mund gefallen war Obi-Wan keineswegs. Noch immer sprach er sie mit respektvoller Höflichkeitsform an, hatte aber inzwischen ihren Titel „Herzogin“ weitestgehend abgelegt und nannte sie beim Vornamen.
„Euch kann man auch gar nichts recht machen, oder?“
„Du kannst es jedenfalls nicht.“ Mit einem verschmitzten Lächeln drehte sie sich um und stiefelte nach draußen. Obi-Wan blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen. Er würde Satine heute allein begleiten, da Qui-Gon anderweitig einen Termin hatte und beschäftigt war. Er hatte es Aman und seiner Familie gegenüber verschwiegen, aber Obi-Wan wusste, dass sich sein alter Meister, Dooku, auf Mandalore aufhielt. Warum, das hatte ihm auch Qui-Gon nicht sagen können, aber er war aufgebrochen, um mit ihm zu sprechen.
Vorher hatte er seinem Padawan noch ins Gewissen geredet. „Sei wachsam, Obi-Wan“, hatte er gesagt. „Pass auf sie auf, bleib in ihrer Nähe.“
Es war nichts Ungewöhnliches, dass Obi-Wan die Herzogin allein begleitete. Im Gegenteil, es hatte sich in den letzten Wochen so eingebürgert. Sein Meister dagegen war meist mit Aman oder seiner Frau unterwegs.
„Meister, in den Wochen, in denen wir hier waren, ist nichts passiert, was unsere Besorgnis erregen sollte“, wandte Obi-Wan ein.
„Das ist richtig. Aber nutze die Macht, junger Padawan. Versuche ein Gespür für das Kommende zu entwickeln.“
„Was spürt Ihr?“, fragte der Junge.
„Unheil“, war die Antwort.
Der Padawan horchte in die Macht hinein und unter seines Meisters Führung spürte er, was Qui-Gon gespürt hatte.
„Was glaubt Ihr, wird passieren?“
„Ich weiß es nicht genau.“
Dann war er gegangen und hatte Obi-Wan mit seinen aufkommenden Sorgen allein gelassen. Als er jetzt Satine zu einem Speeder begleitete, dachte er wieder über diese Worte nach.
„Nun komm schon, Obi-Wan!“, rief Satine und holte ihn unsanft aus seinen Gedanken. Ganz selbstverständlich bestand sie darauf, selbst zu fahren und er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
„Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wo es eigentlich genau hingeht. Ihr wisst, dass Qui-Gon das missfallen wird.“
Satine seufzte, verdrehte die Augen und startete das Gefährt. „Kann ich denn nirgendwo hingehen, ohne, dass jemand mit sorgenvollem Gesicht hinter mit her gerannt kommt?“
„Ich mache nur ein sorgenvolles Gesicht, wenn Ihr wieder so rabiat fliegt, wie beim letzten Mal. Allerdings sorge ich mich dann mehr um mich, als um Euch“, gab Obi-Wan zu und hielt sich vorsorglich am Sitz fest. Satine schnaubte nur, erwiderte, er solle sich nicht so anstellen und gab Gas.
Kapitel 5 Der Schein trügt by Oriane
„Es hat sich vieles gebessert, seit Bali Sinna Mand'alor ist. Sein Einfluss tut der Regierung gut, wie ich es mir gedacht habe.“ Zwischen zwei Sätzen schob sich Aman Kryze einen Löffel Tiingilar in den Mund. Dann drehte er sich wieder zu seiner Tochter, die interessiert zuhörte und fuhr mit den Erklärungen zu den von ihm und Sinna ausgearbeiteten Reformen fort. „Jaster Mereel war ein kluger Kopf, allerdings ging er ziemlich rabiat vor. Er versuchte die verstreuten Clans wieder zusammenzuführen, indem er mit Gewalt versuchte, gegen unmoralische Mandalorianer vorzugehen. Wenn man den Leuten Gewalt vorsetzt, antworten sie auch mit Gewalt. Vielleicht hat Mereel genau das unterschätzt. Sinna und ich haben uns seine Forderungen angesehen und umgeschrieben – verbessert – wenn man so will. Es soll ein Paket aus Gesetzesentwürfen werden, dem hoffentlich der gesamte Rat zustimmen wird. Und es scheint gut anzukommen. Den jungen Almec haben wir bereits auf unsere Seite ziehen können, genau wie Mara Syhke, die sich uns auf jeden Fall anschließen wird, auch, wenn sie liebend gern wieder mit Gewalt vorgehen würde.“ Bei den Worten über Syhke verdüsterte sich Amans Gesicht.
„Der Death Watch wird das nicht gefallen“, wandte Satine ein. „Und ich glaube nicht, dass ihr Pre Vizsla je dazu bringen könnt, euren Entwürfen zuzustimmen.“
Aman nickte. „Darin liegt wohl das größte Problem. Aber wenn wir eine Mehrheit erzielen, können wir der Death Watch den Boden unter den Füßen nehmen. Dann wäre ihre Lebensweise illegal und sie würden überall auf Mandalore erhebliche Schwierigkeiten bekommen.“
„Und Ihr glaubt, Aman, dass die Death Watch dann Ruhe geben würde?“, schaltete sich Qui-Gon in die Diskussion ein.
„Natürlich ist es riskant. Aber ich hoffe, dass wir damit einen endgültigen politischen Schlag gegen sie ausführen können. Wir kämpfen diesmal mit friedlichen Mitteln.“
Neben ihm seufzte Choyelle und schüttelte den Kopf. „Manchmal weiß ich, warum dich deine Gegner in die radikale Ecke einordnen. Die Death Watch hat den Krieg gewonnen, ich glaube, das vergisst du zu oft. Es wird einen neuen Krieg geben, wenn ihr jetzt wieder versucht, sie auszuschalten. Sieh dir doch an, was auf den Straßen geschieht!“
Seitdem Sinna die Wahl zum Mand'alor gewonnen hatte und er mit Hilfe von Aman die Clanführer immer weiter in seine politische Richtung drückte, war die Death Watch wieder präsenter geworden. Sie hatten nach dem gewonnenen Bürgerkrieg die Anschläge und sonstige Operationen eingestellt und sich dahingehend bemüht, die Macht von Pre Vizsla im Kreis der Clanführer auszubauen und so politisch präsenter zu werden. Nun jedoch, als klar war, dass lang nicht jeder Mandalorianer ihren Sieg akzeptierte und dass sogar die Mehrheit sich klar gegen sie wandte, hatten sie wieder eingegriffen.
Wieder hörte man von Anschlägen der Death Watch, die die Anschuldigungen jedoch abstritt. Immerhin beschränkten sie sich momentan auf das zerstören von Gebäuden oder öffentlichen Plätzen. Ernsthaft verletzt worden war noch niemand. Vizsla hatte versucht, die Anschläge auf die Unzufriedenheit der Bevölkerung zurückzuführen. Angeblich würden sie gegen die neue Tendenz der Regierung und des Mand'alors rebellieren, aber das kaufte ihm niemand ab. Stillschweigend hatte man sich verständigt. Die Death Watch wurde wieder aktiv.
„Gerade deshalb muss es uns gelingen, die Death Watch auszuschalten“, antwortete Aman an Choyelle gewandt. Sie suchte seinen Blick und er erwiderte ihn. Dann legte er ihr kurz seine linke Hand auf den Arm. Jeder am Tisch wusste, was Choyelle Sorgen machte, ging es den anderen doch nicht anders.
Satine unterbrach schließlich das Schweigen und wandte sich wieder an ihren Vater. „Was willst du nun tun?“
„Unser nächstes Ziel sind Lar Derah und Lao Vevut, beide noch unentschlossen. Allerdings haben wir den entscheidenden Vorteil, dass Ellick bereits beinahe zugestimmt hat. Das wird sie hoffentlich dazu bewegen, sich für uns zu entscheiden.“
„Was tut Vizsla in der Angelegenheit? Er muss doch bereits auf Eure Aktionen reagiert haben?“, fragte Qui-Gon.
„Er argumentiert, dass unsere Reformen die alten Gesetze und Wege der Mandalorianer durch den Dreck ziehen. Wir würden die gesamte mandalorianische Kultur in Frage stellen, unsere Lebensweise. Dabei hat sich so vieles geändert, das er einfach nicht sehen will. Leider kommt er damit scheinbar recht gut an. Awaud und Sitain haben sich bereits auf seine Seite gestellt.“
„Sitain war der andere Kandidat für das Amt des Mand'alors, nicht wahr?“ Qui-Gon lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Richtig, aber er lag bei der Wahl weit hinter Sinna zurück. Wir müssen jetzt stark auftreten und Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.“
„Ich bitte dich, sei vorsichtig mit dem was du tust, Aman.“
Er nahm die Hand seiner Frau in seine und drückte sie sanft. „Du kennst mich. Ich werde nichts tun, was irgendjemanden in Gefahr bringen könnte.“
Choyelle nickte und brachte ein Lächeln zustande. „Ja, ich kenne dich. Und ich weiß, dass du dich nicht aufhalten lässt, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast und genau das macht mir Sorgen. Und deine Töchter haben von dieser Eigenschaft leider viel abbekommen.“
Jetzt lächelte auch Satine. Dann stand sie auf, um die Reste des Eintopfs wegzuräumen. Obi-Wan erhob sich ebenfalls und begann damit, die Teller abzuräumen.

Nachdem Aman sicher war, dass Choyelle ebenfalls beschäftigt war, nahm er Qui-Gon beiseite und führte ihn in sein Arbeitszimmer. Überrascht sah der Jedi zu, wie Aman nach draußen auf den Flur sah und dann sorgfältig die Tür schloss. Er bedeutete dem Meister, sich zu setzten und Qui-Gon folgte der Aufforderung.
„Ihr seht besorgt aus, Aman“, begann er, um sein Gegenüber zum Erzählen zu bewegen. Er seufzte und begann leise zu sprechen.
„Es ist leider nicht ganz so, wie ich es beim Essen beschrieben habe. Die Death Watch will ihre Machtposition mit allen Mitteln sichern und greift zu diesem Zweck nicht nur zu Anschlägen auf öffentliche Plätze.“
Obwohl Qui-Gon langsam ahnte, was kommen würde, hörte er ruhig zu. Er spürte, dass seine Vorahnungen sich jetzt langsam manifestieren würden. Und er spürte außerdem, dass sein Padawan bemerkt hatte, dass etwas vor sich ging. Der Junge war aufmerksam und er war stark geworden.
„Ich habe Drohungen erhalten. Drohungen gegen mich, aber vor allem gegen meine Familie.“
„Welcher Art sind sie? Wie habt Ihr sie erhalten?“, fragte der Jedimeister ruhig.
„Es sind normale Holoaufzeichungen, allerdings ohne Absender.“
„Wann habt Ihr sie erhalten?“
„Heute morgen.“
„Darf ich sie mir ansehen?“
Aman ging um seinen Schreibtisch herum und aktivierte eine Aufzeichnung. Von den typischen, blauen Striemen verzerrt, erschien ein der Oberkörper einer Person, allerdings unkenntlich gemacht durch mandalorianische Rüstung und Helm. Die Stimme war zwar verzerrt, aber der höhnisch überlegene Unterton in der Stimme konnte Qui-Gon klar und deutlich heraushören. Es schien außerdem eine männliche Stimme zu sein, aber dessen war er sich nicht ganz sicher.
Aman wurde direkt angesprochen. Zuerst nannte der Erpresser die Namen von Choyelle und Satine, machte aber klar, dass auch er selbst gefährdet war, wenn er nicht sofort damit aufhören sollte, dem Rat der Clanführer solche Dummheiten einzureden. Er gab unmissverständlich zu verstehen, dass jemand sterben würde, falls die Forderungen nicht erfüllt wurden.
Dann kam der Erpresser auf Bo-Katan zu sprechen und Qui-Gon beobachtete, wie Aman in sich zusammenschrumpfte.
„Eure jüngste Tochter hat sich übrigens als sehr wertvoll erwiesen. Sie hat sich richtig entschieden und ist nun hier bei uns in Sicherheit. Kämpft Ihr weiter gegen uns, gefährdet Ihr Eure ganze Familie. Ich denke, die Entscheidung wird Euch leicht fallen.“
Dann war die Übertragung zu Ende.
„Habt Ihr schon versucht, die Stimme zu entzerren, oder herauszufinden, woher die Nachricht kam?“, fragte Qui-Gon sofort.
„Ja, ohne Erfolg.“
„Dürfte ich es noch einmal versuchen?“
„Ich bitte darum. Versucht Euer Glück, Meister Jedi. Aber eigentlich habe ich Euch hergebeten und die Aufzeichnung gezeigt, damit Ihr Bescheid wisst. Ihr seid als Beschützer hergekommen. Ich denke, die Zeit ist gekommen, in der Ihr wirklich gebraucht werdet. Ihr werdet hoffentlich verstehen, dass ich seinen Forderungen nicht nachkommen kann. Dafür ist es zu spät und wir haben wirklich eine Chance die ganze Sache friedlich zu lösen. Aber ich muss meine Familie in Sicherheit wissen.“
Qui-Gon zögerte, bevor er antwortete. „Vielleicht solltet Ihr, dem Schutz Eurer Familie wegen, erwägen zu tun, was von Euch verlangt wird.“
„Nein!“ Heftig schüttelte Aman den Kopf. „Ich habe zu viel gearbeitet, zu viel riskiert, jetzt muss ich es auch zu Ende bringen. Bitte, meine jüngste Tochter haben sie mir schon genommen. Lasst nicht zu, dass Choyelle oder Satine etwas passiert.“
„Wir werden unser bestes tun, aber was ist mit Euch selbst? Ihr seid genauso gefährdet.“
„Meinen Tod kann ich verantworten, den meiner Familie nicht“, entgegnete Aman düster. Qui-Gon nickte. Er hieß das Verhalten Amans zwar nicht gut, aber er wusste auch, wenn er auf die Forderungen eingehen würde, wäre das ein enormer Machtschub für die Death Watch, den selbst der Jedi ihr nicht gewähren wollte. Wer nach dem Sieg über die wahren Mandalorianer gesagt hatte, der Bürgerkrieg sei vorbei, konnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt liegen.
„Und Ihr wollt es Eurer Familie wirklich verschweigen?“
„Sie haben schon so lange in Angst gelegt. Ich will ihnen den Optimismus nicht nehmen, den Glauben, dass es besser wird.“
„Und sie zu belügen ist eine bessere Wahl?“
„Unter diesem Umständen? Ja. Ich vertraue auf Euch, Qui-Gon.“
Der Jedi nickte wieder. „Ich muss meinen Padawan davon unterrichten“, erklärte er dann. Wenn Obi-Wan nicht Bescheid wusste, konnte er Satine unmöglich schützen und auch Aman sah das ein. Notgedrungen stimmte er zu. Dann ließ er Qui-Gon in seinem Büro allein, weil dieser sich die Aufzeichnung noch einmal genau anschauen und untersuchen wollte, woher sie stammte. Er selbst setzte wieder die gleiche optimistische Maske auf, die er auch beim Essen getragen hatte, und begab sich zurück zu seiner nichtsahnenden Frau.

Qui-Gon sah sich gerade die Aufzeichnung zum zweiten Mal an, als sein Padawan das Büro betrat. Über ihre Verbindung hatte er gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war und dass es etwas gab, das er wissen sollte. Nachdem er sich die Nachricht angesehen hatte, setzte er sich seinem Meister gegenüber auf einen Stuhl.
„Ihr hattet Recht mit Euren Vorahnungen“, sagte er nur und Qui-Gon nickte.
„Ich hatte gehofft, ich läge falsch.“
„Was tun wir jetzt?“
„Du wirst die Herzogin nicht mehr aus den Augen lassen. Sorge dafür, dass sie nicht auf dumme Gedanken kommt und im Haus bleibt. Hier wird sie am besten zu schützen sein.“
„Weiß die Death Watch von uns?“
„Wenn Sie es weiß, so hat sie es nicht erwähnt. Aber sei wachsam, vielleicht versucht sie, uns zuerst auszuschalten.“
„Die beiden wissen nicht Bescheid?“
„Nein.“
Obi-Wan musste trotz der schlechten Nachricht schmunzeln. „Ich werde Satine nicht dazu bringen können, hier zu bleiben. Sie hat einen solchen Sturkopf, es ist unglaublich.“
Auch bei Qui-Gon schlich sich die Spur eines Lächelns auf sein Gesicht. Er hatte beobachtet, wie die beiden miteinander umgingen und war froh, dass sie sich, trotz anfänglicher Schwierigkeiten mittlerweile gut verstanden. Kurz nach ihrer Ankunft hier hatte sein Padawan sich oft frustriert über Satines verhalten bei ihm beschwert, aber Qui-Gon war hart geblieben und hatte ihn immer wieder zum Schutz der Herzogin mitgeschickt. Nicht, dass die Streitigkeiten dadurch aufgehört hätten, aber er hatte beobachtet, wie die beiden aufeinander eingespielt waren. Das amüsierte Lächeln seines Padawans in dieser Situation war für ihn wie eine endgültige Bestätigung.
„Dein Sturkopf kann manchmal mindestens genauso groß sein“, entgegnete der Meister. „Nutze ihn.“
Ein Grinsen schlich sich auf Obi-Wans Gesicht. „Ja, Meister.“ Dann verließ er das Büro und ließ Qui-Gon arbeiten.

Er fand Satine auf dem Balkon der Wohnung. Sie hatte das Licht im Wohnzimmer gelöscht, sodass durch die breite Fensterfront die abendlichen Lichter der Stadt herein schienen und sich schimmernd in den Scheiben widerspiegelten. Die Sonne war bereits untergegangen und das Restlicht am Horizont wurde langsam bläulich, bereit dafür, ins Schwarz der Nacht überzugehen. Die ersten Sterne funkelten schon am wolkenlosen Nachthimmel.
Falls Satine ihn bemerkt hatte, als er auf den Balkon hinausgetreten war, so ließ sie es sich nicht anmerken und beobachtete weiterhin die Lichter der Stadt. Dann hob sie den Kopf und sah nach oben in den Himmel.
Der junge Jedi blieb nahe der Balkontür stehen und lehnte sich gegen die weiße Säule der über Eck reichenden Fensterfront und beobachtete sie. Sie trug ein Kleid, was selten genug vorkam, da sie immer sagte, sie fühle sich darin etwas unbeweglich. Aber Obi-Wan erwischte sich dabei, zu bemerken, dass es ihr gut stand. Schnell wischte er den Gedanken beiseite, ging auf sie zu und lehnte sich nun neben sie ans Geländer. Er sah, dass sie die Augen geschlossen hielt, den Kopf ein bisschen in den Nacken gelegt, als atme sie genüsslich die kühle Nachtluft ein.
„Kann ich denn nirgendwo hingehen, ohne, dass du mir wie ein Babysitter auf Schritt und Tritt folgst?“, fragte sie nach einer Weile, aber es klang keineswegs böse oder vorwurfsvoll. Noch immer hielt sie die Augen geschlossen.
„Nein“, entgegnete Obi-Wan schmunzelnd und wahrheitsgemäß, woraufhin sie die Augen öffnete und zu ihm herübersah.
„Du bist so frech, Padawan, wie kommst du nur damit klar?“
„Oh, ganz gut, denke ich.“
Jetzt musste Satine auch lächeln und schüttelte den Kopf. Dann stützte sie sich mit beiden Armen auf das Geländer und sah in die Straßen von Keldabe hinunter. „Ich war gerade dabei, einen Moment zu genießen, in dem ich nicht an Politik und die Death Watch gedacht habe.“
„Ihr müsst meinetwegen nicht damit aufhören. Ich kann gut verstehen, dass Ihr eine Ablenkung gebrauchen könntet.“
Ohne die Arme vom Geländer zu nehmen drehte sie den Kopf und sah ihn ernst an. „Nein, ich muss mir darüber Gedanken machen. Vater musste so viel allein durchmachen. Ich habe studiert und bin zurückgekommen um zu helfen. Außerdem werde ich, so wie es aussieht, einmal seinen Platz einnehmen. Ich muss tun, was ich kann. Es ist schon zu viel schief gelaufen.“
„Ihr sprecht von Eurer Schwester, nicht wahr?“, fragte Obi-Wan vorsichtig. Satine seufzte und drehte sich nun um, sodass sie, genau wie er, am Geländer lehnte.
„Bo. Du kannst dir nicht vorstellen, wie entsetzt ich war, als ich das von ihr erfuhr.“
Froh darüber, dass sie ihn nicht abgewiesen hatte, fragte Obi-Wan weiter nach. Er spürte, dass sie mit jemandem reden wollte, aber er wusste, sie würde niemals von selbst ein solches Gespräch anfangen. Das ließ ihr Stolz nicht zu. Manchmal überlegte der junge Jedi, warum sie so verschlossen war, aber eine Antwort hatte er noch nicht gefunden.
„Wie geht es Euch damit?“
„Wie soll es mir schon gehen?“, wetterte sie, ein wenig lauter als beabsichtigt. „Sie ist meine kleine Schwester, erst fünfzehn Jahre alt“, fuhr sie ein wenig sanfter fort. „Ich verstehe nicht, wie es dazu kommen konnte. Vielleicht, wenn ich dagewesen wäre, auf sie aufgepasst hätte...“
„Ihr dürft Euch nicht die Schuld daran geben“, versuchte Obi-Wan sie zu besänftigen.
„Aber ich verstehe nicht, was sie dazu bewogen hat, diesen Schritt zu tun. Ich begreife es einfach nicht und das ist es, was mich quält.“
„Manchmal tun die Menschen Dinge, die wir nicht verstehen“, murmelte der Padawan.
„Ich würde zu gern mit ihr sprechen, ihr die Fragen stellen, die ich mir stelle und die ich nicht beantworten kann. Auch meine Eltern schweigen darüber. Ich weiß nicht, wie sie das können.“
Obi-Wan wusste nichts, was er erwidern könnte, deshalb ließ er sie reden. Es schien momentan das beste zu sein.
„Und jetzt sieht es so aus, als würden wir bald wieder gegen die Death Watch vorgehen. Es ist ein verdammtes zweischneidiges Schwert. Einerseits will ich ebenso wie Aman, dass die Death Watch ausgeschaltet wird, andererseits will ich Bo nicht verletzen. Sie ist doch fast noch ein Kind.“
„Ich glaube, Euer Vater sorgt sich ebenso um Eure Schwester, wie Ihr es tut. Aber ich fürchte auch, ihm sind die Hände gebunden.“
Satine schlang die Arme um den Oberkörper, als ein kalter, nächtlicher Windhauch über den Balkon huschte. Der Sommer war vorüber, obwohl die Tage noch warm waren. Sie spürte, dass der Herbst bereits vor der Tür stand. Sie drehte den Kopf und sah wieder zu Obi-Wan, der in seiner Jedi-Tunika nicht zu frieren schien.
„Irgendetwas ist passiert. Ich kann es spüren.“ Sie schmunzelte, als sie ihre Wortwahl und Obi-Wans überraschten Gesichtsausdruck bemerkte. „Nicht so wie du, Jedi, schätze ich. Es ist eher eine böse Ahnung. Ich kenne meinen Vater und irgendetwas stimmt nicht. Er verheimlicht mir etwas, da bin ich sicher. Und ich wünschte, er hätte so viel Vertrauen zu mir, dass er es mir sagen könnte.“
Der Padawan wusste, wie recht sie hatte, aber er blieb stumm, so gern er ihr auch die Wahrheit gesagt hätte. Aman wollte ihr diese eine Sorge nehmen, aber der Schuss war gründlich nach hinten losgegangen. Warum war ihm nicht klar, dass er vor Satine nichts geheim halten konnte? Obi-Wan würde sich an seine Anweisungen halten, doch er nahm sich vor, ihn darauf anzusprechen, sobald er die Gelegenheit dazu bekam.
Wieder fuhr ein Schaudern durch Satines schlanken Körper, als ein erneuter Windstoß durch die Nacht fegte. Also ergriff er die Gelegenheit, sie darauf anzusprechen. Unter Protest – natürlich – folgte sie ihm brav in die warme Wohnung zurück.
Kapitel 6 Der Anschlag by Oriane
„Aman, komm endlich! Was machst du denn noch?“
„Entschuldigt. Fahrt ruhig schon, ich erwarte eine Anruf, es ist wichtig. Ich komme nach“, rief er aus seinem Arbeitszimmer zurück. Choyelle schüttelte den Kopf und seufzte. „Immer das selbe“, grummelte sie. „Die Hochzeit deiner Nichte ist auch wichtig“, schallte es durch die Wohnung, dann gab die Frau den Wartenden einen Wink, dass es losgehen konnte. Wieder waren ein paar Wochen vergangen und der Herbst hatte Keldabe nun endgültig im Griff. Laub und kalter Wind fegte den Vieren um die Beine und sie beeilten sich, um zum Speeder zu gelangen.
Mit großen Bedenken hatte Qui-Gon dem Besuch der Hochzeit von Satines Cousine Carh'la Kryze zugestimmt. Sie war die Tochter von Amans Bruder und somit war es ein leichtes, zwei und zwei zusammenzuzählen und anzunehmen, dass Amans Familie ebenfalls dort sein würde. Ein gefundenes Fressen für die Death Watch, auch, wenn sie sich trotz der andauernden Reformbemühungen noch nicht gezeigt hatten. Trotzdem machte der Meister sich Sorgen und auch Obi-Wan spürte es. „Ich habe da ein ganz mieses Gefühl“, brummte er in sich hinein, sich der Tatsache bewusst, dass sein Meister es hörte. Haltet Ihr es für klug, Aman allein nachkommen zu lassen? Die Frage waberte durch die Macht und durch ihre Verbindung. Qui-Gons Antwort kam prompt. Nein. Mehr nicht. Der Junge Jedi nickte beinahe unmerklich und biss sich auf die Unterlippe.
Natürlich hatte Qui-Gon mit Aman darüber gesprochen, besser nicht zu Hochzeit zu erscheinen, aber das kam für den Politiker nicht infrage. Immerhin war es seine Nichte, die heiratete und außerdem, so argumentierte er, durfte er sich nicht vor Angst verkriechen und musste weiterhin präsent sein. Erneut hatte der Jedi-Meister ihm geraten, seine Familie einzuweihen, nachdem er auch von Obi-Wan erfahren hatte, dass Satine etwas ahnte, doch Aman war stur geblieben. Qui-Gon hatte ihm einen Vortrag darüber gehalten, dass er damit beauftragt worden war, ihn und seine Familie zu beschützen und dass er das nicht konnte, wenn Aman seine Familie im Dunkeln ließ, aber auch davon hatte er nichts wissen wollen.
„Ich bin wirklich sehr dankbar, dass Ihr hier seid. Aber Ihr werdet immer noch mich entscheiden lassen, wenn es um meine Familie geht. Schützt sie, so gut Ihr könnt.“
Damit war die Diskussion beendet gewesen. Mit Mühe hatte Qui-Gon seinen Ärger hinuntergeschluckt und seinen Padawan informiert. Er war ebenso wenig begeistert davon gewesen, rückte ihm Satine doch immer mehr auf die Pelle, weil sie erfahren wollte, was los war und spitzgekriegt hatte, dass Obi-Wan es wusste. Mit Mühe hielt er die Drohungen gegen sie und ihre Familie geheim, was Satine mehr als enttäuschte.
Hatte sich ihre Beziehung zuerst merklich verbessert, so schlug es nun wieder ins Gegenteil um. Sie begegnete Obi-Wan kälter als sonst, sprach weniger mit ihm und auch die kleinen Scherze zwischen ihnen blieben aus. Der Padawan nahm das notgedrungen zur Kenntnis, aber er musste sich eingestehen, dass er unter Satines abweisender Haltung litt.

Nach etwa einer Stunde erreichten sie das Haus von Amans Bruder Keever am Stadtrand von Keldabe. Normalerweise ist eine mandalorianische Hochzeit keine große Sache. Es wird kein großes Fest gefeiert, sondern die beiden Ehepartner geben sich mit den Worten mhi solus tome,
mhi solus dar’tome, mhi me’dinui an, mhi ba’juri verde, was so viel bedeutet wie wir sind eins, wenn wir zusammen sind, wir sind eins, wenn wir getrennt sind, wir werden alles teilen, wir werden Krieger großziehen, ein Versprechen. Mehr bedarf es nicht für eine traditionelle mandalorianische Ehe, allerdings war Carh'las Zukünftiger kein Mandalorianer und er – aber vermutlich vor allem seine Mutter – hatte sich zumindest ein kleines Fest gewünscht, was Carh'la ihm gerne gewährt hatte.
Den alten Mandalorianer, den man sich als Krieger in typischer Rüstung vorstellt, findet man entgegen einiger Gerüchte, nur noch selten auf Mandalore. Ihre Zahl hatte sich während des Bürgerkrieges auf die Mitglieder der wahren Mandalorianer und der Death Watch beschränkt, außerdem gab es irgendwo in der Galaxis immer ein paar Söldner oder Kopfgeldjäger, die die Rüstung trugen, aber die meisten Bewohner des Planeten hatten ihre kriegerische Vergangenheit bereits abgelegt. Was jedoch nicht bedeutete, dass ihnen die sechs Handlungen, die Resol'Nare, vollkommen egal waren. Bis auf Nummer eins – eine mandalorianische Rüstung tragen – war man den Handlungen treu geblieben, die einen zum Mandalorianer machten. Bei anderen Völkern wird die Zugehörigkeit durch die Spezies gesichert, aber als Mandalorianer wird man nach seinen Taten beurteilt, was umgekehrt bedeutet, dass es völlig egal ist, welcher Spezies man angehört.
Auch Aman und Choyelle hatten ihre Töchter mandalorianisch erzogen, was neben dem Erlernen der Sprache Mando'a auch die Grundtechniken des Kampfes und ein Übergangsritual zum Erwachsensein im 13. Lebensjahr beinhaltet hatte.
Jedenfalls war Aaran, Carh'las Zukünftiger kein Mandalorianer und wollte es auch nicht sein, sodass hier der klassische Fall vermischter Kulturen vorlag.

