Mandalores Schicksal von Oriane

Mandalores Schicksal von Oriane

[Reviews - 0]   Drucker Kapitel oder Geschichte Inhaltsverzeichnis

- Schriftgröße +
Die junge Herzogin zog alle Blicke auf sich, als sie den steinernen Saal betrat. Eindrucksvoll reihten sich die zwölf Sitze der Clanführer vor ihr auf, in der Mitte der etwas prächtigere Stuhl des Mand'alors. Ausnahmslos jeder war anwesend und beobachtete Satine, wie sie versuchte, so schnell wie möglich den leeren Platz Amas zu erreichen, ohne dabei hektisch zu wirken. Sie wollte es sich selbst nicht eingestehen, doch das Herz klopfte ihr bis zum Hals. Bemüht, entschlossen zu wirken, fixierte sie Bali Sinna, damit ihre Augen nicht unruhig hin und her huschten, doch die Sorgenfalten und der Zweifel, den sie in dem gebeutelten Gesicht entdeckte, als sie näher kam, wirkten nicht gerade beruhigend. Sie nickte dem Mand'alor zu, bevor sie sich setzte, dann eröffnete er die Sitzung und erteilte Mara Syhke das Wort. Die großgewachsene, schlanke Frau neben Satine erhob sich und begab sich mit sicheren Schritten nach vorn.
„Wie allgemein bekannt ist, steht heute die Abstimmung über den ausgearbeiteten Angriffsplan an. Die Details sollten jedem bekannt sein. Da wir jedoch unerwarteten Zuwachs bekommen haben“ - sie nickte Satine zu - „werde ich die Einzelheiten für alle noch einmal grob zusammenfassen.“
Satines Gedanken rasten. Ein Angriffsplan? Wann war dieser leichtsinnige Gedanke aufgekommen und warum hatte sie davon nicht erfahren? Unwillkürlich huschte ihr Blick zu Bali Sinna, der ihn entschuldigend erwiderte. Nach der Sitzung würde sie ein Wörtchen mit ihm reden müssen.
„Grob gesagt sieht der Plan so aus, dass wir ihre Basis auf dem Mond Concordia angreifen werden. Die Death Watch versteckt sich dort, fördert gleichzeitig Rohstoffe und zerstört die uralten Wälder des Mondes. Es liegen Informationen aus einer Quelle vor, die ich aufgrund zweifelhafter Loyalität einiger Mitglieder dieses Gremiums lieber ungenannt lassen werde, die uns die Möglichkeit geben, die Death Watch im Herzen zu treffen. Die Feinheiten des Plans werden einsehbar, wenn ihm zugestimmt wurde.“
Nein, nein, nein!, ratterte es in Satines Kopf, die freche Anschuldigung der Wahren Mandalorianerin ignorierend und nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Ein Angriff war der falsche Weg. Alarmiert sah sie sich bei den anderen Clanführern um. Die Riege um Pre Vizsla saß wie versteinert auf ihren Plätzen, was ihre Sorge nur noch anfeuerte. Anscheinend hielt er sich für machtlos gegenüber den anderen, die mehr oder weniger zustimmend nickten. Sie hatten sich wohl von den Anschlägen und Mara Syhkes glühenden Worten mitreißen lassen, jetzt, wo Bali Sinna mehr und mehr Einfluss verlor und eigentlich nur noch für das Eröffnen und Schließen der Sitzungen zuständig war.
„Gibt es irgendwelche Einwände?“, fragte der Mand'alor in die Runde und beinahe hätte Satine in ihrem Entsetzten ihre Chance verpasst. Mit nervös rasendem Herzen stand sie auf und trat einige Schritte vor die Reihe der Clanführer. Wieder lagen alle Augen auf ihr, die meisten mit abfälliger Neugier darüber, was die kleine Kryze-Göre wohl zu sagen hatte.
Sie sammelte sich, versuchte die richtigen Worte zu finden, während all die Augen ihr klarmachten, dass es wirklich zählte, was sie sagte, wenn sie es gut machte.
„Ich erkenne, dass ein Angriff in diesem Moment Euch allen die einzig vernünftige Reaktion zu sein scheint“, begann sie. „Viele von uns haben in den Anschlägen der Death Watch geliebte Familienmitglieder und Freunde verloren, da ist es nur natürlich, dass Rachegedanken aufkommen. Nun habe ich den Vorteil, dass ich von außerhalb komme. Meine Sichtweise auf die Dinge ist vielleicht etwas klarer als Eure, ohne dabei anmaßend klingen zu wollen. Meine ganze Familie ist der Death Watch zum Opfer gefallen, ich selbst war lange auf der Flucht vor ihr, um mein Leben zu schützen. Nun bin ich zurückgekehrt, um den Platz meines Vaters einzunehmen, der, wie Ihr alle wisst, nichts von Krieg und Gewalt hielt. Er versuchte immer, eine friedliche Lösung zu finden. Und auch, wenn ich Eure Reaktion verstehen kann, so werde ich doch nicht das zerstören, wofür mein Vater so lange gekämpft hat.
