Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

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Der Herbst hatte sich beinahe von Keldabe verabschiedet und der Winter hämmerte bereits mit beiden Fäusten gegen die Tür. Frost und totes Laub bedeckte den Boden unter Amans Füßen, als er das Regierungsgebäude verließ und auf eines der Nebengebäude zusteuerte. Er hatte das Gefühl, dass die Sonne sich an dem Tag verabschiedet hatte, an dem Choyelle gestorben war und wirklich, es hatte seitdem keinen schönen, sonnigen Tag mehr gegeben und es war nun einige Wochen her. Auch seine Tochter hatte er seitdem nicht gesehen und nichts von ihr gehört, was er allerdings als gutes Zeichen wertete. Immerhin bedeutete das, dass sie noch nicht tot war.
Nach den gleichzeitig ausgeführten Anschlägen war nun sicher, dass die Death Watch dahinter steckte, hatte Pre Vizsla sich doch sehr gewählt verplappert und so alles zugegeben. Seine Äußerungen waren ungenau gewesen, doch jedem der Anwesenden war klar, worauf er anspielte.
Seitdem hatte es Aman einiges an Arbeit gekostet, die Reformpläne wieder aufzunehmen und den verängstigten Mitgliedern des Clanrates wieder Mut zu machen und sie dazu zu bringen, zu handeln. Viele hatten ihn für wahnsinnig gehalten, wussten sie doch, dass seine Frau getötet worden war. Sie sahen seine Reaktion als Racheakt gegen die Death Watch, aber das war es nicht. Aman schwor nicht auf Rache, nein, er wollte Frieden für Mandalore.
Die Ratssitzung gerade hatte gezeigt, dass er fast am Ziel war.

„Ihr alle seht doch das Chaos auf den Straßen, welches die Anschläge der Death Watch hinterlassen haben und weiterhin hinterlassen werden, wenn nicht endlich etwas geschieht.“
„Ich muss Euch doch sicher nicht daran erinnern, welche Auswirkungen es haben kann, sich gegen die Death Watch zu stellen“, erinnerte Bralor, einer der Clanführer, ihn schmerzlich an den Tod Choyelles. Hätte jemand wie Jettel Awaud, einer der engen Vertrauten von Pre Vizsla diese Warnung geäußert, wäre Aman sicher nicht ruhig geblieben, aber Bralor war kein Befürworter der Death Watch. Allerdings war er auch kein Gegner. Das einzige, was ihn vorantrieb, war die Angst und Aman wusste, wenn er ihn überzeugen konnte, würden alle anderen nachziehen.
„Nein, ich kenne das Risiko nur zu gut. Aber die Menschen rufen nach Veränderung. Es hilft nichts, sich vor Angst zu verkriechen, wir müssen handeln. Und wir müssen es gemeinsam tun, als Einheit, nur dann ist der Frieden dauerhaft gesichert.“
Auf einigen Seiten erntete er zaghaft zustimmendes Nicken, auf der anderen Seite nur Kopfschütteln.
„Wie lang versucht Ihr nun schon, den Rat auf Eure Seite zu ziehen, Kryze?“, schaltete sich Vizsla in die Diskussion ein. „Ihr müsst endlich einsehen, dass Eure Bemühungen früher oder später fehlschlagen werden.“
„Mit Verlaub, Vizsla, ich allein beurteile, ob meine Bemühungen fehlschlagen werden und die Entwicklungen der letzten Wochen flüstern mir das genaue Gegenteil Eurer Aussage ins Ohr. Wenn Ihr also nichts Konstruktives beizutragen habt, unterlasst doch bitte jede weitere Bemerkung zu dem Thema. Wir alle wissen, auf welcher Seite Ihr steht.“ Aman sah, wie die Muskeln an Vizslas Kiefer begannen zu arbeiten, als er mit Mühe eine bissige Bemerkung zurückhielt. Insgeheim hatte Aman gehofft, dass der junge Mann empörte Wiederworte gab, aber er hielt sich bedeckt. Irgendwie machte dem Anführer des Kryze-Clans das Sorgen.