Schon von weitem konnte Obi-Wan sehen, dass jemand im Garten trotz des eher kühlen Wetters einige schön dekorierte Tische und ein Buffet aufgebaut hatte. Satines Cousine hatte wirklich Glück, denn die mandalorianische Sonne gab noch einmal alles. Viele der Gäste waren bereits anwesend. Es schien so friedlich, ein freudiges Ereignis und doch ließ ihn das mulmige Gefühl nicht los, das schon die gesamte Fahrt an ihm nagte. Auch Qui-Gon saß angespannt in seinem Sitz und beobachtete mit all seinen Sinnen aufmerksam, was vor sich ging.
„Ich gehe jetzt runter“, kündigte Choyelle an, als es irgendwo in dem Gefährt zischte und dann laut knallte. Unwillkürlich hatte Obi-Wan die Augen zusammen gekniffen und als er sie wieder öffnete, war er von Rauch eingehüllt. Ein Loch klaffte in der Motorhaube, Flammen schlugen heraus und der Speeder trudelte, außer Kontrolle geraten, dem Boden entgegen. Es war zu spät um noch etwas tun zu können. Das Gefährt neigte sich zur Fahrerseite hin und krachte mit voller Wucht auf den Asphalt. Metallsplitter und Rauch flogen durch die Gegend, die Flammen schlugen höher, als die erschrockenen Gäste aus dem Haus gestürmt kamen, um zu helfen. Obi-Wan lag, seine Schulter eingeklemmt unter irgendetwas und atmete Rauch ein. Er hatte hinter Choyelle auf der Fahrerseite gesessen und so den Sturz von Satine abfangen können, die neben ihm gesessen hatte und nun auf ihm lag, unfähig sich zu bewegen.
Erst nach einer Weile, die wenigen Minuten kamen dem Padawan wie Stunden vor, spürte er, wie sanft etwas gegen seine Wange schlug. „Obi-Wan, wach auf, bitte!“ Blinzelnd öffnete er die Augen und endlich war sein Geist wieder auf Hochtouren, nachdem er Satines angsterfülltes Gesicht über sich erkannte. Er verzog das Gesicht vor Schmerz, als er versuchte, seinen Arm unter einem Metallstück herauszuziehen.
„Satine, schaffst du es hinaus?“
Sie sah nach hinten, wo auf der Seite, auf der der Speeder nicht aufgeschlagen war, ein zerschlagenes Fenster sichtbar wurde. Sie nickte. „Was ist mit dir?“
„Ich komme schon klar, aber du musst hier raus.“
Sie nickte benommen und schob sich langsam nach hinten, wo einer der Gäste sie packte und ihr half. Erleichtert legte Obi-Wan den Kopf zurück und sah sich an, wo seine Schulter feststeckte. Es war das Dach des Speeders und sein Arm hing aus dem zersplitterten Fenster. Prüfend bewegte er seine Finger und war froh, als es ihm gelang nach irgendetwas zu greifen. Da wurde plötzlich der Druck von seiner Schulter genommen und er spürte, dass das Qui-Gons Werk war. Nun konnte er sich durch das Fenster nach draußen bewegen. Dort angekommen drückte er die Hand auf seine schmerzende Schulter und sah er sich das ganze Ausmaß des Absturzes an. Erneut beschlich ihn eine böse Ahnung, als er die Blutlache sah, die sich langsam von der Fahrertür aus ausbreitete. Jemand hatte mit dem Löschen des Feuers begonnen. Qui-Gon hielt den Speeder oben, während Obi-Wan und einer der Gäste die Anweisung bekamen, Choyelle zu befreien. Bereits als er die Tür geöffnet hatte, wusste er, dass sie tot war. Als sie sie vorsichtig herauszogen sah er ihren blutverschmierten und zertrümmerten Hinterkopf. Sie musste beim Aufprall irgendwo gegen geschleudert geworden sein und hatte es nicht überlebt.
Wie gerne hätte Obi-Wan Satine diesen Anblick erspart, aber sie war bereits Sekunden später neben ihm. Fassungslos kniete sie sich neben ihre Mutter und versuchte verzweifelt, sie aufzuwecken – ein aussichtsloses Unterfangen, das musste ihr niemand sagen.
„ Buir’ika“, flüsterte sie. „ Jatne’buir!“ Liebste Mutter. Dann begann sie zu weinen, während sie die Hand ihrer Mutter umklammert hielt.

Eine merkwürdige Stille hatte sich über die Szenerie gesenkt. Niemand rührte sich und so standen sie alle um Choyelle und Satine herum. Letztere nahm das alles überhaupt nicht wahr. Sie reagierte auch fast nicht, als Obi-Wan sich zu ihr hinunterbeugte, sie vorsichtig in die Arme nahm und ins Haus begleitete. Stumm starrte sie vor sich hin, die Tränen rollten über ihr schmales Gesicht.
„Bleib bei ihr“, befahl Qui-Gon seinem Schüler. „Ich kontaktiere Aman und sorge dafür, dass jemand Choyelle von der Straße holt.“
Er sah genauso erschüttert aus, wie Obi-Wan sich fühlte, wobei bei ihm noch die Schmerzen in der Schulter dazukamen, die er mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte. Es gab jetzt wichtigeres. Er führte Satine in ein ruhiges Schlafzimmer, das ihm Amans Bruder gezeigt hatte. Dort setzte er sie aufs Bett. In Ermangelung besseren Wissens wollte er wieder hinaus gehen, um ein Glas Wasser zu holen, aber plötzlich hielt Satine ihn fest. Sie sagte nichts und blickte immer noch stur geradeaus, aber der Padawan verstand.
„Ist gut, ich bleibe hier“, sagte er sanft und ließ sich neben sie aufs Bett sinken. Er versuchte nicht, sie in den Arm zu nehmen, oder sie sonst irgendwie zu trösten, weil er wusste, dass es nicht helfen würde. Also saß er neben ihr und versuchte, ihr allein durch seine Anwesenheit so viel Kraft wie möglich zu geben.

Obwohl Qui-Gon ihm strengstens davon abriet, machte sich Aman Kryze natürlich sofort auf den Weg. Irgendjemand hatte den Rettungsdienst gerufen, der allerdings ebenfalls nur noch den Tod feststellen konnte. Sie brachten Choyelles Leiche trotzdem zur Untersuchung in ein Krankenhaus. Der Jedi-Meister gab Aman allerdings erst einmal nicht Bescheid, sodass dieser sich nach einer guten halben Stunde im Haus seines Bruders einfand. Er musste gefahren sein, wie ein Irrer.
„Wo ist sie?“, fragte er und da Qui-Gon nicht genau wusste, ob er seine Frau oder seine Tochter meinte, führte er ihn erst einmal in das Zimmer, in dem sein Schüler immer noch mit Satine saß. Sie sprang auf, als sie ihn sah und flüchtete sich in seine Arme.
„Satine, ad'ika, was ist geschehen?“, flüsterte er und hielt sie fest. Erneut kullerten Tränen über ihre Wangen, aber in ihrer Stimme war kein Zittern zu hören, als sie sich ein wenig von ihm löste. „Der Speeder ist manipuliert worden. Wir sind abgestürzt und sie saß auf der Fahrerseite...sie ist...sie hatte kaum eine Chance...“
„Wo ist sie jetzt?“, fragte Aman mit erstickter Stimme.
„Der Rettungsdienst hat sie in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht“, antwortete Qui-Gon leise. „Man möchte die genaue Todesursache feststellen.“
Aman nickte abwesend. „Kann ich zu ihr?“
Aber bevor er eine Antwort erhalten konnte, erschien Keever Kryze, sein Bruder in der Tür. Flüchtig ließ Obi-Wan den Blick über seine Gesichtszüge streifen und stellte fest, wie ähnlich sich die beiden sahen. „Aman“, sagte er nur und legte dem anderen eine Hand auf die Schulter. „Ich weiß, dass das vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt ist, aber es gibt etwas, was du dir ansehen solltest.“
Da er keinen der Anwesenden davon abhalten konnte, ihn ebenfalls zu begleiten, führte er eben die ganze Gruppe ins Wohnzimmer. Dort lief auf einem Bildschirm ein Bericht, allerdings war der Ton abgeschaltet.
„Offenbar haben diese Angriffe überall stattgefunden“, erklärte Keever. „Nicht wenige der Ratsmitglieder sind betroffen, aber auch auf andere, scheinbar wahllos ausgesuchte Mandalorianer wurden Anschläge verübt. Was hat das zu bedeuten?“
„Ich habe bereits vor Wochen Drohungen erhalten“, gab Aman merkwürdig unbeteiligt zu.
„Du hast was?“ Fassungslos trat Satine auf ihren Vater zu. „Warum hast du nichts gesagt?“
„Ich wollte euch doch nur schützen. Es ist mir nicht gelungen.“ Mit düsterem Gesichtsausdruck wandte er sich ab.
„Das kann nur bedeuten“, sprang Qui-Gon ein, „dass die Death Watch nun nicht länger tatenlos zusehen wird. Es ist ihre Reaktion auf die politischen Verhältnisse und sie wird ihre Wirkung nicht verfehlen.“
Obi-Wan konnte spüren, wie sich die gleiche Leere in Aman ausbreitete, die auch Satine bereits befallen hatte. Es war wohl das typische Gefühl, das unweigerlich auf einen großen Verlust folgte, aber die Teilnahmslosigkeit und Ausblendung aller Gefühle überraschte ihn. Vermutlich war es eine emotionale Schutzreaktion, das Gehirn schaltete einfach ab. Momentan sahen beide noch relativ gut aus, aber der Schmerz würde kommen, das fühlte Obi-Wan. In Aman konnte er noch etwas anderes sehen, etwas, das geblieben war und sich in diesem Moment unheimlich verstärkte. Es war die Sorge um seine Tochter.
„Es wird nicht aufhören, nicht wahr?“, fragte er und Qui-Gon, sowie Keever schüttelten den Kopf.
„Das fürchte ich auch“, antwortete sein Bruder. „Es ist nicht die Art der Death Watch nur einmal zuzuschlagen. Sie werden weitermachen, bis sie die endgültige Kontrolle über Mandalore haben.“
„Meister Jedi, ich muss Euch um etwas bitten. Ihr seid zum Schutz meiner Tochter hergekommen.“
Qui-Gon nickte. „Es tut mir Leid, dass wir Eure Frau nicht retten konnten.“
Schmerz loderte in Amans Augen auf, doch er riss sich zusammen. „In meiner Nähe ist sie nicht mehr sicher. Sorgt dafür, dass die Death Watch sie nicht findet. Tut, was Ihr tun müsst, aber bringt sie hier weg, in Sicherheit.“
Aman kämpfte nun mit den Tränen.
„Vater, nein!“, wandte Satine energisch ein, aber er schüttelte heftig mit dem Kopf und legte ihr beide Hände auf die Schultern.
„Seid Ihr sicher, dass Ihr das tun wollt?“, fragte auch Qui-Gon.
„Satine, Liebes, bitte tu einmal das, was ich dir sage und flieh. Du bist beinahe alles, was ich noch habe. Setzte dein Leben nicht aufs Spiel, sondern schütze es, so gut du kannst. Ich werde alles daran setzten, die Death Watch aufzuhalten, aber das kann ich nur, wenn ich weiß, dass sie dir nichts anhaben können und du in Sicherheit bist. Du bist stark, Satine, denk immer daran.“
„Und wer beschützt dich?“
„Mach dir darüber keine Gedanken. Ich habe eine Menge Freunde in Keldabe, auch, wenn es momentan nicht so aussehen mag.“
„Ich kann dich doch jetzt nicht allein lassen“, wandte sie ein, doch ihr Tonfall war eindeutig schwächer geworden. Aman wusste, er hatte gewonnen.
„Ich fürchte, das musst du. Alles wird gut, wir sehen uns wieder, versprochen!“ Er nahm sie kurz und fest in die Arme und sie erwiderte die Geste. Dann drehte er sich zu Qui-Gon und Obi-Wan um. „Geht in den Untergrund. Keldabe ist nicht halb so durchsichtig, wie die Fensterfronten manchmal den Anschein haben.“
„Ich werde Euch fürs erst einen Speeder leihen“, sagte Keever.
Der Jedi sah Aman lange an, bevor er langsam nickte. Noch in der selben Nacht, während Keever seinen Bruder ins Krankenhaus zur Leiche seiner Frau brachte, flohen die beiden Jedi mit Satine in den Untergrund Keldabes.
Kapitel 7 Bo-Katan by Oriane
Normalerweise benahmen sie sich sehr zivilisiert. Man hatte nie den Anschein, einer illegalen Terrorgruppe anzugehören, ganz zu schweigen davon, dass man als einer der ihren sie niemals so bezeichnet hätte. Den Sieg im mandalorianischen Bürgerkrieg und den Betrug, der ihnen den Sieg verschafft hatte, hatten sie gebührend gefeiert und das Fest heute ähnelte dem von damals, nur dass Bo-Katan damals ebenfalls betrunken gewesen war.
Heute aber kam es ihr so vor, als hätte sie sich einer rüpelhaften Verbrecherbande angeschlossen. Von irgendwo her hatten sie Unmengen an Alkohol besorgt und betranken sich jetzt schon seit Stunden. Und genauso sah es aus, als Bo den Raum betrat, in dem normalerweise nur schnell gegessen wurde. Es war sehr warm, roch nach verschwitzten Leibern und Alkohol und die Geräuschkulisse war mit unablässigem Grölen angereichert. Angewidert zog das Mädchen die Nase kraus, klemmte sich den Helm ihrer traditionellen mandalorianischen Rüstung unter den Arm und bahnte sich einen Weg durch die Feiernden, um nach Spike zu suchen. Es erfüllte sie mit Stolz, ihre eigene Rüstung tragen zu dürfen. Das war eins der Dinge, die ihre Eltern und Schwestern nie verstanden hätten. Bo war zwar annähernd mandalorianisch erzogen worden, aber ihre Familie blieb den mandalorianischen Bräuchen und den sechs Handlungen schon lange nicht mehr treu. Bo hatte sich eingehend mit den Traditionen ihres Volkes beschäftigt. Es war nunmal ein kriegerisches Volk, aber die meisten schienen das vergessen zu haben. Seit Jaster Mereel mit seinem Supercommado-Kodex gekommen war, hatte er ganz Mandalore ins Chaos gestürzt. Er hatte den Leuten einfach ihre Lebensweise verboten und Bo verstand nur zu gut, dass einige sich widersetzt hatten. Und heute führte ihr Vater diesen Weg fort, ohne daran zu denken, dass solche Reformen vielen Mandos den Boden unter den Füßen wegzog und sie, um ihrer Lebensweise treu zu bleiben, ihrer Heimat den Rücken kehren mussten, da sie von ihr bekämpft wurden. Sie liebte ihren Vater und ihre Familie, aber sie waren uneinsichtig und wollten nicht erkennen, dass es auch viele gab, die gerne so lebten, wie sie nunmal lebten. Ihr hatte der Gedanke nicht gefallen, dass diese Leute unterdrückt wurden und obwohl sie manche Methoden der Death Watch durchaus als fraglich beurteilte, hatte sie sich schlussendlich entschieden. Zusammen mit Spike, den sie in diesem Zuge kennengelernt hatte, war sie übergelaufen und sie hatte es noch keinen Tag bereut. Und als die Death Watch tatsächlich den Sieg errang, bestätigte sie das in dem Gefühl, das richtige getan zu haben. Aber heute drohte das alles in sich zusammenzustürzen, denn ihre neuen Freunde hatten etwas getan, was sie nicht hätten tun sollen – sie hatten ihre Mutter umgebracht.
Natürlich hatte sie von den Drohungen gegen diverse Mitglieder des Clanrates gewusst und auch, dass bei Nichterfüllung der Forderungen Anschläge geplant waren, aber dass diese sich auch gegen ihre eigene Familie richteten, das hatte man ihr wohlweislich verschwiegen.
Als die Nachricht kam, alle Anschläge wären korrekt ausgeführt worden, hatte sie sich zunächst natürlich mit gefreut. Diese Leute hatten einfach noch nicht verstanden, wer den Bürgerkrieg gewonnen hatte und sie hatte geglaubt, dass die Death Watch wieder so vorgehen würde, wie sie es immer tat. Öffentliche Plätze verwüsten, vielleicht im Haus des Clanführers, oder sogar im steinernen Saal Bomben legen. Üblicherweise wurde dabei niemand getötet und fast auch niemand verletzt. So war sie mehr als schockiert, als sie von irgendjemandem die Nachricht erreichte, man hätte auch Kryze vernichtend schlagen können und seine Frau sei dabei draufgegangen.

Seitdem wusste Bo-Katan nicht mehr, ob sie mit feiern und sich betrinken sollte, um alles zu vergessen, oder ob sie sich lieber weinend in irgendeinem Loch verstecken sollte, bis alles vorbei war. Suchen würde man sie bis morgen früh jedenfalls nicht. Sie hatte sich zunächst fürs weglaufen entschieden, hatte das Lager der Death Watch verlassen und war gelaufen – irgendwo hin, wo sie keiner sehen und hören konnte. Irgendwann waren die Tränen gekommen. Und während sie weinte, fasste sie einen Entschluss. Niemand aus ihrer Familie sollte zu Schaden kommen, dafür würde sie sorgen. Und dafür benötigte sie Spikes Hilfe.
Sie fand den Jungen an einem der Tische, mit einem halb leeren Glas in der Hand, dessen Inhalt sie sie lieber nicht genauer begutachtete. Er wirkte schon ordentlich betrunken, nicht gut für ihren Plan.
„Spike!“ Er reagierte nicht, sondern stimmte in das Lachen der Männer ein. Einer von ihnen hatte anscheinend einen Witz erzählt.
Kurzerhand ergriff sie sein Ohr, zog einmal kräftig daran und brüllte „Spike!“ hinein. Vor Schreck ließ er fast seinen Becher fallen und drehte sich zu ihr um. „Musst du mich so erschrecken?! Was ist?“
Die anderen fanden seine Reaktion im Suff wohl so witzig, dass sie wieder in Gelächter ausbrachen.
„Komm mit, ich brauche deine Hilfe.“
Sie wusste, dass der schlaksige Junge mit den braunen Locken auf dem Kopf etwas für sie empfand, doch normalerweise hielt er sich damit zurück, es ihr zu zeigen. Nun aber stand er auf, suchte eine Weile nach seinem Gleichgewicht und hielt sich schließlich an ihr fest, sodass sein Gesicht dem ihrem sehr nahe kam und sie angrinste. Sie konnte den Alkohol in seinem Atem riechen. „Dir helfe ich immer gerne.“
Und weil sie zugeben musste, dass sie den Jungen ebenfalls ganz attraktiv fand, legte sie den Kopf schief, kniff ihm zur Antwort fest in die Nase, was er mit einem Hüpfer und einem erschrockenen „Au!“ quittierte. Dann legte sie einen Arm um ihn und bugsierte sie ihn nach draußen in die kühle Nachtluft. Die schien Spike gut zu tun, denn er schüttelte kurz den Kopf und fragte, diesmal ohne zu nuscheln, wie er helfen könnte. Er ließ sich allerdings die Gelegenheit nicht entgehen und legte ebenfalls einen Arm um sie.
„Du musst mich decken, bis ich wieder zurück bin“, sagte sie, während sie ihn in ein anderes Gebäude hineinführte.
„Wo willst du denn hin?“, fragte er alarmiert. „Ganz alleine, mitten in der Nacht.“
„Zu meiner Schwester. Ich muss sie warnen, dass sie verfolgt wird. „Ich weiß, das Chaffery an ihr dran ist und kenne ihren jetzigen Aufenthaltsort. Nach dem Anschlag auf...“ sie stockte kurz und allmählich begann der junge Mann neben ihr zu verstehen. „auf meine Mutter“, fuhr sie fort, „ist sie scheinbar geflohen und nicht nach Hause zurückgekehrt. Aber sie weiß nicht, dass wir wissen, wo sie sich befindet.“
„Hey, Bo.“ Spike, auf einmal wieder fast nüchtern, drehte sich zu ihr um und ergriff ihre Schultern. „Sie haben deine Mutter erwischt und das tut mir mehr Leid, als ich es sagen kann, aber du kannst nicht so viel aufs Spiel setzten, nur um deine Schwester zu warnen. Chaffery wird herausfinden, dass du bei ihr warst und dann weiß es auch Vizsla. Und was dann geschieht, brauche ich dir nicht zu erklären, oder?“ Er legte eine Hand an ihre Wange, doch sie schüttelte den Kopf.
„Death Watch hin oder her, aber das ist meine Familie. Und ich werde sie mit allen Mitteln beschützen, wie es die sechs Handlungen vorgeben. Nur, weil sie nicht auf meiner Seite steht, heißt das noch lange nicht, dass ich sie deshalb untätig dem Tod überlasse. Denn das wird unweigerlich passieren, wenn mein Vater nicht einsichtig wird. Und ich kenne ihn, das wird er nicht. Du hast doch auch eine Familie und auch, wenn deine schlauer ist, als meine und sich bedeckt hält – du würdest doch dasselbe für sie tun, oder nicht?“
Spike hatte während ihrer Rede ein wenig Abstand zwischen sie gebracht. In seinem vernebelten Hirn ratterte es und er kam zu dem Schluss, dass sie recht hatte.
„Wie sieht dein Plan aus?“
„Ich habe Chafferys Bewegungen verfolgt. Er ist an dem jungen Jedi dran, einer von Satines Begleitern. Sie und der andere Jedi haben sich in einem verlassenen Keller versteckt und werden dort vermutlich fürs erste bleiben. So lange der Padawan weg ist, wird auch Chaffery nicht merken, dass ich dort war. Du musst mich hier decken. Denk dir etwas aus, egal was.“
„Warte kurz...du hast Chafferys Bewegungen verfolgt? Heißt das, du warst in Vizslas Heiligtum?“
So wurde gemeinhin der Raum genannt, von dem aus er und die Führung der Death Watch alles koordinierte. Wenn er wollte, fand Vizsla den Aufenthaltsort jeder seiner Untergebenen heraus. Zu Bos Glück feierte er gerade mit den anderen und war mindestens so betrunken, wie seine Krieger.
„Das tut doch jetzt nichts zur Sache.“
„Bist du wahnsinnig? Weißt du, was Vizsla mit dir macht, wenn er das alles herausfindet?“
„Das wird er nicht. Ich muss jetzt los, sonst kommt Chaffery mir doch noch in den Weg.“
Sie lief los, in Richtung der geparkten Speeder.
„Bo!“, hörte sie Spike hinter sich. Er stand da, seine schlaksige Gestalt ein wenig windschief und eine Hand in seinen Locken. „Pass auf dich auf.“
Sie brachte ein Lächeln zustande und nickte ihm zu. Sie würde schnell wieder zurück sein, denn nach Keldabe war es nicht weit und sie wusste, dank Chaffery, genau, wo Satine sich aufhielt.


Besorgt beobachtete Qui-Gon seine junge Schutzbefohlene, die eingesunken und auf ihre Hände starrend auf den morschen Überresten eines Stuhls saß. Keevers Speeder hatten sie auf halber Strecke stehen lassen, war er doch zu auffällig und konnte sie verraten. Außerdem hatten sie so mehr Bewegungsspielraum. Nach einigem Suchen hatten sie sich Zugang zu einem verlassenen Keller verschafft und dort fürs erste Zuflucht gesucht. Qui-Gon hatte Obi-Wan losgeschickt, nach einem geeigneteren Versteck zu suchen und nun war er bereits seit einer Stunde fort, aber sein Meister machte sich keine Sorgen um ihn. Die galt eher Satine. Sie trug noch immer das Kleid, welches sie zur Hochzeit ihrer Cousine angezogen hatte, aber mittlerweile war es verdreckt, voller Staub, der sich in ihrem Versteck angesammelt hatte und – was wohl das wichtigste war – voll von Choyelles getrocknetem Blut. Sie mussten ihr dringend etwas zum Anziehen besorgen.
Seit sie sich von ihrem Vater verabschiedet hatte, hatte sie kaum mehr ein Wort gesprochen, war den Jedi widerstandslos gefolgt und wenn Satine nicht einmal Wiederworte gab, war das ein sehr schlechtes Zeichen.
Qui-Gon lehnte an der Eingangstür zum Keller, die sie fachmännisch aufgebrochen hatten und beobachtete die Umgebung. Schon länger hatte er das Gefühl, verfolgt zu werden, aber seit Obi-Wan aufgebrochen war, hatte sich diese Ahnung ein wenig verflüchtigt. Nun jedoch, seit einigen Minuten spürte er eine Präsenz in der Macht, die sich langsam und vorsichtig auf ihn zu schlich. Und jetzt war der Punkt gekommen, an dem er etwas unternehmen musste.
Seine rechte Hand wanderte zum Lichtschwert an seinem Gürtel, die andere gab Satine durch eine Geste Bescheid. Verwirrt hob sie den Kopf und sah ihn fragend an, blieb aber still sitzen, als Qui-Gon den Zeigefinger an die Lippen legte.
Er bewegte sich nach draußen in die kühle Nachtluft, schlich um einige Müllcontainer herum und gelangte an eine niedrige Mauer, die den Eingang zu einem weiteren Keller abgrenzte. Dahinter führte eine Treppe nach unten und genau dort spürte er die Präsenz. Er zückte sein Lichtschwert, konzentrierte sich und machte dann, mithilfe der Macht einen Satz über die Mauer, aktivierte währenddessen die Waffe und landete ein paar Treppenstufen über der Person. Sofort erkannte er die mandalorianische Rüstung eines Death Watch Kriegers, aber dieser war ungewöhnlich klein und schmal. Außerdem hob er sofort die Hände, als das Grün von Qui-Gons Schwert sich in seinem Helm spiegelte. Ganz langsam und vorsichtig wurde der Helm abgenommen und ein jugendliches Gesicht kam zum Vorschein. Blass und schmal, mit leuchtend grünen Augen und umrandet von wirrem rotem Haar. Noch bevor sie ein Wort sagen konnte, wusste Qui-Gon, wen er vor sich hatte. Ihr Gesicht war ein wenig kantiger als das von Satine und sie war allgemein etwas robuster gebaut, aber sie sah ihrer Schwester trotzdem sehr ähnlich.
„Bitte, ich will nur mit ihr reden! Ich bin allein.“ Ihre Stimme war beinahe noch kindlich, doch die Tonlage und die Art, wie sie das sagte, ließ sie erwachsener wirken, als sie es war.
„Nenne mir einen Grund, warum ich dir trauen sollte!“
„Zum Beispiel, weil ich unbewaffnet bin. Und weil ich Euch sage, dass Ihr verfolgt werdet, aber nicht von mir. Sein Name ist Chaffery und momentan ist er hinter dem anderen Jedi her. Wenn er herausfindet, dass ich hier war, droht mir Übles.“
Kurz flogen seine Gedanken zu Obi-Wan. Falls er nicht bemerkte, dass er verfolgt wurde, war seine ganze Suchaktion umsonst gewesen, es sei denn, sie schafften es, diesen Chaffery auszuschalten. Qui-Gons Gefühl hatte ihn also nicht getäuscht. Sie waren wirklich verfolgt worden.
Bevor er der kleinen Death Watch Kriegerin antworten konnte, hörte er Satine hinter sich.
„Bo?“, flüsterte sie ungläubig und Qui-Gon seufzte und deaktivierte sein Lichtschwert, sodass der Kellereingang wieder in Dunkelheit versank.
„Was tust du hier?“, fragte Satine, während sie näher kam. Der Jedi warf einen Blick auf die beiden Schwestern und traf eine Entscheidung. „Ihr habt zehn Minuten.“
Bo-Katan seufzte erleichtert auf. „Ich wollte dich warnen.“
„Warnen? Da kommst du ein bisschen zu spät!“, fauchte Satine.
„Ich schwöre, ich wusste nicht, dass sie so weit gehen würden!“, versuchte Bo sich zu verteidigen. „Ich dachte, es wären die üblichen Anschläge...“
„Die üblichen Anschläge? Hörst du dich eigentlich reden? Deine Terrororganisation verbreitet Gewalt auf ganz Mandalore und du sprichst von üblichen Anschlägen?“
„Es sind keine Terroristen! Wenn du dich nur ein wenig näher mit ihren Ansichten befassen würdest, könntest du vielleicht zumindest versuchen, mich zu verstehen.“
„Da einzige, was ich verstehe“, schnaubte Satine, „ist, dass unsere Mutter jetzt tot ist. Sie ist gestorben in meinen Armen! Du kannst vielleicht nachvollziehen, dass ich deine Freunde gerade sehr wenig verstehen kann!“ Sie hatte, während sie sprach, den Saum ihres Kleides angehoben und damit vor Bos Nase herum gewedelt. Die Augen der Jüngeren blieben an den dunklen Flecken hängen, die sie auch in der Dunkelheit unweigerlich als Blut erkannte. Sie spürte, wie ihr die Tränen kamen.
„Glaubst du denn, ich wollte, dass das passiert?“, rief Bo verzweifelt.
„Nein, aber du hast es zugelassen“, erklärte ihre Schwester kalt. „Du hast es akzeptiert, hast zugesehen, vielleicht hast du ja auch euren Sieg schön gefeiert.“
„Ich...ich konnte nichts tun! Ich bin doch nur ein ganz kleiner Fisch, ich habe keinen Einfluss!“
„Wenn du es hättest verhindern wollen, dann hättest du es verhindern können. Zumindest hättest du es versuchen können. Dass du jetzt, bei Nacht und Nebel hier auftauchst, beweist nur, dass du es im Grunde gutheißt. Ich akzeptiere, dass du andere Ansichten hast, als ich, aber dass du nicht gehandelt hast, ist ein Zeichen deiner Schwäche. Das bist nicht du, Bo, das ist das Gift, was sie dir eingeflößt haben, Tropfen für Tropfen!“
„Oh, wer von uns beiden hat nicht gehandelt? Wer von uns war denn die letzten Jahre auf Mandalore und musste die Folgen des Bürgerkriegs aussitzen, während du es dir zusammen mit Reila auf Coruscant bequem gemacht hast!“
„Du hast recht!“, zischte Satine, jetzt auch den Tränen nahe. „Ich habe mir oft vorgeworfen, nicht hier gewesen zu sein. Vielleicht hätte ich dann wieder auf den richtigen Weg bringen können.“
„Den richtigen Weg? Hörst du, was du da sagst? Wir beide haben in gewisser Weise das gleiche Ziel, nämlich, dass Frieden auf Mandalore einkehrt. Und wenn der Sieg der Death Watch flächendeckend akzeptiert würde, wäre es nie so weit gekommen.“
„Du hast dich einer Organisation angeschlossen, die sich die Todeswache nennt. Erzähl mir nicht, dass du wirklich glaubst, dass du Mandalore auf diesem Weg den Frieden bringen kannst!
Bo“, ihre Stimme wurde nun wieder sanfter, „du kannst immer noch zurückkehren. Komm mit mir, oder versuch, so weit weg wie irgend möglich zu gehen. Reila ist noch auf Coruscant, ich bin sicher, sie würde dich aufnehmen.“
Aber Bo-Katan richtete sich auf und schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Satine, ich habe mich bereits entschieden. Alles, was ich wollte war, dich zu warnen. Ich hoffe, es gelingt deinen beiden Beschützern, euren Verfolger abzuschütteln. Sag...“, sie zögerte, „Sag auch Vater, dass es mir leid tut. Ich hoffe, das wir irgendwann wieder auf der selben Seite stehen werden.“
„Bo“, entfuhr es Satine leise. Aber sie zog den Helm wieder über den Kopf und machte sich so schnell wieder aus dem Staub, wie sie gekommen war. Der Helm verdeckte die Tränen, die ihr, genau wie Satine nun übers Gesicht liefen.


