Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

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Das Lager der Death Watch lag ruhig da, die Nacht hatte sich über die flachen Bauten gesenkt und außer ein paar Patrouillen schliefen die meisten. Auch Bo-Katan war nach einem anstrengenden Tag erschöpft ins Reich der Träume gewandert. Sie und andere junge Männer und Frauen, die sich der Death Watch zwar angeschlossen hatten, aber über keine bis wenig Kampferfahrung verfügten, wurden im Lager ausgebildet. Man konnte nicht sagen, dass die Death Watch sich nicht gut um ihren Nachwuchs kümmerte, allerdings war das Training hart und ihre Ausbilder wenig geduldig.
So brauchte sie eine ganze Weile, um richtig wach zu werden, als in ihrem Quartier plötzlich das Licht anging.
„Ketha!“, knurrte sie, den Kopf unter ihrem Kissen vergraben, sodass nur noch wirre rote Haarspitzen darunter hervorlugten. Aber ihre Zimmergenossin antwortete nicht, ganz im Gegenteil. Sie schien das Licht kein bisschen zu stören und leises Schnarchen drang dumpf an Bos Ohren.
„Wach auf!“, zischte eine Stimme und die dazugehörige Person versuchte, ihr das Kissen vom Gesicht zu reißen, welches sie mit allen Mitteln zu verteidigen versuchte. „Spike, was machst du hier?“, fragte sie gleichzeitig, als sie die Stimme erkannte.
„Du steckst in Schwierigkeiten, Bo! Jetzt komm schon, steh auf!“
„Schwierigkeiten?“ Immerhin ihr Interesse war nun geweckt und sie blinzelte in das helle Licht, als Spike ihr das Kissen endgültig entrissen hatte.
„Allerdings.“ Er horchte nach draußen auf den Gang. „Sie sind schon unterwegs. Ich wollte dich nur warnen, damit sie dich nicht wach prügeln.“
Jetzt war Bo vollständig wach. Auch sie vernahm das Geräusch von schweren Stiefeln auf kaltem Boden. Und dermaßen schwere Schritte waren in diesem Gebäudetrakt kein gutes Zeichen.
„Los, Spike, geh schon!“, flüsterte sie. „Sonst glauben sie noch, du steckst auch mit drin, was auch immer es ist, was sie glauben.“
Der junge Mann hastete zur Tür, überlegte es sich dann aber anders, schaltete das Licht aus und war in wenigen Sekunden unter ihrem Bett verschwunden. „Zu spät. Halt die Ohren steif, Bo!“
Wenig später ging das Licht wieder an und Bo tat in bester Schauspielkunst so, als sei sie gerade davon aufgewacht. Verwirrt sah sie die beiden Mando-Krieger in voller Rüstung an, die vor ihrem Bett standen. Die zwei sagten kein Wort, machten ihr aber unmissverständlich klar, dass sie ihnen zu folgen hatte. Sie ließen noch zu, dass sie sich ein paar Schuhe überstreifte, eine Jacke jedoch durfte sie nicht mehr mitnehmen, bevor einer der beiden sie unsanft am Oberarm packte und mit sich schleifte. Hilflos sah sie zurück zu ihrem Bett, wo Spikes Locken hervorlugten. Die Krieger machten sich sogar die Mühe, das Licht auszuschalten und die Tür wieder zu schließen.
Als Bo nach draußen geschleift wurde, nahm sie ihren Mut zusammen und fragte, was eigentlich los sei, doch sie erhielt keine Antwort.

Sie ahnte bereits, dass ihr Schlimmes bevorstand, als die beiden sie auf die Kommandozentrale zu zerrten, in der auch zu dieser späten Stunde noch Licht brannte. Dort hatte sie eigentlich nichts zu suchen, trotzdem erkannte sie die Räume wieder, schließlich war sie vor einigen Wochen dort eingestiegen. Sie hatte sich für gar nicht mal ungeschickt gehalten, aber anscheinend war sie nicht gut genug gewesen. Spätestens, als sie in Vizslas Heiligtum dem Anführer der Death Watch gegenüberstand, sank ihr Mut ins bodenlose. Er sah nicht gerade erfreut aus.
