Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

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Satine war auf dem Weg zum steinernen Saal. Merkwürdig ruhig erschienen ihr die Gänge im Regierungsgebäude von Keldabe, aber seit einige Clans unter der Führung von Mara Syhke die Death Watch angegriffen hatten, war das keine Seltenheit. Es schien ihr, als sei es selbst den alten Hallen peinlich, dass die Führung von Mandalore so weit gesunken war. Sie hatten sich entzweit, niemand konnte das bestreiten, aber niemand sprach es aus. Seit den Anschlägen auf Draboon und den gescheiterten Friedensgesprächen kämpfte die eine Seite für die Vernichtung der Death Watch und die andere für die Wiederaufnahme der Gespräche innerhalb des Clanrats. Ohne Mand'alor allerdings war alles aussichtslos, Satine hatte das in ihren Reden oft betont. Sie hatte sich in den letzten Monaten mehr und mehr zu einer politische gefestigten Größe entwickelt und die unsichere Anfangszeit im Clanrat hinter sich gelassen. Jeder respektierte sie als Führerin des Kryze-Clans und auch wenn natürlich nicht jeder mit ihr einer Meinung war, so wurde sie doch anerkannt und nicht mehr als dummes Kind gesehen.
Es erfüllte sie mit Stolz, sich einen Namen gemacht zu haben und trotzdem wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass die Gespräche wieder aufgenommen wurden und die Kämpfe aufhörten. Militärisch gegen die Death Watch vorzugehen war von Anfang ein ein gescheitertes Unterfangen gewesen und schnell hatten sich die verheerenden Auswirkungen gezeigt. Die aus einigen Clans zusammengewürfelten Truppen waren beinahe erschöpft, die Death Watch hatte tiefe Wunden hinterlassen und selbst wenn eine Seite siegen würde, würde es an der politischen Situation nichts ändern. Für Satine war dieser Krieg nur Mittel um die Clanführer davon abzuhalten, sich zu einigen, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Vizsla-Clan irgendein Ass im Ärmel hatte, um endlich an die Macht zu gelangen.
Die nun anberaumte Sitzung würde wieder in endlosen Debatten enden, dessen war sie sich sicher. Qui-Gon begleitet sie und sie hatte sich mittlerweile so an ihre beiden Jedi-Beschützer gewöhnt, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass es einmal anders gewesen war. Ob das gut oder schlecht war? Satine wusste es nicht.

»Satine!« Es war Rena, die ihr aufgeregt entgegen kam. »Es gibt Neuigkeiten!«
»Du siehst besorgt aus, was ist passiert?«
Sie Frau holte tief Luft bevor sie begann. »Unsere Truppen haben vor der Death Watch kapituliert, jedenfalls das, was davon noch übrig war. Wieder einmal haben unsere Gegner gewonnen.«
»Ich habe es ihnen gleich gesagt, aber sie wollten ja nicht hören!« Wütend ballte Satine die Fäuste. »Dass dieser halbe Haufen von Clanführern nach allem was passiert ist, so etwas Unverantwortliches entschieden hat, ist mir ein Rätsel.«
»Nun werden sie euch vielleicht endlich zuhören«, mischte Qui-Gon sich ein. »Diese Kapitulation kann nur bedeuten, dass sie verstanden haben, dass ein anderer Weg gewählt werden muss, um das Ziel zu erreichen.«
»Ich hoffe, Ihr behaltet recht, Meister Jedi. Ich denke, wir sollten einschreiten, bevor sie auf noch mehr dumme Gedanken kommen. Ich werde versuchen, die heutige Sitzung zu einer Sondersitzung zu machen, um die Lage zu besprechen. Wer weiß, wie lange wir noch die Möglichkeit dazu haben, jetzt, wo wir der Death Watch wieder zu Boden unter den Füßen verholfen haben.«
»Ich glaube nicht, dass die Clanführer heute ein anders Thema kennen werden«, mutmaßte Rena und folgte Satine, die sich wieder in Bewegung gesetzt hatte.
»Wie ich sie kenne, werden sie alles dafür tun, um sich vor dem Thema zu drücken. Mara Syhke und eine Niederlage eingestehen? Wo denkst du hin, Rena?«