„Ihr alle kennt die Gesetzesentwürfe“, fuhr er fort, „deswegen werde ich darauf verzichten, noch einmal darauf einzugehen. Ich kann nur sagen, dass Ihr das Richtige tut, wenn Ihr dafür stimmt. Für den Frieden und für Mandalore.“
Dann gab Bali Sinna ihm ein Zeichen, er möge auf seinen Platz zurückkehren. Die Sitzung hatte sich sowieso schon lange hingezogen. Amans Schritte hallten an den steinernen Wänden des Saals wieder, als er seine Position gegenüber der zwölf Sitze der Clanführer verließ und auf seinen, fast ganz außen stehenden Platz, zurückkehrte.
„Immer noch wird die Abstimmung über die Entwürfe entscheiden. Ich setzte den Termin für morgen Mittag an. Die Sitzung ist beendet“, erklärte Sinna.
Damit verließ er den Platz in der Mitte und ging schnellen Schrittes auf den Ausgang zu. Aman beeilte sich, ihn einzuholen.
„Was meint Ihr, haben wir es geschafft?“
„Ich kann es nur hoffen. Bei Ellick bin ich mir mittlerweile sicher, dass sie zustimmen wird, sogar Sitain scheinen wir überzeugt zu haben. Sicher, Awaud und Baran Gedyc werden genauso wenig zustimmen, wie Vizsla, aber das sollte uns keine Probleme bereiten. Eine Mehrheit ist gut möglich und so wie es aussieht, sogar wahrscheinlich.“
„Endlich ein Durchbruch.“
„Ich würde den Tag nicht vor dem Abend loben“, mahnte Sinna mit erhobenem Zeigefinger. „Ihr solltet genauso wie ich wissen, dass an einem Tag beinahe alles zerstört werden kann.“
Auch auf Sinna hatte die Death Watch einen Anschlag verübt. Dabei war er selbst zwar nur leicht verletzt worden, sein Sohn dagegen hatte lange im Koma gelegen. Und auch, wenn er inzwischen aufgewacht war, war sein Zustand weiterhin ungewiss. Vorsichtig erkundigte Aman sich nach dessen Befinden.
„Es geht ihm langsam besser. Allerdings wird er vermutlich nie wieder richtig laufen können. Ich sehe, Ihr versteht, was ich meine.“ Mitgefühl schwang in Sinnas Stimme mit und Aman versteifte sich unwillkürlich. Er hasste es, wenn die Leute ihn wie ein rohes Ei behandelten, weil seiner Familie so viel Unheil geschehen war. Natürlich litt er, aber noch mehr störte ihn die Tatsache, dass niemand mehr so wie vorher mit ihm sprach. Schnell wechselte er das Thema.
„Ich habe jetzt direkt im Anschluss an die Sitzung einen Termin mit Mr. Bralor. Ich hoffe, ihn endgültig auf unsere Seite ziehen zu können. Ihr könntet mich begleiten?“
Sinna schüttelte den Kopf. „Nein, Aman. Ich wünsche mit genauso viel wie Ihr, dass die Reformen durchgesetzt werden, aber ich halte nicht viel von solch privaten Überredungsbesuchen, das wisst Ihr doch. Das ist Eure Spezialität“, fügte er schmunzelnd hinzu und Aman nickte.
„Ich werde Euch wissen lassen, wie es gelaufen ist.“
Als sie aus dem Gebäude hinaus traten, empfing sie die Kälte. Die beiden Männer verabschiedeten sich schnell und eilten dann in entgegengesetzte Richtungen davon. Er würde nun dem Unentschlossenen einen Besuch abstatten.