Natürlich, mein Wort in dieser Halle ist neu und mag unerfahren klingen, aber was genau haben wir der Death Watch in einem erneuten Bürgerkrieg entgegenzusetzen, der die unweigerliche Folge sein wird, wenn wir wirklich einen Angriff starten? Die wahren Mandalorianer, die sich für uns gegen die Death Watch gestellt haben, sind vernichtet worden.“ Ihr Blick huschte zu Mara Syhke, die die Lippen zusammenkniff, jedoch keine Anstalten machte, etwas zu erwidern. Vielleicht wollte sie das Ende der Rede abwarten, bevor sie Satine mit vernichtenden Worten schlug.
„Wer wird also für uns kämpfen? Ein erneuter Bürgerkrieg würde den Sieg der Death Watch bedeuten – den erneuten Sieg und der Teufelskreis würde sich wiederholen. Die Leute auf den Straßen, eure Clans, sie sind des Sterbens müde. Alles, was sie sich wünschen, ist Frieden und den werden wir mit einem unüberlegten Angriff nicht erreichen.
So merkwürdig das klingen mag, aber auch das Ziel der Death Watch ist Frieden. Frieden in ihrer eigenen Definition. Ich weiß, dass sie sich in ihrer Lebensweise seit Jaster Mereel unterdrückt fühlen, was der Grund für den Bürgerkrieg vor vielen Jahren gewesen ist. Mandalore hat sich weiterentwickelt. Es ist von seiner kriegerischen Vergangenheit abgerückt, aber wann haben wir uns dazu entschieden, Minderheiten zu unterdrücken, die anders sind als wir? Letztlich sind wir schuld, dass es noch keinen Frieden gibt, aber wenn ich von einem überzeugt bin, dann davon, dass die Chance besteht, mit der Death Watch zu verhandeln. Es besteht die Chance auf Frieden, wir müssen sie nur ergreifen – und dürfen keinen Fehler begehen. Dieser Angriffsplan, den Ihr vorlegt, wäre ein großer Fehler.“
Als sie geendet hatte, war es totenstill im Saal. Das Schweigen hallte von den dicken Mauern wider und Satine erwartete beinahe, dass die älteren Clanführer in Lachen über sie ausbrachen. Doch nichts dergleichen geschah. Sie schienen in Schockstarre versunken zu sein, allen voran Bali Sinna, der nicht einmal dazu in der Lage war, Lar Derah das Wort zu erteilen, die sich als erste der elf wieder bewegen konnte. Langsam stand sie auf und gesellte sich zu Satine vor die Reihe der Clanführer.
„Eine beeindruckende Rede, wirklich“, begann sie, doch Satine ließ nicht zu, dass es sie mit Stolz erfüllte. Das Ziel war noch nicht erreicht. „Aber mit Verlaub, Ihr seid beinahe noch ein Kind. Glaubt ihr wirklich, dass Ihr die Dinge nicht aus einem beschönigenden, allzu optimistischen Blickwinkel seht? Die Death Watch terrorisiert Mandalore seit Jaster Mereel. Ihr sagt, sie fühlt sich von uns unterdrückt. Worauf stützt sich diese Annahme?“
Alles in Satine sträubte sich, die Antwort zu geben, die sie auf die Frage für richtig hielt. Sie könnte das rare Vertrauen, das die Clanführer ihr entgegenbrachten, mit einem Schlag zerstören und doch mussten sie es wissen, wenn die Herzogin sich nicht als rückhaltlos darstellen wollte.
„Meine Schwester ist zur Death Watch übergelaufen“, sagte sie laut und deutlich. „Ich habe also einen sehr klaren Blick auf ihre Ansichten. Sie liebt ihre Familie, dessen bin ich mir sicher, trotzdem hat sie sich entschieden, ihr den Rücken zu kehren. Während ich Zeuge dieses Prozesses wurde, ist mir einiges klargeworden.“
Es stimmte nicht ganz, dass sie wirklich Zeuge von Bo-Katans Abnabelung gewesen war, aber immerhin hatte ihre Schwester sie nach dem Tod ihrer Mutter aufgesucht.
„Wenn Eure Schwester bei der Death Watch ist, wie können wir Euch ein Wort glauben, von dem was Ihr sagt. Wahrscheinlich steht Ihr insgeheim auf ihrer Seite“, kam es von Mara Syhke, die noch immer vor den Clanführern stand und ihren Angriffsplan verteidigen wollte.
„Ich spreche mit den Worten meines Vaters zu euch und will Frieden mit der Death Watch schließen“, fuhr Satine sie an. „Wie würde das zusammenpassen, wenn ich zu ihr gehören würde?“
„Oh, da fallen mir einige Aspekte ein. Ihr wollt uns den Angriff auf die Death Watch ausreden, wollt stattdessen Friedensgespräche führen, die vermutlich damit enden werden, dass diesen Terroristen auch offiziell Macht zugesprochen wird. Dann wäre ihr Ziel erreicht – ebenso Euer Ziel.“