Satine sollte Recht behalten. Die Clanführer versuchten jedes erdenkliche unwichtige Thema anzuschneiden, dass ihnen in den Sinn kam, bis die junge Herzogin entschlossen aufstand und intervenierte. »Geschätzter Clanrat, ich schäme mich beinahe dafür, Mitglied in euren Reihen zu sein. Wir diskutieren über irrelevantes Zeug, entziehen uns unserer Verantwortung und verstecken uns hinter diesen Mauern. Ich schließe mich selbst nicht ganz von diesen Vorwürfen aus, aber bitte bedenkt die Folgen. Der Kampf gegen die Death Watch mag vorerst wieder einmal verloren scheinen, aber vergesst nicht, dass wir immer noch die Kontrolle über Mandalore haben. Sie mögen uns militärisch besiegt haben, sie mögen unsere Städte verwüsten und uns bedrohen, aber all das ist doch nur möglich, weil wir nicht geschlossen vorgehen. Wir sind handlungsunfähig, das müssen wir einsehen.«
»Das klingt alles sehr pessimistisch, Herzogin«, mischte sich Lao Vevut ein. »Ihr seid gut darin, diesem Gremium Vorwürfe zu machen, aber wie steht es mit einer Lösung für unsere Probleme? Habt Ihr die auch parat?«
»Ja, ich habe eine. Aber ich brauche Eure Hilfe dazu. Wir müssen uns endlich eingestehen, dass es Punkte gibt, in denen wir uns alle - », sie korrigierte sich mit einem Blick hinüber zu Vizslas Riege, » - fast alle einig sind. Wir können die Mehrheit erzielen, die wir momentan so dringen brauchen. Hören wir auf uns davor zu fürchten, dass wir uns einig sein können.«
»Was schlagt ihr vor?«
»Dass wir Wahlen ansetzen! Ein neuer Mand'alor muss her.«
Skeptisch blickten die Clanführer zu ihr auf. »Ist das nicht gefährlich?«, wandte Almec Ordo ein. »Es könnte die Death Watch endgültig an die Macht bringen.«
»Das Volk wählt den Mand'alor. Wenn die Mehrheit der Mandalorianer es so will, dann wird es so sein.«
Gespenstische Stille senkte sich über den steinernen Saal. Satine hatte ausgesprochen, wovor die Mehrheit hier sich fürchtete – einer der Gründe, warum die Clanführer sich selbst im Weg standen. Sie hatten Angst, die Macht zu verlieren, die ihnen noch geblieben war. Aber sie erkannten auch, dass sie einen Geist wie Satines in ihrer Mitte gut brauchen konnten.
»Also gut«, meldete sich Almec wieder zu Wort. »Lassen wir das Volk entscheiden. Die Herzogin hat Recht, wir haben das schon viel zu lange aufgeschoben.«
Zustimmendes Gemurmel aus allen Richtungen. Sogar aus Vizslas Ecke kam ein Nicken.
»Für das Protokoll brauchen wir eine rechtskräftige Abstimmung. Wenn Ihr alle einverstanden seid, werde ich sie durchführen.«
Satine wartete, aber als keine Widerworte kamen, fuhr sie fort. »Wer ist für die Wahl eines neuen Mand'alors?«
Alle Hände hoben sich, manche zögernd.
»Wer ist dagegen?« Keine Meldungen
»Damit wäre das entschieden.«


Das Gefühl der Zuversicht war der jungen Herzogin im vergangenen Jahr genauso stetiger Begleiter sowie ständige Feind gewesen. Sie hatte sich trotz allem nicht erlaubt, es nicht mehr zuzulassen, denn das wäre ihr Ende gewesen. Oft genug war sie enttäuscht worden im vergangenen Jahr, von daher war es ein seltsames Gefühl, die Zuversicht nun uneingeschränkt zuzulassen. Sie stand in ihrem Büro am offenen Fenster, ließ die warme Abendluft hinein und genoss das Farbenspiel des Sonnenuntergangs. Der Abend auf Coruscant fiel ihr ein, an dem sie die Meldung erhalten hatte, dass die Jedi sich in den Bürgerkrieg einmischten. Das glühend rote Licht des Stadtplaneten war so unterschiedlich zu dem der Sonne Mandalores. Die Gefühle in ihr spiegelten sich perfekt im Abend wieder, ob Zufall oder nicht, das wollte sie in diesem Moment lieber dem Schicksal überlassen.