In Bralors Vorzimmer empfing ihn einer seiner Mitarbeiter. Armatan war der Name des engagierten jungen Mannes und er war im Laufe der Debatte immer mehr zur Geheimwaffe Amans geworden, zumindest, was die Überzeugung von Bralor anging. Sein Mitarbeiter war nämlich halb so skeptisch wie er und befürwortete die Reformen.
„Ah, Mr. Kryze, schön Euch zu sehen.“
„Ich freue mich ebenfalls, Euch zu sehen, Armatan“, erwiderte Kryze und schüttelte ihm herzlich die Hand.
„Falls Ihr zu Mr. Bralor wollt, müsst Ihr Euch noch eine Weile gedulden. Er ist noch nicht wieder zurück.“
„Tja, eigentlich hatte ich einen Termin bei ihm“, gestand Aman. „Aber dann werde ich wohl oder übel warten müssen.“
Armatan legte das Pad zur Seite, mit dem er gerade gearbeitet hatte und folgte Aman zu der kleinen Warteecke des Vorzimmers. Er ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder und sah ihn fragend an. „Wie ist die Stimmung unter den Clanführern?“, wollte er wissen. „Werden sie Euren Reformen zustimmen?“
„Es sieht recht gut aus“, antwortete Aman vage. „Ich habe vorhin Bali Sinna die gleiche Frage gestellt und er hat Recht. Wir müssen uns jetzt gedulden und die Abstimmung abwarten.“
„Nennt es jugendlichen Optimismus, aber ich bin sicher, dass sie positiv für uns ausfallen wird. Und dann wird alles besser werden. Der Bürgerkrieg wird endlich beendet sein und zwar ohne die Frage nach einem Sieger.“
Der Ältere musste schmunzeln. „Das, mein Freund, nenne ich Übereifer, aber ich hoffe, dass Ihr recht behalten werdet.“
Bevor er noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und Errek Bralor trat ein, ein schlanker Mann um die sechzig Jahre alt mit runden Gesichtszügen und grauen Strähnen im dunklen Haar. Als er seinem Besuch gewahr wurde, setzte er ein professionelles, aber misstrauisches Lächeln auf und begrüßte Armatan mit einem Nicken.
„Mr. Kryze, ich kann mir denken, weswegen Ihr noch vor der Abstimmung einen Termin bei mir wolltet.“ Er seufzte. „Wenn Ihr mir in mein Büro folgen wollt.“
Bralors Büro wurde von Sonnenlicht durchflutet, als er die Verdunkelung an den Fenstern entfernte. Es waren die ersten warmen Strahlen seit Choyelles Tod, stellte Aman unweigerlich fest. Vielleicht hatte Mandalore beschlossen, dass es lange genug Trauer getragen hatte, überlegte er. Sanft fiel das Licht auf seine Haut und er spürte, wie ihm warm wurde, als würde in seinem Innern etwas schmelzen, das dort gesessen und seinen ganzen Körper tiefgefroren hatte.
Bralor dagegen nahm sich keine Zeit, die Überraschung zu genießen und kam sofort zur Sache. Mit gewissem Bedauern drehte sich Aman zu ihm um, doch dann erinnerte er sich wieder daran, warum er hier war.
„Ihr müsst wissen, ich bin noch immer skeptisch“, begann Bralor. „Aber ich habe beschlossen, Euch zumindest noch ein letztes Mal zuzuhören.“
„Das weiß ich zu schätzen und es freut mich zu hören“, erwiderte Aman ehrlich. „Ich versuche nur, die Clanführer wieder zusammen zu bringen, damit sie an einem Strang ziehen und dem Terror ein Ende bereiten.“
„Habt Ihr einmal daran gedacht, dass Ihr genau das Gegenteil erreichen könntet? Ihr treibt unweigerlich einen Keil zwischen uns, die Lager werden sich wieder spalten, so wie sie es zu Zeiten von Jaster Mereel taten.“
„Wenn wir eine Mehrheit erzielen, wird selbst Vizsla erkennen, dass unser Weg der ist, den sich auch das Volk wünscht.“
„Und wenn er wieder aggressiv wird? Der Mann ist unberechenbar und mittlerweile kämpft die Death Watch schon seit 20 Jahren gegen die wahren Mandalorianer und ihre Vorstellungen von Politik. Glaubt ihr wirklich, dass sie eine alte Gewohnheit einfach so aufgeben werden? Denkt nur daran, was vor einigen Wochen geschah.“
Niemand von beiden musste aussprechen, dass, nachdem sie unverändert weiter daran gearbeitet hatten, die Reformen durchzusetzen, wieder Drohungen eingegangen waren. Und diesmal hatte zumindest Aman akute Morddrohungen gegen sich selbst erhalten, die er trotz besseren Wissens einfach ignorierte. Satine schien in Sicherheit zu sein, zumindest war über sie in der Nachricht der Death Watch kein Wort verloren worden.
