Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

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Der neue Mand'alor

Das Regierungsgebäude Keldabes war ein durchaus imposantes Gebilde. Nicht nur der steinerne Saal, in welchem die Clanführer schon seit jeher miteinander diskutiert, gestritten, sich beraten und geeinigt hatten, sondern auch die Gebäude, die nach und nach rund herum um diesen Saal gewachsen waren. Den alten, ganz aus Stein erbauten Mauern, in deren Mitte sich der Saal befand, waren im Laufe der Zeit einige Stockwerke und Nebengebäude hinzugefügt worden, doch man hatte stets darauf geachtet, mit keinem der Ausbauten der alten Fassade ihre Würde zu nehmen. Es war den Architekten durchaus gelungen. Besuchern des Regierungssitzes tat sich als erstes eine große Säulenhalle als Eingangshalle auf, und auch die offiziellen Wege zum steinernen Saal waren in ihrem rohen, machtvollen Stil belassen worden. Bog man allerdings einmal falsch ab, wurde man Stück für Stück aus der alt-ehrwürdigen Welt zurück in die Moderne geführt. Die oberen Stockwerke des Gebäudes wurden wieder von den typisch mandalorianischen Fensterfronten beherrscht.
Das Büro von Aman Kryze befand sich allerdings in einem der niedrigen Nebengebäude. Die Idee, die Clanführer dauerhaft in der Hauptstadt unterzubringen, war noch relativ jung und dementsprechend waren die Anbauten erst jetzt notwendig geworden. Man hatte in den Nebengebäuden den traditionellen Stil komplett ignoriert und setzte auf moderne Eleganz.
Um die Diskussionen und eventuellen Feindseligkeiten auf die steinerne Versammlungshalle zu beschränken, hatte man die Büros fein säuberlich voneinander getrennt und entfernt angelegt. Zusätzlich wurden die Ratsmitglieder nach politischer Gesinnung und Position sortiert. An der einen Außenseite die wahren Mandalorianer, an der anderen die Death Watch. Aman befand sich, sowohl räumlich als auch politisch, relativ am Rand der wahren Mandalorianer. Im ersten Stock des Gebäudes, in dem sein Büro lag, waren noch Mara Syhke und Bali Sinna untergebracht, allerdings musste man sich eingestehen, dass zwischen der radikalen Führerin des Syhke-Clans und Aman ein breiter Graben verlief, wohingegen er mit Sinna ziemlich auf einer Wellenlänge lag.
Und genau diesen kleinen, eher rundlichen Mann mit einem nicht mehr ganz so kantigem Gesicht und sorgfältig zurechtgestutztem, weißen Bart traf Aman mit sorgenvollen Gesicht auf dem Flur an. Er wanderte von einer Tür zur nächsten und wieder zurück und schien über irgendetwas nachzudenken. Es war nicht schwierig, zu erraten, was es war.
Es war bereits einige Wochen her, seit Amans Tochter zurückgekehrt war, doch die politische Situation hatte sich nicht maßgeblich geändert. Die Clanführer spalteten sich immer mehr in Diskussionen und kamen zu keiner Einigung. Die Stimmung war alles andere als friedlich. Immerhin hatten sie eingesehen, dass die Chancen ohne einen Mand'alor noch viel schlechter standen und man hatte sich auf einen Wahltermin einigen können. Jeder der zwölf Clanführer war wählbar, doch diese Entscheidung würde das Volk treffen, nicht der Rat. Das Ergebnis der Wahl würde in etwa einer Stunde bekanntgegeben werden, aber Aman hatte nicht vor, dazusitzen und Däumchen zu drehen. Nein, er würde auch heute trotz der ungewissen Situation nicht damit aufhören, an einen Plan zu arbeiten, der ihn bereits viele Wochen gekostet hatte.