Es dauerte nicht lange, bis Obi-Wan wieder zurück war. „Meister, wir hatten einen Death Watch Krieger an uns kleben“, berichtete er sofort, als er zu den beiden anderen in den Keller stieg. „Ich konnte ihn ins Land der Träume schicken, aber lange wird er bestimmt nicht schlafen. Wir sollten zusehen, dass wir hier wegkommen.“
Sein Meister nickte, dann erzählte er kurz und bündig, dass auch Satine und er Besuch bekommen hatten.
„Bo-Katan war hier?“ Ungläubig sah er von einem zum anderen.
„Obi-Wan“, wandte Satine sich an den Padawan. „gibt es in der Nähe eine Holozelle?“
„Wen möchtest du kontaktieren?“ Er begegnete dem misstrauischen Blick seines Meisters.
„Meinen Vater. Ich würde gerne der Beerdigung meiner Mutter beiwohnen. Außerdem muss ich wissen, wie es ihm geht.“
Aber Qui-Gon schüttelte entschieden den Kopf. „Euer Vater hat Euch weggeschickt, damit Ihr sicher seid und nicht, damit Ihr Euch selbst wieder in Gefahr bringt. Ihr könnt Ihn jetzt nicht kontaktieren. Wir wissen, dank Eurer Schwester und Obi-Wan, dass wir verfolgt werden und wie ich Aman kenne, wird er bei weiteren Drohungen nicht klein beigeben.“
Verärgert sah sie zu Qui-Gon auf, aber er blieb hart.
„Es tut mir Leid, Herzogin, aber Ihr werdet Euch versteckt halten müssen, bis wir wissen, wie die Lage ist. Und nun kommt, wir brechen besser auf, bevor unser Verfolger aufwacht, oder womöglich Hilfe erhält.“
Er führte die Gruppe nach draußen, Satine hinter ihm und Obi-Wan bildete den Schluss. Der Padawan hätte ihr gerne den Wunsch erfüllt, ihre Mutter ein letztes Mal zu sehen, aber er musste ebenfalls einsehen, dass das zu riskant wäre. Bevor er darüber nachdenken konnte, was er tat, legte er ihr sanft eine Hand auf die Schulter und ihr zuerst verwirrter Blick blieb an seinem haften. Dann sah er an ihrem blutverschmierten, dreckigen Kleid hinab.„Wir sollten zusehen, dass wir etwas anderes zum Anziehen für dich finden.“
„Seit wann duzt du mich, Obi-Wan?“, fragte sie leise und erst jetzt wurde ihm klar, dass er unterbewusst die Anrede irgendwann geändert hatte. Nur wann? Verdutzt sah er sie an.
„Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es tut mir leid, Herzogin.“
„Nein.“ Ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Ist schon in Ordnung.“
Kapitel 8 Zeit ist Leben by Oriane
Der Herbst hatte sich beinahe von Keldabe verabschiedet und der Winter hämmerte bereits mit beiden Fäusten gegen die Tür. Frost und totes Laub bedeckte den Boden unter Amans Füßen, als er das Regierungsgebäude verließ und auf eines der Nebengebäude zusteuerte. Er hatte das Gefühl, dass die Sonne sich an dem Tag verabschiedet hatte, an dem Choyelle gestorben war und wirklich, es hatte seitdem keinen schönen, sonnigen Tag mehr gegeben und es war nun einige Wochen her. Auch seine Tochter hatte er seitdem nicht gesehen und nichts von ihr gehört, was er allerdings als gutes Zeichen wertete. Immerhin bedeutete das, dass sie noch nicht tot war.
Nach den gleichzeitig ausgeführten Anschlägen war nun sicher, dass die Death Watch dahinter steckte, hatte Pre Vizsla sich doch sehr gewählt verplappert und so alles zugegeben. Seine Äußerungen waren ungenau gewesen, doch jedem der Anwesenden war klar, worauf er anspielte.
Seitdem hatte es Aman einiges an Arbeit gekostet, die Reformpläne wieder aufzunehmen und den verängstigten Mitgliedern des Clanrates wieder Mut zu machen und sie dazu zu bringen, zu handeln. Viele hatten ihn für wahnsinnig gehalten, wussten sie doch, dass seine Frau getötet worden war. Sie sahen seine Reaktion als Racheakt gegen die Death Watch, aber das war es nicht. Aman schwor nicht auf Rache, nein, er wollte Frieden für Mandalore.
Die Ratssitzung gerade hatte gezeigt, dass er fast am Ziel war.

„Ihr alle seht doch das Chaos auf den Straßen, welches die Anschläge der Death Watch hinterlassen haben und weiterhin hinterlassen werden, wenn nicht endlich etwas geschieht.“
„Ich muss Euch doch sicher nicht daran erinnern, welche Auswirkungen es haben kann, sich gegen die Death Watch zu stellen“, erinnerte Bralor, einer der Clanführer, ihn schmerzlich an den Tod Choyelles. Hätte jemand wie Jettel Awaud, einer der engen Vertrauten von Pre Vizsla diese Warnung geäußert, wäre Aman sicher nicht ruhig geblieben, aber Bralor war kein Befürworter der Death Watch. Allerdings war er auch kein Gegner. Das einzige, was ihn vorantrieb, war die Angst und Aman wusste, wenn er ihn überzeugen konnte, würden alle anderen nachziehen.
„Nein, ich kenne das Risiko nur zu gut. Aber die Menschen rufen nach Veränderung. Es hilft nichts, sich vor Angst zu verkriechen, wir müssen handeln. Und wir müssen es gemeinsam tun, als Einheit, nur dann ist der Frieden dauerhaft gesichert.“
Auf einigen Seiten erntete er zaghaft zustimmendes Nicken, auf der anderen Seite nur Kopfschütteln.
„Wie lang versucht Ihr nun schon, den Rat auf Eure Seite zu ziehen, Kryze?“, schaltete sich Vizsla in die Diskussion ein. „Ihr müsst endlich einsehen, dass Eure Bemühungen früher oder später fehlschlagen werden.“
„Mit Verlaub, Vizsla, ich allein beurteile, ob meine Bemühungen fehlschlagen werden und die Entwicklungen der letzten Wochen flüstern mir das genaue Gegenteil Eurer Aussage ins Ohr. Wenn Ihr also nichts Konstruktives beizutragen habt, unterlasst doch bitte jede weitere Bemerkung zu dem Thema. Wir alle wissen, auf welcher Seite Ihr steht.“ Aman sah, wie die Muskeln an Vizslas Kiefer begannen zu arbeiten, als er mit Mühe eine bissige Bemerkung zurückhielt. Insgeheim hatte Aman gehofft, dass der junge Mann empörte Wiederworte gab, aber er hielt sich bedeckt. Irgendwie machte dem Anführer des Kryze-Clans das Sorgen.
„Ihr alle kennt die Gesetzesentwürfe“, fuhr er fort, „deswegen werde ich darauf verzichten, noch einmal darauf einzugehen. Ich kann nur sagen, dass Ihr das Richtige tut, wenn Ihr dafür stimmt. Für den Frieden und für Mandalore.“
Dann gab Bali Sinna ihm ein Zeichen, er möge auf seinen Platz zurückkehren. Die Sitzung hatte sich sowieso schon lange hingezogen. Amans Schritte hallten an den steinernen Wänden des Saals wieder, als er seine Position gegenüber der zwölf Sitze der Clanführer verließ und auf seinen, fast ganz außen stehenden Platz, zurückkehrte.
„Immer noch wird die Abstimmung über die Entwürfe entscheiden. Ich setzte den Termin für morgen Mittag an. Die Sitzung ist beendet“, erklärte Sinna.
Damit verließ er den Platz in der Mitte und ging schnellen Schrittes auf den Ausgang zu. Aman beeilte sich, ihn einzuholen.
„Was meint Ihr, haben wir es geschafft?“
„Ich kann es nur hoffen. Bei Ellick bin ich mir mittlerweile sicher, dass sie zustimmen wird, sogar Sitain scheinen wir überzeugt zu haben. Sicher, Awaud und Baran Gedyc werden genauso wenig zustimmen, wie Vizsla, aber das sollte uns keine Probleme bereiten. Eine Mehrheit ist gut möglich und so wie es aussieht, sogar wahrscheinlich.“
„Endlich ein Durchbruch.“
„Ich würde den Tag nicht vor dem Abend loben“, mahnte Sinna mit erhobenem Zeigefinger. „Ihr solltet genauso wie ich wissen, dass an einem Tag beinahe alles zerstört werden kann.“
Auch auf Sinna hatte die Death Watch einen Anschlag verübt. Dabei war er selbst zwar nur leicht verletzt worden, sein Sohn dagegen hatte lange im Koma gelegen. Und auch, wenn er inzwischen aufgewacht war, war sein Zustand weiterhin ungewiss. Vorsichtig erkundigte Aman sich nach dessen Befinden.
„Es geht ihm langsam besser. Allerdings wird er vermutlich nie wieder richtig laufen können. Ich sehe, Ihr versteht, was ich meine.“ Mitgefühl schwang in Sinnas Stimme mit und Aman versteifte sich unwillkürlich. Er hasste es, wenn die Leute ihn wie ein rohes Ei behandelten, weil seiner Familie so viel Unheil geschehen war. Natürlich litt er, aber noch mehr störte ihn die Tatsache, dass niemand mehr so wie vorher mit ihm sprach. Schnell wechselte er das Thema.
„Ich habe jetzt direkt im Anschluss an die Sitzung einen Termin mit Mr. Bralor. Ich hoffe, ihn endgültig auf unsere Seite ziehen zu können. Ihr könntet mich begleiten?“
Sinna schüttelte den Kopf. „Nein, Aman. Ich wünsche mit genauso viel wie Ihr, dass die Reformen durchgesetzt werden, aber ich halte nicht viel von solch privaten Überredungsbesuchen, das wisst Ihr doch. Das ist Eure Spezialität“, fügte er schmunzelnd hinzu und Aman nickte.
„Ich werde Euch wissen lassen, wie es gelaufen ist.“
Als sie aus dem Gebäude hinaus traten, empfing sie die Kälte. Die beiden Männer verabschiedeten sich schnell und eilten dann in entgegengesetzte Richtungen davon. Er würde nun dem Unentschlossenen einen Besuch abstatten.

In Bralors Vorzimmer empfing ihn einer seiner Mitarbeiter. Armatan war der Name des engagierten jungen Mannes und er war im Laufe der Debatte immer mehr zur Geheimwaffe Amans geworden, zumindest, was die Überzeugung von Bralor anging. Sein Mitarbeiter war nämlich halb so skeptisch wie er und befürwortete die Reformen.
„Ah, Mr. Kryze, schön Euch zu sehen.“
„Ich freue mich ebenfalls, Euch zu sehen, Armatan“, erwiderte Kryze und schüttelte ihm herzlich die Hand.
„Falls Ihr zu Mr. Bralor wollt, müsst Ihr Euch noch eine Weile gedulden. Er ist noch nicht wieder zurück.“
„Tja, eigentlich hatte ich einen Termin bei ihm“, gestand Aman. „Aber dann werde ich wohl oder übel warten müssen.“
Armatan legte das Pad zur Seite, mit dem er gerade gearbeitet hatte und folgte Aman zu der kleinen Warteecke des Vorzimmers. Er ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder und sah ihn fragend an. „Wie ist die Stimmung unter den Clanführern?“, wollte er wissen. „Werden sie Euren Reformen zustimmen?“
„Es sieht recht gut aus“, antwortete Aman vage. „Ich habe vorhin Bali Sinna die gleiche Frage gestellt und er hat Recht. Wir müssen uns jetzt gedulden und die Abstimmung abwarten.“
„Nennt es jugendlichen Optimismus, aber ich bin sicher, dass sie positiv für uns ausfallen wird. Und dann wird alles besser werden. Der Bürgerkrieg wird endlich beendet sein und zwar ohne die Frage nach einem Sieger.“
Der Ältere musste schmunzeln. „Das, mein Freund, nenne ich Übereifer, aber ich hoffe, dass Ihr recht behalten werdet.“
Bevor er noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und Errek Bralor trat ein, ein schlanker Mann um die sechzig Jahre alt mit runden Gesichtszügen und grauen Strähnen im dunklen Haar. Als er seinem Besuch gewahr wurde, setzte er ein professionelles, aber misstrauisches Lächeln auf und begrüßte Armatan mit einem Nicken.
„Mr. Kryze, ich kann mir denken, weswegen Ihr noch vor der Abstimmung einen Termin bei mir wolltet.“ Er seufzte. „Wenn Ihr mir in mein Büro folgen wollt.“
Bralors Büro wurde von Sonnenlicht durchflutet, als er die Verdunkelung an den Fenstern entfernte. Es waren die ersten warmen Strahlen seit Choyelles Tod, stellte Aman unweigerlich fest. Vielleicht hatte Mandalore beschlossen, dass es lange genug Trauer getragen hatte, überlegte er. Sanft fiel das Licht auf seine Haut und er spürte, wie ihm warm wurde, als würde in seinem Innern etwas schmelzen, das dort gesessen und seinen ganzen Körper tiefgefroren hatte.
Bralor dagegen nahm sich keine Zeit, die Überraschung zu genießen und kam sofort zur Sache. Mit gewissem Bedauern drehte sich Aman zu ihm um, doch dann erinnerte er sich wieder daran, warum er hier war.
„Ihr müsst wissen, ich bin noch immer skeptisch“, begann Bralor. „Aber ich habe beschlossen, Euch zumindest noch ein letztes Mal zuzuhören.“
„Das weiß ich zu schätzen und es freut mich zu hören“, erwiderte Aman ehrlich. „Ich versuche nur, die Clanführer wieder zusammen zu bringen, damit sie an einem Strang ziehen und dem Terror ein Ende bereiten.“
„Habt Ihr einmal daran gedacht, dass Ihr genau das Gegenteil erreichen könntet? Ihr treibt unweigerlich einen Keil zwischen uns, die Lager werden sich wieder spalten, so wie sie es zu Zeiten von Jaster Mereel taten.“
„Wenn wir eine Mehrheit erzielen, wird selbst Vizsla erkennen, dass unser Weg der ist, den sich auch das Volk wünscht.“
„Und wenn er wieder aggressiv wird? Der Mann ist unberechenbar und mittlerweile kämpft die Death Watch schon seit 20 Jahren gegen die wahren Mandalorianer und ihre Vorstellungen von Politik. Glaubt ihr wirklich, dass sie eine alte Gewohnheit einfach so aufgeben werden? Denkt nur daran, was vor einigen Wochen geschah.“
Niemand von beiden musste aussprechen, dass, nachdem sie unverändert weiter daran gearbeitet hatten, die Reformen durchzusetzen, wieder Drohungen eingegangen waren. Und diesmal hatte zumindest Aman akute Morddrohungen gegen sich selbst erhalten, die er trotz besseren Wissens einfach ignorierte. Satine schien in Sicherheit zu sein, zumindest war über sie in der Nachricht der Death Watch kein Wort verloren worden.
„Das was passiert ist, gilt es in Zukunft zu verhindern“, erwiderte Aman schärfer als beabsichtigt. „Und ich glaube fest daran, dass der von mir und einigen anderen eingeschlagene Weg der richtige ist.“
„Vielleicht ist er das. Die Risiken, die Ihr damit eingeht, muss ich Euch nicht erklären. Bitte versteht, dass ich nur schwer bereit dazu bin, sie ebenfalls einzugehen.“
„Ich kann Euch nicht zwingen. Aber ich kann Euch die Hoffnung auf Frieden geben und darauf, dass Ihr solche Risiken nie wieder eingehen müsst.“
Eindringlich sah Aman seinem Gegenüber in die trüben, braunen Augen. Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn. „Ihr könnt mit meiner Stimme rechnen, Mr. Kryze“, sagte er dann und Amans Gesicht hellte sich auf. „Ich verspreche Euch, das ist die richtige Entscheidung.“
„Niemand kann mir das Versprechen“, entgegnete Bralor. „Ich kann es nur hoffen.“
„Dann sorgt dafür, dass Ihr diese Hoffnung nicht verliert.“
Plötzlich begann etwas im Raum zu klicken. Ein böses, mechanisches Geräusch, das nichts als Unheil verkündete. Schrecken breitete sich auf Bralors Gesicht aus und der Politiker wich ängstlich zurück, bis er an die Wand hinter seinem Schreibtisch stieß.
„Kryze!“, entfuhr es ihm warnend, als Aman die Hand in die Tasche hatte gleiten lassen und ein winziges Objekt herausholte, von dem ganz klar das Klicken ausging. Jemand hatte ihm anscheinend eine Zeitbombe in die Tasche geschmuggelt und nun per Fernzünder aktiviert, so weit kam selbst er als Laie. Und er konnte sich genau vorstellen, warum es eine Zeitbombe war. Der Attentäter wollte, dass Aman in seinen letzten Sekunden wusste, was geschehen würde. Wie viel Zeit würde ihm bleiben? Panisch spielte er mit dem Gedanken, das kleine Gerät einfach aus dem Fenster zu werfen, doch dort, vor dem Haupteingang zum Regierungsgebäude, tummelten sich jede Menge Menschen, also verwarf er die Idee wieder.
„Los, schmeißt es weg, Kryze! Oder raus aus meinem Büro!“, erklärte Bralor panisch und Amans Gedanken rasten. Draußen auf dem Flur war auch jede Menge los – die anderen Clanführer, deren Mitarbeiter, Reinigungskräfte und dergleichen – und er war sich sicher, dass er es nicht bis zu einem menschenleeren Bereich schaffen würde. Bevor ihm klar wurde, dass er keine andere Wahl hatte, als stehen zu bleiben und zu warten, dass die Bombe explodierte, um möglichst viele Menschen zu verschonen, da spürte er schon ein Zucken in seiner Hand. Das Klicken stoppte abrupt und das letzte, was Aman sah, war der Lichtblitz, der der gewaltigen Explosion und dem Ohrenbetäubenden Krach voranging.
Kapitel 9 Überzeugungen by Oriane
Das Lager der Death Watch lag ruhig da, die Nacht hatte sich über die flachen Bauten gesenkt und außer ein paar Patrouillen schliefen die meisten. Auch Bo-Katan war nach einem anstrengenden Tag erschöpft ins Reich der Träume gewandert. Sie und andere junge Männer und Frauen, die sich der Death Watch zwar angeschlossen hatten, aber über keine bis wenig Kampferfahrung verfügten, wurden im Lager ausgebildet. Man konnte nicht sagen, dass die Death Watch sich nicht gut um ihren Nachwuchs kümmerte, allerdings war das Training hart und ihre Ausbilder wenig geduldig.
So brauchte sie eine ganze Weile, um richtig wach zu werden, als in ihrem Quartier plötzlich das Licht anging.
„Ketha!“, knurrte sie, den Kopf unter ihrem Kissen vergraben, sodass nur noch wirre rote Haarspitzen darunter hervorlugten. Aber ihre Zimmergenossin antwortete nicht, ganz im Gegenteil. Sie schien das Licht kein bisschen zu stören und leises Schnarchen drang dumpf an Bos Ohren.
„Wach auf!“, zischte eine Stimme und die dazugehörige Person versuchte, ihr das Kissen vom Gesicht zu reißen, welches sie mit allen Mitteln zu verteidigen versuchte. „Spike, was machst du hier?“, fragte sie gleichzeitig, als sie die Stimme erkannte.
„Du steckst in Schwierigkeiten, Bo! Jetzt komm schon, steh auf!“
„Schwierigkeiten?“ Immerhin ihr Interesse war nun geweckt und sie blinzelte in das helle Licht, als Spike ihr das Kissen endgültig entrissen hatte.
„Allerdings.“ Er horchte nach draußen auf den Gang. „Sie sind schon unterwegs. Ich wollte dich nur warnen, damit sie dich nicht wach prügeln.“
Jetzt war Bo vollständig wach. Auch sie vernahm das Geräusch von schweren Stiefeln auf kaltem Boden. Und dermaßen schwere Schritte waren in diesem Gebäudetrakt kein gutes Zeichen.
„Los, Spike, geh schon!“, flüsterte sie. „Sonst glauben sie noch, du steckst auch mit drin, was auch immer es ist, was sie glauben.“
Der junge Mann hastete zur Tür, überlegte es sich dann aber anders, schaltete das Licht aus und war in wenigen Sekunden unter ihrem Bett verschwunden. „Zu spät. Halt die Ohren steif, Bo!“
Wenig später ging das Licht wieder an und Bo tat in bester Schauspielkunst so, als sei sie gerade davon aufgewacht. Verwirrt sah sie die beiden Mando-Krieger in voller Rüstung an, die vor ihrem Bett standen. Die zwei sagten kein Wort, machten ihr aber unmissverständlich klar, dass sie ihnen zu folgen hatte. Sie ließen noch zu, dass sie sich ein paar Schuhe überstreifte, eine Jacke jedoch durfte sie nicht mehr mitnehmen, bevor einer der beiden sie unsanft am Oberarm packte und mit sich schleifte. Hilflos sah sie zurück zu ihrem Bett, wo Spikes Locken hervorlugten. Die Krieger machten sich sogar die Mühe, das Licht auszuschalten und die Tür wieder zu schließen.
Als Bo nach draußen geschleift wurde, nahm sie ihren Mut zusammen und fragte, was eigentlich los sei, doch sie erhielt keine Antwort.

Sie ahnte bereits, dass ihr Schlimmes bevorstand, als die beiden sie auf die Kommandozentrale zu zerrten, in der auch zu dieser späten Stunde noch Licht brannte. Dort hatte sie eigentlich nichts zu suchen, trotzdem erkannte sie die Räume wieder, schließlich war sie vor einigen Wochen dort eingestiegen. Sie hatte sich für gar nicht mal ungeschickt gehalten, aber anscheinend war sie nicht gut genug gewesen. Spätestens, als sie in Vizslas Heiligtum dem Anführer der Death Watch gegenüberstand, sank ihr Mut ins bodenlose. Er sah nicht gerade erfreut aus.
Die beiden Krieger ließen sie los und verschwanden unauffällig. Bo selbst schlang die Arme um ihren zierlichen Körper, da durch ein angelehntes Fenster die kalte Nachtluft eindrang und sie frösteln ließ.
Ohne ein Wort zu sagen trat Vizsla auf sie zu. Er hatte den Helm abgenommen und langes schwarzes Haar hing ihm wild ins kantige Gesicht. Mit kleinen, dunklen Augen musterte er sie.
„Bo-Katan Kryze!“
Sie zuckte unwillkürlich zusammen und ärgerte sich sofort maßlos über sich selbst. Was war sie doch für ein Angsthase!
„Du hast dich uns freiwillig angeschlossen“, begann er und fing gleichzeitig damit an, in engen Kreisen um sie herumzulaufen. Vorsichtig folgte sie ihm mit ihrem Blick, soweit es ihr möglich war. Sie fühlte sich in gewisser Weise vor der anwesenden Führung entblößt und kam sich peinlich und klein vor.
„Und bis vor ein paar Wochen hast du dich gar nicht mal schlecht entwickelt. In dir steckt Potential.“
Er blieb vor ihr stehen und klemmte ihr Kinn in seiner Hand fest. „Und dann machst du solche Dummheiten.“
Kalt stach sein Blick in ihre Augen und sie konnte nicht anders, als ihm auszuweichen. Sie zog es vor, ihm nicht zu antworten, da sie sich nicht rechtfertigen wollte und nicht sicher war, ob sie einen einigermaßen festen Ton in dieser Situation zustande brachte. Man hatte ihre kleine Spionageaktion also doch bemerkt. Und sie Tölpel war naiv genug gewesen zu glauben, sie wäre nicht entdeckt worden.
„Mit deiner Besessenheit hast du um ein Haar die gesamte Death Watch verraten. Wäre dir jemand gefolgt, wären diese Jedi dir gefolgt, die eindeutig nicht auf unserer Seite stehen, könnten wir jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten stecken! Und nicht nur das. Du warst dumm genug Chaffery zu verraten. Er ist von dem Padawan-Schüler überwältigt worden – gut ich gebe zu, das ist weniger deine Schuld, sondern seiner Inkompetenz zuzuordnen – und wir haben ganze zwei Wochen gebraucht, bis wir wieder Satines Spur aufnehmen konnten!“
Bei der Erwähnung ihrer Schwester zuckte sie wieder zusammen. Sie hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, Satine aufzuspüren. Wozu hatte sie denn die beiden Jedi? Nur zwei Wochen hatte sie Ruhe vor Death Watch Kriegern gehabt. Insgeheim hatte Bo gehofft, ihr so eine endgültige Fluchtmöglichkeit zu verschaffen. Und wieder hatte sie sich geirrt.
Vizsla ließ nun ihr Kinn los und sah sie schief an. „Ich muss wissen, auf welcher Seite du stehst, das verstehst du doch?“
Zum ersten Mal beteiligte sie sich an dem Gespräch und nickte verbissen.
„Deine ganze Familie arbeitet gegen mich. Wie kann ich also sicher sein, dass du nicht ihre kleine Spionin bist?“
„Das bin ich nicht!“, antwortete Bo intuitiv und sogar mit einigermaßen fester Stimme. Vizslas interessiertes Gesicht ließ sie weiter reden. „Ich habe mich freiwillig der Death Watch angeschlossen, weil ich fest an die Werte glaube, die sie verkörpert. Ich will, genau wie Ihr, ein Mandalore, das einem nicht die traditionelle mandalorianische Lebensweise verbieten will. Mandalore ist weich geworden durch die Sichtweise, die unter anderem mein Vater verkörpert. Ich weiß, dass das ein guter Grund ist, mich als Spionin anzusehen, aber ich kann Euch versichern, dass ich das nicht bin. Ich habe mich von meiner Familie losgesagt. Das war ein großes Opfer für eine Mandalorianerin und sollte Euch zeigen, dass ich ganz und gar Euch gehöre.“
Vizsla nickte und Bo meinte, eine gewisse Anerkennung in seinem Blick zu sehen.
„Nicht schlecht gesprochen, Kind. Trotzdem bist du vor einigen Wochen in die Kommandozentrale eingebrochen, um Informationen über den Aufenthaltsort deiner Schwester zu bekommen.“
Entschlossen, jetzt nicht klein beizugeben, entschied Bo, ihm die Wahrheit zu sagen. „Seine Familie zu beschützen ist eine der fundamentalen Regeln der mandalorianischen Kultur. Das war mein einziges Ziel.“
„Nun, du siehst ein, dass das ein fundamentaler Fehler war, den du begangen hast“, erklärte Vizsla unbeeindruckt. Zerknirscht sah sie zu Boden.
„Aber“, fuhr er fort. „ich werde etwas tun, was ich normalerweise nicht tun würde. Ich gebe dir genau eine Chance, den Fehler wieder gut zu machen.“
Erstaunt sah Bo auf. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte eher gedacht, dass er sie einsperren lassen, oder womöglich sogar exekutieren würde.
„Leider scheint dein Vater die Warnung nicht verstanden zu haben. Ich habe deshalb beschlossen, ihm eine weitere zu schicken. Ein Anschlag auf deine Schwester sollte jeden seiner Zweifel, dass wir es ernst meinen aus dem Weg räumen. Du wirst diesen Anschlag ausführen. Töte sie und ich glaube dir, dass du kein Spion bist.“
Blankes Entsetzten breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ohne, dass sie es verhindern konnte. Sie hatte mit allem gerechnet, aber dass sie ihre Schwester töten sollte, das ging definitiv zu weit. Sie hatte sich geschworen, ihre Familie zu beschützen, trotz ihres Überlaufes und jetzt wollte Vizsla sie zwingen, auch diesen Schwur zu brechen. Doch bevor sie lange darüber nachdenken konnte, kam die Antwort schon über ihre Lippen und Bo war erstaunt über ihren eigenen Mut, als sie ein klares, festes „Nein!“ zustande brachte.
Vizslas Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen und er fixierte sie mit eisigem Blick. „Nein?“
Bo schluckte. „Sie ist immer noch Teil meiner Familie, auch, wenn wir nicht mehr derselben Meinung sind. Ein Mandalorianer muss seine Familie beschützen so gut er kann. Das ist doch einer der Werte, für die die Death Watch kämpft!“
Nun zuckte Vizsla mit den Schultern und wandte sich ab. „Wie du willst. Dir ist doch klar, dass diese Aufgabe nun jemand anders übernimmt. Aber du hast es so gewollt.“
Gerade als Bo fragen wollte, was nun mit ihr geschehen würde, fiel ihr Blick auf das Gesicht ihres Vaters. Einer der vielen Holoschirme zeigte ihn; mit neutralem Ausdruck starrte er aus unbeweglichen Augen auf sie herab. Er war umgeben von einigen weiteren Gesichtern, die Bo sogar teilweise kannte. Politiker, mächtige Firmeninhaber und andere zierten den Holoschirm. Einige waren besonders gekennzeichnet, mit einem Zeichen, welches sie als wichtig darstellte oder mit einem Kreuz. Bo wusste, dass hier die Anschlagsziele der Death Watch aufgelistet waren, aber da sie ihre Schwester nicht entdecken konnte, konnten es unmöglich alle sein. Was sie jedoch am meisten schockierte war, dass das Gesicht ihres Vaters bereits mit einem Kreuz versehen war.
Vizsla war ihrem Blick gefolgt und lächelte süffisant bei ihrem Anblick.
Bo, die nicht glauben konnte, was sie dort sah, fuhr Vizsla entgegen aller Vorsicht an. „Ihr habt meinen Vater bereits getötet?! Und dann wollt Ihr mir auch noch den Auftrag geben, meine Schwester zu töten, um meinen Vater zu Vernunft zu bringen? Ein grauenvoller Sadist, das seid Ihr Vizsla und mehr nicht!“
Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Unbeeindruckt beugte Vizsla sich zu ihr hinunter und begegnete beinahe zärtlich ihrem wutverzerrten Blick. „Die Welt ist schlecht, Kleine. Das musstest du nun in deiner kindlichen Naivität erfahren. Du hast nun zwei Möglichkeiten. Entweder, du verkriechst dich heulend in einer Ecke, oder du akzeptierst, dass es geschehen ist und stehst wieder auf, um diese schlechte Welt zu verbessern. Dein Vater ist Schuld am Tod deiner Mutter und ebenso an seinem Tod. Er war bereits seit langem ein Dar'Manda. Einer derjenigen, die auch du mit Überzeugung bekämpfst. Wir haben nur getan, was getan werden musste um den Idealen ein Stück näher zu kommen, an die du glaubst.“
„Lass mich in Ruhe, du Scheusal! Lass mich gehen und ich werde dich bekämpfen, bis an mein Lebensende!“, schrie Bo ihm ins Gesicht, doch er wandte sich nur schulterzuckend ab und gab zwei Kriegern einen Wink. „Sperrt sie ein!“, befahl er und unter wutentbrannten Flüchen wurde Bo weggezerrt. Diesmal wehrte sie sich, so gut sie konnte, aber sie wusste, sie hatte nicht den Hauch einer Chance.
Als das Mädchen endlich aus seiner Hörweite war, sprach einer der Krieger, die das Geschehen verfolgt hatten, Vizsla an. „Meint Ihr, dass es klug war, sie nicht gleich auf der Stelle zu töten? Ich habe gleich gesagt, als sie freiwillig zu uns kam, dass sie uns wegen ihrer Familie noch Probleme bereiten wird.“
„Die Kleine hat nichts Verwerfliches getan“, widersprach Vizsla zum Erstaunen aller Anwesenden. „Sie hat lediglich versucht, ihre Familie zu beschützen und sie hat recht, wenn sie an die mandalorianischen Tugenden erinnert. Sie hat zwar nicht über ihre Handlungen nachgedacht und damit die Death Watch gefährdet, doch ihre Motive waren rein. Sie verdient eine harte Strafe, jedoch nicht den Tod.“
„Glaubt Ihr denn, dass sie für uns kämpfen wird, wo wir für den Tod ihrer gesamten Familie verantwortlich sind?“
Vizsla nickte. „Da bin ich mir sicher. Sie verfolgt zwar stark ihre eigenen Ziele, jedoch hat sie das Glück, dass diese gut mit den unseren zusammenpassen. Sie wird lernen, sich anzupassen. Und wenn nicht, haben wir immer noch die Möglichkeit, sie zu töten.“
„Was ist mit ihrem Freund, diesem Jungen?“
„Der Junge ist ein Mitläufer und obendrein viel zu blöd, um als Spion tätig zu sein. Habt ein Auge auf ihn, aber lasst ihn in Ruhe. Früher oder später wird er sowieso als Blasterfutter enden. Aber jetzt gibt es wichtigeres.“
Er deutete auf drei anwesende Krieger. „Ihr werdet euch der jungen Herzogin annehmen. Ich will diesen ganzen Clan endlich unter meiner Kontrolle haben!“
Kapitel 10 Zuflucht by Oriane
Aufmerksam und mit äußerster Vorsicht beobachtete Qui-Gon die Umgebung. Es war ihm überhaupt nicht recht gewesen, sich mit Satine wieder in die Öffentlichkeit zu wagen, doch keiner der beiden Jedi hatte es ihr ausreden können, der Beisetzung ihres Vater beizuwohnen. Dabei war eine mandalorianische Beerdigung im Prinzip unspektakulär. Der Leichnam des Toten wurde verbrannt und seine Asche danach zerstreut.
Es war bereits dunkel und der Rauch, der von dem Feuer ausging, verdeckte den sternenklaren kalten Nachthimmel. Eine dicke Schneeschicht bedeckte den kreisrunden Platz in dessen Mitte Aman Kryze in aller Ruhe vor dem Hintergrund eines weitläufigen, von Wald umrandeten Sees verbrannte. Es dämmerte bereits und die Schatten legten sich über die Verwandten und Freunde von Aman, nur sporadisch durchbrochen vom Flackern des Feuers. Viele waren nicht gekommen, ob aus Angst, oder wegen der Kälte, das konnte Qui-Gon nicht sagen.
Er hatte sich Satine und Obi-Wan gegenüber positioniert, sodass sie möglichst jeden Winkel des Platzes überblicken konnten, falls jemand auf die Idee kommen sollte, Satine anzugreifen. Sein Padawan stand dicht neben der Herzogin, die in einem dicken Mantel mit Kapuze glücklicherweise nicht leicht zu erkennen war. Er hatte in den letzten Wochen bemerkt, dass sich zwischen den beiden etwas anbahnte, das leicht mehr werden konnte, als es Obi-Wan erlaubt war. Trotzdem hatte der Meister beschlossen, es noch eine Weile zu beobachten. Sein Schüler wusste ganz genau, wie eine solche Geschichte ausgehen konnte und Qui-Gon hoffte, dass er selbst so einsichtig sein würde und früher oder später Abstand halten würde.
Momentan hatte er wichtigeres zu tun, als sich um die verbotenen Beziehungen seines Padawans zu kümmern. Zum gefühlt hundertsten Mal überblickte er die Menge, die einträchtig und stumm in die Flammen blickte. Zu seiner linken stand Bali Sinna, der Mand'alor, auf dessen Gesicht sich Trauer und Sorge abzeichnete, schräg hinter ihm hatten sich unbeteiligt zwei Leibwächter positioniert. Qui-Gon wusste, dass der Mann das Amt eher widerspenstig angenommen hatte, doch in der Zeit, in der er nun das Oberhaupt der Clanführer darstellte, hatte er sich als fähiger Führer erwiesen.
Amans Bruder, sowie dessen Frau und Tochter standen ein wenig abseits von Satine und Obi-Wan. Die Jedi hatten Satine davon überzeugen können, sich zumindest nicht zu erkennen zu geben, auch nicht ihrer Familie. Wut spiegelte sich in Keevers Augen wieder und doch sah er der Zeremonie stillschweigend zu.
Einige Freunde Amans waren noch anwesend, genau wie zwei seiner Mitarbeiter aus dem Regierungsgebäude. Ansonsten war der Platz leer.