Satine merkte erst nicht, wie jemand den Raum betrat, hatte sie sich doch an die ständige Anwesenheit anderer gewöhnt, aber selbst ein nicht-machtintensiver Mensch spürt irgendwann, dass er beobachtet wird.
»Was gibt es, junger Padawan?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
Obi-Wan schmunzelte. Sie mochte vielleicht nicht machtintensiv genug sein, um mit einem Jedi verglichen werden zu können, aber ganz ausgelassen hatten die Midi-Chlorianer sie gewiss nicht.
»Ich wollte Euch beglückwünschen, Herzogin. Ihr werdet ein hervorragender Mand'alor sein.«
Die Wahl, die Satine durchgesetzt hatte, hatte zwei Wochen später entschieden, dass sie sich auch für den Job des Vorsitzenden selbst eignete. Satine war überrascht gewesen, anders als die Mehrheit ihrer Freunde und auch ihrer Feinde. Das Ergebnis war sehr eindeutig ausgefallen. Vizsla hatte einige Stimmen erhalten, aber ansonsten tat sich wenig in der Verteilung. Satines Friedenspolitik war bei den Leuten genauso angekommen, wie es beabsichtigt war.
»Ich danke dir, Obi-Wan. Wenn ich gewusst hätte, dass ich einen solchen Einfluss habe, hätte ich vielleicht dafür gesorgt, dass jemand anders Mand'alor wird. Ich weiß nicht, ob ich die richtige dafür bin.«
Mit wenigen Schritten war der Padawan bei ihr am Fenster. »Ich glaube an dich, Satine. Du wirst Mandalore in eine friedliche Zukunft führen, daran habe ich keinen Zweifel. Und dein Volk auch nicht.«
Sie lächelte leise, dankbar für seinen Zuspruch. Er hatte nie leere Worte für sie übrig, das schätzte sie an ihm ganz besonders.
»Es ist noch nicht vorbei. Die Death Watch wird auf ihren erneuten Sieg bestehen. Wenn sie merken, dass sie im Clanrat keinen Fuß fassen können, werden sie sich wieder auf Anschläge verlegen. Irgendjemand muss sie auch militärisch aufhalten.«
»Ich denke, viel hängt von ihrem Anführer ab. Wenn du Tor Vizsla unter Kontrolle hast, hast du die Death Watch unter Kontrolle.«
»Du glaubst wirklich, dass es so einfach ist?« Skeptisch sah Satine ihn an.
»Ich glaube, dass die klaren Strukturen der Death Watch ihre Schwäche sind. Ohne Anführer wird sie in kleine Gruppen zerfallen, die einfacher auszuschalten sind, als die ganze Organisation.«
»Wir werden das schon schaffen.« Sie seufzte. »Für den Moment möchte ich den Abend genießen, weiter nichts.«
»Ich werde dir helfen, wo ich kann Satine.«
Ihr Blick bekam etwas liebevolles, als er das sagte. Sie legte eine Hand an seinen Arm und drückte leicht zu. »Das ist beruhigender als ich sagen kann.«
Als sie merkte, wie Obi-Wans Blick immer wieder zwischen ihr und der Stadt draußen hin und her huschte, nahm sie die Hand wieder zurück. »Entschuldige, wenn dich das nervös macht.«
»Nein, ich muss mich entschuldigen«, murmelte Obi-Wan.
»Musst du nicht. Du hast es mir erklärt. Ich weiß, dass es nicht sein darf und auch, wenn ich am liebsten alle Regeln in den Wind schießen würde, könnte ich dir niemals die Chance nehmen, ein Jedi zu werden.«
Eigentlich hatte Satine niemals vorgehabt, ihm diese Gedanken mitzuteilen, aber jetzt waren die Worte raus. Der Padawan war damit sichtlich überfordert. Es schien, als würde etwas in seinem Kopf ratternd versuchen, eine Folgerung aus ihren Worten herauszulesen.
»Entschuldige«, versuchte Satine es abermals, doch auch nach Sekunden, die ihr wie Stunden vorkamen, bekam der angehende Jedi kein Wort heraus. »Obi-Wan, langsam mache ich mir Sorgen.«
Diesmal war es Satine, die überrumpelt wurde, als Obi-Wan ihre Gesicht in beide Hände nahm und sie küsste. Es war ein Kuss, als wüsste er in diesem Augenblick nichts anderes zu tun, als gäbe es gar keine andere Möglichkeit – als wäre es das richtige. Es war alles an was Satine denken konnte. Warum nur musste sich etwas so falsches unglaublich richtig anfühlen. Sie versuchte sich zu befehlen, diese Frage später zu klären und den Moment zu genießen, aber so richtig wollte ihr das nicht gelingen. Schließlich löste sie den Kuss sanft. »Obi-Wan, was tust du da?«
»Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf, als müsse er erst störende Gedanken beseitigen, bevor er darüber nachdenken konnte. »Alles, was ich gerade weiß ist, dass ich die Antwort nicht kenne, die wir beide ganz dringend brauchen.«
Er war keinen Schritt zurückgewichen und noch immer konnte Satine seinen Atem auf dem Gesicht spüren. Angestrengt widerstand sie der Versuchung, sich einfach nach vorne zu lehnen und den Kuss wieder aufzunehmen, den sie unterbrochen hatte. Und plötzlich wusste sie die Antwort und in genau demselben Moment brach sie ihr das Herz.
»Du bist ein Jedi, Obi-Wan.« Obwohl die Worte keine direkte Zurückweisung enthielten, so stießen sie den Padawan doch von ihr fort. Sowohl emotional, als auch körperlich entfernte er sich von ihr. »Du hast recht«, brachte er mit Schmerz in der Stimme hervor. »Ich würde sagen, es tut mir Leid, dass es so ist, aber diese Worte würden der Wahrheit nicht gerecht.«
»Eben deswegen musst du jetzt gehen.«
Er nickte und zog sich endgültig von ihr zurück. Kurz bevor er sich anschickte, das Büro zu verlassen, griff er ein letztes Mal nach ihrer Hand, drückte sie fest und fuhr zärtlich mit dem Daumen über ihren Handrücken. Er sah dabei nicht sie an, sondern wandte seinen Körper in die Richtung, in die sie ihn fortgeschickt hatte. Satine erwiderte die Geste, dann ließ sie seine Hand langsam los. Eine einsame Träne löste sich aus ihrem Auge, als die Tür zischend zufiel.


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