Die beiden Krieger ließen sie los und verschwanden unauffällig. Bo selbst schlang die Arme um ihren zierlichen Körper, da durch ein angelehntes Fenster die kalte Nachtluft eindrang und sie frösteln ließ.
Ohne ein Wort zu sagen trat Vizsla auf sie zu. Er hatte den Helm abgenommen und langes schwarzes Haar hing ihm wild ins kantige Gesicht. Mit kleinen, dunklen Augen musterte er sie.
„Bo-Katan Kryze!“
Sie zuckte unwillkürlich zusammen und ärgerte sich sofort maßlos über sich selbst. Was war sie doch für ein Angsthase!
„Du hast dich uns freiwillig angeschlossen“, begann er und fing gleichzeitig damit an, in engen Kreisen um sie herumzulaufen. Vorsichtig folgte sie ihm mit ihrem Blick, soweit es ihr möglich war. Sie fühlte sich in gewisser Weise vor der anwesenden Führung entblößt und kam sich peinlich und klein vor.
„Und bis vor ein paar Wochen hast du dich gar nicht mal schlecht entwickelt. In dir steckt Potential.“
Er blieb vor ihr stehen und klemmte ihr Kinn in seiner Hand fest. „Und dann machst du solche Dummheiten.“
Kalt stach sein Blick in ihre Augen und sie konnte nicht anders, als ihm auszuweichen. Sie zog es vor, ihm nicht zu antworten, da sie sich nicht rechtfertigen wollte und nicht sicher war, ob sie einen einigermaßen festen Ton in dieser Situation zustande brachte. Man hatte ihre kleine Spionageaktion also doch bemerkt. Und sie Tölpel war naiv genug gewesen zu glauben, sie wäre nicht entdeckt worden.
„Mit deiner Besessenheit hast du um ein Haar die gesamte Death Watch verraten. Wäre dir jemand gefolgt, wären diese Jedi dir gefolgt, die eindeutig nicht auf unserer Seite stehen, könnten wir jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten stecken! Und nicht nur das. Du warst dumm genug Chaffery zu verraten. Er ist von dem Padawan-Schüler überwältigt worden – gut ich gebe zu, das ist weniger deine Schuld, sondern seiner Inkompetenz zuzuordnen – und wir haben ganze zwei Wochen gebraucht, bis wir wieder Satines Spur aufnehmen konnten!“
Bei der Erwähnung ihrer Schwester zuckte sie wieder zusammen. Sie hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, Satine aufzuspüren. Wozu hatte sie denn die beiden Jedi? Nur zwei Wochen hatte sie Ruhe vor Death Watch Kriegern gehabt. Insgeheim hatte Bo gehofft, ihr so eine endgültige Fluchtmöglichkeit zu verschaffen. Und wieder hatte sie sich geirrt.
Vizsla ließ nun ihr Kinn los und sah sie schief an. „Ich muss wissen, auf welcher Seite du stehst, das verstehst du doch?“
Zum ersten Mal beteiligte sie sich an dem Gespräch und nickte verbissen.
„Deine ganze Familie arbeitet gegen mich. Wie kann ich also sicher sein, dass du nicht ihre kleine Spionin bist?“
„Das bin ich nicht!“, antwortete Bo intuitiv und sogar mit einigermaßen fester Stimme. Vizslas interessiertes Gesicht ließ sie weiter reden. „Ich habe mich freiwillig der Death Watch angeschlossen, weil ich fest an die Werte glaube, die sie verkörpert. Ich will, genau wie Ihr, ein Mandalore, das einem nicht die traditionelle mandalorianische Lebensweise verbieten will. Mandalore ist weich geworden durch die Sichtweise, die unter anderem mein Vater verkörpert. Ich weiß, dass das ein guter Grund ist, mich als Spionin anzusehen, aber ich kann Euch versichern, dass ich das nicht bin. Ich habe mich von meiner Familie losgesagt. Das war ein großes Opfer für eine Mandalorianerin und sollte Euch zeigen, dass ich ganz und gar Euch gehöre.“
Vizsla nickte und Bo meinte, eine gewisse Anerkennung in seinem Blick zu sehen.