Langsam verbrannte Amans Körper und seine Asche mischte sich mit der des Holzstapels, auf den man ihn gebettet hatte. Sie sammelte sich in einem Gefäß unterhalb des Stapels und als er vollständig verbrannt war, löschte man die restliche Glut, sodass sich die Dunkelheit vollständig und kalt über den Platz legte und schöpfte einen Teil der Asche in eine kleinere Schale. Da Satine offiziell nicht anwesend war, wurde diese nun Keever Kryze übergeben, der sie entgegennahm und langsam zu dem Geländer schlenderte, das den Platz umgab. Das Wasser schwappte leise an die steinerne Begrenzung. Nun, da der Rauch sich verzogen hatte, kam das Licht der Sterne wieder durch. Keever holte aus und beförderte die Asche in weitem Bogen hinaus auf den See, wo sie, von seichtem Wind getragen leise aufs Wasser traf und für immer darin versank. Die nun leere Schale hielt er fest umklammert.

Ohne viele Worte löste sich die Gesellschaft auf. Obi-Wan begleitete Satine die Treppe hinunter, die sich um das Plateau wand, Qui-Gon folgte den beiden in einigem Abstand und beobachtete sorgsam die Umgebung. Die beiden waren gerade außer Sichtweite, da spürte er es. Eine Präsenz hinter ihm und zwei vor ihm, die gerade eindeutig sehr wachsam geworden waren. Es dauerte nicht lang, bis er die beiden vor sich ausgemacht hatte. Unter dunklen Umhängen verborgen stiegen sie mit ein wenig Abstand nacheinander die Treppe hinunter – die beiden Leibwächter des Mand'alors und jemand, den er noch nicht identifizieren konnte. Er versuchte, durch ihre Verbindung in der Macht seinen Schüler zu warnen, der ihm die stumme Bestätigung zurückschickte, dass er es auch gespürt hatte.
Qui-Gon ließ sich weit hinter die restlichen Besucher zurückfallen um zuerst seinen Verfolger auszuschalten. Wieso hatte er die drei nicht während des Begräbnisses bemerkt?
Seinem Verfolger war wohl klargeworden, dass er entdeckt worden war und ehe Qui-Gon es sich versah, ließ dieser seinen Umhang fallen und ein Death Watch Krieger kam darunter zum Vorschein. Der Meister hatte allerdings nicht lange Zeit, ihn zu betrachten, denn plötzlich zog dieser einen Blaster und begann, zu schießen. Der Jedi zögerte nicht lange, zog sein Lichtschwert und wehrte die Schüsse ab.
Natürlich hatte die kleine Menge die Geschehnisse auf dem Plateau bemerkt und brach nun in Tumult aus, als die beiden anderen Krieger ebenfalls zu schießen begannen. Bali Sinna wurde von jemandem in Deckung gezogen. Die Leute ließen sie in Ruhe, ihr einziges Ziel waren Satine und Obi-Wan, der sie geistesgegenwärtig in Deckung gezogen hatte.
Oben kämpfte Qui-Gon weiter mit seinem Verfolger, der geschickter war, als der Jedi vermutet hätte. Flexibel wich er den zurückgeschickten Blasterschüssen aus und griff immer wieder an. Doch Qui-Gon trieb ihn unaufhörlich weiter Richtung Brüstung, sodass er irgendwann mit dem Rücken daran stand und seine Bewegungsfreiheit verloren hatte. Bevor er die Möglichkeit bekommen konnte, seinen Jetpack zu aktivieren, schnellte sein Gegner vor und verursachte mit einem geschickt zurück gelenkten Blasterschuss eine Explosion desselben. Ohne weiter auf ihn zu achten hechtete Qui-Gon zur anderen Seite des Platzes und sah nach unten, wo Obi-Wan gegen zwei Krieger auf einmal zu kämpfen hatte. Und langsam schien seinem Padawan die Puste auszugehen, denn er geriet immer wieder arg in Bedrängnis und wäre ohne die ein oder andere riskante Ausweichaktion längst tot. Ohne lang zu überlegen stieß sein Meister sich ab und landete ein paar Meter tiefer zwischen den Kriegern und seinem Schüler, den er erleichtert aufatmen hörte. Zusammen trieben sie die beiden Krieger gegen die Wand und hatten sie gerade eingekesselt, als von irgendwo her Schüsse drangen und beide leblos in sich zusammensackten.
Irritiert sahen die Jedi sich um und entdeckten Keever Kryze, einen Blaster in den Händen, einige Meter entfernt. Resigniert ließ Qui-Gon sein Lichtschwert sinken. „Ihr hättet sie nicht töten müssen. Wir hätten sie zum Reden bringen können.“
„Und was hätte Euch das genützt? Es ist doch klar, dass sie nur ein Ziel hatten, nämlich Euch und Satine zu töten. Seid mir lieber dankbar, Meister Jedi.“
Satine, die sich bis jetzt versteckt gehalten hatte, kam nun dazu und ging langsam, aber zielstrebig, auf die beiden toten Krieger zu. Prüfend sah sie beide genau an, dann drehte sie sich zu Keever um.
„Es war nicht nötig, sie zu töten. Sie hätten uns wertvolle Informationen geben können. Trotzdem bin ich dir dankbar, Keever.“
Der Mann nickte ihr zu. „Ich werde jetzt gehen. Am besten verschwindet ihr, bevor die Leute zurückkehren, um nachzusehen, was los ist.“
„Was wirst du ihnen sagen?“
„Dass es für sie nicht mehr sicher ist.“
Damit drehte er sich um und verschwand wieder in der Dunkelheit. Mit einem Hauch von Sehnsucht sah Satine ihm nach. In ihren Augen verkörperte er noch die guten Zeiten, die mit für alle Mal vorbei zu sein schienen.
„Er hat recht, Herzogin“, meinte Qui-Gon. „Hier her zu kommen war keine gute Idee. Ihr hättet jetzt tot sein können.“
Satine schwieg.
„Wir können nicht in Keldabe bleiben“, fuhr der Meister fort. „Ich werde uns ein Schiff organisieren, das uns so weit wie möglich von hier fort bringt.“
„Ich werde Mandalore nicht verlassen!“, stellte Satine klar und Qui-Gon seufzte, wissend, dass er ihr das nicht ausreden konnte.
„Wir werden den Planeten nicht verlassen, sondern nur so weit wie möglich aus dem Einflussbereich der Death Watch fliehen. Ihr müsst einsehen, dass wir uns fürs erste verstecken müssen, bevor Ihr wieder aktiv werden könnt. Die Wogen um Euch müssen sich zuerst glätten, danach sehen wir weiter.“
Sie schien den Sachverhalt für den Moment genauso zu sehen, obwohl es ihr nicht behagte, Keldabe sich selbst zu überlassen und nickte. „Ich weiß, wo wir hinkönnen.“


Obi-Wan und Satine warteten draußen, im Schutze der Dunkelheit auf Qui-Gon, der sich, als Händler verkleidet in das Büro eines Schiffsverleihers begeben hatte und hoffte, dort ein geeignetes Transportmittel zu ergattern. Die beiden standen an die Außenwand der Lagerhalle gelehnt und beobachteten die kleine Hütte, in der auch zu dieser späten Stunde noch Licht brannte. Satine konnte Qui-Gons Umrisse im Fenster erkennen, wie er wild gestikulierend vor einem Schreibtisch stand. Sie wandte sich ab. Dieser Jedi hatte bereits so viel für sie getan, hatte sie beschützt, sein Leben riskiert, um ihres zu retten und doch begann sie zu erkennen, dass sie ihr Bild eines mächtigen und unbesiegbaren Jediritters aufgeben musste. Immer hatte sie die Jedi für schillernde, moralische Kämpfer gehalten, die Frieden und nicht Tod in der Galaxis verbreiteten, weswegen sie so entsetzt gewesen war, als sie von dem Einsatz der Jedi auf Galidraan gehört hatte. Mittlerweile konnte sie verstehen, was geschehen sein musste. Die Jedi waren nicht aggressiv, aber wenn jemand mit unhaltbarer Aggression auf sie zuging, mussten sie sich verteidigen. Bei solchen Aktionen starb schneller jemand, als sie geglaubt hatte und war die Ereigniskette einmal in Gang gesetzt, ließ sie sich nicht mehr stoppen.
Ihre Familie war Opfer dieser Kette geworden. Erst Bo, dann Choyelle und jetzt auch noch Aman. Merkwürdig wenig fassungslos hatte sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters aufgenommen. Im Grunde hatte sie bereits geahnt, dass es so weit kommen würde. Nun war sie auf sich allein gestellt.
Satine spürte den Blick ihres Begleiters auf sich und drehte sich zu ihm um. Obi-Wan hatte sie wohl beobachtet und hörte auch jetzt nicht damit auf. Mit merkwürdigem Gesichtsausdruck sah er ihr in die Augen und sie erwiderte den Blick automatisch.
Es war seltsam, dieser Junge hatte Gefühle in ihr geweckt, die eigentlich in Anbetracht der Situation völlig unbedeutend sein sollten und doch grübelte sie bereits seit einer Weile darüber nach. Er gab ihr Halt, war für sie da, wenn sie ihn brauchte.
Nein, sie war nicht auf sich allein gestellt. Nicht, solange Qui-Gon und sein Padawan bei ihr waren. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihn immer noch anstarrte. Tief Luft holend wandte sie sich ab. Obi-Wan hatte das wohl als Seufzer interpretiert, denn auf einmal spürte sie seine Hand auf ihrem Arm.
„Mach dir keine Sorgen. Ich weiß, dass das bei allem, was du durchgemacht hast, gestelzt klingen mag, aber ich bin mir sicher, dass sich alles zum Guten wenden wird.“
Dankbar lächelte sie ihn an. Wie er das so sagte, war sie fast gewillt, ihm zu glauben. Mit ihrer anderen Hand griff sie nach der auf ihrem Arm und hielt sie fest. Für den Moment war nur wichtig, dass er da war und ihr Kraft gab. Sie sah ihm seine Unsicherheit an, als sie plötzlich seine Hand in ihrer hielt und nicht mehr los ließ, aber sie beschloss, es zu ignorieren.
Erst als Qui-Gon wieder aus dem Büro des Verleihers kam, löste er sich von ihr und ging auf seinen Meister zu.
„Wir haben eine kleine Schrottmühle. Besser als nichts“, erklärte dieser kurz angebunden und führte die beiden zu einem kleinen Schiff.

Erst, als sie bereits in der Luft waren, hatte Satine den Jedi ihr Ziel verraten. In Sundari, auf der anderen Seite des Planeten, lebte ein alter Freund ihres Vaters, von dem sie sicher war, dass er sie für kurze Zeit bei sich aufnehmen würde. Nun befanden sie sich bereits im Landeanflug auf die Stadt unter der Kuppel. Meilenweit darum herum befand sich nichts als Sand. Sundari lag in einer der großen Sandwüsten Mandalores, völlig isoliert, abgeschieden und hoffentlich dadurch vom Einfluss der Death Watch verschont. Es kostete einige Überredungskünste und eine kleine Gedankenmanipulation von Qui-Gon, um in die Stadt hinein zu gelangen und staunend sah Obi-Wan sich die komplex miteinander verschachtelten Gebäude an. Alle waren zwar im bekannten, mandalorianischen Stil gehalten, doch die Stadt schien die Kuppel, unter der sie lag, komplett auszufüllen und dabei noch ins bodenlose erweitert worden zu sein. Ohne Speeder kam man in Sundari nicht weit, denn die Verbindungsstücke der einzelnen Häusertrakte wollten erst einmal gefunden werden. Sie würden definitiv jemanden brauchen, der sich in den Schleichwegen der Stadt auskannte, falls sie gezwungen wären, zu fliehen.
Einen Speeder zu ergattern war einfacher als gedacht und schon bald stießen sie weiter ins Innere der Stadt vor. Die beiden Jedi ließen Satine das Gefährt steuern, immerhin wusste nur sie, wo der Freund ihres Vaters lebte und außerdem wäre eine Wegbeschreibung bei den verschachtelten Luftwegen und kleinen Umwegen, die eingelegt werden mussten, schwierig geworden. Es dauerte eine Weile und der Padawan war sich sicher, dass Satine das ein oder andere Mal falsch abgebogen war, worauf er sie natürlich schamlos aufmerksam machte. Als sie ausgestiegen waren und durch eine enge Gasse gingen, lehnte sie sich zu ihm hinüber und meinte, die Macht hätte ihn in dieser Sache wohl im Stich gelassen.
Am Ende der Gasse blieb die Herzogin vor einer unscheinbaren Tür stehen und klingelte. Es dauerte eine Weile, dann wurde die Tür von einer großgewachsenen, schlanken, blonden Frau geöffnet. Mit Interesse, aber auch mit Misstrauen begutachtete sie die drei Gestalten vor ihrer Haustür. Anscheinend erkannte sie Satine nicht.
„Rena?“, fragte Satine. „Rena Barakis?“
„Ja.“ Die Frau nickte.
„Satine Kryze. Wahrscheinlich erinnert Ihr Euch nicht an mich. Als ich mit meinem Vater zuletzt hier war, war ich noch ein Kind.“
Mit der Erklärung schien sie durchaus etwas anfangen zu können, denn ihr Gesicht hellte sich auf und ein Lächeln machte sich breit. „Satine, natürlich, ich erinnere mich. Wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre?“
„Zehn Jahre könnten stimmen“, bestätigte Satine und erwiderte das Lächeln ein wenig verlegen.
„Bitte, komm herein. Ich kann euch doch nicht draußen stehen lassen.“
Rena führte die drei durch einen engen Flur, der jedoch in ein großes, modernes Wohnzimmer mündete. Die Fenster gingen nach hinten heraus und von hier aus konnte man über einen kleinen öffentlichen Platz auf einem Plateau ins Stadtgebiet sehen.
„Ich muss gestehen, ich bin überrascht, dich hier ohne Begleitung deines Vaters anzutreffen, stattdessen in Begleitung zweier Jedi.“
„Das sind Meister Qui-Gon Jinn und sein Padawan Obi-Wan Kenobi“, stellte Satine die beiden kurz vor. „Und der Grund für meinen Besuch ist leider kein guter. Rena, ich wusste nicht, wo ich sonst hin könnte. Meine Eltern sind tot. Meine jüngere Schwester ist bei der Death Watch. Einzig Reila ist auf Coruscant in Sicherheit.“
Es klang merkwürdig abwesend, wie Satine diese Worte herausbrachte. Doch sie verfehlten ihre Wirkung nicht. Erst ungläubig, dann entsetzt ließ sich Rena auf ihr Sofa fallen. Sie strich sich durch ihr bereits mit weißen Strähnen durchzogenes Haar und sah zu Satine auf. „Choyelle und Aman sind tot? Wie?“
„Die Death Watch.“
Sie schluckte, dann stand sie wieder auf. „Du bist auf der Flucht, nehme ich an.“
Satine nickte nur. Rena sah erst zu ihr, dann zu den beiden Jedi und hatte ihre Fassung erstaunlich schnell wiedererlangt. Anscheinend konnte man Qui-Gon seine nächste Frage ansehen, weshalb sie zu einer Erklärung ansetzte. „Aman und ich haben gemeinsam studiert und waren gut befreundet. Auch als er nach Keldabe ging und ich mich unter diese Kuppel verzogen hatte“, sie deutete mit dem Finger nach oben, „ist der Kontakt nicht abgebrochen. Ich arbeite hier für den Stadtrat, er hat seine Position als Clanführer wahrgenommen. Aber er kam mich immer besuchen, erst allein, später mit Choyelle und seinen Töchtern. Durch diesen irrsinnigen Krieg ist der Kontakt allerdings abgebrochen.“
„Sundari ist eigenständiger als die meisten anderen mandalorianischen Städte“, erklärte Satine. „Während des Krieges haben die neuen Mandalorianer sie zu ihrer Hauptstadt erklärt, doch dass ist schon lange Geschichte. Was von dieser Unabhängigkeit übrig geblieben ist, sind die erweiterten Rechte des Stadtrats und Sundaris Autonomie.“
Obi-Wan nickte. „Kein schlechter Ort, um sich vor der Death Watch zu verstecken.“
„Ich habe nicht vor, mich zu verstecken!“, fuhr Satine ihn an und er zog erschrocken die Augenbrauen in die Höhe.
„Wenn du verfolgt wirst und dich jemand töten will, ist das vielleicht gar keine schlechte Option“, mischte sich Rena vorsichtig und dennoch bestimmt ein.
„Wenn man von Reila absieht, bin ich jetzt das Oberhaupt des Kryze-Clans. Ich sollte in Keldabe sein und die Arbeit, die mein Vater begonnen hat, fortführen. Ich bin sicher, ich kann etwas bewirken!“
Beruhigend nickte Rena, legte Satine beide Hände auf die Schultern und zwang sie so, sie anzusehen. „Ich bewundere deine Einstellung und deinen Mut, aber bei allem, was auf Mandalore momentan schief geht: Du bist nicht allmächtig. Und vor allem bist du nicht unverletzlich. Politisch etwas zu erreichen braucht Zeit. Zeit, die du nicht haben wirst, wenn dich jemand vorher umbringt, also lass mich dir einen Vorschlag machen.“
Satine setzte an, um zu widersprechen, aber Rena ließ sie nicht zu Wort kommen.
„Du kannst hier bleiben. Ihr drei dürft hier bleiben“, fügte sie mit einem Blick auf die beiden Jedi hinzu. „Taucht hier unter, bis ihr nur noch in den Hinterköpfen der Menschen seid und dann schlagt zurück. Aus der Tiefe heraus und mit einem guten Plan in der Hinterhand. Anders werdet ihr nichts erreichen.“ Wieder wollte Satine ein Gegenargument bringen, aber Rena schnitt ihr wieder das Wort ab. „Glaube mir und meiner mehr als zwanzigjährigen politischen Erfahrung!“
Ein paar Sekunden war es still und man konnte förmlich spüren, wie in der Herzogin ein unsichtbarer Kampf tobte, dann senkte sie den Kopf und nickte geschlagen. Erleichtert atmete Qui-Gon auf. Diese Frau war das beste, was ihnen hätte passieren können, denn jetzt gab es endlich jemanden, der Satine zur Vernunft bringen konnte, wenn es nötig sein sollte.
Kapitel 11 Die Clanführerin by Oriane
Sie blieben in Sundari. Renas Wohnung bot zwar nicht sehr viel Platz, aber sie bestand darauf, die drei trotzdem bei sich wohnen zu lassen. Immerhin gab es ein Gästezimmer, wo die beiden Jedi einquartiert worden waren. Satine schlief bei Rena. Die Jahreszeiten gingen an der Stadt unter der schwarzen Kuppel unbemerkt vorbei und überraschenderweise nutze Satine die Zeit, um zwischen den abwechselnden Phasen des Pläneschmiedens und des sich-Sorgen-machens, um ein kleines bisschen Normalität zurückzugewinnen. Sie ließ sich zu Rundfahrten durch Sundari breitschlagen und Rena schaffte es sogar, sie zu einem ablenkenden Einkaufsbummel zu überreden. Natürlich begleitete sie immer einer der Jedi, egal wohin sie ging, aber Sundari schien wirklich von der Death Watch verschont geblieben zu sein. So hatte die junge Herzogin Zeit und Ruhe zum Arbeiten. Sie wusste recht genau, was Amans Pläne gewesen waren, allerdings lagen die konkreten Dokumente dazu vermutlich noch in Keldabe, wenn sie nicht bereits vernichtet worden waren. Um den Überblick zu behalten und auch an Insiderinformationen zu gelangen, gab es schon bald jemanden aus den Regierungskreisen von Sundari. Ein Togruta mit dem Namen Leroun Nevran, der über Rena Kontakt zu Satine geknüpft hatte, versorgte sie mit Nachrichten aus den Kreisen der Death Watch. Er sagte, er hätte Kontakt zu einem Spitzel in Pre Vizslas politischem Stab, wollte aber zu dessen Schutz den Namen nicht nennen. Satine konnte sich nur auf das Urteil von Rena verlassen, die ihr und den beiden Jeid bestätigte, dass Leroun vertrauenswürdig und keinesfalls auf der Seite der Death Watch war.
In den Wochen, die sie in Sundari verbrachten, wurde er mehr und mehr ein Freund, der seinen Beitrag zu Satines Plänen leistete und sie in jedem Fall unterstützen wollte.
Die politische Situation allerdings schien mit Satines Fortgang eingefroren zu sein. Aus Keldabe kamen offiziell immer die gleichen Meldungen: Lang anhaltende Diskussionen und Uneinigkeit der Clanführer, doch niemand konnte die Oberhand gewinnen. Auch die Anschläge blieben, nahmen aber langsam immer weiter ab. Einzig Bali Sinna, der Mand'alor, der eigentlich die Clans wieder zusammenführen sollte, verlor mehr und mehr an Einfluss und rückte fast politisch in den Hintergrund. Diese Meldung nahm Satine zum Anlass, endlich auf eine Rückkehr bestehen zu können.

„Meister, meint Ihr nicht, es ist zu früh, um zurück nach Keldabe zu gehen?“, sprach Obi-Wan Qui-Gon an, als die beiden einmal einen Moment allein fanden. Satine saß mit Rena und Leroun zusammen in Renas Wohnung. Eifrig durchdachten die drei jede Eventualität und Qui-Gon hatte beschlossen, nun endlich seinen Padawan zur Rede zur Stellen, was seine Beziehung zu der Herzogin anging. Allerdings lenkte Obi-Wan das Gespräch momentan geschickt um dieses schwierige Thema herum.
„Nein, ich denke, es ist an der Zeit, wieder aus dem Untergrund aufzutauchen“, antwortete Qui-Gon vorsichtig. Es erschien ihm immer noch seltsam, dass ihre Rollen sich in den letzten Wochen vertauscht hatten. Wo der Meister die Pläne Satines befürwortete, wenn er auch nicht müde wurde, auf die Risiken aufmerksam zu machen, da schien der Schüler die Herzogin am liebsten für immer in eine Pappschachtel packen und verstecken zu wollen.
„Auch, wenn es gefährlich werden könnte, ich denke, dass sie ausnahmsweise recht hat. Wenn Sie etwas erreichen will, dann braucht sie in Keldabe jemanden, der ihr Zugang verschafft und der einzige, der das kann, ist der Mand'alor.“
„Der Einfluss von Sinna schwindet“, wandte Obi-Wan ein.
„Und genau deswegen müssen wir zurück, bevor er ganz aus der Regierung gedrängt wird. Das letzte bisschen Einfluss, das er hat, kann er nutzen, um Satine den Posten als Clanführerin endgültig offiziell zu bescheinigen. Dann hätte sie die gleichen Rechte, wie alle anderen im Rat der Clanführer und könnte ihre Position durchsetzten.“
„Dieser Plan ist gefährlich und überstürzt! Meister, wir sind hier, um sie zu beschützen, nicht um sie an die Macht zu bringen.“ Die Stimme des Padawans klang merkwürdig aggressiv. Qui-Gon nutzte die Gelegenheit, um herauszufinden, was wirklich in seinem Schüler vorging.
„Wir sind aber nicht hier, um sie einzusperren. Du scheinst dir große Sorgen um sie zu machen.“
„Das tue ich. Sie handelt zu oft impulsiv und weiß nicht, was sie tut.“
Qui-Gon nickte. „Du willst sie vor dem Scheitern und dem damit verbundenen Leid bewahren. Eine ehrenwerte Absicht, aber denke darüber nach, mein junger Padawan. Deine Beziehung zu ihr ist stark geworden, glaube nicht, das hätte ich nicht bemerkt.“
Ertappt blickte Obi-Wan zu Boden. „Ich gebe zu, dass mir viel an ihr liegt, Meister. Sie ist zu einer guten Freundin geworden, aber nicht mehr. Diese Lektion habe ich gelernt.“
Qui-Gon schüttelte den Kopf. „Erforsche deine Gefühle, Obi-Wan. Sie sind stark, ich kann dich beinahe lesen wie ein offenes Buch.“
Trotz zeigte sich in seinen Augen, als der Padawan den Kopf hob. Innerlich seufzte Qui-Gon. So sehr sich Obi-Wan auch dem Kodex verpflichtet fühlte, er war trotz allem noch jung und impulsiv. Was er lernen musste, war die Ruhe und Gelassenheit zu finden, die nötig war, um in jeder Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Qui-Gon wusste, wie schwer das war. Ihm selbst war es auch nicht leicht gefallen, diese Lektion zu lernen und er bezweifelte, dass es ihm bis heute vollständig gelungen war.
„Und was könnt Ihr sehen, Meister?“, fragte Obi-Wan, ein leichter Hauch Spott in seiner Stimme.
„Ich sehe, dass du vorsichtig sein musst. Um deinetwillen, junger Padawan, mehr verlange ich nicht.“
Er sah seinen Schüler nicken und hoffte, dass er ihm genug ins Gewissen geredet hatte, um dem, was sich anbahnte, vorzeitig ein Ende zu bereiten.