Jetzt allerdings hielt er kurz inne und sah Bali Sinna eine Weile bei seiner Wanderung zu. Sie waren fast so etwas wie Freunde, wären sie nicht beide in der Politik und Führer verschiedener Clans. Man konnte sich nicht erlauben, Freundschaften auf Vertrauensbasis zu schließen, das hatte Aman schnell lernen müssen. Immer bestand die Gefahr, verraten zu werden. Also bezeichneten sie sich als Kollegen und kamen gut miteinander aus.
Sinna hatte Aman durchaus bemerkt, aber erst nach seinem dritten Auf und Ab sprach er ihn an.
„Kryze, Ihr stört mich beim Denken!“
„Ich wüsste nur gern, was Euch beschäftigt“, antwortete Aman unbeeindruckt. Er wusste, dass Bali Sinna nur zu gern seine Gedanken mitteilen wollte. Er kannte den älteren Mann.
„Das könnt Ihr Euch nicht denken? Es beschäftigt vermutlich jeden in diesem Gebäude auf die ein oder andere Weise. Und ich muss zugeben, dass ich langsam der Sache überdrüssig werde. Ein neuer Mand'alor muss her, vorher sind wir machtlos. Da helfen keine Spekulationen und gegenseitige Anschuldigungen, niemand hört zu.«
„Nun“, begann Aman vorsichtig, „zufällig habe ich mich in den letzten Wochen mit genau diesem Thema befasst – Spekulationen. Und mit den Reformen des alten Jaster Mereel.“
„Ach hört bloß auf!“, wetterte Sinna und hielt zum ersten Mal in seiner Wanderung inne. „Damit hat der ganze Fluch doch begonnen!“
„Und doch standet Ihr damals an seiner Seite.“
Sinna grummelte irgendetwas Unverständliches und nickte dann. Seine Finger begannen, unablässig seinen Bart zu durchforsten, während er weitersprach. „Ich stand auf seiner Seite. Und ich würde mich immer wieder dort einfinden. Aber die Pläne Mereels waren nicht subtil genug. Ihm fehlte das nötige Feingefühl. Heute mögen wir das besser wissen, aber heute schrillen leider auch bei jedem schon Alarmglocken, wenn man nur das Wörtchen Ehre verwendet.“
„Habt Ihr Euch einmal in den Straßen umgehört? Seit meine Tochter wieder Zuhause ist, habe ich durch sie guten Kontakt zu den Bürgern, auch, wenn es mir nicht gefällt, dass sie sich überall und nirgends herumtreibt. Ehre ist genau das, wonach die Leute suchen. Mandalors Ansehen hat sich durch den Krieg nicht maßgeblich gebessert, im Gegenteil. Für ein anerkanntes Mandalor benötigen wir Reformen, die genau dieses Wörtchen beinhalten – Ehre.“
Sinna nickte schwer. „Ich stimme Euch zu, Kryze, aber dafür ist es noch viel zu früh. Wenn Ihr jetzt mit einem solchen Vorschlag kommt, werdet Ihr in die radikale Ecke von Mara Syhke gedrängt und spätestens dann wird Euch niemand mehr zuhören. Noch würde ich das nicht riskieren.“
„Nein, sicher ist es dafür noch zu früh. Ich wollte nur sehen, was Ihr von der Sache haltet. Immerhin zählt Eure Stimme einiges. Ihr seid sogar einer der Favoriten für den Mand'alor.“
Sinna seufzte. „Ich wünschte, ich wäre es nicht. Ich weiß nicht, ob ich dem gewachsen wäre.“
„Ich glaube schon, dass Ihr es wärt. Und bis das Ergebnis feststeht, würdet Ihr euch einige Entwürfe ansehen?“
„Hm“, machte Sinna, „Wenn Ihr darauf besteht.“
Das reichte Aman als Bestätigung. Er wusste, er hatte ihn neugierig gemacht und führte ihn nun in sein Büro, wo er die Entwürfe zu seinen Reformüberlegungen auf einen Bildschirm legte. Es dauerte eine Weile, bis Sinna sich alles in Ruhe durchgelesen und sich seine Gedanken dazu gemacht hatte.
