Niemand ist perfekt von Nadia

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Story Bemerkung:

Anmerkung: Tobey erzählt Jack davon, dass er seine oberste Priorität sei, doch in der Episode ist es so, dass Jack darauf nichts erwidert oder tut. Das hat mich gestört. Denn mir gefällt der neue Jack überhaupt nicht! Und so kommt es wie es kommen musste; das hier ist eine was-wäre-wenn Story. Enjoy.

Spoiler: Mein bester Freund [Use Your Disillusion]
Er sah Tobey nach, der verletzt nach oben verschwand. War es denn so schlimm, dass er endlich mal mehr sein wollte, als Jack der schwule Junge aus Capeside? Gott, egal was er auch tat, er konnte es in letzter Zeit offenbar niemandem recht machen. Jen mischte sich ständig in sein Leben ein und Tobey verlangte von ihm, dass er für ihn alles stehen und liegen ließ, nur weil er auf einen Überraschungsbesuch nach Boston gekommen war.

Verstand er denn nicht, dass er gerade erst in die Verbindung eingetreten war und seinen Brüder gefallen wollte? Er wollte doch einfach nur wie ein normaler Verbindungsbruder behandelt werden und nicht der Quotenschwule sein. Und dafür war es nun einmal nötig gelegentlich den Wünschen der Brüder nachzukommen. Sie hatten ihm klar gemacht, dass Tobey sich wie ein Mädchen aufführte, das es nicht ertragen konnte nicht alles über die Verbindung in Erfahrung bringen zu können. Und Tobey verhielt sich eifersüchtig, auch wenn er dies vehement abgestritten hatte.

Jack fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und starrte wieder zu den Treppen, die Tobey vor wenigen Minuten hinauf geeilt war. Er hatte es nicht mehr fertiggebracht in Jacks Nähe zu sein, weil der ihm das Herz aus der Brust gerissen hatte und darauf herum getrampelt war. Vielleicht, so dachte Jack, war er noch nicht reif genug für eine feste Beziehung, wie Tobey sie offenbar gern führen wollte. Möglicherweise hatten sie beide einfach einen schlechten Zeitpunkt gewählt.

Eine leise Stimme in seinem Kopf begann plötzlich immer lauter zu werden und er verfluchte sie, wünschte, dass sie die Klappe halten würde. *Du hast ihn verletzt!*, sagte die Stimme und es war die Wahrheit. *Du musst mit ihm reden!* Ja, auch damit hatte sie Recht. Zumindest sollte er Tobey erklären, dass er zwar ebenfalls seine Priorität war, er deshalb aber nicht alles aufgeben konnte, was im Augenblick sein Leben in Boston ausmachte.

Mit den Händen stützte er sich auf der Couch ab als er sich hoch hievte und zu den Treppen hinüber ging. Er sah zunächst eine ganze Weile nachdenklich hinauf, bis er Stufe um Stufe in das obere Stockwerk ging.

Vor der Tür angekommen, die zu seinem Zimmer führte, hielt Jack inne und räusperte sich. Dann klopfte er an und öffnete die Tür gerade mal weit genug, um einen kurzen Blick ins Innere des Raums erhaschen zu können.

»Verschwinde, Jack. Ich will dich nicht sehen«, erklang Tobeys zitternde Stimme.

Jack schluckte hart, bemüht den Kloß loszuwerden, der seine Kehle zu blockieren schien. »Wir müssen reden, Tobey.«

»Ich denke, du hast bereits alles gesagt was es zu sagen gab. Ich habe es verstanden und werde jetzt damit leben müssen, auch wenn es mir nicht gefällt. Du hast dein Leben hier in Boston. Du scheinst glücklich und du brauchst offenbar im Augenblick niemand, der dich liebt und Zeit mit dir verbringen möchte – mal abgesehen von diesen Hirnlosen, die dich zum Trinken verleiten und …«

»Stopp! Du gehst zu weit. Ich war gekommen, um mich zu entschuldigen, aber du führst dich auf wie eine eifersüchtige Tussi, die es nicht ertragen kann, nicht jede Sekunde meines Lebens mein Mittelpunkt zu sein«, sagte Jack etwas zu laut und betrat nun endgültig das Zimmer. »Das sind meine Freunde, Tobey. Und sie akzeptieren mich so wie ich bin, wer ich bin. Und das ist gerade jetzt, hier in dieser neuen Stadt sehr wichtig für mich, das musst du verstehen.«

»Ich habe dir weiß Gott genug Verständnis entgegen gebracht, Jack. Ich verlange ja auch gar nicht, dass du das gesamte Wochenende alle deine Freunde im Stich lässt, um es mit mir zu verbringen. Ich denke aber, dass ich erwarten kann, dass du wenigstens etwas Zeit mit mir *allein* verbringst. Das heißt, dass wir nicht gerade in einem romantischen Restaurant sitzen und durch das Klingeln deines Handys unterbrochen werden.« Tobey sah ihn ernst an und atmete tief durch. »Ich hatte mich so wahnsinnig auf dich gefreut, aber jetzt denke ich, dass es besser ist, wenn ich gehe. Und ich denke, ich hätte gar nicht erst herkommen sollen.« Hastig nahm er seine Reisetasche und begann damit seine Klamotten hineinzustopfen.