Als sie aus dem Schiff stiegen und sich der Menge auf dem Vorplatz des Raumhafens von Keldabe anschlossen, gönnte Rena Barakis sich einen Moment, legte den Kopf in den Nacken und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings. Sie hatte lang unter der schwarzen Kuppel Sundaris gelebt und es war das erste Mal seit Jahren, dass sie die Wärme der mandalorianische Sonne direkt auf ihrer Haut spürte. Satine beobachtete sie und lächelte. Es ging ihr ähnlich und das, obwohl sie nur wenige Monate von Zuhause fort gewesen war. Sie spürte, dass es gut war, wieder hier zu sein, trotz ihres nicht ganz ungefährlichen Vorhabens. Sanft griff sie Rena am Arm und zog sie weiter, denn die beiden Jedi stand bereits ins Gesicht geschrieben, dass sie ihre Schützlinge lieber an einem weniger belebten Ort hätten.
Rena hatte darauf bestanden, Satine zu begleiten. Sie sagte, sie hätte in all den Jahren, in denen sie für Sundari gearbeitet hatte das eigentliche Mandalore zu sehr außer acht gelassen und niemand hatte ihr ausreden können, Satine zu unterstützen. „Ich bin Aman etwas schuldig“, behauptete sie, wollte das aber nicht näher erläutern. Die Herzogin war davon überzeugt, dass Qui-Gon Rena nur akzeptierte, da sie es immer wieder geschafft hatte, sie umzustimmen. Bestimmt dachte er, dass er so einen besseren Einfluss auf sie hatte. Es störte sie nicht. Satine wusste, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, könnte sie es durchziehen und würde auf niemanden hören, der versuchte, es ihr auszureden. Aber sie ließ Meister und Padawan lieber ihren Glauben.
Es schmerzte, durch die Straßen Keldabes zu fahren und dabei ihr Elternhaus links liegen zu lassen, aber es war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, dorthin zurückzukehren. Stattdessen begab sich die kleine Gruppe auf direktem Weg zum steinernen Saal. Es war merkwürdig, sich nach all den Monaten, in denen sie auf der Flucht gewesen waren, wieder frei und öffentlich auf einem Platz zu bewegen, aber Satine selbst hatte darauf bestanden, nicht durch die Hintertür hereinzuschleichen. Vielleicht war das dumm, das wusste sie selbst, aber nur so konnte sie Aufmerksamkeit erregen.
Mit Qui-Gons Hilfe behauptete sie schließlich an der Pforte einfach, sie hätte einen Termin beim Mand'alor und der Mann führte sie mehr oder weniger bereitwillig zu dessen Büro. Ob Sinna gerade dort war, konnte der Mann ihnen nicht sagen, aber sie würde warten können. Notfalls auch Stunden. Der Vorraum des Büros war im Stil des alten Regierungsgebäudes gehalten. Die Wände aus Stein hatte jemand mit dunkelroten Vorhängen geschmückt und ein Läufer im gleichen Farbton führte erst zum Schreibtisch eines Sekretärs und dann zur eigentlichen Bürotür. Misstrauisch blinzelte der kleine, untersetzte Mann über den Rand seiner Brille hinweg und begutachtete die merkwürdige Gruppe eingehend.
„Was kann ich für Euch tun?“, fragte er dann gemächlich. Sein linkes Auge zuckte unwillig.
„Ich möchte zu Bali Sinna“, erklärte Satine mit fester Stimme.
„Er ist beschäftigt“, säuselte der Mann und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Habt Ihr einen Termin?“
Bevor Qui-Gon oder Obi-Wan mit Gedankenmanipulation einschreiten konnten, antwortete Satine. Sie wollte das hier auf möglichst legalem Weg regeln. „Nein, habe ich nicht. Aber Ihr könnt mir glauben, wenn ich Euch sage, dass er mich nicht draußen stehen lassen würde.“
Der Sekretär setzte zu einem langen Seufzen an, doch in dem Moment wurde die Bürotür geöffnet und der Mand'alor persönlich stand darin. „Kommt herein, junge Dame.“
Satine erlaubte sich einen spöttisch triumphierenden Blick in Richtung des Sekretärs, dann ging sie auf Sinna zu. Die Jedi machten Anstalten, ihr zu folgen, aber der Mand'alor hob eine Hand. „Nur Ihr. Eure Begleiter werden hier warten müssen.“
Sie blickte zurück und sah, wie sich Obi-Wan anspannte, doch sie lächelte ihm und Qui-Gon beruhigend zu und ging allein mit Sinna.

Drinnen setzte Sinna sich hinter seinen Schreibtisch und versuchte, so professionell wie möglich auszusehen. Es gelang ihm nicht wirklich. Der einst so energische, bodenständige Mann wirkte grau und überarbeitet. Er hatte abgenommen, was seine kantigen Gesichtszüge hervorstechen ließ, sein Haar stand wirr vom Kopf ab, da er immer wieder mit der Hand hindurch strich. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen und Sorgenfalten zierten sein Gesicht. Trotzdem sah Satine einen unbestimmten Hoffnungsschimmer in seinen Augen.
„Ich habe eine Vermutung bezüglich Eurer Identität, aber bitte bestätigt es mir“, bat er und sie nickte.
„Satine Kryze, Amans Tochter und seit seinem Tod Führerin des Kryze-Clans.“
„Euer Vater war ein weiser Mann. Leider war er genauso ein Sturkopf und das hat ihm letztendlich den Tod gebracht. Es muss schrecklich sein, was Ihr durchgemacht habt.“
Satine spürte, dass er seine Worte ehrlich meinte, aber sie erlaubte sich momentan nicht, sie anzunehmen. Es würde sie aus dem Konzept bringen und das konnte sie sich nicht leisten. Ihr Plan hing von dieser einen Entscheidung ab, die Bali Sinna hoffentlich heute treffen würde und sie musste unbedingt positiv zu ihren Gunsten ausfallen.
„Ich danke Euch.“
„Aman Kryze war fast so etwas wie ein Freund für mich“, fuhr er fort. „Seit er tot ist, ist alles nur noch schlimmer geworden. Manchmal denke ich, dass nur er allein es war, der diesen Haufen Irrer Clanführer davor bewahrt hat, ihre eigene Meinung für ein wenig Geld zu verkaufen.“
Satine musste unwillkürlich all denen zustimmen, die behaupteten, Sinna wäre als Mand'alor nicht mehr geeignet. Er schien wirr und unfokussiert und seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen.
„Verehrter Mand'alor, ich bin hier, weil ich etwas wichtiges mit Euch zu besprechen habe“, fing sie an, aber er unterbrach sie.
„Verehrter Mand'alor? So hat mich schon lang niemand mehr genannt. Ich schätze, das hat auch seinen Grund. Ich wusste sofort, schon als man mich gewählt hat, dass ich für dieses Amt nicht geschaffen bin. Ich wusste es und habe es trotzdem angetreten. Wie dumm man doch ist, wenn die Macht einem die Sicht verblendet.“ Er drehte den Kopf und sah aus dem Fenster und beobachtete, wie sich dünne weiße Federwolken vor den hellblauen Himmel schoben. „Ich kann mir denken, weshalb Ihr hier seid“, fuhr er nach einer Pause fort. „Ihr gedenkt, den Platz Eures Vaters als Clanführer und Vertreter im Rat einzunehmen, aber lasst Euch gesagt sein, dass dies das Dümmste ist, was Ihr tun könntet.“
„Das denke ich nicht, Mr. Sinna“, widersprach Satine. „Ich weiß, dass mein Vater auf dem richtigen Weg war. Er hatte Pläne, die hätten verwirklicht werden sollen und womit er diesem Chaos ein Ende hätte bereiten können. Es ist jetzt ein wenig Zeit verstrichen. Die anderen Clanführer müssen mittlerweile auch erkannt haben, dass es so nicht weitergehen kann.“
Sinna nickte gedankenverloren. „Als Kryze mir die Dokumente zeigte, habe ich genauso gedacht. Ich war überzeugt davon, dass es funktionierten würde, aber ich habe mich getäuscht. Es ist nur alles schlimmer geworden.“
„Hört endlich auf, Euch in Melodramatik zu ertränken!“, fuhr Satine ihn an und erlangte so wieder seine volle Aufmerksamkeit.
„Wie bitte?“, fragte er empört, aber sie hörte nicht auf ihn.
„Mein Vater war zu voreilig. Er war ungeduldig und konnte nicht warten, sein Vorhaben zu verwirklichen. Er hat nicht bedacht, in welcher Verfassung die Clanführer waren, aber das ist jetzt fast ein halbes Jahr her. Sie sind jetzt bereit dafür, glaubt mir!“
„Was habt Ihr vor zu tun?“, fragte Sinna, immer noch misstrauisch.
„Für den Anfang, bitte ich Euch darum, mir den Posten meines Vaters zu geben. Ich habe jedes Recht dazu und Ihr könnt mir helfen, dieses Amt auch offiziell anzutreten.“
„Wenn Euch Euer Leben lieb ist, Satine, dann verschwindet von hier und lasst Euch erst wieder blicken, wenn sämtliche Vizslas des Planeten ausgestorben sind.“
„Sinna.“ Sie setzte sich ihm gegenüber, legte die Hände flach auf den Tisch und sah ihm eindringlich in die Augen. „Ich werde mich nicht verstecken und zusehen, wie Mandalore untergeht. Das könnt von mir aus Ihr übernehmen, aber erst, nachdem Ihr mich zum offiziellen Vertreter des Kryze-Clans gemacht habt. Ich habe die Möglichkeit, etwas zu bewegen und das werde ich auch tun, aber ich brauche dafür Eure Hilfe. Tut es für die Hoffnung und für Mandalore!“
Eine Weile blieb es still. Sinnas Blick suchte nach den geringsten Zweifeln in Satines Augen und als er keine fand, gab er schließlich nach.

Satine hatte sich jedes triumphierende Grinsen verkniffen, bis sie schließlich in Amans altem Büro stand. Viele Erinnerungen waren nicht an diesen Ort geknüpft, da sie ihren Vater nicht häufig hier besucht hatte. Und so konnte sie sich auch auf ihre neue Aufgabe konzentrieren, ohne die ganzen Zeit über an Aman zu denken, das hoffte sie zumindest. Sinna hatte sich gesträubt, ob aus Misstrauen ihr gegenüber und tatsächlich aus Sorge konnte sie nicht sagen, aber nach der Bedenkzeit, die sie ihm gegeben hatte, war sein Widerstand schließlich endgültig in sich zusammengeklappt. Nun schickte sich die mandalorianische Sonne bereits an, unterzugehen, als sie und die beiden Jedi das leergeräumte Büro betraten. Der Schreibtisch stand noch an der selben Stelle, an der Aman ihn verlassen hatte, aber sonst befand sich kein Möbelstück mehr im Raum. Geistig machte Satine sich eine Notiz, sich zuallererst einen Schreibtischstuhl und Besucherstühle zu besorgen, dann würde sie in den tiefen des Computers die Dokumente suchen, die sie benötigte.
„Ich werde die Sicherheitseinrichtungen überprüfen“, sagte Qui-Gon und machte sich auf den Weg zurück in den Vorraum des Büros, bevor einer der beiden anderen zustimmen konnte.

Obi-Wan sah ihm gedankenverloren nach. Alles in ihm widersetzte sich der Vorstellung, Satine könnte in die Öffentlichkeit zurückkehren. Er hatte die Aufgabe, sie zu schützen und er bekam mehr und mehr das Gefühl, dass dies bald sehr viel schwieriger werden würde.
„Ich denke, wir sollten die Möglichkeit nutzen, dass sich an das Büro auch Wohnräume anschließen“, überlegte er laut. „Die sind zwar nur als Behelfsunterkünfte gedacht, aber für unsere Zwecke reicht es allemal.“
„Dann wären wir rund um die Uhr hier. Mir gefällt es nicht, mich zu verstecken und verschanzen“, widersprach Satine heftig, ging um den Schreibtisch herum und stütze sich mit den Händen darauf.
„Es wäre aber deutlich sicherer, als wenn wir zusätzlich noch eine Wohnung in Keldabe sichern müssten.“
„Ich denke nicht, dass das einen großen Unterschied macht. Unsere Feinde sind sowohl hier, als auch überall sonst in Keldabe, ja sogar beinahe auf ganz Mandalore. Ich möchte auch unter Menschen kommen.“
Der junge Jedi spürte, wie der Ärger in ihm aufstieg. Warum konnte Satine nicht ein einziges Mal auf ihn oder Qui-Gon hören, wenn sie sie zu schützen versuchten? Warum versuchte sie immer, sich unnötig in Gefahr zu begeben? Den Gedanken, der in seinem Hinterkopf auftauchte, dass sie sich eigentlich selten wirklich grundlos in Gefahr begab, ignorierte er gekonnt. Mit wenigen Schritten stand er neben ihr hinter dem Schreibtisch und redete auf sie ein. „Hör auf mich, bitte! Wenigstens dieses eine Mal, denn langsam bereitet es mir wirklich Kopfschmerzen, dass du dich gegen jede Sicherheitsmaßnahme auflehnst, die Qui-Gon oder ich dir auferlegen. Es geht hier um nicht weniger als dein Leben und ich verstehe, dass du bestimmte Risiken eingehen musst, aber ich mache mir Sorgen um dich!“
Er machte eine Kunstpause und bemerkte überrascht, dass er wie beiläufig immer näher an sie herangetreten war, sodass ihn jetzt nur noch wenige Zentimeter von ihr trennten. Satine hatte seine unbewusste Reaktion anscheinend sehr bewusst wahrgenommen, war aber keinen Schritt zurückgewichen. Ihre Augen hingen an seinen und sie schien überhaupt nicht mehr wahrzunehmen, was er sagte, als er leise hinzufügte: „Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustoßen sollte.“
Als wären die Worte ihr Stichwort nahm sie die eine Hand von der Tischplatte und legte sie an seine Wange. Obi-Wan hielt unwillkürlich den Atem an und das Blut schoss ihm in den Kopf. Was sie da tat, war eindeutig nicht, was er mit seiner Rede beabsichtigt hatte, aber er musste zugeben, dass es keinesfalls unangenehm war, wie ihre schlanken Finger über seine Haut strichen, als sie die Hand in seinen Nacken wandern ließ und ihn zu sich zog. Dann, plötzlich, fanden sich ihre Lippen auf seinen wieder, was seinen Verstand nun endgültig überforderte. So viele Gedanken auf einmal schossen durch seinen Kopf. Der Kodex und dass er den Jedi gegenüber einen Eid abgelegt hatte, Qui-Gons Worte, die ihn vor genau diesem Moment bewahren wollten und schließlich noch die übermächtige Stimme, die ihm sagte, dass es sich unglaublich gut anfühlte.
Als Satine sich wieder von ihm löste, nach Sekunden oder Minuten, das konnte Obi-Wan nicht mit Bestimmtheit sagen, realisierte wohl auch sie, was sie getan und vor allem, was sie ihm angetan hatte, und senkte verlegen den Kopf.
„Es tut mir leid“, murmelte sie. „Ich hätte nicht...“
Obi-Wan, der Mühe hatte, seine Sprache wiederzufinden und gleichzeitig das Bedürfnis verspürte, so schnell von hier wegzukommen, wie irgend möglich, zeigte in eine unbestimmte Richtung und hoffte, dass er die Tür getroffen hatte. „Ich...“ - er fuchtelte mit der Hand im Nichts herum, dann drehte er auf dem Absatz um und flüchtete.
Kapitel 12 Hört mir zu! by Oriane
Die junge Herzogin zog alle Blicke auf sich, als sie den steinernen Saal betrat. Eindrucksvoll reihten sich die zwölf Sitze der Clanführer vor ihr auf, in der Mitte der etwas prächtigere Stuhl des Mand'alors. Ausnahmslos jeder war anwesend und beobachtete Satine, wie sie versuchte, so schnell wie möglich den leeren Platz Amas zu erreichen, ohne dabei hektisch zu wirken. Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, doch das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Bemüht, entschlossen zu wirken, fixierte sie Bali Sinna, damit ihre Augen nicht unruhig hin und her huschten, doch die Sorgenfalten und der Zweifel, den sie in dem gebeutelten Gesicht entdeckte, als sie näher kam, wirkten nicht gerade beruhigend. Sie nickte dem Mand'alor zu, bevor sie sich setzte, dann eröffnete er die Sitzung und erteilte Mara Syhke das Wort. Die großgewachsene, schlanke Frau neben Satine erhob sich und begab sich mit sicheren Schritten nach vorn.
„Wie allgemein bekannt ist, steht heute die Abstimmung über den ausgearbeiteten Angriffsplan an. Die Details sollten jedem bekannt sein. Da wir jedoch unerwarteten Zuwachs bekommen haben“ - sie nickte Satine zu - „werde ich die Einzelheiten für alle noch einmal grob zusammenfassen.“
Satines Gedanken rasten. Ein Angriffsplan? Wann war dieser leichtsinnige Gedanke aufgekommen und warum hatte sie davon nicht erfahren? Unwillkürlich huschte ihr Blick zu Bali Sinna, der ihn entschuldigend erwiderte. Nach der Sitzung würde sie ein Wörtchen mit ihm reden müssen.
„Grob gesagt sieht der Plan so aus, dass wir ihre Basis auf dem Mond Concordia angreifen werden. Die Death Watch versteckt sich dort, fördert gleichzeitig Rohstoffe und zerstört die uralten Wälder des Mondes. Es liegen Informationen aus einer Quelle vor, die ich aufgrund zweifelhafter Loyalität einiger Mitglieder dieses Gremiums lieber ungenannt lassen werde, die uns die Möglichkeit geben, die Death Watch im Herzen zu treffen. Die Feinheiten des Plans werden einsehbar, wenn ihm zugestimmt wurde.“
Nein, nein, nein!, ratterte es in Satines Kopf, die freche Anschuldigung der Wahren Mandalorianerin ignorierend und nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Angriff war der falsche Weg. Alarmiert sah sie sich bei den anderen Clanführern um. Die Riege um Pre Vizsla saß wie versteinert auf ihren Plätzen, was ihre Sorge nur noch anfeuerte. Anscheinend hielt er sich für machtlos gegenüber den anderen, die mehr oder weniger zustimmend nickten. Sie hatten sich wohl von den Anschlägen und Mara Syhkes glühenden Worten mitreißen lassen, jetzt, wo Bali Sinna mehr und mehr Einfluss verlor und eigentlich nur noch für das Eröffnen und Schließen der Sitzungen zuständig war.
„Gibt es irgendwelche Einwände?“, fragte der Mand'alor in die Runde und beinahe hätte Satine in ihrem Entsetzten ihre Chance verpasst. Mit nervös rasendem Herzen stand sie auf und trat einige Schritte vor die Reihe der Clanführer. Wieder lagen alle Augen auf ihr, die meisten mit abfälliger Neugier darüber, was die kleine Kryze-Göre wohl zu sagen hatte.
Sie sammelte sich, versuchte die richtigen Worte zu finden, während all die Augen ihr klarmachten, dass es wirklich zählte, was sie sagte, wenn sie es gut machte.
„Ich erkenne, dass ein Angriff in diesem Moment Euch allen die einzig vernünftige Reaktion zu sein scheint“, begann sie. „Viele von uns haben in den Anschlägen der Death Watch geliebte Familienmitglieder und Freunde verloren, da ist es nur natürlich, dass Rachegedanken aufkommen. Nun habe ich den Vorteil, dass ich von außerhalb komme. Meine Sichtweise auf die Dinge ist vielleicht etwas klarer als Eure, ohne dabei anmaßend klingen zu wollen. Meine ganze Familie ist der Death Watch zum Opfer gefallen, ich selbst war lange auf der Flucht vor ihr, um mein Leben zu schützen. Nun bin ich zurückgekehrt, um den Platz meines Vaters einzunehmen, der, wie Ihr alle wisst, nichts von Krieg und Gewalt hielt. Er versuchte immer, eine friedliche Lösung zu finden. Und auch, wenn ich Eure Reaktion verstehen kann, so werde ich doch nicht das zerstören, wofür mein Vater so lange gekämpft hat.
Natürlich, mein Wort in dieser Halle ist neu und mag unerfahren klingen, aber was genau haben wir der Death Watch in einem erneuten Bürgerkrieg entgegenzusetzen, der die unweigerliche Folge sein wird, wenn wir wirklich einen Angriff starten? Die wahren Mandalorianer, die sich für uns gegen die Death Watch gestellt haben, sind vernichtet worden.“ Ihr Blick huschte zu Mara Syhke, die die Lippen zusammenkniff, jedoch keine Anstalten machte, etwas zu erwidern. Vielleicht wollte sie das Ende der Rede abwarten, bevor sie Satine mit vernichtenden Worten schlug.
„Wer wird also für uns kämpfen? Ein erneuter Bürgerkrieg würde den Sieg der Death Watch bedeuten – den erneuten Sieg und der Teufelskreis würde sich wiederholen. Die Leute auf den Straßen, eure Clans, sie sind des Sterbens müde. Alles, was sie sich wünschen, ist Frieden und den werden wir mit einem unüberlegten Angriff nicht erreichen.
So merkwürdig das klingen mag, aber auch das Ziel der Death Watch ist Frieden. Frieden in ihrer eigenen Definition. Ich weiß, dass sie sich in ihrer Lebensweise seit Jaster Mereel unterdrückt fühlen, was der Grund für den Bürgerkrieg vor vielen Jahren gewesen ist. Mandalore hat sich weiterentwickelt. Es ist von seiner kriegerischen Vergangenheit abgerückt, aber wann haben wir uns dazu entschieden, Minderheiten zu unterdrücken, die anders sind als wir? Letztlich sind wir schuld, dass es noch keinen Frieden gibt, aber wenn ich von einem überzeugt bin, dann davon, dass die Chance besteht, mit der Death Watch zu verhandeln. Es besteht die Chance auf Frieden, wir müssen sie nur ergreifen – und dürfen keinen Fehler begehen. Dieser Angriffsplan, den Ihr vorlegt, wäre ein großer Fehler.“
Als sie geendet hatte, war es totenstill im Saal. Das Schweigen hallte von den dicken Mauern wider und Satine erwartete beinahe, dass die älteren Clanführer in Lachen über sie ausbrachen. Doch nichts dergleichen geschah. Sie schienen in Schockstarre versunken zu sein, allen voran Bali Sinna, der nicht einmal dazu in der Lage war, Lar Derah das Wort zu erteilen, die sich als erste der elf wieder bewegen konnte. Langsam stand sie auf und gesellte sich zu Satine vor die Reihe der Clanführer.
„Eine beeindruckende Rede, wirklich“, begann sie, doch Satine ließ nicht zu, dass es sie mit Stolz erfüllte. Das Ziel war noch nicht erreicht. „Aber mit Verlaub, Ihr seid beinahe noch ein Kind. Glaubt ihr wirklich, dass Ihr die Dinge nicht aus einem beschönigenden, allzu optimistischen Blickwinkel seht? Die Death Watch terrorisiert Mandalore seit Jaster Mereel. Ihr sagt, sie fühlt sich von uns unterdrückt. Worauf stützt sich diese Annahme?“
Alles in Satine sträubte sich, die Antwort zu geben, die sie auf die Frage für richtig hielt. Sie könnte das rare Vertrauen, das die Clanführer ihr entgegenbrachten, mit einem Schlag zerstören und doch mussten sie es wissen, wenn die Herzogin sich nicht als rückhaltlos darstellen wollte.
„Meine Schwester ist zur Death Watch übergelaufen“, sagte sie laut und deutlich. „Ich habe also einen sehr klaren Blick auf ihre Ansichten. Sie liebt ihre Familie, dessen bin ich mir sicher, trotzdem hat sie sich entschieden, ihr den Rücken zu kehren. Während ich Zeuge dieses Prozesses wurde, ist mir einiges klargeworden.“
Es stimmte nicht ganz, dass sie wirklich Zeuge von Bo-Katans Abnabelung gewesen war, aber immerhin hatte ihre Schwester sie nach dem Tod ihrer Mutter aufgesucht.
„Wenn Eure Schwester bei der Death Watch ist, wie können wir Euch ein Wort glauben, von dem was Ihr sagt. Wahrscheinlich steht Ihr insgeheim auf ihrer Seite“, kam es von Mara Syhke, die noch immer vor den Clanführern stand und ihren Angriffsplan verteidigen wollte.
„Ich spreche mit den Worten meines Vaters zu euch und will Frieden mit der Death Watch schließen“, fuhr Satine sie an. „Wie würde das zusammenpassen, wenn ich zu ihr gehören würde?“
„Oh, da fallen mir einige Aspekte ein. Ihr wollt uns den Angriff auf die Death Watch ausreden, wollt stattdessen Friedensgespräche führen, die vermutlich damit enden werden, dass diesen Terroristen auch offiziell Macht zugesprochen wird. Dann wäre ihr Ziel erreicht – ebenso Euer Ziel.“
Genau das hatte Satine befürchtet. Mit ihrer Rede hatte sie in Mara Syhkes Kopf das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Jetzt musste sie sich etwas gutes einfallen lassen, um nicht durch die Maschen zu fallen und die Chance, die man ihr gegeben hatte, zu verspielen.
„Die Death Watch hat meine gesamte Familie auf dem Gewissen. Erst meine Schwester, dann meine Mutter und schlussendlich meinen Vater. Glaubt Ihr wirklich, dass ich jemals zu ihr überlaufen könnte mit dem Wissen, dass sie mir alles genommen haben, was ich liebe und wofür ich lebte?“
„Sie gehört nicht zur Death Watch!“ Die kräftige Stimme von Almec hallte durch die leise flüsternden Diskussionen, die durch die Halle schlichen. Noch immer schien der Mand'alor machtlos.
„Herzogin Satine Kryze hat den rechtmäßigen Platz ihres Vaters in unserer Halle eingenommen und erst jetzt, erkenne ich, wie sehr Kryzes mahnende Worte hier gefehlt haben. Wir sind unausstehlich paranoid geworden. Unsere Angst hat uns vergessen lassen, dass wir die Herrscher von Mandalore sind, nicht die Death Watch. Wenn wir beginnen, sie militärisch zu bekämpfen, wird sie nichts als Gelächter für uns übrig haben Unsere Angst hat unser Verhalten kindisch werden lassen. Jetzt, wo wir das erkannt haben, lasst uns wieder erwachsen werden und vernünftig an die Sache herangehen. Auch, wenn es unwahrscheinlich scheint – vielleicht ist die Death Watch wirklich bereit, zu reden.“
„Ihr alle scheint Eure Meinung aufgrund der Rede unseres Nachwuchses sehr schnell zu ändern“, begann Sitain, der dem Lager von Pre Vizsla recht nahe stand. „Aber ich muss zugeben, dass sie mit einem Recht hat. Mein Clan ist das Sterben leid. Es ist möglich, dass wir vernünftig werden sollten und dass ab jetzt Worte, statt Taten angebracht sind.“
Erleichtert ließ Satine die Luft aus ihren Lungen entweichen, die sie unwillkürlich angehalten hatte, seit Sitain sich von seinem Sitz erhoben hatte.
„Ich denke, wir sollten das tun, weshalb wir heute hier zusammengekommen sind – abstimmen.“ Endlich war der Mand'alor aus seiner Schockstarre erwacht und erhob sich, dass alle anderen veranlasste, sich wieder auf ihre Plätze zu begeben. „Es geht noch immer um den Angriffsplan, den Mara Syhke ausgearbeitet hat. Ich bitte nun jeden, die Hand zu heben, falls er diesem Plan zustimmt.“
Mit Angst im Herzen beobachtete, wie sich außer Mara Syhkes noch andere Hände hoben, zögerlich zwar, aber sie waren da. Arminia Ellick, Lar Derah und schließlich Baran Gedyc. Einen bangen Moment lang sah Satine vor ihrem inneren Auge alle anderen Hände hochschießen, doch es blieb ruhig im Saal.
„Wer stimmt dagegen?“
Langsam aber bestimmt hob Satine die Hand. Bei dieser Abstimmung ging es nicht allein um den Angriffsplan, es ging viel mehr darum, ob Satine als Amans Nachfolger irgendetwas zu sagen hatte, ob sie sich auch in Zukunft durchsetzten konnte und ob die anderen sie respektierte und nicht als dummes Kind abtaten. Noch zögerlicher als vorher hoben die Clanführer die Hände, doch wichtig war nur, dass sie es taten. Ihr selbst folgten Almec und Lao Vevut, dann Sitain, dann Erreck Bralor. Und schließlich hob auch Bali Sinna die Hand. Damit war die Abstimmung bereits entschieden.
„Enthaltungen?“, fragte er der Form halber, aber Vizsla und seine Anhänger machten sich nicht die Mühe, das Protokoll aufrecht zu erhalten.
„Ich danke Euch. Damit ist der Angriffsplan abgelehnt. Ich schließe die Sitzung für heute.“
Wie paralysiert blieb Satine auf ihrem Stuhl sitzen. Das Ergebnis war mehr, als sie für ihre erste Sitzung zu hoffen gewagt hatte, aber anscheinend hatte sie es geschafft, genau die richtigen Worte zu finden. Sie konnte nicht leugnen, dass sie ein wenig stolz auf sich selbst war.
„Herzogin?“ Der junge Führer des Ordo-Clans, Almec, war vor ihr stehengeblieben.
„Ja?“ Sie stand auf und schüttelte ihre Gedanken fürs erste ab.
Ihr Gegenüber lächelte sie anerkennend an. Ob es ein echtes Lächeln war, oder ob er es nur spielte, konnte sie nicht erkennen. „Wir beide sollten uns unterhalten.“
„Was schwebt Euch vor, Almec?“
„Friedensgespräche, Herzogin, sollten gut durchdacht sein.“