Genau das hatte Satine befürchtet. Mit ihrer Rede hatte sie in Mara Syhkes Kopf das Gegenteil von dem erreicht, was sie eigentlich vorgehabt hatte. Jetzt musste sie sich etwas gutes einfallen lassen, um nicht durch die Maschen zu fallen und die Chance, die man ihr gegeben hatte, zu verspielen.
„Die Death Watch hat meine gesamte Familie auf dem Gewissen. Erst meine Schwester, dann meine Mutter und schlussendlich meinen Vater. Glaubt Ihr wirklich, dass ich jemals zu ihr überlaufen könnte mit dem Wissen, dass sie mir alles genommen haben, was ich liebe und wofür ich lebte?“
„Sie gehört nicht zur Death Watch!“ Die kräftige Stimme von Almec hallte durch die leise flüsternden Diskussionen, die durch die Halle schlichen. Noch immer schien der Mand'alor machtlos.
„Herzogin Satine Kryze hat den rechtmäßigen Platz ihres Vaters in unserer Halle eingenommen und erst jetzt, erkenne ich, wie sehr Kryzes mahnende Worte hier gefehlt haben. Wir sind unausstehlich paranoid geworden. Unsere Angst hat uns vergessen lassen, dass wir die Herrscher von Mandalore sind, nicht die Death Watch. Wenn wir beginnen, sie militärisch zu bekämpfen, wird sie nichts als Gelächter für uns übrig haben Unsere Angst hat unser Verhalten kindisch werden lassen. Jetzt, wo wir das erkannt haben, lasst uns wieder erwachsen werden und vernünftig an die Sache herangehen. Auch, wenn es unwahrscheinlich scheint – vielleicht ist die Death Watch wirklich bereit, zu reden.“
„Ihr alle scheint Eure Meinung aufgrund der Rede unseres Nachwuchses sehr schnell zu ändern“, begann Sitain, der dem Lager von Pre Vizsla recht nahe stand. „Aber ich muss zugeben, dass sie mit einem Recht hat. Mein Clan ist das Sterben leid. Es ist möglich, dass wir vernünftig werden sollten und dass ab jetzt Worte, statt Taten angebracht sind.“
Erleichtert ließ Satine die Luft aus ihren Lungen entweichen, die sie unwillkürlich angehalten hatte, seit Sitain sich von seinem Sitz erhoben hatte.
„Ich denke, wir sollten das tun, weshalb wir heute hier zusammengekommen sind – abstimmen.“ Endlich war der Mand'alor aus seiner Schockstarre erwacht und erhob sich, dass alle anderen veranlasste, sich wieder auf ihre Plätze zu begeben. „Es geht noch immer um den Angriffsplan, den Mara Syhke ausgearbeitet hat. Ich bitte nun jeden, die Hand zu heben, falls er diesem Plan zustimmt.“
Mit Angst im Herzen beobachtete, wie sich außer Mara Syhkes noch andere Hände hoben, zögerlich zwar, aber sie waren da. Arminia Ellick, Lar Derah und schließlich Baran Gedyc. Einen bangen Moment lang sah Satine vor ihrem inneren Auge alle anderen Hände hochschießen, doch es blieb ruhig im Saal.
„Wer stimmt dagegen?“
Langsam aber bestimmt hob Satine die Hand. Bei dieser Abstimmung ging es nicht allein um den Angriffsplan, es ging viel mehr darum, ob Satine als Amans Nachfolger irgendetwas zu sagen hatte, ob sie sich auch in Zukunft durchsetzten konnte und ob die anderen sie respektierte und nicht als dummes Kind abtaten. Noch zögerlicher als vorher hoben die Clanführer die Hände, doch wichtig war nur, dass sie es taten. Ihr selbst folgten Almec und Lao Vevut, dann Sitain, dann Erreck Bralor. Und schließlich hob auch Bali Sinna die Hand. Damit war die Abstimmung bereits entschieden.
„Enthaltungen?“, fragte er der Form halber, aber Vizsla und seine Anhänger machten sich nicht die Mühe, das Protokoll aufrecht zu erhalten.
„Ich danke Euch. Damit ist der Angriffsplan abgelehnt. Ich schließe die Sitzung für heute.“
Wie paralysiert blieb Satine auf ihrem Stuhl sitzen. Das Ergebnis war mehr, als sie für ihre erste Sitzung zu hoffen gewagt hatte, aber anscheinend hatte sie es geschafft, genau die richtigen Worte zu finden. Sie konnte nicht leugnen, dass sie ein wenig stolz auf sich selbst war.
„Herzogin?“ Der junge Führer des Ordo-Clans, Almec, war vor ihr stehengeblieben.
„Ja?“ Sie stand auf und schüttelte ihre Gedanken fürs erste ab.
Ihr Gegenüber lächelte sie anerkennend an. Ob es ein echtes Lächeln war, oder ob er es nur spielte, konnte sie nicht erkennen. „Wir beide sollten uns unterhalten.“
„Was schwebt Euch vor, Almec?“
„Friedensgespräche, Herzogin, sollten gut durchdacht sein.“