»Ich bin aber froh, dass du hier bist. Das meine ich ernst«, entgegnete Jack nach einer Weile flüsternd. »Ich schätze, dass ich einfach Schiss bekommen habe, dich nach all den Wochen wieder zu sehen. Ich habe mir oft vorgestellt wie es sein würde, wenn ich dich vom Bahnhof abholen würde, wir uns küssen würden… Aber du kamst in das Verbindungshaus. Ich war dort noch neu, und ich habe mich noch immer nicht ganz damit abgefunden, dass mich meine Brüder dort so nehmen wie ich bin.« Jack trat einige Schritte auf Tobey zu und schaute ihm in die Augen.

»Deshalb hast du mich nicht geküsst«, stellte Tobey nüchtern fest und stopfte eine Jeans in die Tasche. »Bin ich dir peinlich?«

»Nein, das bist du nicht«, sagte Jack ohne zu zögern. »Es ist nur ungewohnt, dass ich mich in der Öffentlichkeit mit meinem Freund zeige und alle wissen lasse, dass ich homosexuell bin.«

»Für mich war es am Anfang auch nicht leicht, aber ich … Wenn wir uns lieben, was geht es denn die Anderen an? Ist es denn so verwerflich, so abstoßend oder erschreckend mir wenigstens einen Begrüßungskuss zu geben? Oder einen zum Abschied?« Tränen stiegen ihm in die Augen, als er Jack ansah und auf eine Reaktion wartete.

»Du hast mich offenbar missverstanden«, begann Jack. Doch er kam nicht viel weiter, denn Tobeys Tasche war gepackt und er schob sich hastig an ihm vorbei.

Noch einmal wandte er sich zu Jack um. »Vielleicht findest du eines Tages wieder jemand, der dich so liebt wie ich es tue. Und vielleicht bist du dann reif für eine richtige Beziehung, Jack. Ich jedenfalls habe keine Lust meine Beziehung zu verheimlichen, oder nur die zweite Geige zu spielen, wenn wir uns ohnehin nur alle drei Monate mal sehen. Ich kann eine solche Beziehung nicht führen, wie du sie willst und du keine wie ich es mir wünsche. Deshalb ist alles was uns bleibt die Vergangenheit, der Abschlussball in Capeside.«

»Warte mal, Tobey. Sekunde«, versuchte Jack es abermals, doch wieder unterbrach Tobey ihn.

»Es ist schon okay. Leb wohl, Jack. Ich liebe dich«, kam es kaum hörbar von ihm und dann verschwand er einfach.

Einige Sekunden stand Jack wie angewurzelt in seinem Zimmer und wusste nicht, was er hätte anders machen sollen. Was er hätte sagen sollen, um Tobey aufzuhalten. Er wollte ihn doch nicht verlieren …

Plötzlich riss er die Zimmertür auf und rannte die Stufen hinab, wobei er stolperte und beinahe hinabstürzte. Es gelang ihm jedoch das Gleichgewicht wieder zu finden und er rannte eilig auf die Haustüre zu, riss diese auf und stürmte hinaus auf die Straße.

Tobey wischte sich eine Träne von der Wange, als er die Straßen von Boston entlang ging, die Reisetasche über der Schulter tragend. Dann hörte er mit einem Mal Jacks Stimme, die aufgeregt seinen Namen rief und er wandte sich instinktiv um.

Tatsächlich war es Jack, der auf ihn zugelaufen kam und schwer atmend sagte: »Ich will nicht, dass du gehst. Ich will nicht, dass wir schlussmachen, denn ich will dich nicht verlieren. Ich liebe dich, Tobey. Und ich möchte, dass du bleibst. Gib mir noch eine Chance, … um es wieder gut zu machen.«

»Jack, ich kann nicht und das weißt du auch. Es tut dir eben weh, aber das wird vorbei gehen. Wenn ich jetzt bleibe, dann klappt es vielleicht eine Weile und dann kommt das nächste Problem.«

»Dann müssen wir eben lernen damit umzugehen«, sagte Jack und versuchte zu lächeln. »Oder machst du immer beim ersten Streit Schluss?«

»Keine Ahnung, soweit war ich bisher nie.« Auch auf Tobeys Lippen zeichnete sich ein kleines Lächeln.

»Wir können es schaffen, Tobey. Wir dürfen nur nicht gleich aufgeben. Schon eine Beziehung zwischen Mann und Frau ist kompliziert, eine zwischen Mann und Mann ist keineswegs leichter, auch wenn das kaum zu glauben ist. Ich muss nur lernen mein Leben mehr zu koordinieren, das ist alles. Ich bin mir sicher, dass ich genug Zeit in meinem Leben für dich und meine Verbindungsbrüder und Freunde habe.«

Erneut bekam Tobey Tränen in die Augen, doch er blinzelte sie schnell weg. »Wenn du versuchen willst, alles unter einen Hut zu bekommen, dann kann ich versuchen dich zu teilen, denn das muss ich lernen. Ich weiß, dass ich nicht erwarten konnte, dass du das gesamte Wochenende Zeit für mich hast und …«

»Tobey?«, unterbrach diesmal Jack ihn und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.

»Was?« Er verstand nicht, weshalb Jack ihn nicht aussprechen ließ.

»Halt die Klappe«, kam es von Jack. Dann lächelte er, nahm Tobeys Gesicht in seine beiden Hände und küsste ihn. Es war ein langer, hungriger und leidenschaftlicher Kuss und keinen der Beiden störte es, dass die Passanten auf der Straße sie anstarrten. Denn jetzt ging es nur um sie, um ihren Neuanfang und nicht darum, was die Bostoner zu einem schwulen Paar zu sagen hatten.


ENDE


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