Obi-Wan hatte zusammen mit seinem Meister das Schauspiel, das sich im Saal bot, über einen Bildschirm nahe des Haupteingangs zum Saal verfolgt. Dort lag auch das Sicherheitsbüro des steinernen Versammlungssaals, von wo aus jeder ein und Ausgang überwacht wurde. Alle Augen waren auf die Sicherheit der Clanführer gerichtet.
„Ein großer Erfolg“, resümierte Qui-Gon beeindruckt, als das Ergebnis der Abstimmung bekannt gegeben wurde.
„Ja“, murmelte Obi-Wan, doch der junge Jedi war mit seinen Gedanken ganz woanders. Seit ihrem ungeschickten Kuss in Satines Büro waren sie sich gegenseitig aus dem Weg gegangen, hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen. Zusätzlich musste der Padawan jede Minute aufpassen, dass er Qui-Gon nicht seine Gedanken und vor allem seine vielen gegenteiligen Gefühle offenbarte.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Qui-Gon leise, aber bestimmt. „Es sieht dir nicht ähnlich, permanent deinen Geist zu verschließen, als hättest du etwas vor mir zu verbergen.“
Natürlich hatte sein Meister es bemerkt. Obi-Wan war von nichts anderem ausgegangen, aber er war trotzdem nicht bereit, ihm die Wahrheit zu sagen. Dazu wusste er selbst noch viel zu wenig über seine widerspenstigen Gefühle.
„Es ist die Herzogin, Meister. Sie wird schwerer zu schützen sein, als je zuvor, jetzt, da sie ins Licht aller Öffentlichkeit gerückt ist.“ Diese Sorge entsprach ganz der Wahrheit. Es war einer der Punkte, die ihn rund um die Uhr beschäftigten, einer der wenigen, die er mit seinem Meister besprechen konnte.
„Wir werden sie auf jeden ihrer Schritte begleiten müssen und sie mehr denn je beschwören, nichts Leichtsinniges zu tun“, antwortete Qui-Gon, den diese Frage ebenfalls beschäftigte. „Allerdings haben wir diesmal einen Trumpf im Ärmel – Rena.“ Der Meister schmunzelte leicht, wollte seinen Schüler aufmuntern. Rena Barakis hatte sich als die einzige Person erwiesen, die Satine mit aller Wortgewalt zurückhalten konnte, was weder er noch Obi-Wan schafften. Aber der Padawan zuckte nicht einmal mit den Mundwinkeln.
„Die Sorgenfalten passen nicht zu dir, Obi-Wan. Wo ist dein Optimismus, dein Glaube an das Gute?“
„Ich denke, die Sorgenfalten werden mich länger begleiten, als ich oder Ihr es für möglich haltet“, antwortete er, doch bevor Qui-Gon ihm widersprechen konnte, öffneten sich die großen Flügeltüren zum steinernen Saal und entließ die Clanführer Mandalors.
Kapitel 13 Bindungen by Oriane
Rena Barakis genoss die Sonne, die sie endlich wieder direkt auf ihrer Haut spürte. Wie hatte sie es nur so lange unter der schwarzen Kuppel Sundaris ausgehalten, ohne jemals einen Gedanken an die warmen, optimistischen Strahlen der Sonne zu verschwenden? In den Wochen nachdem Satine zum ersten Mal im steinernen Saal gesprochen hatte, hatte der Frühling mit aller Macht die Stadt überfallen. Nicht, dass diese Invasion Rena irgendetwas ausgemacht hätte. Sie schlenderte durch die Straßen der Altstadt, die in diesen Zeiten ruhiger geworden waren. Die Angst lauerte zwar noch zwischen den alten Mauern, aber die Mandalorianer trauten sie wieder auf die Straßen. Der Frühling lockte sie, wieder zu leben und sich nicht länger unterdrücken zu lassen. Rena ließ sich Zeit. Seit Satine Mitglied des Rates war, war ihr Leben anstrengender geworden. So gut sie konnte versuchte sie die stürmische junge Frau zu leiten und zu unterstützen, musste sich aber eingestehen, dass Satine die Dinge im Griff hatte. Die Ausstrahlung ihres Vaters hatte sie schon immer besessen und begleitet mit ihrem Redetalent wurde sie schnell von der Nachwuchs-Herzogin zur anerkannten, politischen Mitstreiterin.
Ein zusätzlicher Vorteil war Leroun Nevran, ihr Verbündeter aus Sundari, der sich noch immer dafür einsetzte, sämtliche Informationen aus dem gegnerischen Lager an sie weiterzugeben. Über Umwege hatte er sie kontaktiert und nun war sie auf dem Weg zu der öffentlichen Holozelle, die Leroun ihr genannt hatte. Niemand hatte Lust und Zeit, die öffentlichen Holozellen zu kontrollieren, nicht einmal die Death Watch.
„Es tut gut, deine Stimme zu hören, Rena“, begann der Togruta. „Wie ergeht es euch im feindlichen Lager?“
„Es ist nicht das feindliche Lager, es ist Satines Heimat“, widersprach Rena, ließ aber ein Lächeln sehen. „Es ist auch schön, dich zu hören. Was hast du für mich?!
„Keine guten Neuigkeiten. Auf Satine ist wieder ein Kopfgeld ausgesetzt worden. Ich weiß, dass die beiden Jedi damit umgehen können, aber diesmal scheint es wirklich ernst zu sein. Unsere Gegner haben spitzgekriegt, dass sie wirklich etwas zu sagen hat im Rat der Clanführer. Das gibt ihnen wohl zu denken. Sie verursacht Angst. Und jemanden, der Angst um seine Existenz hat, sollte man auf keinen Fall unterschätzen.“
„Was für ein Kopfgeld?“, fragte Rena. Es war schon früher vorgekommen, dass Satines Kopf plötzlich Credits wert war, aber laut Qui-Gon wurde das nur selten zum Problem. Die Herzogin wurde gut beschützt.
„Ein besorgniserregendes, Rena. Es klingt ziemlich ernst. Sorge dafür, dass sie sich bedeckt hält, vielleicht wird es dann wieder aufgehoben. Sie ist eine wirkliche Bedrohung.“
„Ich werde die Jedi davon in Kenntnis setzten. Mach dir keine Sorgen, Leroun.“
Aber der Togruta schien für einen Moment abwesend. Leise hörte Rena undefinierbare Stimmen. Die eine teilte der anderen offenbar etwas mit. Dann tauchte Lerouns holografisch projizierter Oberkörper plötzlich wieder auf. „Rena, du musst Qui-Gon warnen, sofort. Ich habe gerade erfahren, dass euch ein Kopfgeldjäger unmittelbar auf den Fersen ist.“
Die Angst kroch in ihr hoch. Noch nie hatte sie es mit Kopfgeldjägern zu tun gehabt, also wusste sie überhaupt nicht, wie man mit diesem Schlag umgehen musste. „Ich gebe sofort Bescheid. Pass auf dich auf, Leroun, ja? Versprich es mir!“
Ein Lächeln huschte über seine Lippen, trotz der Sorgenfalten gut zu sehen. „Natürlich. Du auch!“
Nachdem sie das Gespräch beendet und den Verlauf der Holozelle verändert hatte, begann sie zu rennen. Ihre Gelassenheit war dahin.

Satine war das Spiel leid gewesen, das sie und Obi-Wan seit ihrem Kuss unermüdlich miteinander spielten. Sie sprachen nur das nötigste miteinander, sahen sich nicht mehr in die Augen und der besorgt-verkniffene Ausdruck, der sich jedes Mal auf das Gesicht des Padawans legte, wenn sie in der Nähe war, gefiel ihr gar nicht. Direkt wie sie war, hatte sie beschlossen, etwas dagegen zu tun und da die Sonne ihr bestes gab, hatte sie den verdutzten Obi-Wan bestimmt zu einem Spaziergang in der Stadt überredet, bevor er etwas dagegen tun oder sagen konnte.
Qui-Gon war der Ausflug nur Recht, denn auch er machte sich Sorgen um seinen Schüler und ahnte, dass sein Zustand etwas mit Satine zu tun hatte. Also hatte er die beiden gehen lassen, in der Gewissheit, dass Obi-Wan die Herzogin mit allen Mitteln schützen würde.
Satine genoss es, durch die Straßen und Gassen ihrer Heimatstadt zu bummeln, aber das Gespräch, welches sie eigentlich hatte führen wollen, ließ auf sich warten. Jetzt, wo der Padawan dicht neben ihr ging, die Augen immer wachsam auf die Leute gerichtet, die ihnen entgegenkamen, oder die den Anschein machten, ihnen zu folgen, fiel es ihr schwer, die richtigen Worte zu finden. Was gäbe sie jetzt dafür, wenn dies eine Clanratssitzung wäre. Dort purzelten die Formulierungen nur so aus ihrem Mund, ohne, dass sie viel dafür tun musste. Mit Obi-Wan war es anders.
„Wie lange möchtest du mich noch anschweigen, Obi-Wan?“, begann sie schließlich zögernd, während sie eine schmale Gasse durchquerten.
„Ich schweige dich nicht an. Wir wechseln doch manchmal ein paar Worte“, entgegnete er schlicht und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sie seufzte. „Die nötigen Worte, ja. Aber warum kann ich nicht mehr mit dir reden wie früher? Ich habe unsere Gespräche immer sehr genossen.“
Als der Padawan schwieg, fuhr sie einfach fort. „Es tut mir Leid, was passiert ist. Du bist ein Jedi, oder auf dem besten Weg einer zu werden. Ich hätte dich nicht küssen sollen, ich habe nicht nachgedacht, wie weit das führen könnte, oder wie fatal die Folgen für dich sein könnten.“ Ohne es zu merken, begann sie, wild zu gestikulieren, was ihrem Begleiter schließlich ein Schmunzeln entlockte. Als sie es bemerkte, erwiderte sie es und ließ ihre fuchtelnden Arme sinken. „Bitte sprich wieder mit mir“, bat sie schüchtern.
„Es ist nicht so, als ob ich das nicht wollte. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest, Satine.“ Es war der längste Satz, den er seit langer Zeit zu ihr gesagt hatte und tief in ihrem Herzen sorgte seine Stimme dafür, dass ein Licht aufging.
„Warum schottest du dich dann ab?“
„Du hast den Stein ins rollen gebracht, mehr nicht. Alles weitere liegt bei mir. Eine der ersten Regeln, die ein Jedi in seiner Ausbildung lernt lautet: Du darfst dich niemals binden. Aber genau das passiert hier, verstehst du? Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie plastisch eine solche Bindung sein kann, aber ich kann sie vor mir sehen in der Macht. Ich spüre, wie sie fester und fester wird und ich kann nichts dagegen tun, so sehr ich es auch versuche. Deshalb habe ich mich von dir ferngehalten.“
„Du willst die Bindung zerstören“, resümierte Satine und konnte die Enttäuschung in ihrer Stimme nicht verbergen.
„Versteh mich nicht falsch. Ein Jedi ist durchaus in der Lage, Freundschaften zu führen und zu pflegen, aber das hier ist etwas anderes. Stell es dir vor, wie das Band einer Mutter zu ihrem Kind. Sie würde alles für das Kind tun, egal wie viel es sie kostet und ob sie dabei andere grundlos in Gefahr bringt. Dieses Band ist tief und fest und wenn es zerstört wird, hinterlässt es zu tiefe Narben, als das man den Verlust jemals ertragen kann.“
Fasziniert und gerührt hörte Satine seinem Vortrag zu. Wenn sie es richtig verstand – und sie glaubte, dass sie es verstanden hatte – dann versuchte Obi-Wan ihr gerade zu sagen, dass er alles für sie tun würde, egal was es kostete.
„Versuchst du gerade, mir deine Liebe zu gestehen?“ Die Frage war schneller herausgerutscht, als sie sie zurückhalten konnte und im selben Moment wurde ihr klar, wie anmaßend sie klang. Und trotzdem, ob der seltsamen Situation, musste sie grinsen.
Auch Obi-Wan schien erst geschockt, erkannte dann aber, dass er offensichtlich genau das versucht hatte, nur mit den Worten eines jungen Jedi, der in solchen Sachen nun wirklich nicht viel Erfahrung hate. Ihm entfuhr ein Lachen, in das Satine unendlich erleichtert einstimmte.
„Nein, ich versuche dir zu erklären, dass es für uns niemals eine Zukunft gäbe“, erklärte er dann, immer noch grinsend. „Einem Jedi ist es verboten, ein solches Band aufzubauen oder nur zuzulassen, verstehst du?“
„Ja.“ Sie nickte, obwohl sie nicht vollständig verstand was diese merkwürdige Regel im Kodex der Jedi zu bedeuten hatte. Trotzdem fragte sie nicht weiter nach. Ein Jedi zu werden war Obi-Wans Traum, sein Ziel, wofür er sein ganzes Leben lang gearbeitet hatte. Wer war sie schon, die diesen Traum für eigennützige Gefühle zerstören konnte? Nein, Obi-Wan war durch und durch ein Jedi – niemals hätte sie ihm dieses Leben zerstören können. „Ich verstehe, dass es nicht geht.“ Auch, wenn es mir ein Loch ins Herz frisst, fügte sie in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus. Zu spät fiel ihr ein, dass ihr Begleiter die Fähigkeit besaß, Änderungen in der Macht wahrzunehmen, was auch ihre Gefühle beinhaltete.
„Es tut mir Leid“, flüsterte er zerknirscht. Gequält sah er sie an und in dem Moment erkannte sie, dass sie ihn in diesem Zustand auf keinen Fall zurücklassen konnte. Tief aus ihrem Innern kramte sie den Optimismus hervor, den er ihr beigebracht hatte und erwiderte seinen Blick sanft. „Das bedeutet aber nicht, dass wir keine Freunde sein können, oder nicht? Gefühle lassen sich verbergen, das weißt du vermutlich besser als ich. Aber wenn du nicht mit mir sprichst, mich wie eine Fremde behandelst – das ertrage ich nicht, Obi-Wan.“
Sie hatten einen weitläufigen Platz erreicht, auf dem früher Märkte stattgefunden hatte, wie Satine aus ihrer Kindheit wusste. Heute jedoch war er fast menschenleer. Der junge Jedi schien ihr überhaupt nicht zugehört zu haben, er kniff angestrengt die Augen zusammen, nur um sie im nächsten Moment wieder alarmiert aufzureißen und über die Schulter zu schauen. „Satine!“, rief er, seine Arme wanden sich um ihren Körper, dann riss er sie zu Boden. Satine hörte den Blasterschuss nur leise und in weiter Entfernung, doch als sie unter Obi-Wan auf den Boden aufschlug, bewegte sich ihr Beschützer bereits nicht mehr.

„Obi-Wan! Obi-Wan, komm schon, wach auf!“ Nur mit Mühe hatte sie sich unter ihm herausgegraben. Der Schütze musste noch in der Nähe sein, aber die wenigen Bürger Keldabes, die sich auf den Platz getraut hatten, waren entweder geflohen oder – die mutigen unter ihnen – beugten sich besorgt über den jungen Jedi, der verletzt am Boden lag und sich nicht rührte. In der Ferne hörte sie kräftige Stimmen und die Sirenen von Sicherheitsdroiden. Hoffentlich schnappten sie den Täter. Jedenfalls entdeckte Satine erschrocken ein rauchendes Loch im Rücken ihres Beschützers und vermutete das Schlimmste. „Wach schon auf!“ Tränen schossen ihr in die Augen und verärgert blinzelte sie sie weg. Es gab jetzt wichtigeres. Sie sah sich um und entschloss, dass die schmale Gasse, aus der sie gekommen waren, momentan den besten Schutz bot, den sie kriegen konnte. Also versuchte sie, den Padawan unter den Armen hochzuheben und ihn in Sicherheit zu bringen. Ein Mann mittleren Alters half ihr dabei und packte mit an. Der Junge wog trotz seiner schmalen Gestalt viel mehr, als sie erwartet hatte und es kostete sie einige Anstrengung, seinen Körper zu bewegen. In der Gasse angekommen, legten sie ihn auf dem Bauch wieder ab. Satine bezweifelte, dass es seiner Wunde so gut tun würde ihn umzudrehen, die mittlerweile durch die Bewegung zu bluten begonnen hatte, obwohl die Blutgefäße eigentlich durch die Hitze des Lasers verschlossen worden waren. Ihr Helfer floh nun doch, bevor sie sich bei ihm für die Hilfe bedanken konnte. Mit zitternden Händen bette sie Obi-Wans Kopf in ihrem Schoß und versuchte dann, Qui-Gon zu kontaktieren. Das Blinken auf ihrem Komlink zeigte an, dass jemand versucht hatte, sie zu erreichen und gerade als sie versuchte, zu dem Jedi-Meister durchzukommen, meldete er sich bei ihr. „Satine, Obi-Wan, kommt sofort zurück. Es gibt schlechte Neuigkeiten.“
Satine ging nicht darauf ein. „Obi-Wan ist verletzt. Schwer verletzt. Wir brauchen Hilfe, Meister Jedi.“
„Ich bin sofort da.“
Dann brach die Kommunikation ab und Satine erlaubte sich, still und leise ein paar Tränen loszulassen.

Qui-Gon Jinn schaffte es in kürzester Zeit zu den beiden durchzukommen und trotzdem kam es Satine wie eine Ewigkeit vor. Sie spürte erst, dass sie fror, als der Meister seinen Schüler mit besorgtem Blick hochnahm und so vorsichtig wie möglich über die Schulter warf. Warme, schlanke Hände ließen sich auf Satines Schultern nieder und eine Stimme redete beruhigend auf sie ein, beschwörte sie, aufzustehen und sich in Sicherheit zu begeben.
„Wo gehen wir hin?“, fragte sie irritiert, als Qui-Gon den Speeder, mit dem er und Rena gekommen waren, links liegen ließ und sich zu Fuß in Richtung Norden aufmachte.
„Der Kopfgeldjäger wird nicht aufgeben, bis er Euch getötet hat, Herzogin. Im Regierungsgebäude seid Ihr nicht mehr sicher.“
Verwirrt und die Gedanken benebelt von der Sorge um den Padawan fügten sich in Satines Kopf die Fakten zusammen. Schon wieder waren sie auf der Flucht. Wieder ging es Richtung Untergrund von Keldabe und vielleicht mussten sie selbst von dort wieder fliehen. Doch was wurde aus ihren Erfolgen? Gemeinsam mit Almec stand sie so kurz vor einem ausgearbeiteten Entwurf für Friedensgespräche mit der Death Watch. Pre Vizsla zeigte sich weniger abgeneigt als sonst in diesen Tagen und der Clanrat hörte ihr zu, war auf ihrer Seite. Sie konnte nicht wieder fliehen – nicht jetzt! Diesmal nicht!
„Mach dir keine Sorgen, Satine, es ist nur für ein paar Tage“, flüsterte Rena ihr zu. „Der Meister würde dich zwar gern komplett vom Planeten herunterschaffen, aber auch er weiß, was auf dem Spiel steht. Er wird auf dich hören und wenn nicht, dann wird er auf mich hören.“

Gemeinsam schafften sie den verletzten Obi-Wan in eine zufällig ausgesuchte, billige Unterkunft. Niemand sonst trieb sich auf der Straße herum und so wollte Qui-Gon sich der Illusion hingeben, dass sie nicht gesehen worden waren. Vorsichtig verfrachtete er seinen Schüler auf eins der schmalen Betten und begann damit, seine Tunika zu öffnen, die Wunde freizulegen und sie zu untersuchen. Unterdessen war der Padawan aufgewacht und verfolgte nun mit sichtbaren Schmerzen, was sein Meister mit seinem Rücken anzustellen gedachte.
„Wäre es nicht besser, ihn in ein Krankenhaus zu bringen?“, fragte Rena leise, die sich neben Obi-Wan am Kopfende des Bettes niedergelassen hatte und den jungen Mann besorgt musterte.
„Nein. Ich kann nicht riskieren, dass Kopfgeldjäger uns dort finden. Es ist immer noch meine Aufgabe, die Herzogin zu beschützen.“
„Und wenn ich ihn hinbringen würde? Ihr könntet mit Satine hier bleiben, während ich dem Jungen vernünftige, medizinische Hilfe suchen würde.“
Der Meister dachte kurz über den Vorschlag nach, schüttelte dann aber den Kopf. „Sie würden ihn dort behalten und fragen, wie es zu der Verletzung gekommen ist. Lasst mich vorher etwas anderes versuchen, Rena.“
Satine, die sich vorher auf dem anderen Bett niedergelassen hatte, stand auf und kam nun ebenfalls neugierig näher.
„Was habt ihr vor?
„Es ist möglich eine Wunde nur mithilfe der Macht zu heilen“, erklärte er. „Allerdings ist es eine komplizierte Prozedur und ich muss gestehen, dass ich nie besonders gut darin war.“
Wenn Rena sich vorher Sorgen um Obi-Wans Gesundheit gemacht hatte, dann hatte sich diese gerade vervielfacht, doch sie ließ sich nichts anmerken. Auch die Atemzüge des Padawans beschleunigten sich ein wenig.
„Ihr braucht sicher Ruhe dafür.“
Als sie sich erheben wollte, schüttelte er den Kopf. „Nein, Ihr könnt bleiben. Es ist Meditation erforderlich, bevor ich mit der Heilung beginnen kann. Passt in der Zwischenzeit auf ihn auf.“
„Ich übernehme das“, mischte sich Satine ein. „Rena, darf ich dich um etwas bitten? Geh zurück zum steinernen Saal und finde heraus, was sich dort tut. Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich an den Clanrat denke und daran, dass offensichtlich wieder Kopfgeldjäger unterwegs sind.“
„Natürlich.“ Rena nickte zustimmend. Dieser Plan gefiel auch ihr sehr viel besser als Qui-Gons, der nur vorsah, dass sie hier sitzen blieb, sich versteckte und wartete. Zu ihrer Überraschung nickte der Jedi-Meister.
„In Ordnung. Aber versucht nicht, uns zu kontaktieren. Wir werden uns melden.“
Nachdem Rena das Zimmer verlassen und Qui-Gon sich in eine Ecke zum Meditieren begeben hatte, nahm Satine Renas Platz auf dem Bett neben Obi-Wan ein. Gedankenverloren strich sie beruhigend durch sein Haar und bildete sich ein, dass seine hektischen Atemzüge nach und nach ruhiger wurden.
Kapitel 14 Initiative ergreifen by Oriane
Die Szenerie, die sich Bo-Katan bot, als sie in die Messe trat, hatte sie in der gesamten Zeit bei der Death Watch noch nicht erlebt. Aus einem Tisch war für Tor Vizsla und die anderen Führer der Organisation eine behelfsmäßige Bühne entstanden. Darum herum gruppierten sich seine Anhänger. Vizsla selbst hatte den Helm abgenommen, unter den Arm geklemmt und ließ die Augen ruhig über die Menge wandern, als wolle er sicherstellen, dass auch jeder einzelne anwesend war. Tatsächlich schien es so, als sei Bo die letzte, die im Saal noch gefehlt hatte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie bei der Death Watch mittlerweile ein Gesicht war, das man wiedererkannte. Besonders, da sie die letzten Wochen entweder in Einzelhaft, oder beim harten Training verbracht hatte. Seit sie erfahren hatte, dass Vizsla ihren Vater ebenfalls getötet hatte, war sie in den ersten Tagen beinahe vor Wut und Verzweiflung umgekommen. Danach war ihr langsam klargeworden, dass die Death Watch ihre beste Chance darstellte. Sie mochte ihr die Familie genommen haben, jedoch war sie die einzige, mit deren Ideale Bo sich identifizieren konnte. Oft genug hatte sie sich vorgestellt, zu fliehen und zu ihrer Schwester zurückzukehren, aber sie wusste tief in ihrem Innern, dass das der falsche Weg gewesen wäre. Bei Satine würde sie ihr Selbst niemals ausleben können. Die Death Watch mochte ihr grausame Dinge angetan haben, und doch hatte sie sich zum Zuhause des verirrten jungen Mädchens entwickelt.
Trotz all dieser Überlegungen hatten sich die letzten Wochen als sehr einsam herausgestellt und nun war sie beinahe überwältigt von der Masse der Mando-Krieger, die sich vor ihr ausbreitete. Mittlerweile war sie eine von ihnen geworden.
„Bo! Hey!“, rief jemand und bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Sie erkannte Spike nicht erst, als der den Helm absetzte und ihr ein strahlendes Grinsen entgegenbrachte. Nach einem unsicheren Blick auf den Wächter, der sie hergebracht, sich jedoch danach in die Menge zurückgezogen hatte, fiel sie ihrem Freund spontan um den Hals.
„Es tut gut, dich zu sehen“, sagte sie, nachdem sie ihn wieder losgelassen hatte.
„Es tut gut, dich in Freiheit zu sehen“, erwiderte er. „Es scheint, als hätte man dich entlassen.“
„Ja.“ Sie nickte und sah sich um. „Was wird das hier? Normalerweise hält Vizsla doch keine Death Watch-Vollversammlung ab.“
„Es heißt, es gäbe ein Angebot, über das er mit uns allen sprechen müsste, nicht nur den Führungspositionen.“
Wie, als wären Spikes Worte ein Stichwort für ihn, brachte Tor Vizsla seine Anhänger zum Schweigen.
„Das Gerücht hat sich mit Sicherheit längst unter euch verbreitet. Uns liegt ein Angebot des Clanrats von Mandalore vor, das von jedem von euch Aufmerksamkeit fordert. Anscheinend hat man im steinernen Saal endlich verstanden, dass wir Forderungen stellen und man ist bereit, darüber zu reden. Der Vorschlag, den wir enthalten haben, enthält den Mond Draboon, der als neutraler Boden empfohlen wird. Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich werde hier keineswegs eine Abstimmung durchführen. Ob die Death Watch diesen Vorschlag annimmt, ist letztendlich allein meine Entscheidung, aber was ich von euch hören will, sind Meinungen.“
Ungläubig drehte Bo den Kopf und fixierte Spike, der mindestens genauso verwirrt aussah, wie Bo sich fühlte. Fast war es, als hörte sie die Stimme ihres Vater in ihrem Kopf, der beim Abendessen lange Parolen hielt und immer wieder darauf bestand, dass man nur einmal miteinander reden müsse. Dann würden die Kämpfe aufhören und eine Einigung könnte erzielt werden. Bo hatte immer argumentiert, dass die Meinungen dafür viel zu unterschiedlich waren und dass es Jahre dauern könnte, bis eine Einigung vorlag, wenn nicht vorher ungeduldige Stimmen wieder zu Kämpfen aufgerufen hätten.
Auch der Rest der Krieger im Raum war komplett verstummt. Fragende Stille senkte sich über die Anwesenden und Vizsla war sichtlich zufrieden damit, welche Reaktion seine Bombe ausgelöst hatte. Aber niemand war darauf vorbereitet, zu reden. Jeder hier im Raum war Krieger, der dafür lebte, seine Ideale kämpferisch zu verteidigen. Dafür hatte die Death Watch seit jeher existiert, sodass niemand wirklich sagen konnte, was er von dieser unerwarteten Möglichkeit hielt. Allerdings gab es ein junges Mädchen im Raum, der das Denken und Argumentieren von klein auf beigebracht worden war. In Bos Kopf formte sich plötzlich eine Idee, ein Plan, der sich auf Anhieb so gut anhörte, dass sie ihn nicht für sich behalten konnte. Außerdem war es vielleicht eine Chance, bei Tor Vizsla wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Sie hatte sich längst entschieden, wo sie hingehörte.
„Ich denke, wir sollten das Angebot annehmen!“ Der Satz war Bo so schnell und so laut herausgerutscht, dass sie ihn nicht zurücknehmen oder als leise Meinungsäußerung in Richtung Spike verkaufen konnte. Alle Augen richteten sich auf sie, während sie langsam realisierte, was sie wieder angerichtet hatte. Aber was man anfing, das musste man auch zu Ende führen. Also bahnte sie sich langsam ihren Weg nach vorn, direkt vor Vizslas improvisierte Bühne. Wäre sie nicht damit beschäftigt gewesen, ihr rasendes Herz zu beruhigen, hätte sie den Gesichtsausdruck vielleicht lustig gefunden. Gerade aus der Einzelhaft entlassen und schon wieder frech, sagte sein Blick, aber sie ließ sich davon nicht beirren.
„Ich denke, wir sollten das Angebot annehmen“, wiederholte sie, fügte dann aber den entscheidenden Satz hinzu, „und den Clanführern auf Draboon zeigen, wie die Death Watch gestrickt ist; dass wir nicht bereit sind, über unsere Ziele zu verhandeln, sondern dass wir gedenken, sie durchzusetzen mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Ich verstehe ein bisschen von Verhandlungen. Als ich jünger war, gab es die bei uns Zuhause zur Genüge, wie ihr euch sicher alle denken könnt. Wenn man die Tochter von Aman Kryze ist, lernt man schnell, dass Verhandlungen immer dazu führen, dass man seine eigentlichen Ziele aufgeben muss.“ Gespannt beobachtete sie Vizslas Reaktion, als sie wieder von ihrem Vater anfing. Sie hatte nicht vor, ihn wieder zu beschimpfen und ihm zu drohen, aber sie wollte wissen, was er über sie dachte. Doch der Mando-Krieger hörte mit steinernem Gesicht ihrer Rede zu.
„Was du also vorschlägst, ist ein Hinterhalt“, fasste er ihre Worte plötzlich zusammen und sie nickte.
„Wir erklären uns bereit, zu reden, hören uns ihren Vorschlag an. Vielleicht unterschätze ich den Clanrat. Vielleicht ist er wirklich bereit, einen großen Schritt auf uns zuzumachen, doch wenn nicht, haben wir einen Plan in der Hinterhand, der uns zur Macht über Mandalore verhelfen wird.“
„Darf ich fragen, was deine Meinung bezüglich meiner Person geändert hat?“
Nun fiel es Bo plötzlich schwer, vor der Menge offen zu reden. Was er fragte, war etwas Persönliches und kein Mandalorianer sprach offen über persönliche Gefühle vor vielen Leuten. Es würde sie als schwach darstellen und da sie gerade versuchte, genau das Gegenteil zu erreichen, wand sie sich um die direkte Wahrheit so gut wie möglich herum. „Mir ist klargeworden, was meine Ziele sind.“
Glücklicherweise schien ihn diese Antwort zufriedenzustellen. „Hat sonst niemand den Mut, vor allen einen Vorschlag zu machen?“
Die Frage war gemein formuliert, aber Bo erlaubte sich, stolz auf sich selbst zu sein, denn der Wortlaut stellte auch Vizslas Anerkennung für sie dar. Es meldete sich niemand. Stattdessen schwoll murmelnde Zustimmung an. Die Krieger links und rechts neben ihr, nickten ihr zu und einer von ihnen sprach es schließlich aus. „Ein guter Plan“, knurrte er. Vizsla nickte. „Du hast recht.“ Dann sprang er behände vom Tisch herunter. Der Rest der Führungsriege tat es ihm gleich. Ehe Bo es sich versah, hatte er ihr einen Arm auf die Schulter gelegt und führte sie bestimmt mit sich durch die Menge. Von außen mochte die Geste fast väterlich wirken, aber Bo spürte den Druck, der dahinterstand sehr deutlich. Als sie an Spike vorbeikamen, vertröstete sie ihn mit einem Nicken auf später.