Aman saß stumm in einem Sessel am anderen Ende des Raumes und sah aus dem Fenster, um den Mann nicht zu stören. Seine Gedanken glitten über die Dächer der Stadt, die Straßen entlang, nach Hause zu seiner Familie und auch zu den beiden Jedi, die nun sein einigen Wochen ebenfalls seine Wohnung bewohnten.
Noch immer wusste er nicht genau, was er an den beiden eigentlich hatte. Qui-Gon, der Meister machte auf ihn einen ruhigen, wachsamen Eindruck, allerdings war er sehr eigen, fast schon verschlagen und Aman war sich nicht sicher, ob er wirklich ausschließlich zum Schutz seiner Tochter in Keldabe war, oder ob er zusätzlich den Rat der Jedi über alles informierte. Die Jedi hatten sich einmal eingemischt, vielleicht würden sie es wieder tun.
Was den jugen Obi-Wan betraf, so hatte Aman weniger Bedenken. Er wirkte bodenständig, ein bisschen ungeschickt vielleicht, aber er besaß ein gesundes Maß an Misstrauen gegenüber den Handlungen seines Meisters. Und trotzdem schien er seinem Dasein als Jedi treu ergeben. Aman hatte des öfteren beobachtet, wie er mit Satine diskutierte und sie sich dann in die Haare bekamen, aber der Junge würde sie beschützen, komme was wolle. Die Frage war nur, ob er dafür auch stark genug war. Aman konnte es nur hoffen.

Beide Männer im Büro hatten überhaupt nicht bemerkt, wie die Zeit verstrichen war, während sie über Amans Entwürfe diskutierten. Erst, als es an der Bürotür klopfte und Amans Sekretär, ein kleiner, untersetzter Mann mit schütterem Haar, jemandem die Tür aufhielt, merkten sie, wie spät es schon war. Herein stürmte einer von Sinnas Mitarbeitern. Mit einem breiten Lächeln, das sein Gesicht ausfüllte, ging er auf ihn zu und schüttelte ihm herzlich die Hand.
„Meinen Glückwünsch, Sir!“
Etwas irritiert starrte Sinna den jungen Mann an, dann dämmerte es ihm. „Ruft die Ergebnisse auf“, befahl er Aman, aber dieser war ihm bereits zuvorgekommen.
„Eindeutige Mehrheit für Euch, Sinna“, bestätigte er freudig. „46% um genau zu sein. 23,4% gingen an Sitain. Der Rest ist relativ unbedeutend, allerdings hat der junge Vizsla einige Stimmen ergattert.“
„Viel viele?“
„14,2%“
„Besorgniserregend. Aber das war zu erwarten.“
„Jedenfalls – meinen Glückwunsch, Sinna.“ Auch Aman reichte ihm jetzt die Hand. „Ich denke, Ihr werdet Eure Sache gut machen.“
Mit sorgenvollem, aber auch stolzem und entschlossenem Gesicht erwiderte Sinna Amans Händedruck. „Danke.“
„Es wird eine Ansprache erwartet, Sir“, meldete sich wieder der junge Mann zu Wort.
„Dann lasst uns gehen. Und macht einen optimistischen Eindruck.“ Er zwinkerte Aman zu und legte dem jüngeren eine Hand auf die Schulter. Dann führte er die Gruppe zum steinernen Saal.


„Ich glaube immer noch nicht, dass das eine gute Idee ist“, widersprach Obi-Wan zum wiederholten Mal. Und Satine verdrehte zum wiederholten Mal die Augen und hörte nicht auf ihn.
Sie stand in ihrem Zimmer vor dem Spiegel und bändigte ihr Haar in eine annehmbare Form. Obi-Wan saß, in den Händen seinen Umhang, im Schneidersitz auf ihrem Bett und sah ihr dabei zu.