„Das was passiert ist, gilt es in Zukunft zu verhindern“, erwiderte Aman schärfer als beabsichtigt. „Und ich glaube fest daran, dass der von mir und einigen anderen eingeschlagene Weg der richtige ist.“
„Vielleicht ist er das. Die Risiken, die Ihr damit eingeht, muss ich Euch nicht erklären. Bitte versteht, dass ich nur schwer bereit dazu bin, sie ebenfalls einzugehen.“
„Ich kann Euch nicht zwingen. Aber ich kann Euch die Hoffnung auf Frieden geben und darauf, dass Ihr solche Risiken nie wieder eingehen müsst.“
Eindringlich sah Aman seinem Gegenüber in die trüben, braunen Augen. Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn. „Ihr könnt mit meiner Stimme rechnen, Mr. Kryze“, sagte er dann und Amans Gesicht hellte sich auf. „Ich verspreche Euch, das ist die richtige Entscheidung.“
„Niemand kann mir das Versprechen“, entgegnete Bralor. „Ich kann es nur hoffen.“
„Dann sorgt dafür, dass Ihr diese Hoffnung nicht verliert.“
Plötzlich begann etwas im Raum zu klicken. Ein böses, mechanisches Geräusch, das nichts als Unheil verkündete. Schrecken breitete sich auf Bralors Gesicht aus und der Politiker wich ängstlich zurück, bis er an die Wand hinter seinem Schreibtisch stieß.
„Kryze!“, entfuhr es ihm warnend, als Aman die Hand in die Tasche hatte gleiten lassen und ein winziges Objekt herausholte, von dem ganz klar das Klicken ausging. Jemand hatte ihm anscheinend eine Zeitbombe in die Tasche geschmuggelt und nun per Fernzünder aktiviert, so weit kam selbst er als Laie. Und er konnte sich genau vorstellen, warum es eine Zeitbombe war. Der Attentäter wollte, dass Aman in seinen letzten Sekunden wusste, was geschehen würde. Wie viel Zeit würde ihm bleiben? Panisch spielte er mit dem Gedanken, das kleine Gerät einfach aus dem Fenster zu werfen, doch dort, vor dem Haupteingang zum Regierungsgebäude, tummelten sich jede Menge Menschen, also verwarf er die Idee wieder.
„Los, schmeißt es weg, Kryze! Oder raus aus meinem Büro!“, erklärte Bralor panisch und Amans Gedanken rasten. Draußen auf dem Flur war auch jede Menge los – die anderen Clanführer, deren Mitarbeiter, Reinigungskräfte und dergleichen – und er war sich sicher, dass er es nicht bis zu einem menschenleeren Bereich schaffen würde. Bevor ihm klar wurde, dass er keine andere Wahl hatte, als stehen zu bleiben und zu warten, dass die Bombe explodierte, um möglichst viele Menschen zu verschonen, da spürte er schon ein Zucken in seiner Hand. Das Klicken stoppte abrupt und das letzte, was Aman sah, war der Lichtblitz, der der gewaltigen Explosion und dem Ohrenbetäubenden Krach voranging.


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