Obi-Wan hatte zusammen mit seinem Meister das Schauspiel, das sich im Saal bot, über einen Bildschirm nahe des Haupteingangs zum Saal verfolgt. Dort lag auch das Sicherheitsbüro des steinernen Versammlungssaals, von wo aus jeder ein und Ausgang überwacht wurde. Alle Augen waren auf die Sicherheit der Clanführer gerichtet.
„Ein großer Erfolg“, resümierte Qui-Gon beeindruckt, als das Ergebnis der Abstimmung bekannt gegeben wurde.
„Ja“, murmelte Obi-Wan, doch der junge Jedi war mit seinen Gedanken ganz woanders. Seit ihrem ungeschickten Kuss in Satines Büro waren sie sich gegenseitig aus dem Weg gegangen, hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen. Zusätzlich musste der Padawan jede Minute aufpassen, dass er Qui-Gon nicht seine Gedanken und vor allem seine vielen gegenteiligen Gefühle offenbarte.
„Was beschäftigt dich?“, fragte Qui-Gon leise, aber bestimmt. „Es sieht dir nicht ähnlich, permanent deinen Geist zu verschließen, als hättest du etwas vor mir zu verbergen.“
Natürlich hatte sein Meister es bemerkt. Obi-Wan war von nichts anderem ausgegangen, aber er war trotzdem nicht bereit, ihm die Wahrheit zu sagen. Dazu wusste er selbst noch viel zu wenig über seine widerspenstigen Gefühle.
„Es ist die Herzogin, Meister. Sie wird schwerer zu schützen sein, als je zuvor, jetzt, da sie ins Licht aller Öffentlichkeit gerückt ist.“ Diese Sorge entsprach ganz der Wahrheit. Es war einer der Punkte, die ihn rund um die Uhr beschäftigten, einer der wenigen, die er mit seinem Meister besprechen konnte.
„Wir werden sie auf jeden ihrer Schritte begleiten müssen und sie mehr denn je beschwören, nichts Leichtsinniges zu tun“, antwortete Qui-Gon, den diese Frage ebenfalls beschäftigte. „Allerdings haben wir diesmal einen Trumpf im Ärmel – Rena.“ Der Meister schmunzelte leicht, wollte seinen Schüler aufmuntern. Rena Barakis hatte sich als die einzige Person erwiesen, die Satine mit aller Wortgewalt zurückhalten konnte, was weder er noch Obi-Wan schafften. Aber der Padawan zuckte nicht einmal mit den Mundwinkeln.
„Die Sorgenfalten passen nicht zu dir, Obi-Wan. Wo ist dein Optimismus, dein Glaube an das Gute?“
„Ich denke, die Sorgenfalten werden mich länger begleiten, als ich oder Ihr es für möglich haltet“, antwortete er, doch bevor Qui-Gon ihm widersprechen konnte, öffneten sich die großen Flügeltüren zum steinernen Saal und entließ die Clanführer Mandalors.


Bitte gib den unten angezeigten Sicherheitscode ein:

Feature

Commilitones 1 - Waffenbrüder von Severin Sesachar P16 (Mature)
[Alternative Erzählung zur Ezio-Trilogie] Ein skandalumwitterter Künstler...

New

Commilitones 1 - Waffenbrüder von Severin Sesachar P16 (Mature)
[Alternative Erzählung zur Ezio-Trilogie] Ein skandalumwitterter Künstler...

Random

Niemand ist perfekt von Nadia P6 (General)
In letzter Sekunde erkennt Jack, dass er nicht ohne Tobey sein kann.