„Nicht schlecht gesprochen, Kind. Trotzdem bist du vor einigen Wochen in die Kommandozentrale eingebrochen, um Informationen über den Aufenthaltsort deiner Schwester zu bekommen.“
Entschlossen, jetzt nicht klein beizugeben, entschied Bo, ihm die Wahrheit zu sagen. „Seine Familie zu beschützen ist eine der fundamentalen Regeln der mandalorianischen Kultur. Das war mein einziges Ziel.“
„Nun, du siehst ein, dass das ein fundamentaler Fehler war, den du begangen hast“, erklärte Vizsla unbeeindruckt. Zerknirscht sah sie zu Boden.
„Aber“, fuhr er fort. „ich werde etwas tun, was ich normalerweise nicht tun würde. Ich gebe dir genau eine Chance, den Fehler wieder gut zu machen.“
Erstaunt sah Bo auf. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie hatte eher gedacht, dass er sie einsperren lassen, oder womöglich sogar exekutieren würde.
„Leider scheint dein Vater die Warnung nicht verstanden zu haben. Ich habe deshalb beschlossen, ihm eine weitere zu schicken. Ein Anschlag auf deine Schwester sollte jeden seiner Zweifel, dass wir es ernst meinen aus dem Weg räumen. Du wirst diesen Anschlag ausführen. Töte sie und ich glaube dir, dass du kein Spion bist.“
Blankes Entsetzten breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ohne, dass sie es verhindern konnte. Sie hatte mit allem gerechnet, aber dass sie ihre Schwester töten sollte, das ging definitiv zu weit. Sie hatte sich geschworen, ihre Familie zu beschützen, trotz ihres Überlaufes und jetzt wollte Vizsla sie zwingen, auch diesen Schwur zu brechen. Doch bevor sie lange darüber nachdenken konnte, kam die Antwort schon über ihre Lippen und Bo war erstaunt über ihren eigenen Mut, als sie ein klares, festes „Nein!“ zustande brachte.
Vizslas Augenbrauen zogen sich missmutig zusammen und er fixierte sie mit eisigem Blick. „Nein?“
Bo schluckte. „Sie ist immer noch Teil meiner Familie, auch, wenn wir nicht mehr derselben Meinung sind. Ein Mandalorianer muss seine Familie beschützen so gut er kann. Das ist doch einer der Werte, für die die Death Watch kämpft!“
Nun zuckte Vizsla mit den Schultern und wandte sich ab. „Wie du willst. Dir ist doch klar, dass diese Aufgabe nun jemand anders übernimmt. Aber du hast es so gewollt.“
Gerade als Bo fragen wollte, was nun mit ihr geschehen würde, fiel ihr Blick auf das Gesicht ihres Vaters. Einer der vielen Holoschirme zeigte ihn; mit neutralem Ausdruck starrte er aus unbeweglichen Augen auf sie herab. Er war umgeben von einigen weiteren Gesichtern, die Bo sogar teilweise kannte. Politiker, mächtige Firmeninhaber und andere zierten den Holoschirm. Einige waren besonders gekennzeichnet, mit einem Zeichen, welches sie als wichtig darstellte oder mit einem Kreuz. Bo wusste, dass hier die Anschlagsziele der Death Watch aufgelistet waren, aber da sie ihre Schwester nicht entdecken konnte, konnten es unmöglich alle sein. Was sie jedoch am meisten schockierte war, dass das Gesicht ihres Vaters bereits mit einem Kreuz versehen war.