„Melis Taneya ist eine gute Freundin von mir und gerade erst von ihren Verwandten auf dem Land zurückgekehrt. Ich werde Sie besuchen, ob du nun mitkommst, oder nicht. Außerdem ist in den letzten Wochen nichts passiert, was dein Eingreifen nötig gemacht hätte.“
„Vielleicht habe ich eingegriffen und Ihr habt es nicht bemerkt“, erwiderte der Padawan verschmitzt.
„Und arrogant bist du auch noch!“ So wenig Satine Obi-Wan auch anfangs leiden konnte, es hatte sich gebessert. Noch immer erwies sich der Junge als etwas ungeschickt und nicht wenige seiner Äußerungen trieben sie manchmal zur Weißglut, aber da es umgekehrt nicht anders war, und sie genau wusste, wie sie ihn mächtig auf die Palme bringen konnte, hatte sie sich daran gewöhnt. Mittlerweile genoss sie diese kleinen Geplänkel zwischen ihnen sogar, denn auf den Mund gefallen war Obi-Wan keineswegs. Noch immer sprach er sie mit respektvoller Höflichkeitsform an, hatte aber inzwischen ihren Titel „Herzogin“ weitestgehend abgelegt und nannte sie beim Vornamen.
„Euch kann man auch gar nichts recht machen, oder?“
„Du kannst es jedenfalls nicht.“ Mit einem verschmitzten Lächeln drehte sie sich um und stiefelte nach draußen. Obi-Wan blieb nichts anderes übrig als ihr zu folgen. Er würde Satine heute allein begleiten, da Qui-Gon anderweitig einen Termin hatte und beschäftigt war. Er hatte es Aman und seiner Familie gegenüber verschwiegen, aber Obi-Wan wusste, dass sich sein alter Meister, Dooku, auf Mandalore aufhielt. Warum, das hatte ihm auch Qui-Gon nicht sagen können, aber er war aufgebrochen, um mit ihm zu sprechen.
Vorher hatte er seinem Padawan noch ins Gewissen geredet. „Sei wachsam, Obi-Wan“, hatte er gesagt. „Pass auf sie auf, bleib in ihrer Nähe.“
Es war nichts Ungewöhnliches, dass Obi-Wan die Herzogin allein begleitete. Im Gegenteil, es hatte sich in den letzten Wochen so eingebürgert. Sein Meister dagegen war meist mit Aman oder seiner Frau unterwegs.
„Meister, in den Wochen, in denen wir hier waren, ist nichts passiert, was unsere Besorgnis erregen sollte“, wandte Obi-Wan ein.
„Das ist richtig. Aber nutze die Macht, junger Padawan. Versuche ein Gespür für das Kommende zu entwickeln.“
„Was spürt Ihr?“, fragte der Junge.
„Unheil“, war die Antwort.
Der Padawan horchte in die Macht hinein und unter seines Meisters Führung spürte er, was Qui-Gon gespürt hatte.
„Was glaubt Ihr, wird passieren?“
„Ich weiß es nicht genau.“
Dann war er gegangen und hatte Obi-Wan mit seinen aufkommenden Sorgen allein gelassen. Als er jetzt Satine zu einem Speeder begleitete, dachte er wieder über diese Worte nach.
„Nun komm schon, Obi-Wan!“, rief Satine und holte ihn unsanft aus seinen Gedanken. Ganz selbstverständlich bestand sie darauf, selbst zu fahren und er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
„Ihr habt mir immer noch nicht gesagt, wo es eigentlich genau hingeht. Ihr wisst, dass Qui-Gon das missfallen wird.“
Satine seufzte, verdrehte die Augen und startete das Gefährt. „Kann ich denn nirgendwo hingehen, ohne, dass jemand mit sorgenvollem Gesicht hinter mit her gerannt kommt?“
„Ich mache nur ein sorgenvolles Gesicht, wenn Ihr wieder so rabiat fliegt, wie beim letzten Mal. Allerdings sorge ich mich dann mehr um mich, als um Euch“, gab Obi-Wan zu und hielt sich vorsorglich am Sitz fest. Satine schnaubte nur, erwiderte, er solle sich nicht so anstellen und gab Gas.


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