Bo-Katan begann schnell zu ahnen, dass ihr dieser Spielzug noch leidtun würde. Vizsla bugsierte sie geradewegs in die Kommandozentrale, wo er sie auf einen Stuhl pflanzte und sich dann für die Revanche bereit machte.
„Woher der plötzliche Eifer?“, fragte er ruhig, während er langsam vor ihr auf und ab ging. Bo hätte es wissen müssen. Anstatt das Misstrauen gegen sie zu erschlagen, hatte sie ihm nur noch mehr Gründe gegeben, ihr kein Vertrauen zu schenken.
„Mir sind ein paar Dinge klargeworden“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Die Einzelhaft hatte ihr – trotz der Grausamkeit, oder gerade deswegen – wieder gezeigt, für welche Philosophie und damit für welches Leben sie sich entschieden hatte. Sie hatte geglaubt, sich an die Resol'nare, die sechs Handlungen zu halten, aber in Wirklichkeit musste sie zugeben, dass sie die Handlungen schon lange sehr flexibel interpretierte. Sie trug weder zum Wohle ihres Clans bei, noch schloss sie sich dem Mand'alor an, sondern arbeitete gegen ihn. Zwar sprach sie Mando'a und trug mittlerweile auch die traditionelle, mandalorianische Rüstung, aber als Selbstverteidigung konnte sie ihr Handeln und das der Death Watch auch nicht bezeichnen. Bo hatte sich diese Dinge eingestehen und dann einen anderen Weg finden müssen.
Als Vizsla keine Reaktion zeigte, ergriff sie die Initiative und sprach einfach weiter. „So schwer es auch zu akzeptieren ist; meine Familie hat den falschen Weg gewählt. Wenn Satine gegen die Death Watch kämpft, kämpft sie auch gegen mich. Das gibt mir das Recht, mich über eine der sechs Handlungen hinwegzusetzen.“
„Du warst deiner Philosophie immer sehr treu. Wie kann ich sicher sein, dass du mir nicht frech ins Gesicht lügst?“
„Meine Philosophie existiert nicht mehr“, versuchte Bo das Dilemma zu erklären. „Weder im Clanrat, noch bei der Death Watch. Doch die Death Watch hat sich einem Kampf verschrieben, der die alten Regeln wieder etablieren soll. Diesem Weg werde ich folgen.“
„Bereits bei deiner Ankunft hier hast du dich gut geschlagen, das muss ich zugeben. Dass du deine Zweifel und deinen Hass auf uns überwunden hast, zeigt nur, dass du stark bist. Aber ich muss sicher sein, wem du diese Stärke zur Verfügung stellst.“
Die Nervosität, die sich für gewöhnlich in Vizslas Nähe einstellte, blieb diesmal aus. Erst jetzt realisierte Bo, dass sie nun wusste, wo sie stand und was sie wollte. Sie war keine willenlose Witzfigur, die sich Vizsla angeschlossen hatte, nur weil ihr die Politik des Clanrats nicht gefiel. Nein, sie war stark und unabhängig und Vizsla wusste das. Er hatte erkannt, dass sie ausschließlich ihre eigenen Ziele verfolgte und verstand, dass er Bos Talente für sich nutzen konnte, oder sie vernichten musste. Aber trotz allem war noch immer er das Oberhaupt der Death Watch und Bo sich seiner Position sehr bewusst.
„Meine Loyalität gehört Euch, wenn Ihr sie wollt.“
Vizsla blieb stehen und baute sich drohend vor Bo auf. „Beweise es!“
Kapitel 15 zerstörte Hoffnungen by Oriane
Rena Barakis ging das Herz auf, als sie beobachtete, wie optimistisch und bodenständig Satine sich mit den anderen Abgeordneten des Clanrats unterhielt. Die Death Watch hatte das Angebot angenommen, die Anschläge pausierten – der Illusion, dass sie endgültig vorbei waren, wollte Rena sich nicht hingeben – und die Chance auf eine friedliche Lösung manifestierte sich in den Köpfen der Bürger.
Natürlich hatte Satine es sich nicht nehmen lassen, persönlich an den Friedensgesprächen auf Draboon teilzunehmen. Und Rena hatte es sich nicht nehmen lassen, Satine als Beraterin zu begleiten und ihr beizustehen. Die Führung der Death Watch hatte sich auf das Angebot eingelassen, Draboon als neutralen Boden der Verhandlung zu akzeptieren. Der Verhandlungssaal, den man ausgesucht hatte, war rund und beherbergte einen ebenfalls vollständig runden Tisch, um niemandem einen vorzeitigen Vorzug zu geben. Renas Platz als offizielle Beraterin im Stab von der jungen Herzogin war direkt neben ihr, was insbesondere die beiden Jedi beruhigte, die Satine von Randpositionen im Saal nicht aus den Augen ließen.
Auch jetzt, als die Verhandlungen für den Tag geendet hatten und Satine sich mit Bali Sinna und Erreck Bralor bereits über die Ergebnisse unterhielt, standen die Jedi wie immer fast unsichtbar an ihrer Seite.
Rena selbst wollte nur noch in das ihr zugewiesene Quartier, sich auf dem Bett ausstrecken und an nichts mehr denken müssen. Mit den Führern der Death Watch zu verhandeln erwies sich als schwieriges Unterfangen, noch schwerer, als Rena es sich vorgestellt hatte. Von der Gegenseite anwesend waren Tor Vizsla persönlich, sowie einige seines Stabs, die jedoch eher den Eindruck machten, als seien sie ausschließlich zur Dekoration da. Vom Clanrat hatten sich neben Satine und Bralor auch Baran und Almec dazu entschlossen, an den Verhandlungen teilzunehmen. So wurde die ganze Breite des politischen Spektrums auf Mandalore einbezogen.

Die Herzogin verabschiedete sich vom Mand'alor und dem Führer des Bralor-Clans, unterdrückte ein Gähnen und kam dann freudestrahlend auf Rena und die beiden Jedi zu.
„Das Ergebnis ist ein Erfolg, wie ich ihn mir niemals erträumt hätte“, seufzte sie und lächelte Rena ins Gesicht. Der älteren Frau tat es gut, sie so zu sehen. Die junge Herzogin erinnerte sie mehr und mehr an ihren Vater Aman. Wie stolz wäre er auf seine Tochter gewesen.
„Langsam, Satine“, bremste Rena ihren Eifer. „Alles was heute beschlossen wurde war, dass die Death Watch mit der Verhandlungsumgebung einverstanden ist und dass sie sich intern überlegen wird, ob sie überhaupt weiter mit uns verhandelt.“
„Ich werte das als gutes Zeichen.“ Entschlossen, sich das Ergebnis des Tages nicht vermiesen zu lassen, winkte Satine ab. „Alles weitere werden wir morgen sehen. Bis dahin...“ Wieder unterdrückte sie ein Gähnen.
„Und bis dahin sollten wir uns alle etwas Schlaf gönnen“, vervollständigte Rena ihren Satz, legte Satine eine Hand auf den Rücken und bugsierte sie in Richtung des Gebäudes, in dem man die Clanführer einquartiert hatte.

Qui-Gon erwachte, weil die Macht ihn mit aller Brutalität vor etwas warnte. Sofort war der Meister hellwach, blieb jedoch zuerst liegen und lauschte in die Macht und in die Dunkelheit auf Draboon hinein, um zu ergründen, was vor sich ging. Als jedoch die ersten Explosionen ertönten, hielt ihn nichts mehr im Bett. Sein junger Padawan war zwar nicht von der Macht, jedoch vom Krach geweckt worden und schloss sich ihm stumm an. Beide stürmten ins Nebenzimmer, wo Satine und Rena untergebracht waren, bereit, die beiden zu verteidigen.
»Was geht hier vor?«, fragte Satine und in ihrer Stimme schwang keineswegs Angst, sondern viel mehr Wut mit. Obi-Wan zog die Vorhänge ein Stück beiseite und riskierte einen Blick aus dem Fenster. Aus den anderen Gebäuden schlugen Flammen, eines war halb in sich zusammengebrochen. Draußen liefen Leute herum, ob auf der Flucht oder verzweifelt auf der Suche nach Hilfe das konnte der junge Jedi nicht sagen.
»Wir müssen hier weg!«, befahl Qui-Gon. »Durch die Hintertür, wir suchen fürs erste im Wald Zuflucht.«
Gerade als er die Tür öffnen wollte, zerbarst das Fenster und eine Rauchwolke platze in den Raum, der ihnen allen die Sicht versperrte und ihre Augen zum Tränen brachte. Trotzdem sah oder vielmehr spürte der Meister die Gestalt, die sich hektisch aus dem Staub machen wollte. Ohne Vorwarnung sprang er durch das zerstörte Fenster und hechtete der Person hinterher. Obi-Wan, der instinktiv verstanden hatte, was der Plan seines Meisters war, befahl den beiden Frauen mit einer Geste, sich durch die Hintertür in Sicherheit zu bringen. Rena folgte der Anweisung sofort und verließ den Raum. Kurz bevor Satine ebenfalls gehen wollte, fiel ihr Blick auf das, was nun den Boden des Raumes bedeckte. Der Rauch hatte sich ein wenig verzogen und gab den Blick auf kleine, wuselnde Kreaturen frei, die sich überall im Zimmer verteilt hatten, nun jedoch ihren Angriff starteten. Die Bombe war also keineswegs nur eine Rauchbombe gewesen, der Attentäter hatte sein Ziel erreicht.
»Giftmilben!«, rief Obi-Wan. »Lass nicht zu, dass sie sich festbeißen.«
Er versuchte, zu Satine durchzukommen, aber die Kreaturen hinderten ihn daran. Immer wieder sprangen die walnussgroßen Insekten an ihm hoch, versuchten in seine Stiefel zu kletter und ihn zu beißen, um ihren giftigen Speichel mit seinem Blut zu vermischen. Die Herzogin wehrte sich mit allen Mitteln die ihr einfielen, pflückte immer wieder Milben von ihrer Haut und drosch mit der Nachttischlampe auf sie ein. Irgendwann wurde Obi-Wan das Getummel zu viel und er aktivierte sein Lichtschwert, das grün in der Dunkelheit aufleuchtete und nun die Milben zerschnitt.
»Au! Nein!«, schrie Satine plötzlich auf. Die Biester hatten sie zum zersplitterten Fenster gedrängt, wo sie sich verletzt haben musste, denn plötzlich ließen alle Tiere von Obi-Wan ab und stürmten, getrieben vom Geruch des Blutes auf Satine zu. Der junge Padawan stand kurz hilflos daneben, denn nun konnte er die Milben nicht mehr mit dem Lichtschwert töten ohne zu riskieren, dass er dabei Satine verletzte. Also deaktivierte er es nach der Schrecksekunde und half, ihren Körper und vor allem die Wunde von Milben zu befreien. Irgendwann, als es immer mehr Tiere versuchten, an der Herzgin hochzukrabbeln, fasste der Padawan einen weiteren Entschluss und hob Satine auf seine Arme. Er schwankte ein wenig, so war sie doch etwas schwerer als er erwartet hatte, aber mithilfe der Macht bekam er sein Gleichgewicht schnell wieder in den Griff. Satine hatte begriffen, was er vorhatte und tat ihr Möglichstes, ihn beim Laufen nicht zu behindern und hielt sich fest, so gut sie konnte. Obi-Wan rannte los, so schnell es ihm mit ihr auf dem Arm möglich war und trug sie aus dem Haus, hinein in den Wald, der direkt dahinter begann.
Eigentlich hatte er vorgehabt, sie am Waldrand abzusetzen, immerhin wären die beiden dann schneller vorangekommen, aber mit den überdimensionalen Wurzeln der Bäume auf Draboon hatte Obi-Wan nicht gerechnet. So kam es, dass er in seinem Tempo über die erstbeste davon stolperte. Er selbst landete relativ weich auf Satine, ihr jedoch entkam ein schmerzhaftes Stöhnen und dann ein abschätzendes Schnauben, worauf er allerdings in diesem Moment nicht eingehen wollte. Zuerst galt es, von diesem Ort zu entkommen, ohne einem Death Watch Krieger über den Weg zu laufen, also zog er die Herzogin wieder auf die Beine, griff nach ihrer Hand und zog sie weiter in den Wald hinein.

Sie verlangsamten das Tempo erst, nachdem auch der letzte Schein des Feuers nicht mehr zu sehen war und Obi-Wan nicht mehr die Gegenwart von feindlich Gesinnten in der Nähe spüren konnte.
»Wir müssen wieder zurück«, war das Erste, was Satine einfiel. »Rena ist vielleicht noch dort und außerdem die anderen Clanführer. Vielleicht können wir helfen!«
»Wir gehen nirgendwo hin«, antwortete Obi-Wan stur und zog sie weiter. Noch immer hatte er ihre Hand nicht losgelassen, es schien ihm die beste Möglichkeit, sie dazu zu bringen, ihm zu folgen. Merkwürdiger Weise widersprach sie mit keinem Wort, was den jungen Jedi nicht nur stutzig machte, sondern auch in Sorge versetzte. Schon eine ganze Weile ließ sie sich nur noch ziehen und schien nicht aus eigener Kraft zu laufen. Außerdem atmete sie schwer, dabei waren sie nur noch in relativ langsamem Tempo unterwegs.
»Satine, ist alles in Ordnung?«, fragte der Padawan, blieb stehen und drehte sich um. Er ließ ihre Hand los und fuhr mit seiner ihren Arm entlang nach oben, bis er zu der Schnittwunde kam, die sie sich zugezogen hatte. Seine Vermutung wurde bestätigt, als er eine dicke, mit Blut gefüllte Milbe dort sitzen sah. »Zähne zusammenbeißen«, befahl er und zog dann ohne Vorwarnung kräftig an dem Tier. Mit einem quietschenden Aufschrei ergab sich die Milbe ihrem Schicksal und auch Satine stöhnte vor Schmerz auf. »Das war nicht sehr einfühlsam«, murmelte sie protestierend.
»Ich bin nicht einfühlsam, das müsstest du doch langsam wissen«, konterte er, während er die Wunde provisorisch reinigte, dann einen Streifen seiner Tunika abriss und ihren Arm verband.
»Nein, du bist ein tollpatschiger Trottel, der mich fallen gelassen hat.«
Er ließ sie reden und widersprach nicht, denn das Gift der Milbe schien sie Minute für Minute mehr zu schwächen.
»Diese ganze Sache war ein absoluter Reinfall, ich hätte nicht so dumm sein sollen zu glauben, die Death Watch würde sich wirklich um Friedensverhandlungen bemühen. Ich habe alle hier in Gefahr gebracht.«
»Es war nicht deine Schuld.« Der Padawan widersprach ihr, in der Hoffnung, sie würde so weiter gegen ihn argumentieren und dadurch wach bleiben. Sollte das Gift sie einmal in den Schlaf gesungen haben, würde er ihr nicht mehr helfen können. »Du konntest nicht wissen, dass sie eure guten Absichten so mit Füßen treten.«
»Aber ich habe die Verhandlungen vorgeschlagen und durchgesetzt. Hätte ich nur auf die anderen gehört und wäre vorsichtiger vorgegangen.«
»Hättest du das getan, dann würdet ihr vermutlich immer noch im steinernen Saal sitzen und ratlos auf die Anschläge der Death Watch schauen, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Oder vielleicht wäre auch der Angriffsplan wieder ausgegraben worden. Wenn du mich fragst, war der Vorschlag zu Verhandlungen die beste Möglichkeit, die ihr hattet.«
Es dauerte einige Sekunden, bis Satine antwortete und ihre Stimme klang müde und dumpf. »Es ist nach hinten losgegangen. Jetzt werden sie angreifen.«
Als Obi-Wan weiter nachfragen wollte, wen sie damit meinte, knickten der jungen Herzogin die Knie ein. Sofort war er bei ihr und hob sie wieder auf die Beine. »Du musst wach bleiben, hast du verstanden?«
»Wieso denn? Ich habe versagt, es gibt nichts mehr zu tun.«
»Doch!« Er packte sie an beiden Schultern und schüttelte sie leicht. »Es gibt noch so viel zu tun! Und wenn du nicht für dich oder für Mandalor wach bleiben willst, dann tu es für mich!«
Ein Funken Klarheit schien in ihre Augen zurückzukehren, obwohl Obi-Wan das im Dunkel der Nacht nicht richtig erkennen konnte. »Ich will es versuchen.«

Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Sonne aufging. Obi-Wan hatte sich erst nicht getraut, Rast zu machen, damit Satine wach blieb, aber irgendwann, als ihr immer wieder die Beine versagten und er sie mehr trug, als dass sie alleine ging, musste er einsehen, dass sie irgendwo Zuflucht suchen mussten. Er fand eine kleine Höhle, eigentlich mehr ein Felsvorsprung, unter dem sie Schutz suchten. Die Herzogin hatte sich an ihn gelehnt und er tat sein Möglichstes, um sie warm zu halten und dafür zu sorgen, dass sie weiter gegen das Gift in ihren Adern kämpfte. Als das erste blaue Tageslicht die Konturen des Waldes erhellte, hatte ihr Körper seinen Gegner endlich besiegen können. Jetzt schief sie völlig erschöpft in seinen Armen und auch der Padawan ertappte sich dabei, wie er immer wieder in einen kurzen Schaf fiel. Unsanft wurde er aus dem Halbschlaf gerissen, als er die Gegenwart seines Meisters spürte. Qui-Gon berichtete, dass er den Täter lange verfolgt hatte, ihn jedoch nicht stellen konnte, da er von einer Gruppe Death Watch Krieger gerettet worden war. Trotzdem hatte er eine Vermutung, um wen es sich handelte.
»Wieso sollte Bo-Katan ihrer Schwester etwas antun? Sagte sie nicht, sie würde nicht wollen, dass Satine etwas geschieht?«
»Vergiss nicht, sie gehört zur Death Watch. Vielleicht musste sie sich beweisen. Dass sie es getan hat, zeigt nur, dass sie sich endgültig entschieden hat.«
Der Meister sprach nicht weiter und Obi-Wan fragte auch nicht mehr. Nach ein paar Minuten, in denen beide ihren Gedanken nachhingen, stand Qui-Gon auf. »Wecke die Herzogin, sie muss ins Warme und medizinisch versorgt werden.«
»Was ist mit Rena? Geht es ihr gut?«
»Sie ist in Sicherheit«, antwortete der Jedi knapp und Obi-Wan spürte, dass seinem Meister momentan nicht danach war, über das Geschehene zu reden. Er ließ ihn vorgehen, während er Satine so sanft wie möglich weckte. Dann traten die drei den Rückweg zum zerstörten Verhandlungsgelände an.
Kapitel 16 Vizslas Kriegerin by Oriane
Bo-Katan befürchtete, einen schweren Fehler gemacht zu haben. Seit die Gruppe aus Death Watch Kriegern sie eingesammelt und praktisch vor dem Jedi gerettet hatte, hatte sie nur daran denken können, dass sie es vermutlich nicht geschafft hatte, Satine zu töten. Die Giftmilben waren ihre Idee gewesen, eine Bombe wäre zwar die leichtere Methode, aber sollte sie fehlschlagen, gäbe es keine weitere Möglichkeit, ihr Ziel zu erreichen. Die Milben konnten in der Dunkelheit leicht übersehen werden und waren fähig, ein schwaches Opfer auch nach Stunden noch zu töten. Trotzdem plagten Bo Gewissensbisse. Hätte sie die Aktion besser vorbereiten müssen? Sie hatte diesen Jedi unterschätzt, der sie über eine Stunde lang verfolgen konnte, bis sie schließlich eins der Death Watch Schiffe erreicht hatte. So war die Möglichkeit zurückzukehren und zu überprüfen, ob alles nach Plan gelaufen war dahin.
Nun saß sie wieder im Hauptquartier der Death Watch und stocherte gedankenverloren in ihrem Essen herum. Spike, der ihr gegenüber saß und seine Portion bereits vertilgt hatte, musterte sie besorgt.
»Sie ist tot, ganz sicher. Dein Plan war gut!«
»Nicht gut genug.«
»Du hast doch nicht etwa ein schlechtes Gewissen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Und wenn, dann nur mir selbst gegenüber weil ich nicht konsequent genug bin. Meine Entscheidung steht fest, für die Death Watch, gegen meine Schwester, aber wenn es nicht geklappt hat, wenn sie nicht tot ist, dann war diese Aktion nichts Halbes und nichts Ganzes. Vizsla wird mich zu Hackfleisch machen.«
»Wird er nicht.« Energisch schüttelte der schlaksige Junge den Kopf. »Du hast den Anschlag durchgeführt. Du hast bewiesen, dass du auf seiner Seite stehst. Falls Satine noch lebt, dann ist es nicht deine Schuld, sondern vielleicht das ihrer Jedibeschützer. Selbst Vizsla würde gegen einen Jedi nicht ankommen, schon gar nicht gegen zwei von ihnen.«
»Hör auf so zu reden, du stellst unseren Anführer dar, als sei er nicht in der Lage, sich mit einem Jedi anzulegen. So mächtig, wie die sich immer geben, sind sie nun auch wieder nicht.«
»Vielleicht.« Spike zuckte mit den Schultern. »Aber mach dir mal keine Sorgen. Du hast Vizsla nicht nur davon überzeugt, dass du auf seiner Seite stehst, sondern auch davon, dass du eine verdammt gute Kriegerin bist. Nicht so wie ich, der immer nur hier sitzt und Wartungsdienst schiebt.«
Bo wusste, dass Spike darunter litt, dass er nie für Einsätze ausgewählt wurde, andererseits verstand sie, warum das so war. Der Junge stellte sich relativ ungeschickt an. Auch Bo hätte ihn nicht eingesetzt, aber das sagte sie natürlich nicht.
»Du kommst schon noch zum Zuge, Spike, da bin ich sicher.«
»Ich hoffe, du hast recht«, murmelte er. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck plötzlich, er richtete sich ein wenig auf und seine Augen wurden wachsam. Als Bo sich umdrehte, erkannte sie, dass einer von Vizslas Assistenten auf sie zusteuerte.
»Mitkommen!«, befahl er nur. Bo schluckte, warf Spike einen beruhigenden Blick zu und folgte dem Mando Krieger, der sie ohne Umwege zu Vizsla persönlich führte.

Obwohl der Anführer der Death Watch nichts von seiner Autorität verloren hatte, schien es, als würde er Bo dieses Mal ein bisschen weniger untertänig behandeln, als sonst. Nachdem der Krieger sie hereingeführt hatte, nickte er diesem zu, dass er sich zurückziehen konnte. Dann schenkte er Bo einen Blick, den sie nicht ganz zu deuten vermochte und wendete sich wieder der Holoübertragung zu, die er gerade führte.
»Wie sieht es nun im Clanrat aus?« Seine dunkle, grollende Stimme klang wie die eines Geschäftsmannes.
»Ihr habt jedenfalls mächtig Chaos hervorgerufen«, antwortete sein Gesprächspartner. Bo kannte ihn nicht, aber es musste jemand sein, der tief im Regierungsgebäude in Keldabe verwurzelt war. »Bali Sinna ist spurlos verschwunden, niemand weiß, was mit ihm geschehen ist. Habt Ihr ihn töten können?«
Vizsla schüttelte den Kopf. »Bedauerlicherweise nicht. Aber so wie ich ihn kenne, wird er geflohen sein. Er war ohnehin kein echter Gegner mehr für uns. Sein Einfluss war schon lange zuvor zunichte gemacht worden und das ist leider kein Verdienst, mit dem die Death Watch sich rühmen kann, das hat er ganz allein geschafft.«
»Eins muss man ihm lassen, er hat den letzten Rest Ordnung, der noch herrschte allein mit seiner Anwesenheit aufrechterhalten können. Die Diskussionen, die sich in diesen Tagen im steinernen Saal abspielen, kann man fast nicht mehr als solche bezeichnen. Mara Syhke wurde sogar handgreiflich gegen Pre Vizsla.«
»Wirklich faszinierend«, murmelte Vizsla in sich hinein. »Obwohl, eigentlich nicht. Syhke war schon immer ein Streithahn. Wie steht es um Baran?«, fragte er dann.
»Ein später Erfolg, würde ich sagen. Er ist gestern an seinen Verletzungen gestorben.«
Mit merkwürdiger Faszination beobachtete Bo, wie Vizslas zufriedenes Gesicht aussah. Dass der Mann mit diesen finsteren Zügen überhaupt dazu fähig war, wunderte sie schon.
»Es gibt noch ein weiteres Problem«, fuhr sein Gesprächspartner fort. »Dadurch, dass zwei Clanführer fehlen, von denen einer der Mand'alor ist, ist der gesamte Rat entscheidungsunfähig, selbst wenn er sich dazu aufraffen könnte, etwas zu entscheiden.«
»Das ist die Chance, die ich mir erhofft habe!« Vizslas geballte Faust landete mit einem dumpfen Geräusch auf der Konsole neben sich. »Sorgt dafür, dass Pre Vizsla endlich erkennt, dass er nun die Macht hat, den gesamten Rat zu leiten. Dieser Junge muss langsam Führungsqualitäten entwickeln!«
»In ihm sehe ich das einzige Problem an dem Plan. Pre ist nicht stark, ganz im Gegenteil zu Euch.« Nachdenklich kratzte sich die Holoprojektion am Kinn. »Allerdings haben wir keine andere Möglichkeit.«
»Ich weiß, dass er nicht gerade die beste Wahl war«, knurrte Vizsla. »Tut was in Eurer Macht steht.«
»Ich werde es versuchen, aber eigentlich habe ich Euch kontaktiert, um schlechte Nachrichten zu überbringen. Obwohl die Clanführer gespalten sind, haben sich einige von ihnen offenbar zusammengeschlossen und sich entschieden, militärisch gegen die Death Watch vorzugehen. Natürlich ist dieser Beschluss nicht mit einer Mehrheit aus dem steinernen Saal gegangen, aber trotz einer sehr bewegenden Gegenrede der jungen Herzogin von Kalevala tut sich etwas. Ich kann nicht genau sagen was, aber bereitet Euch auf einen Angriff vor.«
Alles in Bo zog sich zusammen. Satine hatte also überlebt, ihr Anschlag war fehlgeschlagen. Vielleicht ließ er sie deshalb der Übertragung zuhören, um ihr aus erster Hand zu zeigen, was sie alles vermasselt hatte.
»Und wer genau will uns angreifen?« Vizsla lachte schnaubend. »Die wahren Mandalorianer wurden allesamt von den Jedi getötet. Es gibt niemanden mehr auf Mandalore, der uns ernsthaft etwas entgegenzusetzen hat.«
»Ich sage nur, dass Ihr wachsam bleiben sollt.« Offenbar fand sein Gesprächspartner das Thema nicht im mindesten amüsant.
»Die Death Watch ist immer wachsam.« Ein Knurren entkam dem Krieger, während er das sagte.
»Und Vizsla, bitte passt auf meinen Jungen auf!«
Ein schweres Kopfnicken war die Antwort. »Macht Euch keine Sorgen, Spike ist bei uns in sehr guten Händen.«
Erschrocken riss Bo die Augen auf, konnte sich aber gerade noch mit jeder anderen Reaktion zurückhalten. Spikes Vater ein Death Watch Informant? Er hatte immer behauptet, seine Familie würde sich aus Politik heraushalten, aber Bo konnte sich nicht vorstellen, warum er sie in dieser Sache anlügen sollte. Vielleicht wusste er selbst nicht, dass sein Vater nicht ganz so inaktiv war, wie er dachte.
Ohne ein weiteres Wort beendete Vizsla die Übertragung und wandte sich endlich ihr zu um. Das kantige, von schwarzer Mähne umrahmte Gesicht blickte nun wieder finster drein, so wie sie es gewohnt war. Sie war sicher, dass jetzt die Standpauke kam, die sie erwartete, seit sie wusste, dass Satine noch am Leben war. Sie sah zu Boden.
»Dein Plan war nicht schlecht.«
Überrascht hob sie den Kopf wieder. »Satine ist noch am Leben, mein Plan ist fehlgeschlagen«, erwiderte sie verwirrt.
»Hier ging es nicht darum, die Herzogin zu töten, Bo-Katan. Bei dieser Aufgabe ging es um deine Treue und die hast du bewiesen. Du bist bereit zu töten, das war das Ziel deiner Mission.«
»Aber ich dachte...« Bo stockte. Ja, was hatte sie sich gedacht? Wenn sie ehrlich war, wusste sie das selbst nicht genau. Sie hatte einfach Befehle befolgt und versucht, sich zu beweisen.
»Es ist mir egal, was du gedacht hast. Du wolltest sie töten. Dass dein Plan fehlgeschlagen ist, ist nicht deine Schuld, sondern unsere. Deine Ausbildung ist noch nicht so weit vorangeschritten, als dass ich erwartet hätte, dass alles glatt geht. Du hast noch viel zu lernen, aber jetzt bin ich sicher, dass du dessen würdig bist.«
Bo wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Vizslas Worte erfüllten sie mit Stolz und falls sie sich vorher nicht sicher gewesen sein sollte, dass sie das richtige tat, so war sie es jetzt.
»Ab jetzt werde ich mein Vertrauen in dich setzen. Du bist eine begabte und loyale Kriegerin, darauf darfst du dir ruhig etwas einbilden. Sie zu und lerne und du wirst einmal sehr mächtig werden.«
»Ich danke Euch«, brachte Bo mit so viel Würde zustande, wie sie aufbringen konnte. Dann entließ Vizsla seine junge Kriegerin mit der Gewissheit, dass sie ihm dienen und dass ihr Leben ihm gehören würde.
Kapitel 17 Sieg und Kapitulation by Oriane
Satine war auf dem Weg zum steinernen Saal. Merkwürdig ruhig erschienen ihr die Gänge im Regierungsgebäude von Keldabe, aber seit einige Clans unter der Führung von Mara Syhke die Death Watch angegriffen hatten, war das keine Seltenheit. Es schien ihr, als sei es selbst den alten Hallen peinlich, dass die Führung von Mandalore so weit gesunken war. Sie hatten sich entzweit, niemand konnte das bestreiten, aber niemand sprach es aus. Seit den Anschlägen auf Draboon und den gescheiterten Friedensgesprächen kämpfte die eine Seite für die Vernichtung der Death Watch und die andere für die Wiederaufnahme der Gespräche innerhalb des Clanrats. Ohne Mand'alor allerdings war alles aussichtslos, Satine hatte das in ihren Reden oft betont. Sie hatte sich in den letzten Monaten mehr und mehr zu einer politische gefestigten Größe entwickelt und die unsichere Anfangszeit im Clanrat hinter sich gelassen. Jeder respektierte sie als Führerin des Kryze-Clans und auch wenn natürlich nicht jeder mit ihr einer Meinung war, so wurde sie doch anerkannt und nicht mehr als dummes Kind gesehen.
Es erfüllte sie mit Stolz, sich einen Namen gemacht zu haben und trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass die Gespräche wieder aufgenommen wurden und die Kämpfe aufhörten. Militärisch gegen die Death Watch vorzugehen war von Anfang ein ein gescheitertes Unterfangen gewesen und schnell hatten sich die verheerenden Auswirkungen gezeigt. Die aus einigen Clans zusammengewürfelten Truppen waren beinahe erschöpft, die Death Watch hatte tiefe Wunden hinterlassen und selbst wenn eine Seite siegen würde, würde es an der politischen Situation nichts ändern. Für Satine war dieser Krieg nur Mittel um die Clanführer davon abzuhalten, sich zu einigen, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Vizsla-Clan irgendein Ass im Ärmel hatte, um endlich an die Macht zu gelangen.
Die nun anberaumte Sitzung würde wieder in endlosen Debatten enden, dessen war sie sich sicher. Qui-Gon begleitet sie und sie hatte sich mittlerweile so an ihre beiden Jedi-Beschützer gewöhnt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass es einmal anders gewesen war. Ob das gut oder schlecht war? Satine wusste es nicht.