Vizsla war ihrem Blick gefolgt und lächelte süffisant bei ihrem Anblick.
Bo, die nicht glauben konnte, was sie dort sah, fuhr Vizsla entgegen aller Vorsicht an. „Ihr habt meinen Vater bereits getötet?! Und dann wollt Ihr mir auch noch den Auftrag geben, meine Schwester zu töten, um meinen Vater zu Vernunft zu bringen? Ein grauenvoller Sadist, das seid Ihr Vizsla und mehr nicht!“
Langsam füllten sich ihre Augen mit Tränen. Unbeeindruckt beugte Vizsla sich zu ihr hinunter und begegnete beinahe zärtlich ihrem wutverzerrten Blick. „Die Welt ist schlecht, Kleine. Das musstest du nun in deiner kindlichen Naivität erfahren. Du hast nun zwei Möglichkeiten. Entweder, du verkriechst dich heulend in einer Ecke, oder du akzeptierst, dass es geschehen ist und stehst wieder auf, um diese schlechte Welt zu verbessern. Dein Vater ist Schuld am Tod deiner Mutter und ebenso an seinem Tod. Er war bereits seit langem ein Dar'Manda. Einer derjenigen, die auch du mit Überzeugung bekämpfst. Wir haben nur getan, was getan werden musste um den Idealen ein Stück näher zu kommen, an die du glaubst.“
„Lass mich in Ruhe, du Scheusal! Lass mich gehen und ich werde dich bekämpfen, bis an mein Lebensende!“, schrie Bo ihm ins Gesicht, doch er wandte sich nur schulterzuckend ab und gab zwei Kriegern einen Wink. „Sperrt sie ein!“, befahl er und unter wutentbrannten Flüchen wurde Bo weggezerrt. Diesmal wehrte sie sich, so gut sie konnte, aber sie wusste, sie hatte nicht den Hauch einer Chance.
Als das Mädchen endlich aus seiner Hörweite war, sprach einer der Krieger, die das Geschehen verfolgt hatten, Vizsla an. „Meint Ihr, dass es klug war, sie nicht gleich auf der Stelle zu töten? Ich habe gleich gesagt, als sie freiwillig zu uns kam, dass sie uns wegen ihrer Familie noch Probleme bereiten wird.“
„Die Kleine hat nichts Verwerfliches getan“, widersprach Vizsla zum Erstaunen aller Anwesenden. „Sie hat lediglich versucht, ihre Familie zu beschützen und sie hat recht, wenn sie an die mandalorianischen Tugenden erinnert. Sie hat zwar nicht über ihre Handlungen nachgedacht und damit die Death Watch gefährdet, doch ihre Motive waren rein. Sie verdient eine harte Strafe, jedoch nicht den Tod.“
„Glaubt Ihr denn, dass sie für uns kämpfen wird, wo wir für den Tod ihrer gesamten Familie verantwortlich sind?“
Vizsla nickte. „Da bin ich mir sicher. Sie verfolgt zwar stark ihre eigenen Ziele, jedoch hat sie das Glück, dass diese gut mit den unseren zusammenpassen. Sie wird lernen, sich anzupassen. Und wenn nicht, haben wir immer noch die Möglichkeit, sie zu töten.“
„Was ist mit ihrem Freund, diesem Jungen?“
„Der Junge ist ein Mitläufer und obendrein viel zu blöd, um als Spion tätig zu sein. Habt ein Auge auf ihn, aber lasst ihn in Ruhe. Früher oder später wird er sowieso als Blasterfutter enden. Aber jetzt gibt es wichtigeres.“
Er deutete auf drei anwesende Krieger. „Ihr werdet euch der jungen Herzogin annehmen. Ich will diesen ganzen Clan endlich unter meiner Kontrolle haben!“


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