»Satine!« Es war Rena, die ihr aufgeregt entgegen kam. »Es gibt Neuigkeiten!«
»Du siehst besorgt aus, was ist passiert?«
Sie Frau holte tief Luft bevor sie begann. »Unsere Truppen haben vor der Death Watch kapituliert, jedenfalls das, was davon noch übrig war. Wieder einmal haben unsere Gegner gewonnen.«
»Ich habe es ihnen gleich gesagt, aber sie wollten ja nicht hören!« Wütend ballte Satine die Fäuste. »Dass dieser halbe Haufen von Clanführern nach allem was passiert ist, so etwas Unverantwortliches entschieden hat, ist mir ein Rätsel.«
»Nun werden sie euch vielleicht endlich zuhören«, mischte Qui-Gon sich ein. »Diese Kapitulation kann nur bedeuten, dass sie verstanden haben, dass ein anderer Weg gewählt werden muss, um das Ziel zu erreichen.«
»Ich hoffe, Ihr behaltet recht, Meister Jedi. Ich denke, wir sollten einschreiten, bevor sie auf noch mehr dumme Gedanken kommen. Ich werde versuchen, die heutige Sitzung zu einer Sondersitzung zu machen, um die Lage zu besprechen. Wer weiß, wie lange wir noch die Möglichkeit dazu haben, jetzt, wo wir der Death Watch wieder zu Boden unter den Füßen verholfen haben.«
»Ich glaube nicht, dass die Clanführer heute ein anders Thema kennen werden«, mutmaßte Rena und folgte Satine, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.
»Wie ich sie kenne, werden sie alles dafür tun, um sich vor dem Thema zu drücken. Mara Syhke und eine Niederlage eingestehen? Wo denkst du hin, Rena?«

Satine sollte Recht behalten. Die Clanführer versuchten jedes erdenkliche unwichtige Thema anzuschneiden, dass ihnen in den Sinn kam, bis die junge Herzogin entschlossen aufstand und intervenierte. »Geschätzter Clanrat, ich schäme mich beinahe dafür, Mitglied in euren Reihen zu sein. Wir diskutieren über irrelevantes Zeug, entziehen uns unserer Verantwortung und verstecken uns hinter diesen Mauern. Ich schließe mich selbst nicht ganz von diesen Vorwürfen aus, aber bitte bedenkt die Folgen. Der Kampf gegen die Death Watch mag vorerst wieder einmal verloren scheinen, aber vergesst nicht, dass wir immer noch die Kontrolle über Mandalore haben. Sie mögen uns militärisch besiegt haben, sie mögen unsere Städte verwüsten und uns bedrohen, aber all das ist doch nur möglich, weil wir nicht geschlossen vorgehen. Wir sind handlungsunfähig, das müssen wir einsehen.«
»Das klingt alles sehr pessimistisch, Herzogin«, mischte sich Lao Vevut ein. »Ihr seid gut darin, diesem Gremium Vorwürfe zu machen, aber wie steht es mit einer Lösung für unsere Probleme? Habt Ihr die auch parat?«
»Ja, ich habe eine. Aber ich brauche Eure Hilfe dazu. Wir müssen uns endlich eingestehen, dass es Punkte gibt, in denen wir uns alle - », sie korrigierte sich mit einem Blick hinüber zu Vizslas Riege, » - fast alle einig sind. Wir können die Mehrheit erzielen, die wir momentan so dringen brauchen. Hören wir auf uns davor zu fürchten, dass wir uns einig sein können.«
»Was schlagt ihr vor?«
»Dass wir Wahlen ansetzen! Ein neuer Mand'alor muss her.«
Skeptisch blickten die Clanführer zu ihr auf. »Ist das nicht gefährlich?«, wandte Almec Ordo ein. »Es könnte die Death Watch endgültig an die Macht bringen.«
»Das Volk wählt den Mand'alor. Wenn die Mehrheit der Mandalorianer es so will, dann wird es so sein.«
Gespenstische Stille senkte sich über den steinernen Saal. Satine hatte ausgesprochen, wovor die Mehrheit hier sich fürchtete – einer der Gründe, warum die Clanführer sich selbst im Weg standen. Sie hatten Angst, die Macht zu verlieren, die ihnen noch geblieben war. Aber sie erkannten auch, dass sie einen Geist wie Satines in ihrer Mitte gut brauchen konnten.
»Also gut«, meldete sich Almec wieder zu Wort. »Lassen wir das Volk entscheiden. Die Herzogin hat Recht, wir haben das schon viel zu lange aufgeschoben.«
Zustimmendes Gemurmel aus allen Richtungen. Sogar aus Vizslas Ecke kam ein Nicken.
»Für das Protokoll brauchen wir eine rechtskräftige Abstimmung. Wenn Ihr alle einverstanden seid, werde ich sie durchführen.«
Satine wartete, aber als keine Widerworte kamen, fuhr sie fort. »Wer ist für die Wahl eines neuen Mand'alors?«
Alle Hände hoben sich, manche zögernd.
»Wer ist dagegen?« Keine Meldungen
»Damit wäre das entschieden.«


Das Gefühl der Zuversicht war der jungen Herzogin im vergangenen Jahr genauso stetiger Begleiter sowie ständige Feind gewesen. Sie hatte sich trotz allem nicht erlaubt, es nicht mehr zuzulassen, denn das wäre ihr Ende gewesen. Oft genug war sie enttäuscht worden im vergangenen Jahr, von daher war es ein seltsames Gefühl, die Zuversicht nun uneingeschränkt zuzulassen. Sie stand in ihrem Büro am offenen Fenster, ließ die warme Abendluft hinein und genoss das Farbenspiel des Sonnenuntergangs. Der Abend auf Coruscant fiel ihr ein, an dem sie die Meldung erhalten hatte, dass die Jedi sich in den Bürgerkrieg einmischten. Das glühend rote Licht des Stadtplaneten war so unterschiedlich zu dem der Sonne Mandalores. Die Gefühle in ihr spiegelten sich perfekt im Abend wieder, ob Zufall oder nicht, das wollte sie in diesem Moment lieber dem Schicksal überlassen.

Satine merkte erst nicht, wie jemand den Raum betrat, hatte sie sich doch an die ständige Anwesenheit anderer gewöhnt, aber selbst ein nicht-machtintensiver Mensch spürt irgendwann, dass er beobachtet wird.
»Was gibt es, junger Padawan?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
Obi-Wan schmunzelte. Sie mochte vielleicht nicht machtintensiv genug sein, um mit einem Jedi verglichen werden zu können, aber ganz ausgelassen hatten die Midi-Chlorianer sie gewiss nicht.
»Ich wollte Euch beglückwünschen, Herzogin. Ihr werdet ein hervorragender Mand'alor sein.«
Die Wahl, die Satine durchgesetzt hatte, hatte zwei Wochen später entschieden, dass sie sich auch für den Job des Vorsitzenden selbst eignete. Satine war überrascht gewesen, anders als die Mehrheit ihrer Freunde und auch ihrer Feinde. Das Ergebnis war sehr eindeutig ausgefallen. Vizsla hatte einige Stimmen erhalten, aber ansonsten tat sich wenig in der Verteilung. Satines Friedenspolitik war bei den Leuten genauso angekommen, wie es beabsichtigt war.
»Ich danke dir, Obi-Wan. Wenn ich gewusst hätte, dass ich einen solchen Einfluss habe, hätte ich vielleicht dafür gesorgt, dass jemand anders Mand'alor wird. Ich weiß nicht, ob ich die richtige dafür bin.«
Mit wenigen Schritten war der Padawan bei ihr am Fenster. »Ich glaube an dich, Satine. Du wirst Mandalore in eine friedliche Zukunft führen, daran habe ich keinen Zweifel. Und dein Volk auch nicht.«
Sie lächelte leise, dankbar für seinen Zuspruch. Er hatte nie leere Worte für sie übrig, das schätzte sie an ihm ganz besonders.
»Es ist noch nicht vorbei. Die Death Watch wird auf ihren erneuten Sieg bestehen. Wenn sie merken, dass sie im Clanrat keinen Fuß fassen können, werden sie sich wieder auf Anschläge verlegen. Irgendjemand muss sie auch militärisch aufhalten.«
»Ich denke, viel hängt von ihrem Anführer ab. Wenn du Tor Vizsla unter Kontrolle hast, hast du die Death Watch unter Kontrolle.«
»Du glaubst wirklich, dass es so einfach ist?« Skeptisch sah Satine ihn an.
»Ich glaube, dass die klaren Strukturen der Death Watch ihre Schwäche sind. Ohne Anführer wird sie in kleine Gruppen zerfallen, die einfacher auszuschalten sind, als die ganze Organisation.«
»Wir werden das schon schaffen.« Sie seufzte. »Für den Moment möchte ich den Abend genießen, weiter nichts.«
»Ich werde dir helfen, wo ich kann Satine.«
Ihr Blick bekam etwas liebevolles, als er das sagte. Sie legte eine Hand an seinen Arm und drückte leicht zu. »Das ist beruhigender als ich sagen kann.«
Als sie merkte, wie Obi-Wans Blick immer wieder zwischen ihr und der Stadt draußen hin und her huschte, nahm sie die Hand wieder zurück. »Entschuldige, wenn dich das nervös macht.«
»Nein, ich muss mich entschuldigen«, murmelte Obi-Wan.
»Musst du nicht. Du hast es mir erklärt. Ich weiß, dass es nicht sein darf und auch, wenn ich am liebsten alle Regeln in den Wind schießen würde, könnte ich dir niemals die Chance nehmen, ein Jedi zu werden.«
Eigentlich hatte Satine niemals vorgehabt, ihm diese Gedanken mitzuteilen, aber jetzt waren die Worte raus. Der Padawan war damit sichtlich überfordert. Es schien, als würde etwas in seinem Kopf ratternd versuchen, eine Folgerung aus ihren Worten herauszulesen.
»Entschuldige«, versuchte Satine es abermals, doch auch nach Sekunden, die ihr wie Stunden vorkamen, bekam der angehende Jedi kein Wort heraus. »Obi-Wan, langsam mache ich mir Sorgen.«
Diesmal war es Satine, die überrumpelt wurde, als Obi-Wan ihre Gesicht in beide Hände nahm und sie küsste. Es war ein Kuss, als wüsste er in diesem Augenblick nichts anderes zu tun, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit – als wäre es das richtige. Es war alles an was Satine denken konnte. Warum nur musste sich etwas so falsches unglaublich richtig anfühlen. Sie versuchte sich zu befehlen, diese Frage später zu klären und den Moment zu genießen, aber so richtig wollte ihr das nicht gelingen. Schließlich löste sie den Kuss sanft. »Obi-Wan, was tust du da?«
»Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf, als müsse er erst störende Gedanken beseitigen, bevor er darüber nachdenken konnte. »Alles, was ich gerade weiß ist, dass ich die Antwort nicht kenne, die wir beide ganz dringend brauchen.«
Er war keinen Schritt zurückgewichen und noch immer konnte Satine seinen Atem auf dem Gesicht spüren. Angestrengt widerstand sie der Versuchung, sich einfach nach vorne zu lehnen und den Kuss wieder aufzunehmen, den sie unterbrochen hatte. Und plötzlich wusste sie die Antwort und in genau demselben Moment brach sie ihr das Herz.
»Du bist ein Jedi, Obi-Wan.« Obwohl die Worte keine direkte Zurückweisung enthielten, so stießen sie den Padawan doch von ihr fort. Sowohl emotional, als auch körperlich entfernte er sich von ihr. »Du hast recht«, brachte er mit Schmerz in der Stimme hervor. »Ich würde sagen, es tut mir Leid, dass es so ist, aber diese Worte würden der Wahrheit nicht gerecht.«
»Eben deswegen musst du jetzt gehen.«
Er nickte und zog sich endgültig von ihr zurück. Kurz bevor er sich anschickte, das Büro zu verlassen, griff er ein letztes Mal nach ihrer Hand, drückte sie fest und fuhr zärtlich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Er sah dabei nicht sie an, sondern wandte seinen Körper in die Richtung, in die sie ihn fortgeschickt hatte. Satine erwiderte die Geste, dann ließ sie seine Hand langsam los. Eine einsame Träne löste sich aus ihrem Auge, als die Tür zischend zufiel.
Kapitel 18 Veränderungen by Oriane
Der Frieden war nach Mandalore zurückgekehrt und fühlte sich dort sehr wohl. Es hatte eine Weile gedauert, aber mit Herzogin Satine als Führerin des Clanrats wurden viele liegengebliebene Angelegenheiten geschickt und bedacht wieder in ihre Bahnen gelenkt. Die Clanführer agierten wieder als Einheit, so wie es vorgesehen war und das einzige große Problem, das geblieben war, war die Death Watch.
Satine musste zugeben, dass sie zwar viele Ideen hatte, wie man mit der Bewegung umgehen konnte, aber keine davon stellte sie wirklich zufrieden. Lange hatte sie sich mit den anderen Clanführern darüber beraten, aber heute hatte sich das Problem ganz von selbst angefangen zu lösen.
Sie war auf dem Weg nach Hause. Vor einigen Tagen hatten die Jedi es nicht mehr für nötig befunden, sich Tag und Nacht im Regierungskomplex zu verschanzen und so hatte sie ihr altes Zuhause wieder bezogen. Vielleicht hatten die beiden gespürt, dass es sich nun alles fügen würde. Ein wenig beklemmend war es gewesen, all den Erinnerungen an ihre ausgelöschte Familie ausgesetzt zu sein, aber mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt. Choyelle, Aman und auch Bo-Katan würden für immer ein Teil von ihr sein. Von ihrer kleinen Schwester hatte sie seit der Nacht, in der sie sie besucht hatte nichts mehr gehört. Sie konnte nur hoffen, dass es ihr gut ging und dass sie glücklich mit ihrer Entscheidung war.
Aber dafür hatte sich jemand anders gemeldet, jemand, der die ganze Zeit nicht gewusst hatte, wie Satine zu erreichen war, weswegen sie es Reila Kryze überhaupt nicht übel nahm. Ihre große Schwester hatte sich natürlich Sorgen gemacht, hatte vom Tod Amans und Choyelles gehört, aber es blieb bei Satine ihr die genauen Umstände zu erklären und ihr darüber hinaus von Bo zu berichten.
Doch nachdem Satine ihr lange und ausführlich geschildert hatte, wie es ihr in dem Jahr ergangen war, hatte Reila zur Abwechslung Positives zu berichten. Sie hatte vor wenigen Tagen einen Sohn zur Welt gebracht und sobald sich alle etwas an die neue Situation gewöhnt hatten, wollten sie, Maro und Korky Satine auf Mandalore besuchen kommen. Es erfüllte Satine mit Freude, dass Reila sich nicht davon unterkriegen ließ, dass beinahe ihre gesamte Familie zerstört worden war. Natürlich trauerten die beiden Schwestern – jetzt, da die Zeiten ruhiger wurden, kam endlich die Zeit dazu, doch beide fanden genug Halt in der Welt, um nicht darin unterzugehen.

Obi-Wan hatte Satine den ganzen Tag begleitet, so wie sie es gewohnt waren. Zuhause erwartete die beiden Meister Qui-Gon, der Neuigkeiten für sie hatte, das spürte der Padawan bereits seit einigen Minuten, doch er konnte aus ihrer Verbindung nicht herauslesen, um was es ging.
»Meister Jedi, habt Ihr das Neuste schon gehört?«, fragte Satine, kurz nachdem sie die Wohnung betreten hatte und verbot so fürs erste jegliche Gespräche in die Richtung, die Qui-Gon gerne eingeschlagen hätte.
»Ich fürchte nicht, Herzogin.«
»Wir haben unerwartete Hilfe erhalten, im Bezug auf die Death Watch.« Sie machte eine Kunstpause, während sie sich ein Glas Wasser einschenkte und einen großen Schluck nahm. »Jango Fett ist seiner Heimatwelt zu Hilfe gekommen. Irgendwie hat er es geschafft Tor Vizsla zu töten.«
Ungläubig hob Qui-Gon die Augenbrauen. »Wie das? Vizsla wird in seinen eigenen Reihen gut beschützt, das haben die mandalorianischen Truppen am eigenen Leib erfahren, als sie unter Mara Syhke die Death Watch angriffen.«
Satine zuckte mit den Schultern. »Nun, in diesem Fall werde ich nicht nach dem wie oder dem warum fragen. Fakt ist, die Death Watch ist praktisch zerschlagen. Es liegen Berichte vor, dass sie in kleinere Gruppen zersplittert ist, die beginnen, sich zu verstreuen. Es wird nun leichter sein, sie aufzuspüren.«
»Was gedenkt Ihr zu tun, Herzogin?«
»Ihre Basis liegt auf Concordia. Ich werde dafür sorgen, dass die restlichen Mitglieder der Death Watch auf den Mond beschränkt werden. Eine groß angelegte Verhaftungswelle und die Verfolgung der Flüchtigen, die sich bereits in die Galaxis aufgemacht haben, halte ich für übertrieben. Die, die geflohen sind, werden es nicht wagen, zurückzukehren und die, die auf Concordia geblieben sind, werden für immer dort bleiben. Wir haben klargemacht, wer die Macht auf Mandalore hat.«
Der Meister nickte nachdenklich und strich sich durch den Bart. »Ihr scheint die Situation gut durchdacht zu haben. Trotzdem wäre ich vorsichtig bei der Annahme, dass die Death Watch es nicht wagen würde, zurückzukehren. Was ist mit Pre Vizsla?«
»Er verhält sich ausgesprochen loyal zum Clanrat. Auch viele Mitglieder seines Clan haben genug von der Gewalt und das weiß er. Er hat angeboten sich als Gouverneur um Concordia und die restlichen Mitglieder der Death Watch zu kümmern, aber der Rat ist sich noch nicht sicher, ob er das Angebot annehmen wird.«
Qui-Gon seufzte. »Ich bin sicher, Ihr werdet zum richtigen Ergebnis in dieser Sache kommen, Herzogin. Ich dagegen habe heute morgen mit dem Rat der Jedi gesprochen. Auch er beurteilt die Situation auf Mandalore als nicht länger gefährlich für Euch und das bedeutet für mich und Obi-Wan, dass wir Euch verlassen werden.«
Es verschlug Satine tatsächlich die Sprache. Obi-Wan dagegen versuchte, sich sein Entsetzen und seine Enttäuschung vor Qui-Gon nicht anmerken zu lassen. Natürlich hatte er gewusst, dass dieser Tag kommen würde, aber sein naiver Geist hatte nicht damit gerechnet, dass es so bald sein sollte.
»Ich...« Satine räusperte sich. »Natürlich, Meister Jedi, ich habe mir schon so etwas gedacht. Ich habe mich so sehr an Eure Anwesenheit gewöhnt und ich möchte, dass Ihr wisst, dass Ihr mir in letzten Jahr zu guten Freunden geworden seid.«
»Auch ich betrachte Euch als Freundin, Herzogin.« Der Meister lächelte sanft. »Wir werden morgen früh aufbrechen, ein Schiff des Ordens wird uns abholen.«
Satine nickte beklommen. »Natürlich.« Sie zögerte. »Der Abschied kommt nur sehr plötzlich.«
»Das war nicht meine Entscheidung, Herzogin.«
Sie nickte. Offensichtlich musste sie die Nachricht erst verarbeiten und wollte nichts weiter dazu sagen. Sie drehte den Kopf in Obi-Wans Richtung, schaffte es aber nicht, ihm in die Augen zu sehen. »Ich werde mich zurückziehen, morgen gibt es viel zu tun.«
Der Meister nickte ihr zu. Obi-Wan setzte dazu an, ihr mithilfe der Macht die negativen Gefühle zu nehmen, aber Qui-Gon schalt ihn über ihre Verbindung dafür. Getroffen zog er sich wieder zurück.

»Tu das nicht, Obi-Wan«, begann sein Meister, nachdem Satine die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Du wirst sie nicht vor allem beschützen können.«
Zerknirscht setzte der Padawan sich zum Meister an den Tisch. »Ich muss mich bei Euch entschuldigen. Ich habe Eure Ausbildung mit Füßen getreten seit wir hier angekommen sind. Das war nicht richtig.«
»Nein, in manchen Dingen hast du viel gelernt, junger Padawan. Ich verurteile dich nicht dafür, was passiert ist und eine Teilschuld trage auch ich. Ich habe zugesehen, wie du eine Bindung zu Satine aufgebaut hast und habe geglaubt, dass du selbst erkennst, wie du handeln musst. Zu glauben, dass du schon so weit bist, das war mein Fehler, nicht deiner.«
»Aber ich habe zugelassen, dass eine Bindung entsteht. Dabei habe ich jedes Eurer Worte verdrängt.« Geschlagen schüttelte Obi-Wan den Kopf. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich in der Lage bin, solche Empfindungen für eine andere Person zu entwickeln.«
»Und genau hier lag mein Fehler. Ich hätte die beibringen müssen, wie man dagegen ankämpft.«
Eine kurze Pause entstand, in der Obi-Wan all seinen Mut zusammensammeln musste. Er wusste, was er gleich zu sagen hatte, würde hohe Wellen schlagen, je nachdem, wie er seine Gedanken zu Ende dachte. Das Problem war, dass er selbst nicht genau wusste, wo sie ihn hinführen würden. »Was ist, wenn ich gar nicht dagegen ankämpfen will?«
»Niemand zwingt dich dazu, Obi-Wan«, brachte Qui-Gon schweren Herzens heraus. »Niemand kann dich dazu bringen, dem Orden der Jedi treu zu bleiben. Ich weiß, dass die Möglichkeit verlockend sein kann und im Moment viel erfüllender aussieht als eine lange Zeit der Trauer, die eine Trennung nach sich ziehen wird, aber überlege dir gut, wie du deine Zukunft vor dir siehst.«
»Der Orden ist mein Leben!« Erschrocken riss der Padawan die Augen auf. »Ich könnte nie...ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn ich meine Ausbildung abbräche.«
Der Blick seines Meister verriet ihm, dass dieser ihm darauf keine Antwort geben konnte. Doch er öffnete seinen Geist für Obi-Wan, ließ ihn ein und versuchte, ihn an seinen Gefühlen teilhaben zu lassen. Der Schüler spürte die Zweifel, die ihm in den letzten Wochen zum steigen Begleiter geworden waren und war in merkwürdiger Weise erleichtert. Er sah, wie Qui-Gon sich sein Leben außerhalb des Ordens ausgemalt hatte – eine eher grobe, ungenaue und gefühlsbetonte Beschreibung, aber er spürte, dass der Meister ganz genau verstand, was in ihm vorging.
»Wer?«, fragte Obi-Wan ihn in Gedanken, aber sofort schloss sich Qui-Gons Geist wieder.
»Das ist eine Sache, die nur mich etwas angeht, mein junger Schüler. Hier geht es um dich und deine Zukunft.«
»Aber Meister, ich habe noch immer keine Ahnung, was ich tun soll.«
Qui-Gon nickte gedankenverloren. »Ich weiß.«
Der junge Jedi spürte, dass das alles war, was sein Meister für den heutigen Abend zu dem Thema sagen würde, also stand er auf. »Ich werde packen gehen....«
Er sagte sich, dass er gründlich darüber nachdenken werde, doch tief in seinem Innern kannte er seine Entscheidung bereits. Satine hatte sie für ihn gefällt und auf absurde Weise war er ihr dankbar.
Epilog by Oriane
Der Morgen zeigte sich hell und klar. In der Frühe fröstelte Satine fast ein wenig, als sie am Randes des Raumhafens von Keldabe vor dem kleinen Schiff stand, das die beiden Jedi zurück nach Coruscant bringen sollte. Rena Barakis stand neben ihr, ebenso wie Leroun Nevran. Der
Togruta hatte es sich nicht nehmen lassen, die Jedi zu verabschieden, die auch ihm im vergangenen Jahr zu Freunden geworden waren.
Es kam Satine immer noch unwirklich vor, dass die beiden sie von einen auf den anderen Tag verlassen wollten, aber sie hatte eingesehen, dass sie darauf keinen Einfluss nehmen konnte. Sie gehörten zum Orden der Jedi und wenn der sie zurückrief, konnte eine kleine Herzogin, die einen Freund und Vertrauten nicht verlieren wollte, nichts dagegen tun. Obi-Wan war den ganzen Morgen seltsam schweigsam gewesen, sie nahm es ihm nicht übel.
Viel Gepäck besaßen die beiden nicht und Qui-Gon hatte seinen Schüler geschickt, es ins Schiff zu bringen, während er auf die kleine Gruppe zutrat, um sich zu verabschieden.
»Herzogin, ich wünsche Euch alles Gute. Ich bin überzeugt, dass Mandalore in keinen besseren Händen sein könnte.«
»Ich danke Euch, Meister Jedi. Und trotzdem, wie soll ich denn ohne Euch zurecht kommen?« Sie schickte ein halbherziges Lächeln hinterher, das andeuten sollte, dass sie die Frage nicht ernst gemeint hatte. Aber damit, dass der Meister sie durchschauen konnte, hätte sie rechnen müssen.
Beinahe väterlich legte Qui-Gon ihr seine großen, warmen Hände auf die schmalen Schultern. »Das werdet Ihr, da bin ich sicher. Ihr habt Freunde und Vertraute hier auf Mandalore und der Clanrat steht hinter euch. Ich wüsste nicht, dass es besser sein könnte.«
»Ich hoffe, wir sehen uns eines Tages wieder, Meister Jedi.«
»Das hoffe ich auch.« Er lächelte ihr noch einmal zu, dann verabschiedete er sich auf von Rena und Leroun.
»Wir werden schon auf sie aufpassen«, versprach Rena mit einem Augenzwinkern.
»Da bin ich sicher«, antwortete der Jedi schmunzelnd. »Ihr seid immerhin die einzige, die es schafft der Herzogin erfolgreich ins Gewissen zu reden.«
Seine Worte entlockten sowohl Rena, als auch Satine ein breites, wissendes Grinsen. Dann machte sich Qui-Gon auf den Weg zum Schiff. Obi-Wan war aus dem Bauch des Schiffes zurückgekehrt und hatte einen kurzen Teil der Gespräche verfolgt. Als sein Meister ihm nun ermutigend zunickte, holte er tief Luft und ging auf Satine zu. Obwohl Leroun offensichtlich am liebsten gelauscht hätte, zog Rena ihn bestimmt ein paar Meter zur Seite, um den beiden etwas Privatsphäre zu geben.
»Du wirst also gehen«, begann Satine.
»Ja, ich muss.« Das war nur halb gelogen und trotzdem fühlte der Padawan sich schlecht dabei. »Nein, ich muss nicht. Aber ich habe mich dazu entschieden.«
»Es ist die richtige Entscheidung, denke ich, obwohl ich es nicht wahrhaben will. Ich weiß, ich habe die Frage heute schon einmal gestellt und es gefällt mir nicht, es wieder zu tun, weil ich mich schwach dabei fühle, aber: Was werde ich nur ohne dich machen?«
Obi-Wan lächelte. »Das, was du immer tust. Mandalore zusammenhalten, deine Mitmenschen in den Wahnsinn treiben, junge Padawane wie mich abfällig behandeln.«
Seine Worte entlockten ihr endlich das verschmitzte Schmunzeln, das er so an ihr liebte.
»Ich könnte nie jemand anderen so abfällig behandeln, wie dich.«
»Oh, womit habe ich denn diese Sonderbehandlung verdient?«
Nun lachten sie beide. Es war ein befreiendes Gefühl, nach dem traurigen Schweigen, das zwischen ihnen geherrscht hatte, seit Satine ihn aus ihrem Büro geschickt hatte. Er wusste noch immer nicht ganz, warum sie das getan hatte, schließlich sprachen ihre Gefühle, die durch die Macht zu ihm drangen eine ganz andere Sprache. Aber er spürte, dass er ihr eines Tages dafür dankbar sein würde, also ließ er es geschehen und fragte nicht weiter nach.
»Obi-Wan, es ist Zeit!«, rief Qui-Gon ihm durch ihre Verbindung zu und er schickte die Bestätigung, dass er gleich kommen würde.
»Es ist besser so, Satine«, sagte er und beide wussten, dass damit der Abschied gemeint war. Sie nickte. »Vermutlich.«
Ein kurzer Blick reichte, der dem jungen Jedi erlaubte, die Herzogin hier in aller Öffentlichkeit in die Arme zu nehmen. Fest und trotzdem liebevoll drückte er sie an sich, schloss die Augen und atmete ihren Geruch ein. Sie erwiderte die Umarmung, strich ihm sanft über den Rücken und legte ihre Wange an seine. Als sie sich wieder voneinander lösten, legte Obi-Wan ihr die Hände auf die Schultern, genau wie sein Meister vorher. Seine Berührung war viel sanfter, viel zärtlicher, bekam aber trotzdem ein wenig einen beschützenden, väterlichen Touch. Er lehnte sich nach vorn und küsste sie sanft auf die Stirn. Ein wenig musste er sich dafür nach oben recken, war sie doch ein kleines Stückchen größer als er. »Ich werde immer für dich da sein, wenn du mich brauchst, Satine.«
Sie lächelte. »Ich weiß nicht, ob ich das beruhigend finden soll oder nicht. Du verursachst mehr Probleme, als dass du welche löst.«
»Du kennst mich zu gut.« Mit einem letzten warmen Lächeln in ihre Richtung drehte er sich um, verabschiedete sich von Rena und Leroun und stieg in das Schiff, das ihn zurück bringen sollte. Er würde ein wunderbarer Jedi werden, dessen war Satine sich sicher.


Ende
End Notes:
So, das wäre es mit dieser kleinen Interpretation der Ereignisse, die dazu führten, dass Obi-Wan und Satine sich kennengelernt haben. Endlich habe ich es geschafft, das ganze Ding hier hochzuladen. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ich würde mich natürlich über den ein oder anderen Kommentar freuen :)

Kurz will ich noch auf den OS "Das falsche Gesicht" hinweisen, der irgendwie eng mit dieser Geschichte verknüpft ist, auch wenn man ihn gut ohne die Kenntnis dieser Story lesen kann.

Eure Ori
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